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Die Hypothese konterkarierender Kapitalströme

Die Hypothese konterkarierender Kapitalströme Ausgehend von einer monetären Theorie der Zahlungsbilanz analysiert der Beitrag die Beziehungen von Geldpolitik und Kapitalverkehr für die Bundesrepublik Deutschland. Er zeigt, welche Möglichkeiten in einer offenen Volkswirtschaft mit liberalisiertem Kapitalverkehr und festen Wechselkursen bestehen, eine autonome Geldpolitik zu betreiben, und welche Konsequenzen aus einer derartigen Politik resultieren. Grundlage der empirischen Analyse ist ein ökonometrisches Modell, das unter der Hypothese hoher Kapitalmobilittät davon ausgeht, daß die Kapitalbewegungen in und aus der Bundesrepublik sowie das inländische Zinsniveau abhängig sind von Vermögensbestand und Einkommen im In- und Ausland, vom ausländischen Zinsniveau, von den Wechselkurserwartungen, den Veränderungen der Nettoinlandsforderungen der Zentralbank sowie der Bilanz der laufenden Posten. Diese beiden Schätzgleichungen - die Kapitalverkehrsgleichung und die Zinsgleichung - beinhalten, daß in offenen Volkswirtschaften mit festen Wechselkursen das kurzfristige Gleichgewicht der Finanzmärkte über Anpassungen des inländischen Zinssatzes und durch Zu- bzw. Abflüsse von Auslandskapital hergestellt wird. Ist die Kapitalmobilität hoch, so erfolgt bei festen Wechselkursen die Anpassung größtenteils über den Kapitalverkehr. Die Schätzergebnisse der Kapitalverkehrs- und der Zinsgleichung zeigen deutlich, daß die geldpolitischen Maßnahmen in der Bundesrepublik in einem erheblichen Ausmaß von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland konterkariert wurden. Da der Regressionskoeffizient für diese konterkarierenden Wirkungen jedoch signifikant kleiner als eins ist, besteht für die Bundesbank prinzipiell die Möglichkeit einer Kontrolle des Geldangebots, sofern sie die Wirkungen der Zahlungsbilanzsalden auf die Geldbasis neutralisiert. Das wiederum offenbart, daß die Notwendigkeit zu Interventionen auf dem Devisenmarkt weniger aus Ungleichgewichten im Außenhandel als vielmehr aus dem Versuch einer autonomen Geldpolitik bzw. der Notwendigkeit resultiert, Störungen der Kapitalverkehrsbilanz zu neutralisieren. Autonome Geldpolitik, Freizügigkeit der Kapitalströme und feste Wechselkurse sind - wie die Untersuchung zeigt - nur sehr schwer, wenn überhaupt, miteinander zu vereinbaren.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 8 ; Year: 1975 ; Issue: 1 ; Pages: 1-30

Classification
Wirtschaft

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Kouri, Pentti J. K.
Event
Veröffentlichung
(who)
Duncker & Humblot
(where)
Berlin
(when)
1975

DOI
doi:10.3790/ccm.8.1.1
Last update
10.03.2025, 11:44 AM CET

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  • Duncker & Humblot

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  • 1975

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