Artikel

Keynes als Kapitaltheoretiker

Keynes als Kapitaltheoretiker In diesem Essay werden in Auseinandersetzung mit dem keynesianischen Fundamentalismus – deren Vertreter sich als Postkeynesianer verstehen – die Anforderungen an eine keynesianische Ökonomie diskutiert, die eine monetäre Theorie der Produktion formuliert. Das grundlegende Prinzip einer derartigen keynesianischen Ökonomie – durch die sie sich von der klassischen und neoklassischen Werttheorie unterscheidet – besteht darin, daß Geld die Budgetrestriktion des Marktsystems – die Einheit von Vermögensmarkt, Gütermarkt und Arbeitsmarkt – bildet und, als Konsequenz, der Geldzins zum generellen Knappheitspreis des Marktsystems wird. Das bedeutet, daß der Zins liquiditätspräferenztheoretisch erklärt wird; er fungiert als Preis für die Aufgabe von Liquidität und nicht wie in der Orthodoxie als Preis für Konsumverzicht. Der monetäre Charakter der Produktion verlangt dabei, daß ebenfalls Kapital eine Form der Aufgabe von Liquidität mit der Ertragsrate als Form des Geldzinses ist. Dieser Einsicht verschließt sich jedoch der keynesianische Fundamentalismus, indem, er den Ertrag aus der Produktionsmitteleigenschaft des Kapitals ableitet und ihn als Quasirente interpretiert. Er erfaßt damit lediglich die Wirkungen der Liquiditätspräferenz, durch die der Zinssatz zur Barriere wird, die dem Erreichen von Vollbeschäftigung entgegensteht; er ignoriert aber, daß die Liquiditätspräferenz zugleich ein Knapphalten von Kapital bewirkt und dadurch das Entstehen des Profits ermöglicht. Eine in sich schlüssige monetäre Theorie der Produktion zeigt somit, daß Begrenzung der Produktion und Entstehen des Profits zwei Seiten einer Medaille sind. Damit aber begründet entgegen der Auffassung des keynesianischen Fundamentalismus die Liquiditätspräferenz kein Marktversagen, das ein Erreichen von Vollbeschäftigung verhindert und dem durch eine Niedrigzinspolitik entgegengewirkt werden kann; vielmehr drückt sie das Funktionsprinzip einer Geldwirtschaft aus, das das Entstehen eines Überschußangebots verlangt und damit eine Tendenz zur Unterbeschäftigung enthält

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 20 ; Year: 1987 ; Issue: 2 ; Pages: 153-178

Klassifikation
Wirtschaft

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Riese, Hajo
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Duncker & Humblot
(wo)
Berlin
(wann)
1987

DOI
doi:10.3790/ccm.20.2.153
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:43 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Artikel

Beteiligte

  • Riese, Hajo
  • Duncker & Humblot

Entstanden

  • 1987

Ähnliche Objekte (12)