Bestand
Bruchsal-Odenheim (Hochstift Speyer, Stift Odenheim) (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Bei der Säkularisation des Hochstifts Speyer 1803
Übernahme des bischöflichen Regierungsarchivs in Bruchsal durch
Baden; Transport des nach Wien geflüchteten Domkapitelsarchivs 1803
in das Provinzialarchiv Mannheim, 1808 ins Generallandesarchiv.
Seit 1815 Extraditionen der linksrheinischen Pertinenzen an die
bayerischen Archive (München und Speyer). Vereinigung der
hochstiftischen Urkunden mit denen des ebenfalls säkularisierten
Ritterstifts Odenheim/Bruchsal. Einreihung der ältesten Urkunden in
die Bestände A-E.
Inhalt und Bewertung
Generalia Hochstift ("Bruchsal"), Kirchendiener
Bruchsal, Generalia Ritterstift ("Odenheim", in der Ortsrubrik
Odenheim), Kirchendiener Odenheim; badische Orte A-Z, nichtbadische
Orte B-Z
Überlieferungsgeschichte:
Bereits im frühen Mittelalter reichte die Diözese Speyer weit in
rechtsrheinisches Gebiet und grenzte östlich des Neckars an die
Sprengel der Bischöfe von Augsburg und Würzburg. Seit der Zeit der
Salier kam dann auch noch umfangreicher weltlicher
Herrschaftsbesitz im Anglachgau, am Bruhrain und im Kraichgau
hinzu, so dass das spätmittelalterliche und frühneuzeitliche
Hochstift Speyer je etwa zur Hälfte dieseits und jenseits des
Rheins lag. Nach der Vertreibung aus ihrer Kathedralstadt um die
Wende des 13. Jahrhunderts nahmen die Speyrer Bischöfe zunächst
Residenz in Udenheim (Philippsburg), schließlich seit 1720 in
Bruchsal. So war Bruchsal am Ende des Alten Reiches Sitz nicht
allein der weltlichen sondern auch der geistlichen Behörden des
Bistums sowie des bischöflichen Archivs. Letzteres erlebte seit
1792 mehrere abenteuerliche Flüchtungen durch Mitteleuropa, bis
über Wien hinaus, und gelangte infolge der Säkularisation nach
seiner Rückkehr 1803 mit den rechtsrheinischen Teilen des
Hochstifts an das Kurfürstentum, dann Großherzogtum Baden. Zunächst
ins Provinzialarchiv nach Mannheim verbracht, wurde es 1808 dem
Generallandesarchiv in Karlsruhe einverleibt. Das Archiv des
Bruchsaler Vikariats, das noch bis zur Gründung der Erzdiözese
Freiburg (1821) die Aufgaben der geistlichen Verwaltung
wahrgenommen hatte, kam 1822 ebenfalls nach Karlsruhe. Das
Domkapitel und sein Archiv waren allzeit bei der Kathedrale in
Speyer geblieben. Vor den Heeren der Französischen Revolution wurde
das Domstiftsarchiv in den Jahren 1792 bis 1801 von Speyer über
Mainz, Bonn, Amsterdam, Bremen, Würzburg, Hannoversch Münden,
Frankfurt am Main, Bauerbach und Heilbronn nach Bruchsal
geflüchtet. Da, als das domstiftische Schriftgut in der
bischöflichen Residenz eintraf, die Stadt Speyer noch zum
revolutionären Frankreich gehörte, beließ man das domkapitelische
Archiv sicherheitshalber rechts des Rheins. So wurde es 1802/03
ebenso wie das bischöfliche von Baden säkularisiert und teilte
fortan die Geschicke des bischöflichen Archivs. Das durch die
Grafen von Lauffen gegründete Kloster Wigoldesberg in Odenheim (St.
Peter und Paul) ist seit 1123 bezeugt und wurde 1494 in ein
Kanonikerstift umgewandelt, dessen Pfründen stets Angehörigen des
Adels vorbehalten blieben. 1507 erfolgte unter Beibehaltung des
Namens Odenheim seine Verlegung in die Liebfrauenkirche nach
Bruchsal, wo es ¿ mit seinem weitgestreuten Besitz der
bischöflichen Landeshoheit unterworfen ¿ bis zur Säkularisation
durch Baden verblieb. Die Schicksale des Bruchsal-Odenheimer
Stiftsarchivs sind im einzelnen noch nicht erforscht.
Bearbeitungsgeschichte: Der
Bestand 42 umfasst den Kern der Urkundenarchive des Hochstifts und
des Domstifts Speyer sowie die Urkunden des Ritterstifts
Bruchsal-Odenheim. Er zählt 5611 Nummern bzw. 47,5 Regalmeter. Im
19. Jahrhundert wurden linksrheinische Ortsbetreffe an Bayern
extradiert, jedoch blieb der Hauptteil des Archivs mit den älteren
speyrischen Königsurkunden, den Kopialbüchern und sonstigen
Generalia in Karlsruhe. Von Bayern wurden im Gegenzug Urkunden der
Speyrer Nebenstifte, soweit diese rechtsrheinisches Gebiet
betreffen, an Baden abgegeben. Der solcherart konstituierte
Mischbestand wurde entsprechend den damaligen badischen
Archivgrundsätzen nach Generalia sowie Lokalpertinenzen und
Sachrubriken strukturiert. Die Erschließung mittels Kurzregesten
besorgte Karl Obser zwischen 1894 und 1896. Im Zusammenhang mit der
Umtaschung und Neusignierung der Urkunden in den Jahren 1985 bis
1987 haben Hansmartin Schwarzmaier und Reinhold Rupp die noch
unverzeichneten Urkunden in das Repertorium nachgetragen und dieses
überarbeitet. Die digitale Konversion der teils hand-, teils
maschinengeschriebenen Findmittel zum Zweck der Präsentation im
Internet besorgte 2012 Alfred Becher, die anschließende
Endredaktion und diese Einleitung Kurt Andermann (2014). Weitere
Archivalien gleicher Provenienzen liegen vor allem in den Beständen
A-E, 44, 61-68, 72, 73, 78, 94, 133, 144, 153, 168, 172, 203 und
218 sowie im Ortsaktenbestand 229 bei den vormals zum Hochstift
Speyer oder zum Stift Bruchsal-Odenheim gehörigen Orten. Der
Bestand ist vollständig digitalisiert (März 2024). Benutzung nur
über das Online-Findmittel (keine Vorlage von Originalen
mehr).
Literatur: Hansmartin
Schwarzmaier/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des
Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 2, Urkundenbestände (1-45)
(Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung
Baden-Württemberg 39/2), Stuttgart 1996, S.246-250; Kurt Andermann,
Kestenburg ¿ Speyer ¿ Bruchsal. Zur Geschichte der Archive von
Hochstift und Domstift Speyer, in: Volker Rödel (Hg.), Umbruch und
Aufbruch nach 1800 in Süddeutschland und im Rheinland (Werkhefte
der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg A 20), Stuttgart
2005, S. 45-57; Hansmartin Schwarzmaier, Odenheim, in: Franz
Quarthal u. a. (Hgg.), Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg
(Germania Benedictina 5), Augsburg 1975, S. 464-471.
- Bestandssignatur
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Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 42
- Umfang
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5485 Archivalieneinheiten im Nummernbereich 1-5446.
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Urkunden >> Größere Territorien >> Bruchsal-Odenheim (Hochstift Speyer, Stift Odenheim)
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Inventare des Großherzoglich Badischen General-Landesarchivs, 4. Band, Karlsruhe 1911, S. 294-305; Hansmartin Schwarzmaier/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 2, Urkundenbestände (1-45) (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 39/2), Stuttgart 1996, S.246-250; Franz Xaver Remling, Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe zu Speyer, Bd. 1, 2, Mainz 1852, 1853, Neudruck Aalen 1970; Kurt Andermann, Kestenburg ¿ Speyer ¿ Bruchsal. Zur Geschichte der Archive von Hochstift und Domstift Speyer, in: Volker Rödel (Hg.), Umbruch und Aufbruch nach 1800 in Süddeutschland und im Rheinland (Werkhefte der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg A 20), Stuttgart 2005, S. 45-57; Hansmartin Schwarzmaier, Odenheim, in: Franz Quarthal u. a. (Hgg.), Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg (Germania Benedictina 5), Augsburg 1975, S. 464-471.
- Bestandslaufzeit
-
6. Mai 1056-20. Oktober 1806
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 6. Mai 1056-20. Oktober 1806