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Verfassunggebende Synode (Nordelbien) (Bestand)
Bestandsbeschreibung: 1970 konnte nach jahrzehntelangen Verhandlungen die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche begründet werden. Dazu schlossen am 21.Mai 1970 fünf Landeskirchen den sogenannten Nordelbien-Vertrag :
die Ev.-Luth. Landeskirche Eutin,
die Ev.-Luth. Landeskirche im Hamburgischen Staate,
die Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers (für Hamburg-Harburg),
die Ev.-Luth. Landeskirche in Lübeck und
die Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins.
Mit dem Nordelbien-Vertrag zogen zum ersten Mal Landeskirchen Konsequenzen aus einem Relikt aus der Zeit des Summusepiskopats, der landesherrlichen Kirchenregierung. In landesherrlicher Zeit war der territoriale Zuschnitt der Kirchen nach den Grenzen des Staats ausgerichtet. Doch wurde diese Grenzziehung zunehmend hinderlich. Besonders in Hamburg entstanden Schwierigkeiten, weil das Gebiet des Stadtstaates nicht mit dem der Hamburgischen Landeskirche übereinstimmte. Das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg war 1937 mit dem Groß-Hamburg-Gesetz entstanden. Die Kirchen hatten diesen Schritt aber nicht mit vollzogen. So war das Gebiet in mehrere kirchliche Zuständigkeiten aufgesplittert worden war. Im Kern bestand noch die Landeskirche Hamburg, die identisch mit der Stadt Hamburg vor 1937 war. Die weiteren Teile des Stadtgebiets gehörten kirchlich gesehen zu den Landeskirchen Hannover und Schleswig-Holstein. Außerdem gehörte der Kirchenkreis Cuxhaven zur Landeskirche Hamburg.
Schließlich konnten die kleinen Landeskirchen die wachsenden finanzielle Lasten nicht mehr tragen. Nach dem Krieg erhielt die Diskussion zunächst mehr Schwung, ehe sie Ende der 1960er Jahre wieder steckenzubleiben drohte. Dies lag zum großen Teil an den Sorgen der beteiligten Landeskirchen, die Eigenständigkeit aufzugeben und in einer größeren Landeskirche nicht akzeptable Strukturen zu erhalten. Erst 1967 wies eine Zusammenkunft der Kirchenleitungen und Synodalpräsidenten den Weg aus der Misere. Eine noch zu konstituierende Synodalkommission, die von den Synoden der fünf Landeskirchen beschickt werden sollte, würde mit der Ausarbeitung von Richtlinien beauftragt werden .
Mit der Einrichtung der Intersynodalen Nordelbischen Kirchenkommission (INK) gelang es, die Grundlage für eine konstruktive Verfassungsarbeit zu legen. Die INK legte einen Entwurf für einen Vertrag vor, der mit Richtlinien für die eigentliche Verfassungsarbeit ergänzt wurde. Dieser Entwurf wurde 1970 als Nordelbien-Vertrag Wirklichkeit. Er regelte detailliert das Procedere für die Bildung der Nordelbischen Kirche. Die Folge war ein Nebeneinander der fünf Landeskirchen, die vorerst weiterbestanden, und der Nordelbischen Kirche. Sie wurde bereits begründet, weil umfangreiche Vorarbeiten vor dem eigentlichen Zusammenschluss geleistet werden mußten.
Mit dem Vertrag und seinem Anhang waren nur die Grundlagen für die künftige Kirchenorganisation geschaffen worden. Es fehlte noch die Ausarbeitung einer Verfassung. Zu diesem Zweck wurden in § 3 drei Organe für die NEK bestimmt:
die Verfassunggebende Synode,
die Synodalkommission und
der Rat der Nordelbischen Kirche .
Die Verfassunggebende Synode hatte gemäß § 5 des Nordelbien-Vertrags die Aufgabe, nach den von der Intersynodalen Nordelbischen Kirchenkommission (INK) formulierten Grund- und Leitsätzen die Verfassung für die NEK und das Einführungsgesetz auszuarbeiten und zu beschließen. Die Verfassunggebende Synode wurde von den Synoden der beteiligten Landeskirchen beschickt (§ 4 des Nordelbien-Vertrags).
Die Synode trat schon am 19. September 1970 zu ihrer konstituierenden Sitzung in Rendsburg zusammen. Sie hielt am 12. Juni 1976 ihre 44. und letzte Sitzung ab, als Verfassung und Einführungsgesetz in der dritten Lesung angenommen wurden. Damit war die Arbeit der Verfassunggebenden Synode beendet. Mit Ablauf des 31. Dezember 1976 wurde die Verfassunggebende Synode aufgelöst.
Die Arbeit wurde in hohem Maße von den Beratungen in den Ausschüssen geprägt. Von der Verfassung wurde die Bildung des Verfassungsausschusses verlangt (§ 7 Abs.2 des Nordelbienvertrags), die Bildung der übrigen Ausschüsse geschah nach der jeweiligen Notwendigkeit. Die Schwierigkeiten, die zwangsläufig bei der Zusammenführung von unterschiedlichen Traditionen entstehen, wurden vor allem in den Ausschüssen bewältigt. Die Bildung eines Ad-hoc-Ausschusses zeigt dies sehr deutlich (16.00 Nr.176 und 227).
In den Rat der NEK wurden die Vertreter der Kirchenleitungen entsandt (§ 12 des Nordelbienvertrags). Die Synoden legten aber großen Wert auf die Einbindung in die laufenden Beratungen, so dass sie eine Verbindung zum Rat wünschten: die Synodalkommission (§ 13 des Nordelbienvertrags). Diese wurde von den Landessynoden beschickt, arbeitete aber für ganz Nordelbien. Dadurch aber entstanden mehrere Gremien einschließlich der Ausschüsse, so dass bestimmte Angelegenheiten gleichzeitig in verschiedenen Gremien beraten wurden.
Am 1. Januar 1977 traten Verfassung und Einführungsgesetz in Kraft. Damit hatte das „Interregnum“ ein Ende.
Mitglieder der Verfassunggebenden Synode der Nordelbischen evangelisch-lutherischen Kirche, geordnet nach Landeskirchen und alphabetischer Reihenfolge (19.9.1970 - 12.6.1976)
Landeskirche Eutin
Bielefeldt, Charlotte, Hausfrau
Frömming, August, Konrektor
Hamerich, Max, Landwirt
Kartsen-Thiele, Wilhelm, Dr., Pastor
Knoop, Egon, Rechtsanwalt und Notar
Lävemann, Kurt, Fabrikant und Ing.
Niejahr, Klaus, Pastor
Paulsen, Hans Uwe, Dr., Präsident
Pfeiffer, Max, Pastor
Plate, Wilhelm, Landwirt
Rahn, Ewald, Amtmann i.R.
Rößler, Roland, Dr., Pastor
Scharnweber, Richard, Pastor
Waßmund, Kurt, Dr.med.
Landeskirche Lübeck
Braasch, Manfred, Amtmann
Carus, Erich, Dr., Präses Direktor i.R.
Dopp, Marianne, Jugendleiterin
Gehrmann, Horst, Dr., Vorsitzender Richter am Landgericht
Göbel, Werner, Oberkirchenrat
Göldner, Horst, Präsident
Goldammer, Klaus, Richter am Landgericht
Gorgs, Hans Jürgen, Pastor
Häner, Christian, Kaufmann
Haseloff, Elisabeth, Dr., Pastorin
Hesekiel, Martin, Pastor
Jochims, Elisabeth
Meyer, Christoph, Pastor
Nörenberg, Helmut, Assessor
Saltzwedel, Rolf, Dr., Oberstudienrat
Schalke, Günther, Direktor
Spahrbier, Claus, Diplom-Volkswirt
Tietgen, H., Dr., Präsident des Landgerichts
Timm, E., Dr., Landgerichtsdirektor i.R.
Völsing, Werner, Stadtamtmann
Webecke, Pastorin
Witzel, Else
Landeskirche Hamburg
Boveland, Helmut, Angestellter
Buschendorf, Ernest, Dr., Wissenschaftlicher Oberrat
Dreßler, Herbert, Finanzgerichtsrat
Haeckel, Helmut, Dr., Regierungsdirektor
Harm, Wolf, Dr., Notar
Heine, Ulrich, Oberkirchenrat
Hunzinger, Claus Hunno, Prof.Dr.
Karsten, Christian, Dr., Regierungsrat
Krohn, Erwin, Verwaltungsrat i.R.
Leverkus, Erich C., Dr., Bankier
Malsch, Carl, Senior
Mestern, Hans, Präsident
Müller, Agmar, Dipl. Physiker
Müssig, Gert, Diakon
Platen, Heinrich von, Finanzgerichtsdirektor
Pioch, Reinhard, Pastor
Pörksen, Martin, D.Dr., Pastor em.
Rötting, Detlef, Oberkirchenrat
Sick, W., Dr., Ärztl. Direktor i.R.
Schüßler, Hanna, Leiterin des Ev.Frauenwerks
Wenn, Hans Jürgen, Propst
Ziegenrücker, Joachim, Pastor und Direktor
Landeskirche Hannover
Blum, Anke, Notarin
Bruhn, Axel, Rechtsanwalt
Buhlert, Hans, Syndikus
Göhring, Johannes, Rechtsanwalt
Groothoff, Hans-Herbert, Dr., Senatsdirektor
Hagemann, Friedrich, Pastor em.
Heidkämper, Reinhard, Oberlandesgerichtsrat
Hennicke, Helmut, Pastor
Krause, Rudolf, Regierungsamtsmann
Krömer, Eckart, Dr., Syndikus
Lindemann, Gotthelf, Vizepräsident a.D.
Meusch, Hans Heinrich, Verwaltungsdirektor
Meyer, August, Bundesbahnamtmann i.R.
Schäfer, Max Joachim, Bau Ingenieur
Stein, W., Superintendent
Teske, Klaus, Sozialsekretär
Wichmann, Hartmut, Pastor
Woblow, Hermann, Verwaltungsoberinspektor a.D.
Landeskirche Schleswig-Holstein
Aldag, Heinrich, Dr., Rechtsanwalt
Bachmann, Hans-Peter, Amtsgerichtsrat
Bauer, Wolfgang, Oberstaatsanwalt
Birkner, Hans Joachim, Prof.Dr.
Brockmann-Schmidt, Elisabeth, Vikarin
Brodersen, Hans, Oberstudienrat i.R.
Campenhausen, Otto, Frhr. v., Amtsgerichtsrat
Dellbrügge, Gretel, Gemeindehelferin
Diederichsen, Johannes, Propst
Dräger, Hans Rolf, Präsident und Rektor
Ehlers, Kurt, Dr., Rechtsanwalt
Epha, Oskar, Dr., Präsident i.R.
Floerke, Peter Paul, Ltd. Regierungsdirektor
Foertsch, Joachim, Oberstudienrat
Glässing, Kurt, Dr., Direktor
Globig, Lothar, Lehrer
Grell, Wolfgang, Pastor
Grosch, Annemarie, Pastorin
Harder, Rolf, Pastor
Harmsen, Heinz, Dr., Rechtsanwalt
Hoerschelmann, Paul Gerhard, Pastor
Illert, Barbara, Hausfrau
Klinkisch, Paul, Kaufmann
Kötschau, Otto, Dr., Rechtsanwalt
Lange, Otto, Dr., Rechtsanwalt und Notar
Ledebur, Gisela Freiin v., Realschuloberlehrerin
Lyko, Dieter, Dr., Akademiedirektor und Pastor
Mann, Ulrich, Dr., Ministerialrat
Matthiessen, Wilhelm, Dr., Senatspräsident i.R.
Mondry, Rudi, Pastor
Muus, Hans Peter, Oberlandeskirchenrat
Pareigis, Walter, Propst
Petersen, Harald
Ranft, Dietrich, Staatsrat
Rogge, Hermann, Architekt
Rothacker, Ernst, Pastor
Rothe, Wilhelm, Pastor
Seehase, Wilhelm, Diakon
Seybold, W., Ltd. Regierungsdirektor
Schücking, Staatssekretär i.R.
Schurbohm, Friedrich, Direktor
Schwencke, Olaf, Dr., Studienleiter
Schwennen, Willi, Propst
Steenbock, Helmut, Propst
Thomsen, Gerhard, Propst
Waldersee, Klaus Graf von, Landwirt
Wulf, Hans Walter, Propst
Zollenkopf, Hans Georg, Oberregierungsrat
Mit beratender Stimme:
Bruhn, Georg, Altbauer Nordschleswigsche Gemeinde
Thomsen, Klaus, PastorNordschleswigsche Gemeinde
Steffen, Uwe, Domprobst Landeskirche Mecklenburgs
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16.00 Verfassunggebende Synode (Nordelbien) Verfassunggebende Synode (Nordelbien) Verfassunggebende Synode (Nordelbien)
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10 lfd. Meter
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Landeskirchliches Archiv der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland (Archivtektonik) >> 1 Landeskirchen vor 2012 >> 16 Nordelbische Ev.-Luth. Kirche (1977-2012) >> 16.0 Verfassunggebende Organe
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Literatur: Blaschke, Klaus: Verfassung der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche. Eine Einleitung. In: Blaschke, Klaus (Hrsg.): Das Verfassungsrecht der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Sonderausgabe anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Kiel 2002, S. 7-24.
Lange, Hartmut: Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche. Vorgeschichte und rechtliche Gliederungsprobleme, Kiel 1972.
Stenzel, Ulrich: Wie die Verfassung der Nordelbischen Kirche entstand. Materialien im NEK-Archiv helfen bei der Auslegung der Verfassung. In: Mitteilungen zum Archivwesen in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche, Heft 34 (2006), S.19 - 26.
- Indexentry place
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Kiel
- Date of creation of holding
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1959 - 1976
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- Provenance
-
Verfassunggebende Synode der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche
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16.10.2025, 12:16 PM CEST
Data provider
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Object type
- Archivbestand
Time of origin
- 1959 - 1976