Bestand
Siebert, Wilhelm; Pfarrer (Bestand)
Zur Person von Wilhelm Siebert (1902-1989)Wilhelm Siebert wurde am 19. November 1902 in Kassel als 5. Kind des "Königlichen Zugführers" (Lokführer), vermutlich der preußischen Staats-bahn, Werner Siebert geboren. Er besuchte von 1909 bis 1913 die Volks-schule in Kassel, von 1913 bis 1920 die Oberrealschule I in Kassel bis zur Obersekunda (11. Klasse). Die Obersekundareife legte er am 9. April 1919 ab. Mit "kleiner Matrikel", einer eingeschränkten Hochschulreife, studierte er vier Semester lang, von 1920 bis 1922, Philosophie und Volkswirtschaft in Marburg, Gießen, Göttingen und Jena.Vom 15. Oktober 1922 bis zum 1. März 1923 absolvierte Wilhelm Siebert ein Praktikum beim städtischen Jugendamt Kassel, vom 1. April 1923 bis zum 15. September 1924 war er knapp anderthalb Jahre lang als Erzieher in der Erziehungsanstalt Kronsberg (Hannover-Wülfel), Deutschlands größtem Erziehungsheim, tätig. Vom 6. Dezember 1924 bis zum 8. März 1924 fungierte Wilhelm Siebert als "Siechenpfleger" im Stephansstift Hannover sowie vom 12. März bis zum 24. April 1924 als Probediakon in den Anstalten Hephata (Treysa). Vom 29. April 1925 bis zum 5. Januar 1926 arbeitete er in den Schüler-Bibelkreisen in Kassel-Wilhelmshöhe mit.Siebert besuchte von Januar bis März 1929 in Hamm den Nachschulungslehrgang der Westfälischen Inneren Mission für Wohlfahrtspfleger. Am 19. April 1929 legte er vor dem Regierungspräsidium Minden die Prüfung zum staatlich anerkannten Wohlfahrtspfleger (Fürsorger, Sozialbeamter) ab. Am 14. März 1930 legte er vor dem Staatlichen Prüfungsausschuss für das Lichtbildwesen die Prüfung zum Technischen Leiter von Lichtbildvorführungen an Schulen und in der Jugendpflege ab.All diese Stationen seines Werdegangs wurden laut Personalakte im Landeskirchenamt (LkA EKvW 1 neu Nr. 2629) als "Berufsausbildung" gewertet. Als "berufliche Tätigkeiten" galt sein Dienst ab 1926, und zwar war er vom 6. Januar 1926 bis zum 31. Dezember 1927 Jugendpfleger im Ev. Jung-männerverein Wartburg von 1852 e.V. in Bochum. Anschließend war Wilhelm Siebert von Januar 1928 bis Anfang 1934 BK-Gauwart Ruhrland sowie zugleich (seit dem 15. Januar 1928 und bis nach dem Krieg) Fürsorger im Ortsverband Bochum für Innere Mission e.V. Von Januar bis November 1928 hatte er zudem die Schriftleitung der "Jugendkraft" inne, dem Mo-natsblatt der jüngeren Bibelkreisler (BKler) in Deutschland.Sieberts Eintritt in die Wehrmacht erfolgte "ganz plötzlich" im Juli 1940. Er wurde zu einem Stellvertretenden Generalkommando einberufen. Von Februar bis Dezember 1941 war er uk-gestellt und konnte seiner "Zivilarbeit" im Ortsverband Bochum für Innere Mission e.V. nachgehen. Am 2. Januar 1942 wurde er wieder Soldat "bei einem Stab als IIb-Schreiber (Angelegenheiten der Unteroffiziere und Mannschaften und Vorschriftenverwaltung)" im Osten. Diese Infos liefert er in einem Rundbrief an ehemalige BKler vom 3. September 1942 (LkA EKvW 3.35 Nr. 16).Sieberts zuletzt bekleideter Dienstgrad war der eines Obergefreiten. Im Mai 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft. Im Dezember 1946 kehrte Siebert aus tschechischer Kriegsgefangenschaft zurück.Am 11. Dezember 1953 legte Wilhelm Siebert ein theologisches Examen ab. Seine Ordination erfolgte am 15. Januar 1959 in Ferndorf. Vom 8. Januar 1956 bis zum 30. September 1959 war der bisherige "Pastor" Siebert dann als "Prediger" im Ortsbezirk Kredenbach der Ev.-ref. Kirchengemeinde Ferndorf tätig. Bis dahin war seine Berufsbezeichnung die eines "Volks-missionars" gewesen. Zum 1. Oktober 1959 wechselte er zu den v. Bodelschwinghschen Anstalten (heute: Stiftungen) nach Bethel. Von 1959 bis zum 31. Dezember 1967 war er Prediger in Bethel und zuletzt Leiter des dortigen Dankortes. Seinen Ruhestand verbrachte er in Kassel, wo er am 28. März 1989 verstarb.Simone Wulf, BielefeldZum BestandDer Nachlass von Wilhelm Siebert wurde 2021 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Er umfasst 64 Verzeichnungseinheiten und erstreckt sich über den Zeitraum von 1910 bis 1990. Der Nachlass liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der Bestandsnummer 3.83.Die Abgabe des Nachlasses erfolgte zunächst in mehreren Abschnitten und noch zu Lebzeiten von Wilhelm Siebert. Eine letzte Abgabe erfolgte nach seinem Tod durch seine Frau im Jahr 1990. Wie aus den Akten ersichtlich ist, hat er einige seine Unterlagen dem Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung (LkA EKvW Nr. 3) sowie anderen Institutionen übergeben. Somit ist der vorhandene Bestand als Teilnachlass zu betrachten.Im Bestand sind sowohl schriftliche Unterlagen des Nachlassgebers (Tagebücher, Predigten, Korrespondenzen) als auch eine visuelle Überlieferung (Fotografien, Dias, Filme) vorhanden. Thematisch bezieht sich die Überlieferung v.a. auf die Schülerbibelarbeit, in der Siebert Ende der 1920er - Anfang der 1930er Jahre aktiv war. Besonders wertvoll sind die Filmrollen, die Anfang der 1930er Jahre während Ferienfahrten, Ausflügen und Reichslagern des Bundes Deutscher Bibelkreise gedreht wurden.Abenteuerlich ist die Überlieferung der Filmrollen. Ursprünglich waren die Episoden wohl nicht fest auf einer Spule zusammengefügt, sondern wurden je nach Einsatzzweck einzeln oder zusammen vorgeführt. Wilhelm Siebert bewahrte die Filme in einem schweren, eisenbeschlagenen Überseekoffer auf, der während der Kriegszeit im Keller seines Wohnhauses in Bochum-Hamme stand. Das Haus wurde im Krieg allerdings zerstört, und als Siebert 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, bedeckte ein meterhoher Schuttberg den Keller. Da sich in dem Koffer aber zahlreiche wichtige Dokumente befanden, grub sich Wilhelm Siebert mit Hilfe der Nachbarn durch den Keller und fand das gesuchte Stück fast unversehrt - darin auch die Filme, die er einige Jahre später zusammen mit seinem Sohn Hannsfrieder auf eine Spule brachte. Nach Sieberts Ableben gingen die Filme an seinen Sohn Hannsfrieder über und schließlich an Hans-Rudolf Hermannsen, Leiter des Förderkreises Kurt Gerstein innerhalb der Evangelischen Jugendbildungsstätte in Hagen-Berchum (Sitz der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V.). Herr Hermannsen hat das Filmmaterial 2011 dem Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld übergeben. Die Filme wurden im LWL-Medienzentrum für Westfalen auf aktuelle Medien umformatiert, die Digitalisate sind dem Landeskirchlichen Archiv zur Verfügung gestellt worden (LkA EKvW 26 Nr. 84). Die Originale werden seitdem im LWL-Medienzentrum als Depositum aufbewahrt. 2016 sind die Filme durch den LWL-Medienzentrum in Kooperation mit dem Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V. in Form einer DVD veröffentlicht worden (LkA EKvW 26 Nr. 86). (Alle Informationen zu den Filmrollen stammen aus dem Begleitheft zu dieser Veröffentlichung).Seltenheitswert hat die weitere visuelle Überlieferung des Nachlasses, darunter Dias zur evangelischen Wehrmachtsseelsorge von 1942-1944 und zur evangelischen Flüchtlingsseelsorge in Berlin von 1951-1952.Die Aufnahmen während des Krieges halten einige Persönlichkeiten und Orte der Wehrmachtsseelsorge fest.Die Aufnahmen in Berlin zeigen beeindruckende Bilder von Flüchtlingen in ihren Massenunterkünften und kirchliche Betreuungsangebote.Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003 in der Fassung vom 29.10.2020 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans der EKvW vom 29.10.2020.Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 3.83 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur des entsprechenden Archivales). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 3.83 Nr. ..."Bielefeld, im November 2021Anna WarkentinQuellen und Literatur (Auswahl):Personalakte Wilhelm Siebert LkA EKvW 1 neu Nr. 2629Bibelkreise zwischen Aufbruch und Auflösung. Evangelische Jugendarbeit von 1883 bis in die 1930er Jahre. Eine Produktion des LWL-Medienzentrums für Westfalen in Kooperation mit dem Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V., München 2016
Form und Inhalt: Zur Person von Wilhelm Siebert (1902-1989)
Wilhelm Siebert wurde am 19. November 1902 in Kassel als 5. Kind des "Königlichen Zugführers" (Lokführer), vermutlich der preußischen Staats-bahn, Werner Siebert geboren. Er besuchte von 1909 bis 1913 die Volks-schule in Kassel, von 1913 bis 1920 die Oberrealschule I in Kassel bis zur Obersekunda (11. Klasse). Die Obersekundareife legte er am 9. April 1919 ab. Mit "kleiner Matrikel", einer eingeschränkten Hochschulreife, studierte er vier Semester lang, von 1920 bis 1922, Philosophie und Volkswirtschaft in Marburg, Gießen, Göttingen und Jena.
Vom 15. Oktober 1922 bis zum 1. März 1923 absolvierte Wilhelm Siebert ein Praktikum beim städtischen Jugendamt Kassel, vom 1. April 1923 bis zum 15. September 1924 war er knapp anderthalb Jahre lang als Erzieher in der Erziehungsanstalt Kronsberg (Hannover-Wülfel), Deutschlands größtem Erziehungsheim, tätig. Vom 6. Dezember 1924 bis zum 8. März 1924 fun-gierte Wilhelm Siebert als "Siechenpfleger" im Stephansstift Hannover sowie vom 12. März bis zum 24. April 1924 als Probediakon in den Anstalten Hephata (Treysa). Vom 29. April 1925 bis zum 5. Januar 1926 arbeitete er in den Schüler-Bibelkreisen in Kassel-Wilhelmshöhe mit.
Siebert besuchte von Januar bis März 1929 in Hamm den Nachschu-lungslehrgang der Westfälischen Inneren Mission für Wohlfahrtspfleger. Am 19. April 1929 legte er vor dem Regierungspräsidium Minden die Prüfung zum staatlich anerkannten Wohlfahrtspfleger (Fürsorger, Sozialbeamter) ab. Am 14. März 1930 legte er vor dem Staatlichen Prüfungsausschuss für das Lichtbildwesen die Prüfung zum Technischen Leiter von Lichtbildvor-führungen an Schulen und in der Jugendpflege ab.
All diese Stationen seines Werdegangs wurden laut Personalakte im Lan-deskirchenamt (LkA EKvW 1 neu Nr. 2629) als "Berufsausbildung" gewertet. Als "berufliche Tätigkeiten" galt sein Dienst ab 1926, und zwar war er vom 6. Januar 1926 bis zum 31. Dezember 1927 Jugendpfleger im Ev. Jung-männerverein Wartburg von 1852 e.V. in Bochum. Anschließend war Wil-helm Siebert von Januar 1928 bis Anfang 1934 BK-Gauwart Ruhrland sowie zugleich (seit dem 15. Januar 1928 und bis nach dem Krieg) Fürsorger im Ortsverband Bochum für Innere Mission e.V. Von Januar bis November 1928 hatte er zudem die Schriftleitung der "Jugendkraft" inne, dem Mo-natsblatt der jüngeren Bibelkreisler (BKler) in Deutschland.
Sieberts Eintritt in die Wehrmacht erfolgte "ganz plötzlich" im Juli 1940. Er wurde zu einem Stellvertretenden Generalkommando einberufen. Von Februar bis Dezember 1941 war er uk-gestellt und konnte seiner "Zivilarbeit" im Ortsverband Bochum für Innere Mission e.V. nachgehen. Am 2. Januar 1942 wurde er wieder Soldat "bei einem Stab als IIb-Schreiber (Angele-genheiten der Unteroffiziere und Mannschaften und Vorschriftenverwal-tung)" im Osten. Diese Infos liefert er in einem Rundbrief an ehemalige BKler vom 3. September 1942 (LkA EKvW 3.35 Nr. 16).
Sieberts zuletzt bekleideter Dienstgrad war der eines Obergefreiten. Im Mai 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft. Im Dezember 1946 kehrte Siebert aus tschechischer Kriegsgefangenschaft zurück.
Am 11. Dezember 1953 legte Wilhelm Siebert ein theologisches Examen ab. Seine Ordination erfolgte am 15. Januar 1959 in Ferndorf. Vom 8. Januar 1956 bis zum 30. September 1959 war der bisherige "Pastor" Siebert dann als "Prediger" im Ortsbezirk Kredenbach der Ev.-ref. Kirchengemeinde Ferndorf tätig. Bis dahin war seine Berufsbezeichnung die eines "Volks-missionars" gewesen. Zum 1. Oktober 1959 wechselte er zu den v. Bo-delschwinghschen Anstalten (heute: Stiftungen) nach Bethel. Von 1959 bis zum 31. Dezember 1967 war er Prediger in Bethel und zuletzt Leiter des dortigen Dankortes. Seinen Ruhestand verbrachte er in Kassel, wo er am 28. März 1989 verstarb.
Simone Wulf, Bielefeld
Zum Bestand
Der Nachlass von Wilhelm Siebert wurde 2021 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verzeichnet. Er umfasst 64 Verzeichnungseinheiten und erstreckt sich über den Zeitraum von 1910 bis 1990. Der Nachlass liegt als Depositum im Landeskirchlichen Archiv unter der Bestandsnummer 3.83.
Die Abgabe des Nachlasses erfolgte zunächst in mehreren Abschnitten und noch zu Lebzeiten von Wilhelm Siebert. Eine letzte Abgabe erfolgte nach seinem Tod durch seine Frau im Jahr 1990. Wie aus den Akten ersichtlich ist, hat er einige seine Unterlagen dem Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung (LkA EKvW Nr. 3) sowie anderen Institutionen übergeben. Somit ist der vorhandene Bestand als Teilnachlass zu betrachten.
Im Bestand sind sowohl schriftliche Unterlagen des Nachlassgebers (Tagebücher, Predigten, Korrespondenzen) als auch eine visuelle Überlieferung (Fotografien, Dias, Filme) vorhanden. Thematisch bezieht sich die Überlieferung v.a. auf die Schülerbibelarbeit, in der Siebert Ende der 1920er - Anfang der 1930er Jahre aktiv war. Besonders wertvoll sind die Filmrollen, die Anfang der 1930er Jahre während Ferienfahrten, Ausflügen und Reichslagern des Bundes Deutscher Bibelkreise gedreht wurden.
Abenteuerlich ist die Überlieferung der Filmrollen. Ursprünglich waren die Episoden wohl nicht fest auf einer Spule zusammengefügt, sondern wurden je nach Einsatzzweck einzeln oder zusammen vorgeführt. Wilhelm Siebert bewahrte die Filme in einem schweren, eisenbeschlagenen Überseekoffer auf, der während der Kriegszeit im Keller seines Wohnhauses in Bochum-Hamme stand. Das Haus wurde im Krieg allerdings zerstört, und als Siebert 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, bedeckte ein meterhoher Schuttberg den Keller. Da sich in dem Koffer aber zahlreiche wichtige Dokumente befanden, grub sich Wilhelm Siebert mit Hilfe der Nachbarn durch den Keller und fand das gesuchte Stück fast unversehrt - darin auch die Filme, die er einige Jahre später zusammen mit seinem Sohn Hannsfrieder auf eine Spule brachte. Nach Sieberts Ableben gingen die Filme an seinen Sohn Hannsfrieder über und schließlich an Hans-Rudolf Hermannsen, Leiter des Förderkreises Kurt Gerstein innerhalb der Evangelischen Jugendbildungsstätte in Hagen-Berchum (Sitz der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V.). Herr Hermannsen hat das Filmmaterial 2011 dem Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld übergeben. Die Filme wurden im LWL-Medienzentrum für Westfalen auf aktuelle Medien umformatiert, die Digitalisate sind dem Landeskirchlichen Archiv zur Verfügung gestellt worden (LkA EKvW 26 Nr. 84). Die Originale werden seitdem im LWL-Medienzentrum als Depositum aufbewahrt. 2016 sind die Filme durch den LWL-Medienzentrum in Kooperation mit dem Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V. in Form einer DVD veröffentlicht worden (LkA EKvW 26 Nr. 86). (Alle Informationen zu den Filmrollen stammen aus dem Begleitheft zu dieser Veröffentlichung).
Seltenheitswert hat die weitere visuelle Überlieferung des Nachlasses, darunter Dias zur evangelischen Wehrmachtsseelsorge von 1942-1944 und zur evangelischen Flüchtlingsseelsorge in Berlin von 1951-1952.
Die Aufnahmen während des Krieges halten einige Persönlichkeiten und Orte der Wehrmachtsseelsorge fest.
Die Aufnahmen in Berlin zeigen beeindruckende Bilder von Flüchtlingen in ihren Massenunterkünften und kirchliche Betreuungsangebote.
Der Bestand wurde unter Zugrundelegung internationaler Verzeichnungsgrundsätze nach ISAD (G) erschlossen. Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen in der Bestellsignatur jeder Verzeichnungseinheit als letzte arabische Nummer oder im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke ”Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter ”Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Nach den Erschließungsvermerken folgt die alte Archivsignatur oder das Aktenzeichen, falls sie auf der Akte vermerkt waren. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003 in der Fassung vom 29.10.2020 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans der EKvW vom 29.10.2020.
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 Abs. 1 Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für Archivgut, das sich nach seiner Zweckbestimmung oder nach seinem wesentlichen Inhalt auf natürliche Personen bezieht, gelten laut § 7 Abs. 2 ArchivG zusätzliche Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist frühestens 10 Jahre nach dem Tod der betroffenen Person(en) benutzt werden. Ist das Todesjahr nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 90 Jahre nach Geburt. Ist auch das Geburtsjahr nicht bekannt, endet die Schutzfrist 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 3.83 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur des entsprechenden Archivales). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 3.83 Nr. ..."
Bielefeld, im November 2021
Anna Warkentin
Quellen und Literatur (Auswahl):
Personalakte Wilhelm Siebert LkA EKvW 1 neu Nr. 2629
Bibelkreise zwischen Aufbruch und Auflösung. Evangelische Jugendarbeit von 1883 bis in die 1930er Jahre. Eine Produktion des LWL-Medienzentrums für Westfalen in Kooperation mit dem Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V., München 2016
- Bestandssignatur
-
3.83
- Kontext
-
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 07. Nachlässe
- Bestandslaufzeit
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1910-1990
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1910-1990