Bestand
Nachlass Franz Schmider (1884-1974) (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Geschenk 1974 von Gretel Schmider
Biographie: Franz Schmider
kam am 12. Dezember 1884 in Haslach im Kinzigtal zur Welt. Er war
verheiratet und Vater einer Tochter. Nach dem Besuch der örtlichen
Volksschule und des Realgymnasiums Baden-Baden und Karlsruhe
studierte er an den Technischen Hochschulen in Karlsruhe und
München. Der examinierte Diplom-Ingenieur arbeitete als
Baupraktikant bei der Großherzoglichen Bezirksbauinspektion in
Achern. 1900 zog Schmider von Baden-Baden nach Karlsruhe um, wo er
als Regierungsbaurat im Bezirksbauamt Karlsruhe-Ost tätig war. Er
wohnte zunächst in der Hans-Thoma-Straße 19 und zog am 1. April
1934 in die Stephanienstaße 28 um. Am 1. Oktober 1910 wurde der
Einjährig-Freiwillige in die 2. Kompanie des Telegraphen-Bataillons
Nr. 4 in der Karlsruher Nordweststadt eingezogen, aus dem er am 30.
September 1911 als Unteroffizier der Reserve entlassen wurde. Am
25. Juni 1913 zum Reserve-Vizefeldwebel befördert, wurde Schmider
im Ersten Weltkrieg am 6. August 1914 reaktiviert und zwei Monate
später zum Leutnant der Reserve beim Telegraphen-Bataillon Nr. 4
ernannt. Den Weltkrieg erlebte er an der Westfront und erhielt am
27. Januar 1915 das Eiserne Kreuz zweiter Klasse und im März 1916
das Ritterkreuz zweiter Klasse mit Schwertern des Ordens vom
Zähringer Löwen, für das er bereits im August 1915 vorgeschlagen
wurde, wegen seines Lebensalters und seiner kurzen Dienstzeit als
Offizier jedoch keine Berücksichtigung fand. 1919 demobilisiert
wurde Schmider am 26. Mai dem Baureferat des Finanzministeriums
zugeteilt. Schmider trat am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein und
erhielt die Mitgliedsnummer 5.061.646. Seit 1934 gehörte er der SA
im SA-Sturm 4/109 an und bekleidete 1940 den Dienstrang eines
Rottenführers. Weiter war Schmider Mitglied der
Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des Reichsbundes der
Deutschen Beamten und des Nationalsozialistischen Bundes Deutscher
Technik, dem Nachfolger des Kampfbundes Deutscher Architekten und
Ingenieure, sowie des Reichsluftschutzbundes. Im Februar 1940 wurde
Schmider als Leutnant der Reserve zum Dienst in die Wehrmacht
eingezogen. Im Sommer 1940 wurde er zum Oberregierungsbaurat im
Badischen Finanz- und Wirtschaftsministerium ernannt und lebte in
der Kriegszeit in Straßburg. Nach Auflösung der Behörden des Chefs
der Zivilverwaltung für das Elsass nahm Schmider Anfang Januar 1945
seinen Dienst in Baden-Baden in der Hochbauabteilung des Badischen
Finanzministeriums wieder auf. Nach einem kriegsbedingten
Ausweichen nach Bad Dürrheim kehrte er im Mai 1945 nach Baden-Baden
zurück, wurde aber bereits am 7. Juni 1945 auf Anordnung der
Militärregierung entlassen . Nach seinem Spruchkammerverfahren in
Freiburg mit dem Urteil einer Geldbuße und einer dreijährigen
Bewährungsfrist reaktivierte die Badische Landesregierung 1949 den
wieder in Haslach lebenden Ruheständler exakt dreißig Jahre und
zwei Monate nach seinem Diensteintritt am 19. Oktober 1919. Am 10.
Dezember 1949 berief das Badische Ministerium der Finanzen Schmider
erneut in das Beamtenverhältnis und ernannte ihn zum
Regierungsbaurat. Schmider trat den Dienst am 19. Dezember 1949
beim Badischen Bezirksbauamt in Baden-Baden an, exakt eine Woche
nach seinem 65. Geburtstag. Da § 69 Abs. 1 des Deutschen
Beamtengesetzes noch außer Kraft gesetzt war, war Schmider mit dem
Erreichen der Altersgrenze nicht automatisch in den Ruhestand
versetzt worden. Die Übernahme in den badischen Landesdienst
erforderte die Begründung eines neuen Beamtenverhältnisses. Damit
verbunden war eine Zurückstufung, denn Schmider trug zu diesem
Zeitpunkt die Amtsbezeichnung eines Oberregierungsbaurates a.D.,
wurde nun aber als Regierungsbaurat von der Freiburger Regierung
übernommen. Als Oberregierungsbaurat hätte Schmider freilich eine
höhere Vergütung bezogen als sein Vorgesetzter im Baden-Badener
Bezirksbauamt. Gegen die Einstufung als Regierungsbaurat legte
Schmider am 22. Dezember 1949 Einspruch ein und bat um
Wiedersetzung in die Beamtenrechte, die ihm zum Zeitpunkt der
Entfernung aus dem Dienst zugestanden hatten. Für eine
Wiedereinstellung in seine Beamtenrechte hatte er sich bereits am
1. Oktober 1949 bei einer persönlichen Unterredung mit dem
Badischen Staatspräsidenten und dem Personalreferenten des
Badischen Ministeriums der Finanzen eingesetzt. Am 18. März 1950,
in seinem 66. Lebensjahr, wurde Schmider zum 30. Juni nach einer
sechsmonatigen Reaktivierung als Regierungsbaurat in den Ruhestand
versetzt. Dagegen erhob Schmider Einspruch und beantragte die
Wiedereinsetzung in seine "wohlerworbenen Beamtenrechte" und in die
damit verbundenen Pensionsansprüche eines Oberregierungsbaurats
a.D. In seinem Ruhestand befasste sich Schmider mit bauhistorischen
Themen, die ihren räumlichen Schwerpunkt in der Ortenau hatten. Die
Stadt Haslach im Kinzigtal verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht. Franz
Schmider starb im Jahr 1974.
Überlieferung, Inhalt und
Bearbeitung: Der Nachlass wurde dem Generallandesarchiv Karlsruhe
1974 von Gretel Schmider geschenkt. Inhaltlich umfasst der Nachlass
Schmiders Akten, Pläne und Fotos zu dessen Bauprojekten in
Karlsruhe und Umgebung. Der Bestand enthält Aufnahmen der
Renovierung des Turms des Karlsruher Schlosses und zeigt damit
einen baulichen Zustand vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg,
als das Schloss bei einem Luftangriff am 27. September 1944 bis auf
seine Außenmauern niederbrannte. Weitere Überlieferungsteile zu
Franz Schmider liegen im Genernerallandesarchiv Karlsruhe und im
Staatsarchiv Freiburg. Im Generallandesarchiv befinden sich die
militärische Personalakte Schmiders (456 E Nr. 10945) und
Unterlagen zu seinen militärischen Auszeichungen (233 Nr. 40983 und
42135) im Ersten Weltkrieg, zudem Schmiders politische Beurteilung
durch das NSDAP-Gaupersonalamt (465 c Nr. 957), aus der
Nachkriegszeit der Briefwechsel mit Alfred Bund (1882-1975), dem
Präsidenten der Landesverwaltung Baden, wegen der Wiederaufnahme
Schmiders in den Staatsdienst (N Bund Nr. 139, 4), die Personalakte
Schmiders aus dem Staatlichen Hochbauamt Baden-Baden (424 a Zugang
1996-67 Nr. 67) sowie dessen Nutzerakte im Generallandesarchiv
(450-3 Nr. 14840). Im Staatsarchiv Freiburg liegen im Bestand
"Spruchkammer Südbaden: Gnadenakten" die Spruchkammerakte (D 180/3
Nr. 501) sowie im Bestand "Oberfinanzdirektion Freiburg: Abt. LVB"
die Akte zur Vermögenskontrolle Schmiders nach Gesetz Nr. 52 der
Alliierten Kontrollratsgesetzgebung (F 202/2 Nr. 3164). Der Bestand
misst 0,1 lfd. m. Karlsruhe, im April 2024 Dr. Peter
Exner
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, N Schmider, Franz
- Umfang
-
5 Archivalieneinheiten (Nr. 1-5)
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Nachlässe >> Andere Nachlässe >> Schmider, Franz
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
-
1882-1937
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1882-1937