Bestand

Konsulat Ragusa (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

Behördengeschichte

Konsularbehörden sind diplomatischen Vertretungen nachgeordnete Einrichtungen; ihre gesetzliche Grundlage bildet das Konsularrecht. Zu den spezifischen Aufgaben eines Konsulats gehören die Wahrung und Förderung der jeweiligen wirtschaftlichen Interessen des Entsendestaates in Bezug auf Handel, Verkehr und Schifffahrt sowie der Schutz der eigenen Staatsangehörigen in Form von Unterstützungen und der Ausübung polizeilicher Befugnisse. Dazu kommen verschiedene Einzelaufgaben wie Kontrolle der Schifffahrt, Überprüfung der Seetüchtigkeit und der Ladung sowie die Schlichtung von Streitigkeiten auf Schiffen. Den Konsuln im Dienste Preußens oblag die Führung des Verzeichnisses der in ihrem Einflussbereich wohnenden Angehörigen ihres Staates (Konsularmatrikel). Konsuln bedürfen bei Amtsantritt keines Kreditivs (Beglaubigungsschreiben), sondern nehmen ihre Tätigkeit auf, sobald das Exequatur (Bestätigung) von der Regierung des Empfangsstaats vorliegt.
Ragusa (heute: Dubrovnik) ist eine Küstenstadt an der Adria, die wegen ihrer kulturellen Bedeutung und der jahrhundertelangen politischen Sonderstellung auch als "Perle der Adria" und "Kroatisches Athen" bezeichnet wird. Die Bedeutung der Stadt als Zentrum des Handels mit dem Osmanischen Reich zeigt sich daran, dass sich bereits im 18. Jahrhundert in Dubrovnik über 85 Konsulate befanden.
Seit dem Wiener Kongress 1815 gehörte Ragusa als Teil des Kronlandes Dalmatien zu Österreich. Seit Beginn der 1840er Jahre gab es immer wieder nationalistische Unruhen mit den Bestrebungen, aus Kroatien, Slawonien und Dalmatien ein einheitliches südslawisches Königreich zu schaffen. Seit 1849 war Dalmatien dem Ban von Kroatien untergeordnet. Nach der österreichischen Verfassung von 1867 zählte Dalmatien mit zu den im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern.
Das Konsulat Ragusa unterstand dem Generalkonsulat in Triest, das wiederum dem Preußischen Gesandten in Wien unterstellt war (vgl. Preußischer Staats-Kalender 1855, S. 105). Mit dem aus dem Hessischen stammenden Gutsbesitzer Friedrich August von Lichtenberg (1817-1877) wurde am 23. August 1854 wohl erstmals ein preußischer Vize-Konsul bestellt, der 1858 zum Konsul erhoben wurde (vgl. GStA PK, III. HA MdA, II Nr. 357 und Nr. 358. Zur Person vgl. Johann Siebmacher, Großes Wappenbuch, Band 4, Teil 3: Der Adel des Königreichs Dalmatien, Nürnberg 1873, S. 54). Wegen wiederholter Einfälle der Montenegriner in das Gebiet der Osmanen war es dem Konsul gestattet, im Sommer 1859 in San Giorgio (Giuppana) zu residieren (vgl. GStA PK, I. HA Rep. 81 Ragusa nach 1807, Nr. 1). Freiherr von Lichtenberg amtierte in Ragusa bis zu seinem Tod.
Die Bildung des Norddeutschen Bundes 1866 bzw. des Deutschen Reiches 1871 führte dazu, dass die preußischen konsularischen Beziehungen in die Zuständigkeit des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches übergingen. Damit wurden die preußischen Konsulate in die Dienste des Deutschen Reiches überstellt und die Konsuln zu Reichskonsuln (vgl. Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes 1868, Nr. 34, S. 568. Deutsches Reichsgesetzblatt 1871, Nr. 37, S. 330).

(Vize-) Konsul
1854-1877 Friedrich August von Lichtenberg

Bestandsgeschichte

Der Bestand besteht nur aus 2 Verzeichnungseinheiten, die dem Auswärtigen Amt durch das Konsulat Triest zugestellt wurden. Der Zeitpunkt dieser Zustellung ist nicht bekannt. Das Auswärtige Amt übersandte die Akten am 27. Januar 1940 an das Preußische Geheime Staatsarchiv (Acc. 16/1940). Dort wurden sie von Gottfried Wentz am 8. Februar als I. HA. Rep. 81 Ragusa erschlossen (vgl. GStA PK, I. HA Rep. 178 B, Nr. 109 sowie I. HA Rep. 178 B, Nr. 660, S. 39).
1943 wurde der Bestand als Teil der I. Hauptabteilung, Repositur 81 Gesandtschaften und Konsulate in die Salzbergwerke Staßfurt und Schönebeck ausgelagert (vgl. GStA PK, I. HA Rep. 178 E, Nr. 153: Liste der ausgelagerten Bestände vom 15. November 1943 (Abschrift), S. 4). Nach Kriegsende beschlagnahmten sowjetische Truppen diese Bestände und überführten sie nach Moskau. Am 30. Juni 1955 erfolgte die Rückgabe von Rep. 81 Ragusa an das Deutsche Zentralarchiv, Abteilung Merseburg. Eine Revision erfolgte im November 1955 und im Februar 1962. Das Repertorium wurde im Februar 1962 verfilmt.
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erfolgte 1993 die Rückführung der Archivalien aus dem Zentralen Staatsarchiv, Abteilung Merseburg in die Zuständigkeit des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem (vgl. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag) vom 31. August 1990 (BGBl. 1990 II S. 889), zuletzt angepasst durch Art. 122 G v. 8. Juli 2016, Art. 35 Abs. 5).
Der Bestand wurde im Mai 2017 neu verzeichnet, wobei die Aktentitel geändert und umfangreiche Enthält-Vermerke gebildet wurden. Die beiden Verzeichnungseinheiten sind offensichtlich Handakten des Konsuls, die thematisch ausschließlich zum Grenzkonflikt zwischen dem Fürstentum Montenegro und dem Osmanischen Reich nach der Schlacht von Grahovac vom 28. April bis 1. Mai 1858 formiert wurde. Der Sieg über die Türkei hatte eine große diplomatische Bedeutung für Montenegro, das seit dem als de facto unabhängig galt. Die europäischen Großmächte regelten die Grenzziehung zwischen dem Osmanischen Reich und Montenegro. Bei den Enthält-Vermerken wurden daher insbesondere die beteiligten Personen identifiziert, die Inhalte der Schreiben nur ausgewiesen, wenn sie nicht explizit die Grenzkonflikte betrafen.

Quellen:
III. HA MdA II, Nr. 513 und Nr. 4584
I. HA Rep. 81 Gesandtschaft Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 288
I. HA Rep. 81 Gesandtschaft Dresden nach 1807, Nr. 214, Nr. 302 und Nr. 303

Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat, bzw. Königlich Preußischer Staats-Kalender, Berlin 1794-1918.
Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes, Berlin 1867-1871.
Bundesgesetzblatt des Deutschen Bundes, Berlin 1871.
Deutsches Reichsgesetzblatt, Berlin 1871 bis 1945.


Literatur:
- Fatos Baxhaku und Karl Kaser (Hg.): Die Stammesgesellschaften Nordalbaniens. Berichte und Forschungen österreichischer Konsuln und Gelehrter (1861-1917), Wien 1996.
- Antoni Cetnarowicz: Die Nationalbewegung in Dalmatien im 19. Jahrhundert: vom "Slawentum" zur modernen kroatischen und serbischen Nationalidee, Frankfurt/M. 2008.
- Pierre Coquelle: Histoire du Monténégro et de la Bosnie, Paris 1895.
- Dunja Melcic (Hg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen, Wiesbaden, 2. u. erw. Aufl. 2007.
- Johann Siebmacher: Großes Wappenbuch, Band 4, Teil 3: Der Adel des Königreichs Dalmatien, Nürnberg 1873.


Bestandsumfang : 2 VE
Laufzeit: 1860-1871

Der Bestand lagert derzeit im Westhafen.

Die Akten sind auf (gelben) Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
GStA PK, I. HA Rep. 81 Ragusa nach 1807, Nr. #

Zitierweise:
GStA PK, I. HA Rep. 81 Konsulat Ragusa nach 1807, Nr. #

Zitierweise: GStA PK, I. HA Rep. 81 Ragusa nach 1807

Reference number of holding
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 81 Ragusa I. HA Rep. 81 Ragusa nach 1807
Extent
Umfang: 0,1 lfm (2 VE); Angaben zum Umfang: 0,10 lfm (2 VE)
Language of the material
deutsch

Context
Tektonik >> STAATSOBERHAUPT UND OBERSTE STAATSBEHÖRDEN, MINISTERIEN UND ANDERE ZENTRALBEHÖRDEN PREUSSENS AB 1808 >> Auswärtige und Bundes-Angelegenheiten >> Auswärtige Angelegenheiten

Date of creation of holding
Laufzeit: 1860 - 1861

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Last update
28.03.2023, 8:52 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • Laufzeit: 1860 - 1861

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