Bestand
Leib-Dragoner-Regiment 20 (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Es handelt sich um die Akten des 1. Badischen
Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 sowie der Ersatz-Eskadron.
Das Regiment wurde am 23. März 1803 als Leichte
Dragoner-Eskadron aufgestellt. Ab Januar 1804 hieß es I.
Dragoner-Regiment. Im Jahre 1809 wurde es in Dragoner-Regiment von
Freystedt Nr. 1 umbenannt; ab April 1839 lautete die Bezeichnung
Dragoner-Regiment von Freystedt Nr. 2. Die im Juli 1849 erfolgte
Auflösung des badischen Militärs infolge der Beteiligung an der
badischen Revolution betraf auch das Dragoner-Regiment mit Ausnahme
der 4. Eskadron. Aus dem übrigen Rest des Regiments wurde das 1.
Reiter-Depot gebildet. Am 1. Februar 1850 erfolgte die
Neuaufstellung als 1. Reiterregiment. Die ehemalige 4. Eskadron
bildete dabei die 1. Eskadron; die übrigen 3 Eskadrons wurden aus
dem Reiter-Depot gebildet. Am 10. Januar 1855 wurde es in 1.
Dragoner-Regiment umbenannt; am 20. September 1856 erhielt es die
Bezeichnung 1. Leib-Dragoner Regiment. Am 1. Juli 1871 kam infolge
der mit Preußen abgeschlossenen Militärkonvention und der damit
verbundenen Durchnummerierung der Einheiten nach preußischem
Vorbild der Zusatz Nr. 20 hinzu. In Friedenszeiten gehörte das
Regiment zum Bereich der 28. Kavallerie-Brigade (28. Division). Mit
dem Zeitpunkt der Mobilmachung wurde die Brigade mit den ihr
unterstellten Regimentern der 6. Kavallerie-Division
zugeteilt.
Für die Ausbildung des Ersatzes blieben bei
der Mobilmachung der Kavallerie-Regimenter Ersatz-Eskadrons zurück.
Die Ersatz-Eskadron des Dragoner-Regiments Nr. 20 war in Karlsruhe
stationiert.
Inhaltlich besteht der Bestand vor allem
aus der Überlieferung der allgemeinen internen Verwaltung eines
Kavallerie-Regiments, seinen Gefechten und Bewegungen und der
Gewährleistung der permanenten Kampfbereitschaft sowie der
Ausbildung in der Ersatz-Eskadron. Besonders nennenswert sind die
Aktengruppen über die Regimentsgeschichte, die Stiftungen für das
Regiment, die Pferdeangelegenheiten, die Personalangelegenheiten,
die Regimentsmusik, die Ausbildung in der Heimat, die ärztliche
Versorgung, die Kriegsgefangenen, die Kriegsauszeichnungen, die
militärgerichtlichen Angelegenheiten, die Kriegstagebücher, die
militärischen Befehle und die Demobilmachung.
Inhalt des Bestands und
Benutzungshinweise: Bestand 456 F 75 enthält die Überlieferung des
1. Badischen Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20, der dem Verband im
Kriegsfall zugeordneten Ersatz-Eskadron sowie der nach 1918 mit der
Demobilmachung des Regiments befassten Abwicklungsstelle. Die
Laufzeit der Unterlagen erstreckt sich von 1870 bis 1920, wobei die
deutliche Mehrzahl der Akten die Jahre um oder nach 1900
beinhaltet. Der Bestand gliedert sich in die bis zum Ausbruch des
Ersten Weltkriegs entstandenen Friedensakten, die zwischen 1914 und
1918 entstandenen Kriegsakten sowie die Unterlagen der direkt im
Anschluss tätig gewordenen Abwicklungsstelle. Größere
Überlieferungslücken bestehen insbesondere im Hinblick auf die
Eskadronen, von denen nur sehr wenige Akten erhalten geblieben
sind. Allerdings sind auch die zahlreicher überlieferten Akten des
Regimentsstabs nicht als vollständig zu bezeichnen. Die später als
1. Leib-Dragoner-Regiment bezeichnete Formation wurde am 23. März
1803 als Leichte Dragoner-Eskadron aus dem pfälzischen Militär
übernommen und blieb zunächst in Heidelberg stationiert. Auf die
Teilnahme an den Napoleonischen Kriegen folgte die Stationierung
von je zwei Eskadronen in Bruchsal und Mannheim und eines fünften
in Schwetzingen. Im Januar 1804 erhielt die Formation die
Bezeichnung 1. Dragoner-Regiment, ab 1809 Dragoner-Regiment von
Freystedt Nr. 1. Im April 1839 änderte sich die Bezeichnung erneut
in Dragoner-Regiment von Freystedt Nr. 2. Der zu diesem Zeitpunkt
aus vier Eskadronen bestehende Verband wurde nun in Mannheim
stationiert. Aufgrund der Beteiligung bedeutender Teile des
badischen Militärs an der Revolution 1848/49 wurde das
Dragoner-Regiment nach der Niederschlagung der Revolution durch
preußische Truppen mit Ausnahme der 4. Eskadron aufgelöst. Aus dem
verbliebenen Rest der Formation wurde das 1. Reiter-Depot gebildet,
ehe am 1. Februar 1850 die Neuaufstellung als 1. Reiter-Regiment
mit vier Eskadronen erfolgte. Das Kommando übernahm zeitweise der
spätere Großherzog Prinz Friedrich von Baden. 1851 wurde das
Regiment nach Karlsruhe verlegt, am 10. Januar 1855 erfolgte eine
weitere Umbenennung in 1. Dragoner-Regiment. Am 20. September 1856
erhielt es schließlich die Bezeichnung 1. Leib-Dragoner-Regiment.
Nach zwischenzeitlicher zweijähriger Stationierung in Bruchsal
wurde die Formation 1864 wieder nach Mannheim verlegt. Auf einen
kurzen Einsatz im preußisch-österreichischen Krieg 1866 folgte eine
Reorganisation der Formation nach preußischem Vorbild und mit der
Ergänzung um eine 5. Eskadron. Drei Eskadronen waren daraufhin in
Mannheim, die beiden übrigen in Schwetzingen stationiert. Mit der
Teilnahme des Regiments am deutsch-französischen Krieg 1870/71
endete die selbstständige badische Militärverwaltung. Am 1. Juli
1871 kam infolge der mit Preußen abgeschlossenen Militärkonvention
und der damit verbundenen Einordnung der badischen Truppen ins
preußische Heer eine laufende Nummer zum Formationsnamen hinzu.
Damit war die zuletzt gültige Bezeichnung als 1. Badisches
Leib-Dragoner-Regiment Nr. 20 etabliert. In Friedenszeiten war das
Regiment seitdem dem Zuständigkeitsbereich der 28. Division des
XIV. Armeekorps und der diesem Großverband nachgeordneten 28.
Kavallerie-Brigade zugewiesen. 1887 erfolgte die Verlegung der
Formation nach Karlsruhe. Lediglich die 4. Eskadron wurde zunächst
in Durlach untergebracht, ehe 1897 die vollständige Zusammenführung
in Karlsruhe vollzogen wurde. Eine ausführliche
Formationsgeschichte für den Zeitraum von 1803 bis 1897 befindet
sich in 456 F 75 Nr. 1 und Nr. 2. Besonders hinzuweisen ist für die
Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf die Unterlagen im
Zusammenhang der Entsendung deutscher Truppen nach China im Jahr
1900 (vgl. 456 F 75 Nr. 81). Einige Soldaten des Regiments wurden
zum Ostasiatischen Expeditionskorps abkommandiert, das bei der
Niederschlagung des "Boxeraufstands" mitwirken sollte. Hierzu
leistete der Verband von Karlsruhe aus in erster Linie logistische
Unterstützung bei der Vorbereitung der Expedition. Mit dem
Zeitpunkt der Mobilmachung im August 1914 wurde der Verband der 6.
Kavallerie-Division zugeteilt. Während das Regiment bald darauf
nach Frankreich abrückte, blieb die Ersatz-Eskadron des Verbands in
Karlsruhe stationiert. Nach kurzem Einsatz in Frankreich wurde das
Leib-Dragoner-Regiment bereits Anfang November 1914 in den Osten
verlegt und dort zunächst in der Gegend von Lodz, danach weiter
östlich an der Düna eingesetzt. Mitte Januar 1917 folgte die
Verlegung nach Hadersleben in Nordschleswig (heute Haderslev,
Dänemark), wo die Ausbildung der Eskadronen für eine Verwendung in
der Infanterie stattfand und die zum Verband gehörenden Pferde
währenddessen in der Landwirtschaft Verwendung fanden. Ab September
1917 war das Regiment mit der Grenzsicherung im
belgisch-holländischen Grenzgebiet betraut, ehe sich 1918 ein
neuerlicher Einsatz in Nordfrankreich anschloss, welcher sich
allerdings vorrangig hinter der Frontlinie abspielte. Mit dem Ende
des Ersten Weltkriegs begann der Rückmarsch nach Deutschland, wo im
Dezember in Eppingen mit der Demobilmachung des Regiments begonnen
wurde.
Bestandsgeschichte: Nach Ende
des Ersten Weltkriegs verblieben die Akten der im Bereich des XIV.
Armeekorps aufzulösenden Formationen bei den mit ihrer
Demobilmachung befassten Abwicklungsstellen. Ab Januar 1920 wurde
mit der Einrichtung eines Korpsarchivs begonnen, in dem die
Unterlagen der Abwicklungsstellen zusammengeführt wurden. Auf diese
Weise gelangte der vorliegende Bestand in das im Herbst 1920
eingerichtete Korpsarchiv nach Heilbronn, welches am 1. April 1921
dem Reichsarchiv in Potsdam als Zweigstelle eingegliedert wurde.
Über einen Zwischenschritt im Heeresarchiv Stuttgart gelangten die
Unterlagen in den Jahren 1947 bis 1949 zusammen mit der übrigen
Überlieferung des XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv
Karlsruhe. Eine ausführliche Bestandsgeschichte findet sich in der
Einführung zu Bestand 456 F 8. Der Bestand 456 F 75 weist zum
größeren Teil preußisch gebundene Akten auf. Zum überwiegenden Teil
dürften die Akten bereits durch den Registraturbildner in die noch
vorliegende Form gebracht worden sein, der Rest wurde wohl im
Anschluss an die Demobilmachung im Rahmen der Erstbearbeitung durch
die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn formiert. Ein Zugriff auf die
zur Überlieferung des XIV. Armeekorps gehörenden Archivalien musste
zunächst über die in der Reichsarchivzweigstelle
Heilbronn/Stuttgart oder dem Heeresarchiv Stuttgart angefertigten
Verzeichnisse erfolgen. Als dauerhafte Findmittel waren diese
unzureichend, so dass auf Grundlage der sehr summarisch angelegten
Verzeichnisse schrittweise die Neuverzeichnung der Unterlagen
stattfand. Der vorliegende Bestand wurde im Oktober 2012 für die
Bereitstellung im Internet überarbeitet. Er umfasst 82 Faszikel mit
einem Umfang von 2,2 laufenden Metern. Er ist unter der Signatur
456 F 75 Nr. ... zu bestellen.
Korrespondierende Bestände
und Literatur: Bestand 65 Handschriften, Nr. 11382-11385,
11392-11394, 11760: Stamm- und Rangierbücher sowie Darstellungen
zur Regimentsgeschichte des 1. Badischen Leib-Dragoner-Regiments
Nr. 20. Bray-Steinburg, Wilhelm von: Geschichte des 1. Badischen
Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 und dessen Stammregiments des
Badischen Dragoner-Regiments von Freystedt von 1813 bis zur
Gegenwart, Berlin 1909. Cron, Hermann: Die Organisation des
deutschen Heeres im Weltkriege. Dargestellt auf Grund der
Kriegsakten, Berlin 1923. Deist, Wilhelm (Bearb.): Militär und
Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2 Teile, Düsseldorf 1970.
Ernest, F. von / Regenauer, K. von: Geschichte des 1. Badischen
Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 1908-1918, Band 2, Oldenburg /
Berlin 1925. Fenske, Hans: Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg, in:
Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1984, S. 866-908.
Forstmeier, Friedrich u.a. (Hg.): Deutsche Militärgeschichte in
sechs Bänden 1648-1939, München 1983. Harder, Hans-Joachim:
Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg, hg. vom
Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Stuttgart 1987. Matuschka,
Edgar Graf von: Organisationsgeschichte des Heeres 1890-1918, in:
Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, hg. vom
Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 3, München 1983, S.
157-282. Müller-Loebnitz, Wilhelm (Bearb.): Die Badener im
Weltkrieg 1914/18, Karlsruhe 1935. Rau, Ferdinand: Geschichte des
1. Badischen Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 und dessen
Stammregiments des Badischen Dragoner-Regiments von Freystedt von
1813 bis zur Gegenwart, Berlin 1878.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 75
- Extent
-
82 Archivalieneinheiten
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Kavallerie-Formationen
- Date of creation of holding
-
1870-1920
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1870-1920