Akten | Bestand

Nachlass Ebert, Wilhelm (Bestand)

Vorwort: Im Jahr 2003 schloss das Bayerische Hauptstaatsarchiv mit dem ehemaligen BLLV-Präsidenten Wilhelm Ebert (6.5.1923 - 28.06.2017) einen Schenkungsvertrag über Unterlagen aus dessen beruflichen Nachlass. 2010 wurde umfangreiches weiteres Schriftgut aus der Geschäftsstelle des BLLV übernommen und mit den Unterlagen zusammengeführt, die bereits vorher in das Hauptstaatsarchiv gelangt waren. Wilhelm Ebert fügte im Jahr 2011 selbst noch weiteres Material hinzu. Der gesamte Schriftgutkomplex wurde 2011 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv neu geordnet und verzeichnet. Der Bestand "Nachlass Ebert" umspannt einen zeitlichen Rahmen von 1886 bis 2007 und hat einen Umfang von 12 laufenden Metern. Ebert wurde 1923 in Fleißen im Egerland geboren. In Eger studierte er an der Lehrerbildungsanstalt, bis er 1942 zur Wehrmacht einberufen wurde. Als Soldat war er in Norwegen, Frankreich und der Sowjetunion, zuletzt als Leutnant der Reserve. Nach Kriegsende geriet er bis Anfang 1947 in französische Kriegsgefangenschaft, wo er in einer "Lageruniversität" einen ersten Vortrag über "Schulreform in Deutschland" hielt. 1947 legte er sein Staatsexamen als Volksschullehrer ab. Ebert kritisierte in Vorträgen vor der Lehrerschaft die Behandlung junger aus dem Krieg heimgekehrter Lehrer durch den Schulrat, weshalb vom Kultusministerium dreimal ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. 1947 bis 1955 arbeitete Ebert an verschiedenen Volksschulen in Bayern, in den Jahren 1949 und 1951 unternahm er Studienreisen in die USA. Zugleich begann seine umfangreiche Verbandstätigkeit: er wurde zum 1. Landesvorsitzenden (1948 bis 1953) der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Junglehrer (ABJ) gewählt, die er mit aufgebaut hatte. Von 1953 bis 1955 fungierte er als Leiter der Schulpolitischen Hauptstelle des BLLV, auch gelang ihm die Einrichtung einer Pressestelle. Beim Zustandekommen der bayerischen "Viererkoalition" (aus SPD, FDP, Bayernpartei und GB/BHE) im Jahr 1954 spielte Ebert eine sehr aktive Rolle. Ziel in bildungspolitischer Hinsicht war die Abkehr von der Konfessionsschule und der konfessionsgebundenen Lehrerausbildung, stattdessen die Einführung der "christlichen Gemeinschaftsschule" sowie die nichtkonfessionelle Leherbildung. Ein Volksentscheid brachte nach jahrelangen heftigen Diskussionen 1968 die angestrebte Reform. Eine lange und bedeutsame Zusammenarbeit ergab sich mit dem Weltlehrerverband WCOTP (World Conference of Organizations of the Teaching Profession). Von 1958 bis 1966 war er Leiter der Delegation des Weltlehrerverbandes, die an Tagungen mit der UNESCO und der ILO (International Labour Organization) teilnahm; hier wurden Empfehlungen zum Status der Lehrer erarbeitet. In dieser Zeit war Ebert häufig auf Reisen und in den WCOTP-Büros in Brüssel und von 1958 bis 1970 als Direktor des europäischen Büros in Paris tätig. 1972 wurde er zum Mitglied des Vorstandes gewählt. Von 1975 bis 1978 war er Präsident der WCOTP. Die University of the Pacific in Kalifornien, an der er mehrere Jahre als Gastprofessor gelehrt hatte, machte ihn 1969 zum Ehrendoktor. Auf nationaler Ebene arbeitete er von 1967 bis 1984 als Vizepräsident der AGDL, seit der Umwandlung in den Deutschen Lehrerverband auch als dessen Vizepräsident bis 1978. Ab 1979 fungierte er als Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Präsident des BLLV war er zunächst von 1955 bis 1962; vereinsinterne Auseinandersetzungen, in denen ihm personalpolitische Alleingänge sowie seine umfangreiche Auslandstätigkeit vorgeworfen wurden, bewogen ihn zum Rücktritt. Aber von 1967 bis 1984 wurde er wieder zum BLLV-Präsidenten gewählt, seit 1984 ist er Ehrenpräsident. Ebert war einer der Initiatoren bei der Gründung der Akademie für Politische Bildung in Tutzing am Starnberger See sowie Mitglied des Kuratoriums. Zu seinen weiteren Funktionen gehörte auch die Mitgliedschaft im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks, hier wirkte er 1961 an der Einrichtung eines Bildungsfernsehprogramms mit und war ab 1970 Vorsitzender des Fernsehausschusses. Der Nachlass enthält umfangreiche Korrespondenz offizieller und privater Natur (mit internationalen und nationalen Institutionen, Vereinen, Politikern, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Privatpersonen), Protokolle von Konferenzen der WCOTP, der UNESCO und anderer Verbände sowie von Versammlungen und Ausschusssitzungen des BLLV. Darüber hinaus finden sich Jahresberichte, Dokumente zu Ehrungen und Auszeichnungen, Publikationen Eberts und anderer Pädagogen, biografische Dokumente zu Ebert sowie Erinnerungen anderer Lehrer und Lehrerinnen (insbesondere zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg), Presseinterviews mit Wilhelm Ebert, Presseausschnitte zur bayerischen Schulpolitik und zur Geschichte des BLLV, Reden und Vortragsmanuskripte Eberts, Unterrichtsmaterialien sowie einige offizielle Geschenke an Ebert. München, Dezember 2011 Dr. Christiane Wilke

Bestandssignatur
NL Ebert Wilhelm
Umfang
311
Sprache der Unterlagen
ger

Kontext
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Provenienz
Nachlass Ebert, Wilhelm
Vorprovenienz
Dr. Christiane Wilke
Bestandslaufzeit
1945-2002

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:04 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Beteiligte

  • Nachlass Ebert, Wilhelm
  • Dr. Christiane Wilke

Entstanden

  • 1945-2002

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