Bestand
Bauinspektion (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Die Bauinspektion war eine kleinere Verwaltung innerhalb der Standesherrschaft Hohenlohe-Oehringen und bestand aus dem Bauinspektor und dem ihm übergeordneten Baumeister. Als sich Baumeister Haug 1887 zur Ruhe setzte, hörte die Behörde auf zu existieren. Die Baugeschäfte wurden seit dieser Zeit direkt von der Domänenkanzlei abgewickelt. Aufgabe der Behörde war weniger die Errichtung neuer standesherrlicher Gebäude als die Pflege und Instandhaltung bestehender Gebäude. Nötige Bauarbeiten waren zu veranlassen und zu überwachen, bestehende Gebäude waren regelmäßig zu visitieren und ihr Bauzustand zu überprüfen.
Weitere Unterlagen der Behörde finden sich in den Beständen Oe 110 Domänenkanzlei III und Partikulararchiv Öhringen.
Gliederung: Ortsalphabet.
1. Zur Geschichte der Bauinspektion: Die Bauinspektion stellt eine kleinere Verwaltung innerhalb der Standesherrschaft Hohenlohe-Oehringen im 19. Jahrhundert dar. In den übrigen hohenlohischen Standesherrschaften ist eine solche Einrichtung nicht bekannt. Wegen ihrer Einmaligkeit kommt der Bauinspektion in Öhringen eine besondere behördengeschichtliche Bedeutung zu. Die Bauinspektion Öhringen war eine Zwei-Mann-Behörde, die aus einem Bauinspektor und - diesem übergeordnet - einem Bauführer bestand. Die Funktion des Bauführers wurde später im Rahmen einer Besoldungsverbesserung zum "Baumeister" aufgewertet. Zeitweise ist auch ein "Bauaufseher" greifbar. Aber die Zwei-Mann-Besetzung dürfte die größte Zeit vorherrschend gewesen sein. Anfänge der Bauinspektion werden um 1820 greifbar, sie können aber wegen der damals knappen Quellen auch früher liegen. Das Ende als selbständige Einrichtung markiert die zur Ruhe Setzung des Baumeisters Haug 1887. Sein Amt wurde nicht mehr vergeben. Die Führung der "Baugeschäfte" wurde fortan direkt von der Domänenkanzlei wahrgenommen. Aufgabe der Bauinspektion war weniger die Errichtung neuer standesherrlicher Gebäude, ihr Augenmerk hatte vielmehr der Pflege der bestehenden Gebäude der Standesherrschaft Hohenlohe-Oehringen zu gelten. Die genauen Aufgaben gehen aus einer Instruktion des Bauaufsehers Münch von 1844 hervor (Domänenkanzlei, rote Nummern, Nr. 279, jetzt Oe 105 Bü 19). Die Geschäfte der Bauinspektion werden als "Aufsicht über sämtliche herrschaftlichen Gebäude, Güter, Straßen und Brunnen" umrissen. Praktisch bedeutete dies, die nötigen Bauarbeiten anzuordnen und zu überwachen. Über die gemachten Arbeiten war ein Tagebuch und waren Taglohnlisten zu führen. Die Bauinspektion hatte darauf zu achten, daß gute Baumaterialien verwendet wurden. Somit oblag ihr auch die Aufsicht über das Materialien-Magazin in Öhringen. Über die angeschafften Materialien war eine Rechnung zu führen. In regelmäßigen Zeitabständen war ein Sturz über den Magazininhalt zu machen. Auch die Kontrolle über die Materialien in den Keltern gehörte zu den Aufgaben der Bauinspektion. Sie hatte weiterhin alle herrschaftlichen Gebäude zu visitieren und auf ihren Bauzustand zu überprüfen. Eine bauliche Überprüfung war besonders nach schweren Unwettern geboten. Zu den Kontrollaufgaben gehörte weiterhin die Überwachung verpachteter herrschaftlicher Gebäude daraufhin, ob die Pächter ihren baulichen Verpflichtungen nachkamen. Über die Reparaturkosten an Kirchen und Schulen im Bereich der Standesherrschaft war ein eigenes Kostenverzeichnis zu führen. Die Bauinspektion war organisatorisch der Domänenkanzlei Öhringen untergeordnet. Der Dienstsitz der beiden Beschäftigten war im Gebäude der Domänenkanzlei. Urlaubsanträge waren bei der Domänenkanzlei schriftlich zu stellen. Die Akten zeigen, daß die Schriftstücke oft urschriftlich zwischen Domänenkanzlei und Bauinspektion hin und her gingen. Das belegt eine enge Zusammenarbeit. Rekonstruiert man nicht genau den Weg der einzelnen Schreiben in den vorliegenden Akten, wird man ihnen oft vorschnell die Provenienz Domänenkanzlei zuschreiben.
2. Zur Geschichte des Bestandes und seiner Bearbeitung: Die in den vorliegenden Bestand eingeordneten Akten fanden sich unter unverzeichneten Unterlagen des Archivs Öhringen aus der Zeit nach 1806. Ziel der Erschließung dieser Unterlagen ist, dieses bis jetzt unbenutzbare Material durch rasche Erschließung einer Benutzung zuzuführen. Es handelt sich um wichtige Unterlagen zur hohenlohe-oehringischen Standesherrschaft. Gerade Unterlagen zu Gebäuden werden oft nachgefragt. Ziel war es aber nicht, einen kompletten Provenienzbestand herzustellen. Dafür fehlen augenblicklich die Voraussetzungen, will man sich nicht in zeitraubende Erschließungsvorhaben verzetteln. Akten zur "Bauverwaltung" finden sich auch im Bestand "Oe 110 Domänenkanzlei Öhringen III" Fach 137 ff. Stichproben erwecken den Anschein, daß es sich um Akten der Bauinspektion handelt, die erst geschlossen wurden nachdem die Domänenkanzlei die Kompetenz über die Bauverwaltung erlangt hatte, also nach 1887. Es wären demnach Akten, für die die Bauinspektion nur Entstehungsprovenienz war. Es ist nicht auszuschließen, daß sich hierunter auch Akten finden, die schon vorher geschlossen wurden und die tatsächlich reine Provenienz Bauinspektion sind. Es wurde nicht versucht, diese zu ermitteln und aus dem Bestand Domänenkanzlei herauszuziehen. Sie sind bereits erschlossen und im Prinzip benutzbar. Auch im Bestand "Partikulararchiv Öhringen" sind Akten der Bauinspektion zu erwarten. Es wurde nicht versucht, diese zu identifizieren und in den vorliegenden Bestand einzuarbeiten. Die sehr aufwendige provenienzgerechte Umstrukturierung des Partikulararchivs wäre dafür Voraussetzung. Sie ist aber in absehbarer Zeit nicht zu leisten. Die Sammlung von Baurissen enthält mehrere Pläne des Bauinspektors Pabst zu hohenlohe-oehringischen Gebäuden. Sie müssen den Akten der Bauinspektion entnommen worden sein. Auch ihre Übernahme in den vorliegenden Bestand wäre nicht besonders sinnvoll, da die Stücke bereits erschlossen vorliegen. Die im vorliegenden Bestand verwahrten Akten bilden also nur einen Teil der erhaltenen Überlieferung der Bauinspektion. Bei einer Benutzung sind die genannten Bestände ergänzend zu berücksichtigen. Die vorliegenden Akten dürften aber ein Bild über die Arbeitsweise der kleinen Behörde ermöglichen. Die Akten des vorliegenden Bestandes wurden von der Bauinspektion ortsweise angelegt und geführt. Sie können alle Baumaßnahmen eines Ortes behandeln oder aber auf einzelne Gebäude oder Baumaßnahmen bezogen sein ("Einzelfallakte"). Die Titelaufnahmen sind im vorliegenden Findbuch daher nach Ortsalphabet angeordnet. Wenn für einen Ort mehrere (Einzelfall-)Akten vorliegen, werden diese chronologisch gereiht. Der Index, soweit er Orte betrifft, ist vor allem wegen der Ortsbestimmungen wertvoll. Er verweist aber auch auf einzelne Gebäude eines Ortes. Die Unterlagen wurden im Zusammenhang mit der Bearbeitung der noch unerschlossenen Akten des Archivs Öhringen nach 1806 vom Unterzeichnenden in den Jahren 2000 und 2001 verzeichnet und schließlich zu einem Bestand formiert. Dieser erhielt die Bezeichnung "Oe 121 Bauinspektion". Der Bestand umfaßt 55 Büschel in 0,5 lfd. m. Neuenstein, im September 2001 Dr. Schiffer
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Oe 121
- Extent
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55 Bü (0,5 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Öhringen >> Zentrale Verwaltungen nach der Mediatisierung
- Date of creation of holding
-
1819-1890
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
25.02.2022, 8:54 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1819-1890