Bild

Der heilige Bonifatius

Noch als junger Schüler des Nazareners Wilhelm Schadow in Düsseldorf malte Rethel sein erstes Erfolgsbild, die Naivität und zeremonielle Feierlichkeit verbindende Darstellung »Der heilige Bonifatius«. Die Figur des Bonifatius, der im 8. Jahrhundert durch Papst Gregor III. mit der Mission und kirchlichen Organisation in deutschen Gebieten beauftragt worden war, wurde im frühen 19. Jahrhundert zu einem patriotischen Motiv von aktueller Brisanz. Der ›heilige Apostel der Deutschen‹ stand für eine geeinte christliche Kulturnation. Auch andere Maler der Zeit wählten ihn zum Protagonisten ihrer Bilder. Rethel hat die Figur in ihrem landschaftlichen Umfeld in bemerkenswerter Feinmalerei, in fester Körperlichkeit, klarer Kontur, deutlicher Gebärde und mit sprechenden Attributen wiedergegeben. Der halbrunde Abschluß über dem makellos blauen Himmel verstärkt eine feierliche Symbolhaftigkeit, die deutlich dem Stil seines Lehrers Schadow geschuldet ist. Der Berliner Bankier Wagener erwarb das Bild für seine Sammlung zeitgenössischer, zumeist deutscher Kunst, deren öffentliche, kulturpatriotische Wirksamkeit intendiert war und die zum Grundstock der Nationalgalerie werden sollte. Der Eintrag in Wageners Katalog beschreibt das ikonische Bild ausführlich: »Auf einer Anhöhe neben der gefällten Wodans-Eiche, welche den Sturz des Heidenthums bezeichnet, steht der Apostel der Deutschen, in der Hand die Axt, die er auf die Erde stützt, mit der Rechten auf das Kreuz deutend, welches er, das Sinnbild des von ihm gegründeten Christenthums, in den Stumpf der Eiche aufgepflanzt hat« (Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des J. H. W. Wagener, Berlin 1861, S. 102). Rethel schuf in den folgenden Jahren zwei weitere Bilder zum Motivfeld der Christianisierung durch Bonifatius. Sie sind vielfiguriger und ausgeführter, die schlagende Wirkung des ersten Werkes erreichten sie nicht mehr. Zur Meisterschaft gelangte Rethel in den Fresken zum Leben Karls des Großen im Rathaus zu Aachen (seit 1847), zu differenzierten, auch resignierten Aussagen in dem faszinierenden Graphikzyklus »Auch ein Totentanz«, der nach der Revolution von 1848 entstand. | Angelika Wesenberg

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

0
/
0

Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 106,5 x 67 cm
Rahmenmaß: 119 x 82,5 x 7,5 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
W.S. 187

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1861 Vermächtnis des Bankiers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener als Gründungssammlung der Nationalgalerie
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1832

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1832

Ähnliche Objekte (12)