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Selbstüberwachung in der Beobachtungsgesellschaft

Michel Foucault konzipiert 'Überwachung' als ein Mittel zur Durchsetzung von Disziplin, wie v.a. staatliche und wirtschaftliche Institutionen Individuen organisieren und planen. Das geschieht mit Hilfe eines umfassenden, möglichst alles erfassenden Beobachtungs-, Registrierungs- und Dressurapparates, der sowohl "von außen" als auch "innerlich" ansetzt und wirkt. Disziplinierende Überwachung gründet auf und mündet in einem Wissenskorpus von den jeweiligen Individuen − eine Kenntnis, welche kontinuierlich aktualisiert wird und mittels derer die Individuen nach Typen sortiert, organisiert und verwaltet werden. Dieses in solchem Sinne individualisierte Wissen hat als Voraussetzung und Konsequenz beständige Beobach-tung. Neben der Praxis der disziplinierenden Überwachung beschreibt Foucault auch eine ethisch-philosophische Selbstkultur, einen "Seelendienst". Die von Foucault in Bezug auf die Selbstkultur aus der Geschichte der Ideen herausgearbeiteten Motive einer "Ethik der Beherrschung", eines 'Besitzes seiner selbst' und einer 'Freude an sich selbst' mögen durchaus auch dazu Anlass geben, in beständiger, übergreifender und dokumentarisch-archivierender Weise sich seiner selbst zuzuwenden und sich material erinnerbar und greifbar zu machen. Doch bringt das Leben in einer Gesellschaft schon bevor sich eine Machtfrage stellt die Notwendigkeit auf den Plan, sich seiner selbst hin und wieder im Hinblick auf die Begegnung mit anderen Akteuren zu vergewissern, sich selbst zu wissen: um sich damit in der Gesellschaft zu verorten und zurechtzufinden, um kommunizieren und handeln zu können. Diese Praxis der Selbstüberwachung steht idealtypischerweise neben Disziplinarüberwachung und Selbstkultur, mit Überschneidungsbereichen. Foucault geht es mit den Praxen der Überwachung und der Selbsterkenntnis um die "Konstitution des Moralsubjektes". Obzwar daran anknüpfend, geht es hier um ein anderes Subjekt, um das handelnde Wissenssubjekt, welches im gesellschaftlichen Alltag seine Existenz meistern muss, das handelt – anstatt um Diskurse, die handeln.

Selbstüberwachung in der Beobachtungsgesellschaft

Urheber*in: Stegmaier, Peter

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Self-surveillance in the observation society
ISBN
978-3-8100-4038-1
Umfang
Seite(n): 6
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet

Erschienen in
Entstaatlichung und soziale Sicherheit : Verhandlungen des 31. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig ; Teil 1

Thema
Soziologie, Anthropologie
Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Wissenssoziologie
Selbstkontrolle
Disziplin
Individualisierung
Beobachtung
Kontrolle
Überwachung
Foucault, M.
Selbstbeobachtung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Stegmaier, Peter
Ereignis
Herstellung
(wer)
Allmendinger, Jutta
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Leske u. Budrich
(wo)
Deutschland, Opladen
(wann)
2003

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-314764
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Stegmaier, Peter
  • Allmendinger, Jutta
  • Leske u. Budrich

Entstanden

  • 2003

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