Arbeitspapier | Working paper

Strategien südamerikanischer Sekundärmächte

Der Amerikagipfel in Cartagena (Kolumbien) am 14./15. April 2012 endete ohne Abschlusserklärung. Tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten über die Ausgrenzung Kubas und die Malvinasfrage legen den Schluss nahe, dass regionalpolitische Fragen künftig andernorts entschieden werden: in Südamerika. Der globale Aufstieg der Regionalmacht Brasilien ist in aller Munde. Argentinien, Chile, Venezuela und Kolumbien erfahren dagegen weitaus weniger Aufmerksamkeit. Gemessen an ihren materiellen Ressourcen und ihrem außenpolitischen Einfluss gelten sie als regionale Sekundärmächte. In Reaktion auf die zunehmend dominante Rolle Brasiliens haben diese vier Staaten unterschiedliche außenpolitische Strategien entwickelt. Alle vier Sekundärmächte gehen Koalitionen mit externen Mächten ein, um sektorspezifische Interessen (Handel, Rüstung, Technologie) zu verfolgen. Zudem dienen die Bündnisse mit den USA, China oder Russland dazu, den außenpolitischen Manövrierraum gegenüber der Regionalmacht auszubauen. Während Argentinien das Verhältnis zu Brasilien als eine 'kompetitive Partnerschaft' versteht, führt Venezuela mit der Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerika (ALBA) ein alternatives Regionalforum an, in dem mit Bolivien und Ecuador zwei weitere südamerikanische Staaten vertreten sind. Dabei setzen Caracas und Buenos Aires auf anti-neoliberale Diskurse und auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik gegenüber Brasilien. In beiden Ländern wird die Außenwirtschaftspolitik stark an der jeweiligen Wählerklientel ausgerichtet. Die Sekundärmächte Chile und Kolumbien zielen dagegen auf eine Liberalisierung des Außenhandels mit der Regionalmacht. In diesen gegenüber Brasilien wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften Südamerikas üben Unternehmerverbände nachhaltigen Einfluss auf die Außenpolitik aus. Santiago ergänzt den traditionellen Handelsbilateralismus und errichtet mit der Pazifik-Allianz gemeinsam mit Bogotá eine wirtschaftliche Gegenmacht mit erheblichem Potenzial: Der gemeinsame Binnenmarkt ist größer als der Brasiliens.

Strategien südamerikanischer Sekundärmächte

Urheber*in: Flemes, Daniel; Wehner, Leslie

Attribution - NonCommercial - NoDerivates 4.0 International

Extent
Seite(n): 8
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet

Bibliographic citation
GIGA Focus Lateinamerika (4)

Subject
Internationale Beziehungen
internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
internationale Führungsmacht
politische Strategie
Wirtschaftspolitik
bilaterale Beziehungen
Außenpolitik
Regionalpolitik
internationale Beziehungen
Südamerika
Region

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Flemes, Daniel
Wehner, Leslie
Event
Veröffentlichung
(who)
GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für Lateinamerika-Studien
(where)
Deutschland, Hamburg
(when)
2012

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-292816
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:27 PM CEST

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  • Arbeitspapier

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  • Flemes, Daniel
  • Wehner, Leslie
  • GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für Lateinamerika-Studien

Time of origin

  • 2012

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