Burg

Burg WildensteinWildenstein Fortress

Der Bauzustand der Spornburg entspricht noch heute, insbesondere in der Außenanlage, fast unverändert dem Zustand von 1554, nach Abschluss des von Gottfried Werner von Zimmern veranlassten, 1514 begonnenen Umbaus zu einer frühneuzeitlichen Festung. Sowohl Hauptburg als auch Vorburg stehen auf künstlich abgeschrofften Felsen und sind nur über Brücken zugänglich. Im Innern besitzt die Burg aus den Jahren 1538 bis 1540 stammende, großflächige Renaissance-Wandmalereien mit Blumenranken und Vogelmotiven. Ein Bilderzyklus gibt die gesamte Sigenotsage wieder. Die Burg dient heute als Jugendherberge. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernannte die Burg zum Denkmal des Monats April 2016. Die Burg stellt einen Übergang vom traditionellen mittelalterlichen Burgenbau zum neuzeitlichen Festungsbau dar. Der ehemals vorhandene exponierte Bergfried wurde abgerissen. Zur Hauptangriffsseite hin, die als leicht zur Burg hin geneigte breite Ebene ein ideales Aufmarschgebiet für Angreifer bot, nahmen sowohl die Vorburg, als auch die sogenannte Hauptbastion die Funktion einer Art Schildmauer ein. Beide unterschieden sich aber auch von der traditionellen Form, indem statt in die Höhe in die Breite und Tiefe gebaut wurde. Durch diese geduckte Form bot die am meisten gefährdete Seite eine geringe Angriffsfläche bei Artilleriebeschuss, gleichzeitig bestand von der Burg aus ein freies Schussfeld. Einen weiteren Schutz bildeten die künstlich herausgearbeiteten, mit Zugbrücken gesicherten tiefen Gräben, was insgesamt eine Sturmfreiheit im Sinne des alten Burgenbaus herstellte. Die Hauptbastion stellte das Hauptverteidigungswerk der Burg dar. Von ihr aus konnten nicht nur die unmittelbar davorliegende Brücke und das Innere der Vorburg gesichert werden, durch die bereits erwähnte gebückte Anlage der Vorburg war es von dieser Hauptbastion außerdem möglich, über die Vorburg hinweg, auch das Vorfeld der Burg mit Artilleriefeuer zu bestreichen. Die Hauptbastion schützte wie eine weitere Schildmauer die auf dem Bergsporn hinter ihr liegenden Gebäude, Palas und Burgkapelle sowie den Burghof mit der Zisterne. Die Dimensionen gehen über die einer normalen Schildmauer weit hinaus. Im Grundriss gleicht sie einem unregelmäßigen Oval von bis zu 40 Metern Länge und 20–25 Metern Breite. Der gewachsene Fels wurde an den drei Außenseiten vertikal abgeschrofft, wo er von dieser Vertikalen nach innen zurückwich, wurde das Mauerwerk senkrecht nach oben aufgesetzt und dahinter massiv hinterfüttert. Die unteren Kasematten haben Wandstärken von fast 5½ Metern und selbst im Obergeschoss betragen sie noch 3,70 Meter. Im Ostteil, wo vermutet wird, dass der ursprüngliche Fels höher reichte, gibt es im Eingangsbereich keine Unterkellerung und keine Kasematten, die Hauptbastion stellt sich dort als eine fast 25 Meter starke solide Mauer dar. Die Bastion besteht, von der Höhe des Eingangs aufwärts gemessen, nur aus zwei Stockwerken, die mit Kanonenschießscharten versehen sind. Den größten Teil des obersten Stockwerks nimmt der sogenannte Exerziersaal ein. Vom östlichen Wehrgang springt die Burgkapelle mit 3/8-Chor und spätgotischem Netzgewölbe ab. In dessen Schlusssteinen befinden sich das Wappen Gottfried Werners von Zimmern und das seiner Gattin Apollonia von Henneberg, in den Konsolen unter anderem das Wappen Oettingens für Gottfried Werners Mutter Margaretha von Oettingen († 1528). Die Kapelle wurde 1536/37 ausgebaut und mit einem Altar, möglicherweise dem sogenannten Wildensteiner Altar ausgestattet, einem Hauptwerk des Meisters von Meßkirch. Den Abschluss der Burg bildet ein zweistöckiger Wohnbau mit hoher Dachkonstruktion mit Zwerchhaus und Giebelgauben, nicht ganz korrekt Palas genannt, obwohl der dafür charakteristische große durchgängige Saal fehlt. Im Untergeschoss befinden sich die heutige Burgschänke und Nebenräume, im Obergeschoss zwei große Räume, von denen der westliche als Speisesaal der Jugendherberge dient. Der rechte Raum ist heute mehrfach unterteilt in einen Vorraum der Rezeption der Jugendherberge, einen Büro- und Personalraum und die Küche der Jugendherberge. Aus dem Vorraum geht eine Treppe in die ehemalige Kemenate, der heutigen Wohnung der Herbergsleitung unter dem Dach.

Urheber*in: Meister von Messkirch / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Hoppe, Stephan

Namensnennung 4.0 International

0
/
0

Standort
Leibertingen
Sammlung
Architektur der Europäischen Renaissance

Klassifikation
Bauwerk (Gattung)
Architektur (Gattung)

Ereignis
Herstellung
(wer)
(wo)
Leibertingen
(wann)
1514-1554
Ereignis
Auftrag
(wer)
(wann)
1514

Letzte Aktualisierung
05.03.2025, 16:25 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Burg

Beteiligte

Entstanden

  • 1514-1554
  • 1514

Ähnliche Objekte (12)