Bestand
Wirtschaftsstab Ost mit nachgeordnetem Bereich (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Nachdem Hitler im Sommer 1940 den Entschluss
zum Angriff auf die Sowjetunion gefasst hatte, begannen im
November im Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt des OKW die
organisatorischen und konzeptionellen Vorarbeiten für die
geplante wirtschaftliche Ausbeutung der zu besetzenden
Ostgebiete. Von der Militärverwaltung getrennt, formal aber im
Wehrmachtsrahmen war die Einrichtung einer militärischen
Wirtschaftsorganisation Ost vorgesehen, die die gesamten
wirtschaftlichen Ressourcen des Landes kontrollieren und für
deutsche Zwecke nutzbar machen sollte.
Nachdem Göring im Februar 1941 den Chef des
Wehrwirtschafts- und Rüstungsamts General Georg Thomas
beauftragt hatte, mit der Aufstellung der militärischen
Wirtschaftsdienststellen zu beginnen, trat am 21. Februar unter
dem Decknamen "Arbeitsstab Oldenburg" der spätere
Wirtschaftsstab Ost zusammen. Wenige Tage später wurde mit dem
Aufbau der nachgeordneten Dienststellen begonnen. wobei folgende
Gesamtgliederung für die Wirtschaftsorganisation Ost vorgesehen
war:
1 Wirtschaftsstab Ost
5 Wirtschaftsinspektionen
23 Wirtschaftskommandos
12
Außenstellen
Am 9. Juni erfolgte die
Umwandlung des Arbeitsstabs in den "Wirtschaftsstab z.b.V.
Oldenburg", gleichzeitig wurden die Einrichtungen der
Wirtschaftsorganisation Ost in Einsatzbereitschaft versetzt.
Kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni fielen
schließlich die Decknamen. Mit den vorrückenden Truppen nahmen
die Wirtschaftsdienststellen in den eroberten Gebieten ihre
Tätigkeit auf.
Als Leitungs- und
Koordinierungsgremium für die Wirtschaftsorganisation Ost war
von Göring, dem Hitler die Gesamtleitung der
Wirtschaftsverwaltung in den besetzten sowjetischen Gebieten
übertragen hatte, im Geschäftsbereich der Vierjahrsplanbehörde
der Wirtschaftsführungsstab Ost eingesetzt worden. Als oberste
staatliche Dienststelle und zentrales Steuerungsorgan für die
Wirtschaftslenkung im Osten hatte er die Richtlinien für die
Landesausnutzung der besetzten sowjetischen Territorien
auszuarbeiten und angesichts der Vielzahl der in diesen Gebieten
tätig werden staatlichen, militärischen und Parteidienststellen
für die Einheitlichkeit der Wirtschaftspolitik zu sorgen.
Vorsitzender des Wirtschaftsführungsstabs Ost
war Staatssekretär Paul Körner, Görings Stellvertreter im
Vierjahresplan. General Thomas, der als Chef der Stammbehörde
des Wirtschaftsstabs Ost ursprünglich die Leitung im
Wirtschaftsführungsstab Ost angestrebt hatte, musste sich mit
der Federführung begnügen. Daneben waren alle an der
wirtschaftlichen Ausbeutung der besetzten Ostgebiete beteiligten
Ministerien durch hochrangige Beamte vertreten. Mitglieder waren
u.a. Staatssekretär Herbert Backe (Reichsernährungsministerium),
Hermann von Hanneken (Reichswirtschaftsministerium) und
Friedrich Alpers (Reichsforstamt). Da der Vierjahresplan und die
Ministerien dazu übergingen, über die Leiter der Chefgruppen
(s.u.) direkt in die Tätigkeit des Wirtschaftsstabs Ost
einzugreifen, verlor der Wirtschaftsführungsstab Ost in kurzer
Zeit stark an Bedeutung, so dass ab dem Frühjahr 1942 keine
Sitzungen mehr stattfanden.
Das
eigentliche Vollzugsorgan in den besetzten sowjetischen Gebieten
war der Wirtschaftsstab Ost, der zugleich die organisatorische
Spitze der Wirtschaftsorganisation Ost bildete. Unterhalb der
Spitze und der Führungsgruppe bestand er bei Feldzugsbeginn aus
den Chefgruppen Landwirtschaft (La), Militär (M) und Wirtschaft
(W). Im Frühjahr und Sommer 1942 wurden zusätzlich die
Chefgruppen Arbeit (A), Forst- und Holzwirtschaft (FH) sowie
Betriebsförderung und Berufserziehung (BB) neu gebildet. Die für
die Rüstungswirtschaft zuständige Chefgruppe M wurde aus Mangel
an zu verwaltenden Rüstungsbetrieben Ende 1941 mit der
Führungsgruppe zur Chefgruppe Fü/M vereinigt, die im März 1942
in "Stab" umbenannt wurde.
Erster Chef
des Wirtschaftsstabs Ost wurde am 25. März 1941 Generalleutnant
der Luftwaffe Wilhelm Schubert, bis dahin Rüstungsinspektor im
besetzten Paris. Aufgrund offensichtlicher Führungsschwäche
musste er am 30. Juni 1942, also noch vor Beginn der deutschen
Sommeroffensive, seinen Posten räumen. Anschließend wurde die
Leitung vom 1. Juli bis zum 2. August 1942 von General Thomas
kommissarisch wahrgenommen. Am 3. August 1942 übernahm
schließlich Generalleutnant Otto Stapf die Führung, der sie bis
zur Auflösung des Wirtschaftsstabs Ost im Herbst 1944 behielt.
Eine weitere Führungsrolle bei der Wirtschaftsverwaltung im
Osten nahm Generalmajor Hans Nagel ein, der, bis dahin
Verbindungsoffizier des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamts zu
Göring, am 27. Mai 1942 zum Generalinspekteur der wehr- und
rüstungswirtschaftlichen Dienststellen in den besetzten
Ostgebieten ernannt wurde.
Über den
Wirtschaftsstab Ost war zwar der vom OKW ausgehende militärische
Befehlsstrang zu den nachgeordneten Dienststellen gesichert,
außer an der Spitze und in der Führungsgruppe fanden sich jedoch
kaum Militärs. Das Schwergewicht der Arbeit lag vielmehr bei den
zivilen Fachabteilungen (Chefgruppen), die weitgehend von den
entsprechenden Reichsbehörden dirigiert wurden. Einflussreiche
Vertreter der Ministerialbürokratie waren Hans Joachim Riecke,
Ministerialdirektor im Reichsernährungsministerium und Leiter
der Chefgruppe La, Gustav Schlotterer, Ministerialdirektor im
Reichswirtschaftsministerium und Leiter der Chefgruppe W, und
Johannes Barth, Ministerialdirigent im Reichsministerium für die
besetzten Ostgebiete und Leiter der Chefgruppe FH.
Der nachgeordnete Bereich des Wirtschaftsstabs
Ost umfasste im rückwärtigen Heeresgebiet
(Militärverwaltungsgebiet):
-
Wirtschaftsinspektionen
-
Wirtschaftskommandos mit Nebenstellen;
im
Armeegebiet (Operationsgebiet):
-
Armeewirtschaftsführer
- vorgezogene
Wirtschaftskommandos mit Nebenstellen.
Die vorgesehenen fünf Wirtschaftsinspektionen sollten den
Planungen zufolge ihren Sitz in Moskau, Kiew, Leningrad und Baku
nehmen, die fünfte sollte in Reserve stehen. Entsprechend der
Gliederung des Ostheeres beim Angriff auf die Sowjetunion in
drei Heeresgruppen nahmen zunächst nur drei
Wirtschaftsinspektionen, die Wirtschaftsinspektionen Nord, Mitte
und Süd, die Arbeit auf. Die Wirtschaftsinspektion z.b.V.
"Westfalen" und die Wirtschaftsinspektion z.b.V. "Hessen"
rückten vorerst nicht aus. Die Wirtschaftsinspektion z.b.V.
"Westfalen" kam dann von Mai 1942 bis Januar 1943 zum Einsatz.
Zunächst war sie als Bezirks-Wirtschaftsinspektion Donez der
Wirtschaftsinspektion Süd unterstellt, im Juli 1942 wurde sie
dann zur Wirtschaftsinspektion A umgebildet und erhielt im
September 1942 die Bezeichnung Wirtschaftsinspektion Kaukasus.
Die Wirtschaftsinspektion Süd führte von Juli bis September 1942
den Namen Wirtschaftsinspektion B, anschließend hieß sie
Wirtschaftsinspektion Don-Donez bis sie im Februar 1943 wieder
in Wirtschaftsinspektion Süd umbenannt wurde. Zusätzlich wurden
dem Wirtschaftsstab Ost Anfang 1943 die
Wehrwirtschaftsinspektionen Ostland und Ukraine unterstellt, die
bis dahin als Rüstungsinspektionen Ostland und Ukraine zum
nachgeordneten Bereich des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamts
gehört hatten.
Analog zum Wirtschaftsstab
Ost gegliedert und mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet
waren die Wirtschaftsinspektionen in ihrem jeweiligen
Zuständigkeitsbereich, also dem rückwärtigen Heeresgebiet der
jeweiligen Heeresgruppe, für alle Bereiche der wirtschaftlichen
Ausbeutung des Landes zuständig. In ihre Entscheidungskompetenz
fiel es, Betriebe zu schließen, auszuschlachten oder wieder
aufzubauen, sie hatten die Verfügungsgewalt über sämtliche
landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Rohstoffvorkommen, sie
bestimmten über den Arbeitseinsatz und die Produktion.
Angesichts erster Engpässe bei der
Truppenversorgung im Spätsommer 1941 wurden die
Wirtschaftsinspektionen zunächst angewiesen, verstärkt für die
Deckung des Sofortbedarfs der kämpfenden Truppe zu sorgen. Im
November 1941 wurde den Wirtschaftsinspekteuren dann die Aufgabe
übertragen, als Heeresgruppenwirtschaftsführer (He Wi Fü) die
Heeresgruppenbefehlshaber in wirtschaftlichen Angelegenheiten zu
beraten. Damit verbunden war die Verpflichtung, im Bereich der
Truppenversorgung eng mit den Quartiermeisterabteilungen der
jeweiligen Heeresgruppe zu kooperieren.
Den Wirtschaftsinspektionen unterstellt waren die
Wirtschaftskommandos. Ähnlich gegliedert wie die
Wirtschaftsinspektionen und für den längerfristigen Einsatz an
einem Ort bestimmt waren sie die eigentlichen Exekutivorgane der
Landesausnutzung. Innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs, meist
eines sowjetischen Oblasts (Verwaltungsbezirk), war ihre Aufgabe
die systematische Ausbeutung und Nutzbarmachung der
wirtschaftlichen Ressourcen für deutsche Zwecke. Entsprechend
den Weisungen der übergeordneten Dienststellen organisierten sie
die Erkundung und den Abtransport von Wirtschaftsgütern, Erdöl
und Rohstoffen, die Aufnahme betrieblicher Produktion, den
Arbeitseinsatz dienstverpflichteter Landeseinwohner und die
Verschleppung so genannter "Ostarbeiter" ins Reich.
Die vor dem Krieg nach
wirtschaftsgeographischen Gesichtspunkten festgelegten
Einsatzgebiete der Wirtschaftsdienststellen wurden im Februar
1942 den Grenzen der militärischen Verbände angeglichen. Der
Zuständigkeitsbereich einer Wirtschaftsinspektion deckte sich
von nun am mit dem Gebiet einer Heeresgruppe, die Grenzen der
Wirtschaftskommandos wurden denen der Armeen angepasst. Bei
mehreren Wirtschaftskommandos in einem Armeegebiet fungierte
eines als leitendes Wirtschaftskommando. Die Benennung der
Wirtschaftskommandos, die sich anfangs nach ihrem Sitz gerichtet
hatte, erfolgte später aufgrund häufiger Verlegungen mit
Nummern.
Im Armeegebiet fungierten
Armeewirtschaftsführer als Verbindungsoffiziere des
Wirtschaftsstabs Ost zu den Armeeoberkommandos. Einerseits waren
sie den Armeeoberkommandos unterstellt, andererseits an die
wirtschaftlichen Weisungen der Wirtschaftsinspektionen gebunden.
Zugleich waren sie Verbindungsoffiziere des Wehrwirtschafts- und
Rüstungsamts.
Ihre Hauptaufgabe war die
Versorgung der Truppen aus dem Land. Daneben hatten sie alle
kriegswirtschaftlich verwertbaren Vorräte und Produktionsstätten
noch während der Kampfhandlungen zu erkunden und zu sichern. Die
Resultate ihrer Tätigkeit hatten sie dem Wirtschaftsstab Ost zu
melden. Zur Durchführung ihrer Aufgaben standen den
Armeewirtschaftsführern gut ausgerüstete wirtschaftliche und
technische Truppen zur Verfügung: Wehrmachterfassungskommandos,
Technische Bataillone, Bergungstrupps, Rohstofferkundertrupps,
Landwirtschaftlich-technische Züge, Mineralöleinheiten,
Bergbaukompanien und vorgezogene Wirtschaftskommandos.
Die ökonomischen Zielsetzungen und die Methoden
der Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten
waren in den vom Wirtschaftsführungsstab Ost ausgearbeiteten
"Richtlinien für die Führung der Wirtschaft in den neubesetzten
Ostgebieten" verbindlich festgeschrieben. Diese aufgrund der
Farbe ihres Einbandes so genannte "Grüne Mappe" war unmittelbar
vor dem Angriff auf die Sowjetunion in hoher Auflage erschienen
und diente auf allen Ebenen der Wirtschaftsorganisation Ost als
Leitfaden für die Wirtschaftsführung.
Anders als in den übrigen besetzten Ländern, in denen die
deutschen Besatzer vor allem auf eine Kooperation mit der
ansässigen Wirtschaft setzten, war im Bereich der Sowjetunion
eine Zusammenarbeit mit der einheimischen Wirtschaftsführung von
vornherein ausgeschlossen. Vielmehr sollten sämtliche Betriebe
und wirtschaftlichen Ressourcen des Landes unmittelbar von
deutschem Personal gelenkt und für die deutsche Kriegswirtschaft
nutzbar gemacht werden. Auf diese Weise sollte eine militärische
Kommandowirtschaft geschaffen werden, die vor allem zwei
Aufgaben zu erfüllen hatte:
- die
Sicherstellung der Versorgung der kämpfenden Truppe aus dem Land
mit Arbeitskräften, Nachschubgütern und Nahrungsmitteln
- die Unterstützung der deutschen
Kriegswirtschaft durch eine radikale Ausplünderung der
okkupierten Gebiete.
In der Praxis zeigte
sich, dass die Dienststellen der Wirtschaftsorganisation Ost oft
große Schwierigkeiten hatten, die beiden gegeneinander wirkenden
Aufgaben auszubalancieren.
Insgesamt
vollzog sich die Tätigkeit der Wirtschaftsorganisation Ost in
drei Phasen: Das von der deutschen Führung ursprünglich
verfolgte Konzept einer Kolonisations- und Raubbauwirtschaft
wurde angesichts der veränderten Kriegslage nach dem ersten Jahr
aufgegeben. Stattdessen wurde nun versucht, durch einen
umfassenden Wirtschaftsaufbau in den besetzten Ostgebieten die
deutsche Kriegswirtschaft zu unterstützen. Beim Rückzug des
deutschen Heeres schließlich war es Aufgabe der
Wirtschaftsdienststellen, durch sogenannte ARLZ-Maßnahmen
(Auflockerung, Räumung, Lähmung, Zerstörung), den Vormarsch der
feindlichen Truppen zu erschweren.
Mit
dem Rückzug der Wehrmacht ab 1943 verringerte sich auch zusehens
das Operationsgebiet der Wirtschaftsorganisation Ost. Zahlreiche
Dienststellen wurden aufgelöst und das Personal abgezogen. Viele
der freigewordenen Verantwortlichen und Fachleute wurden im
besetzten Italien bzw. in Frankreich einer neuen Verwendung
zugeführt. Nachdem das Territorium der Sowjetunion im Laufe des
Jahres 1944 weitgehend von deutschen Truppen geräumt worden war,
folgte das offizielle Ende des Wirtschaftsstabs Ost am 1.
November 1944, als General Stapf, der am 15. Oktober 1944 das
Feldwirtschaftsamt, den Rest des ehemaligen Wehrwirtschafts- und
Rüstungsamts, übernommen hatte, beide Einrichtungen
zusammenlegte.
Bestandsbeschreibung: Der
Großteil der erhaltenen Akten ist im Zuge der schrittweisen
Auflösung der Wirtschaftsorganisation Ost ab 1943 in das von
General Georg Thomas in Muskau in der Lausitz eingerichtete
"Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" überführt worden.
Anhand der Unterlagen dieses Wehrwirtschaftsarchivs, das nach
und nach die Unterlagen sämtlicher militärischer
Wirtschaftsdienststellen bis hinab zum einzelnen
Wirtschaftskommando in sich aufnahm, sollten noch während des
Krieges die "Geschichten" einzelner Dienststellen und
Unternehmungen verfasst werden. Beim Herannahen der Front ist
das Archiv zunächst in das Amtsgericht Vacha in der Rhön, dann
in ein Kalibergwerk ausgelagert worden, wo es 1945 in die Hände
amerikanischer Truppen fiel.
Zusammen mit
den übrigen von den Amerikanern erbeuteten deutschen
Aktenbeständen wurden die Unterlagen des Wehrwirtschaftsarchivs
in die USA verbracht. In Alexandria, VA, wo die beschlagnahmten
deutschen Akten, die sich größtenteils aufgrund von Kriegs- und
Nachkriegseinflüssen in starker Unordnung befanden, unter der
Regie des Nationalarchivs grob nach Provenienzgruppen geordnet
wurden, wurden die Akten des Wehrwirtschaftsarchivs dem Bestand
"Oberkommando der Wehrmacht, Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt"
zugeordnet und mit weiterer Überlieferung dieser Provenienz
zusammengeführt. Nach der Mikroverfilmung wurden die deutschen
Unterlagen ab 1960 schrittweise an das Bundesarchiv übergeben
und von diesem der Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen
Forschungsamts (MGFA) zugeleitet. 1965 war der Rückführung der
Unterlagen des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamts und damit des
Wehrwirtschaftsarchivs, das den größten Teil des überlieferten
Schriftguts der Wirtschaftsorganisation Ost enthielt, weitgehend
abgeschlossen.
In der Dokumentenzentrale
des MGFA bzw. ab 1968 im Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv
erfolgte die Ordnung der rückgeführten Bestände nach
Provenienzen. Aus den Unterlagen der Wirtschaftsorganisation Ost
wurde der Bestand RW 31 "Wirtschaftsstab Ost" gebildet. Die aus
den USA zurückgegebenen Akten umfassen die Archivnummern 1 bis
983.
Die übrigen überlieferten
Unterlagen, Archivnummern 984 bis 1153, wurden im Oktober 1953
vom Custodian für die Reichsstellen, Wirtschaftsgruppen und
anderen staatlichen Stellen im amerikanischen, britischen und
französischen Sektor von Groß-Berlin an das Geheime Staatsarchiv
Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem übergeben. Der
Custodian seinerseits hatte die Akten von der 1953 aufgelösten
Aktensammelstelle der Britischen Militärregierung in
Berlin-Schmargendorf erhalten. Im Geheimen Staatsarchiv wurden
die Unterlagen als Bestand Rep. 326 "Wirtschaftsstab Ost
-Chefgruppe W-" geführt. Im Zuge der "archivalischen
Flurbereinigung" wurde der Bestand 1969 an das Bundesarchiv,
Abteilung Militärarchiv übergeben und mit dem Bestand RW 31
zusammengeführt.
Das ehemalige Deutsche
Militärarchiv (DMA) in Potsdam besaß keine origären Unterlagen
der Wirtschaftsorganisation Ost. Der im DMA geführte Bestand W
65 "Wirtschaftsstab Ost" bezog sich auf Kopien der in
Alexandria, VA, erstellten Mikrofilme, die vom DMA erworben und
mit eigenen Findmitteln erschlossen wurden.
Weder im Geheimen Staatsarchiv noch in der
Dokumentenzentrale bzw. im Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv
wurden Kassationen vorgenommen.
Auf
Grundlage der Findkartei zum Bestand RW 31 wurde 2002 ein
Word-Findbuch erstellt, dessen Einträge 2003 durch
Retrokonversion in das Archivverwaltungsprogramm BASYS-S
eingelesen hat. Anschließend wurden die Einträge des Findbuchs
zum Bestand Rep. 326 in BASYS-S übertragen. Danach wurde eine
neue Klassifikation erstellt und die Aktentitel
überarbeitet.
2016 wurden auch die bisher
bei den Amtsdrucksachen (Bestand: RWD 17) verwahrten Unterlagen
in den Bestand RW 31 überführt.
Inhaltliche
Charakterisierung: Vom Wirtschaftsstab Ost sind neben
lückenhaften Sachakten aus allen Gebieten seiner Tätigkeit die
Serien der Monats-, Halbmonats- und Wochenberichte sowie sein
unvollendeter Abschlußbericht überliefert, außerdem
Tätigkeitsberichte von Ostgesellschaften. So gut wie vollständig
erhalten sind die Kriegstagebücher der Wirtschaftsinspektionen
und -kommandos, ferner einige Akten der Wirtschaftsinspektion
Süd.
Zitierweise: BArch RW
31/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RW 31
- Umfang
-
1206 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Zentrale Einrichtungen der Reichswehr und der Wehrmacht >> Wehrwirtschafts- und Rüstungsdienststellen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Fremde Archive: Archiv des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ):
ED 2 Kriegswirtschaft im Operationsgebiet des Ostens in den Jahren 1941-1943. Beitrag zur Geschichte des Wirtschafts-Stabes-Ost (Wi Stab Ost). Nach Unterlagen der Fachgruppen bearbeitet von Generalmajor Hans Nagel, 2 Bd., 1944
Nürnberger Serien L, NG, NI, NO, PS, USSR
Staatsbibliothek zu Berlin:
50 MA 15412 Merkblätter für Erkundung, Erfassung und Abtransport von Rohstoffen in den besetzten Ostgebieten, hrsg. v. Wi Stab Ost, 1943
Zentrum für die Aufbewahrung historisch-dokumentarischer Sammlungen ("Sonderarchiv"), Moskau:
700 Beauftragter für den Vierjahresplan
Zentrales Staatsarchiv Minsk:
412 Wirtschaftsinspektion/Heeresgruppenwirtschaftsführer Mitte
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: RW 19 Oberkommando der Wehrmacht/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt
RW 30 Rüstungsdienststellen in den Reichskommissariaten
RW 41 Territoriale Befehlshaber in der Sowjetunion
RW 46 Nachgeordnete Dienststellen des OKW/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamts bei Stäben des Heeres und für besondere Aufgaben
RH 3 Generalquartiermeister
RH 19 Heeresgruppen
RH 20 Armeen
RH 21 Panzerarmeen
RH 22 Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete
RH 23 Kommandanten der rückwärtigen Armeegebiete (Korück)
MSG Militärgeschichtliche Sammlungen
N 383 Nachlass Gen.d.Inf. a.D. Otto Stapf
N 510 Nachlass Gen.d.Art. a.D. Eduard Wagner
R 3 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (BArch Berlin)
R 6 Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (BArch Berlin)
R 7 Reichswirtschaftsministerium (BArch Berlin)
R 26 Beauftragter für den Vierjahresplan (BArch Berlin)
N 1075 Nachlass Staatssekretär a.D. Herbert Backe (BArch Koblenz)
Literatur: Czollek, Roswitha/Eichholtz, Dietrich: Zur wirtschaftspolitischen Konzeption des deutschen Imperialismus beim Überfall auf die Sowjetunion. Aufbau und Zielsetzung des staatsmonopolistischen Apparats für den faschistischen Beute- und Vernichtungskrieg, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1 (1969), S. 141-181
Dallin, Alexander: Deutsche Herrschaft in Rußland 1941-1945. Eine Studie zur Besatzungspolitik, Düsseldorf 1958
Eichholtz, Dietrich: Die Richtlinien Görings für die Wirtschaftspolitik auf dem besetzten sowjetischen Territorium vom 8. November 1941, in: Bulletin des Arbeitskreises "Zweiter Weltkrieg", Bd. 1/2 (1977), S. 73-111
Eichholtz, Dietrich (Hrsg): Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft. 3 Bände, Berlin 1971, 1985, 1991
Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Washington 1958ff
Forstmeier Friedrich und Volkmann Hans-Erich: Kriegswirtschaft und Rüstung 1939-1945, Düsseldorf 1977
Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941-1944, Hamburg 2000
Gibbons, Robert: Allgemeine Richtlinien für die politische und wirtschaftliche Verwaltung der besetzten Ostgebiete, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 25 (1977), S. 252-261
Herbert, Ulrich: Fremdarbeiter. Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, Berlin/Bonn 1985
Müller, Norbert: Wehrmacht und Okkupation 1941-1944. Zur Rolle der Wehrmacht und ihrer Führungsorgane im Okkupationsregime des faschistischen deutschen Imperialismus auf sowjetischem Territorium, Berlin (Ost) 1971
Müller, Rolf-Dieter und Ueberschär, Gerd R.: Hitlers Kriegs im Osten 1941-1945. Ein Forschungsbericht, Darmstadt 2000
Müller, Rolf-Dieter (Hrsg.): Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941-1943. Der Abschlußbericht des Wirtschaftsstabes Ost und Aufzeichnungen eines Angehörigen des Wirtschaftskommandos Kiew, Boppard a.R. 1991
Müller, Rolf-Dieter: Raub, Vernichtung, Kolonisierung. Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941-1944. In: Hans Schafranek/Robert Streibel (Hrsg.): 22. Juni 1941. Der Überfall auf die Sowjetunion, Wien 1991, S. 99-111
Müller, Rolf-Dieter: Das Scheitern der wirtschaftlichen "Blitzkriegstrategie". In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 4, Stuttgart 1983, S. 936-1029
Müller, Rolf-Dieter: Das "Unternehmen Barbarossa" als wirtschaftlicher Raubkrieg. In: Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hrsg.): "Unternehmen Barbarossa". Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941. Berichte. Analysen. Dokumente, Paderborn 1984, S. 173-196
Müller, Rolf-Dieter: Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 4, Stuttgart 1983, S. 98-189
Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof (International Military Tribunal). Nürnberg 14. November 1945 - 1. Oktober 1946, 42 Bde, Nürnberg 1947-1949
Schustereit, Hartmut: Planung und Aufbau der Wirtschaftsorganisation Ost vor dem Rußlandfeldzug-Unternehmen "Barbarossa" 1940/41, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 70 (1983), S. 50-70
Seraphim, Hans-Jürgen: Der deutsche Wirtschaftsaufbau in den besetzten Ostgebieten, Braunschweig 1942
Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918-1943/45), Hrsg. v. Wolfgang Birkenfeld, Boppard am Rhein 1966
Werpub, Josef: Ziele und Praxis der deutschen Kriegswirtschaft in der Sowjetunion, 1941 bis 1944, dargestellt an einzelnen Industriezweigen, (Diss.) Bremen 1992
- Provenienz
-
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- Bestandslaufzeit
-
1941-1944
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Wirtschaftsstab Ost mit nachgeordnetem Bereich, 1941-1944
Entstanden
- 1941-1944