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Porträt der Mutter des Künstlers

Nie wurde das Motiv der Mutter, speziell jenes der Mutter des Künstlers, so ernsthaft verfolgt wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das hatte in Zeiten von Umbruch und Industrialisierung soziale und gesellschaftliche Gründe, aber hier auch individuelle. Rethel hat seine Eltern hoch verehrt und ihrem wechselnden Befinden nachgespürt. Am 30. September 1838 schreibt er der Schwester: »Trotz meiner Arbeit werde ich Ende Oktb. nach Cöln reisen, denn die beiden Alten sind jetzt zu allein, es blutet mir das Herz wenn ich die beiden entfernt von ihren Kindern umgeben von neu gebackenen Bekanntschaften in dem ernsten tristen Cöln mir denke es ist schrecklich« (Alfred Rethels Briefe, Berlin 1912, S. 49). Dabei war Johanna Rethel, geborene Schneider (1772–1857), keine arme Alte, sondern Fabrikantengattin und selbstbewußte Aachener Fabrikantentochter. Der goldfarbene Grund und die den Kopf gleich einer Aureole umrahmende Spitzenhaube sowie das schräg umgelegte Cape mit der kostbaren Stickerei verleihen auch ihrem Porträt Bedeutsamkeit. Rethel fängt die herben Züge der Mutter und ihren prüfenden Blick mit sachlicher Genauigkeit und überraschender Könnerschaft ein. Die Detailtreue der Darstellung erinnert einerseits an die sogenannte altdeutsche Kunst der Renaissance, der sich Rethel auch in seinem übrigen Werk verbunden fühlte, und ist andererseits dem Realismus seiner Zeit verpflichtet. Rethel wurde schon mit 13 Jahren Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie, von 1834 bis 1836 war er Meisterschüler bei Wilhelm Schadow. In diese Düsseldorfer Phase gehört das Bildnis der Mutter. Max Jordan urteilte in seinem Katalog zur Eröffnung der Königlichen National-Galerie Berlin im Jahre 1876: »Die Ursprünglichkeit künstlerischer Kraft und sein starker Sinn für das Monumentale gaben ihm als dem genialen Realisten der Düsseldorfer Schule eine hervorragende Bedeutung, welche seine Zeit weit überdauert« (Berlin 1876, S. 163). – Die Nationalgalerie erwarb das Bild aus dem Besitz des Malers Carl Sohn, Kind des Malers Carl Rudolph Sohn und seiner Ehefrau Else Rethel und damit sowohl Enkel von Alfred Rethel wie von dessen Kommilitonen aus Düsseldorfer Tagen, Carl Ferdinand Sohn.. | Angelika Wesenberg

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 77 x 64 x 6 cm
Höhe x Breite: 61 x 47 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A II 868

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1935 Ankauf aus dem Nachlaß des Künstlers von dessen Erben, Düsseldorf
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
um 1835

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:01 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • um 1835

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