Bestand
Sammlungen und Nachlässe (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Der Bestand FAS Sa: Sammlungen und Nachlässe
Geschichte und inhaltliche Beschreibung des Bestandes
Die Entstehungsgeschichte des vorliegenden Sammlungsbestandes reicht bis in die 1850er Jahre. Ausgangspunkt bilden die Ergebnisse der Sammlungsaktivitäten und die Handakten der ehemaligen Leiter des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchivs, die nach deren Ausscheiden aus dem Amt Eingang in die Sammlungen des Archivs fanden. Als Teil einer aktiven Überlieferungsbildung diente der Sammlungsbestand der Ergänzung der Verwaltungsunterlagen, um ein vollständigeres Bild von den Verwaltungsvorgängen und geschichtlichen Zusammenhängen zu erhalten. Der Bestand FAS Sa erlaubt damit einen Blick auf die Geschichte Oberschwabens und des Hauses Hohenzollern jenseits der Arbeit der Fürstlichen Verwaltung.
Die Handakten der ehemaligen Leiter des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchivs in Sigmaringen
Wichtiger Teil der Sammlungen sind die Nachlässe bzw. die Handakten der Archivare Eduard Schwarzmann, Eugen Schnell, Karl Theodor Zingeler, Gustav Hebeisen und Johannes Maier. Im Bestand FAS Sa finden sich einerseits die Unterlagen zu ihrer Tätigkeit als Forscher und Kulturschaffende, andererseits Sammlungen, die sie selbst in Ergänzung zur "regulären" Überlieferung der fürstlichen Verwaltungsbehörden anlegten. In ihrer Funktion als Archivare bemühten sie sich gezielt um Nachlässe von Wissenschaftlern und Heimatforschern, aber auch Angehörigen der Fürstlichen Verwaltung oder lokal bedeutenden Persönlichkeiten. Der insgesamt sehr heterogene Bestand bietet damit eine reiche Überlieferung zur Geschichte des Hauses und des Landes Hohenzollern: der Grafen und Fürsten von Hohenzollern und ihrer Verbindungen zu benachbarten Herrschaften, dem Verhältnis der im Südwesten ansässigen Adelsfamilien und der sich herausbildenden Territorien zueinander, zu Orten, die im Verlauf der Geschichte hohenzollerisch waren oder wurden bzw. in Beziehung zur Dynastie der Hohenzollern standen, der Geschichte des ab 1850 preußischen Regierungsbezirks Sigmaringen und der Geschichte des Landes Württemberg-Hohenzollern nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Eduard Schwarzmann (1815-1869)
Der spätere Archivrat Eduard Schwarzmann wurde am 15. Dezember 1815 in Stuttgart geboren. In den Jahren 1835 bis 1836 war er im Staatsarchiv in Stuttgart tätig, bevor er 1838 als Fürstlicher Registraturkommissär nach Sigmaringen kam. Ab 1841 war er Registrator, 1849 Archivkommissär. Von 1861 bis März 1867 hatte er die Leitung des Preußischen Regierungsarchivs in Sigmaringen inne, das 1873 offiziell den Titel und die Stellung eines "Königlichen Staatsarchivs zu Sigmaringen" erhielt. Schwarzmann verstarb im Jahr 1869.
Eugen Schnell (1818-1897)
Eugen Schnell wurde am 16. Juni 1818 in Sigmaringen geboren. Sein Vater Fidelis von Schnell, Geheimer Rat und Hofkammerdirektor, war in der Fürstlich Hohenzollernschen Verwaltung tätig. Einzelne Handakten von ihm fanden sich in Eugen Schnells Unterlagen und wurden zu einem Teilnachlass zusammengefasst. Fidelis von Schnell ermöglichte seinem Sohn eine Ausbildung zunächst am Gymnasium in Sigmaringen und Dillingen, später an den Universitäten in München und am Johanneum in Graz, wo Eugen Schnell die Fächer Mathematik und Naturwissenschaft belegte. In München schloss er das Studium der Kameralistik ab. In der Folgezeit, ab 1837, war er zunächst Praktikant beim Fürstlich Hohenzollernschen Rentamt in Sigmaringen, 1838 legte er das Geometerexamen, ein Jahr später das kameralistische Examen ab. Für kurze Zeit nahm er erneut Studien an der Königlichen Bergakademie im damals ungarischen Schemnitz auf. Als Praktikant bei der Fürstlich Hohenzollernschen Hofkammer, dann beim Fürstlich Hohenzollernschen Hüttenwerk Laucherthal kam er 1841 zurück nach Sigmaringen. Im Jahr 1843 wurde er Buchhalter beim Fürstlich Hohenzollernschen Rentamt, 1864 Hofkammerrevisor. Nach einem Intermezzo als Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" in Freiburg i. Br. kehrte er 1848 bis 1855 zu seiner Tätigkeit bei der Hofkammer zurück. Ab 1855 erhielt er Aufgaben beim preußischen Landesarchiv für Hohenzollern und wurde in der Folgezeit mit der Aufteilung der Archivkörper der beiden Fürstlichen Haus- und Domänenarchive Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen und der Bildung eines Preußischen Landesarchivs sowie eines Fürstlichen Haus- und eines Domänenarchivs beauftragt. Ab 1861 war er als Archivar tätig. 1865 wurde er zum Fürstlich Hohenzollernschen Archivar, 1886 zum Archivrat ernannt. Er leitete das Fürstlich Hohenzollernsche Haus- und Domänenarchiv bis 1891. Am 11. November 1897 starb Schnell in Sigmaringen. Karl Theodor Zingeler (1845-1923)
Der am 7. Juni 1845 in Bonn geborene Karl Theodor Zingeler machte nach dem Besuch der Elementarschule zunächst eine Metzgerlehre, um im Anschluss das Abitur nachzuholen, das er 1868 ablegte. In Bonn studierte er Mathematik und Naturwissenschaften. In dieser Zeit nahm er eine Stelle als Erzieher der Söhne des Fürsten Leopold von Hohenzollern an, die er bis 1875 ausübte. Als Fürstlich Hohenzollernscher Archivassessor kam Karl Theodor Zingeler, mittlerweile zum Dr. phil. promoviert, nach Sigmaringen. Ab 1885 war er Archivar und trat 1891 die Nachfolge von Eugen Schnell als Archivleiter an. 1899 erhielt er den Titel Archivdirektor. Im Jahr 1915 schied Zingeler aus dem Amt aus. Er verstarb am 14. Februar 1923 in Sigmaringen.
Gustav Hebeisen (1875-1940)
Gustav Hebeisen kam am 5. Februar 1875 in Veringendorf zur Welt. Er besuchte ebendort die Elementarschule. Später absolvierte er eine Bildhauerlehre in der Kunstwerkstätte Marmon in Sigmaringen und wirkte im Anschluss als Künstler in Augsburg, Graz und München. Das Abitur legte Hebeisen nachträglich im Jahr 1904 in Tauberbischofsheim ab. Nach einem geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Studium in Freiburg i. Br. und der Promotion im Jahr 1909 begann er seine berufliche Laufbahn als Volontärassistent und später wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Freiburger Universitätsbibliothek. In den Jahren 1914 bis 1915 war er Kriegsfreiwilliger, bevor er 1915 zunächst vorläufig, ab 1917 dauerhaft eine Anstellung als Fürstlich Hohenzollernscher Archivar erhielt. 1926 wurden ihm, neben Archiv und Bibliothek, auch die Fürstlichen Sammlungen des Museums überantwortet. 1940 zum Hofarchivrat ernannt, verstarb Gustav Hebeisen am 21. September 1940.
Johannes Maier (1902-1960)
Johannes Maier wurde am 13. April 1902 in Inneringen geboren. Von 1921 bis 1928 studierte er Musikwissenschaften, Kunstgeschichte und Germanistik in Freiburg i. Br. und München. Mit einer Abhandlung über die Geschichte der Marienantiphon "Salve Regina" (Regensburg 1939) wurde er 1928 in Freiburg zum Dr. phil promoviert. An das musikwissenschaftliche Studium schloss sich 1928 ein Studium der Kirchenmusik an. Als Chordirektor und Bibliothekar der Kirchenmusikschule wirkte Maier in den Jahren 1930 bis 1941 in Regensburg. 1941 wurde er Chordirektor und Fürstlich Hohenzollernscher Archivar in Sigmaringen. Der 1946 zu Archivrat ernannte Johannes Maier verstarb in Sigmaringen am 9. Juli 1960. Der Nachlass des Heimatforschers Sebastian Locher (1825-1889)
Gesondert hervorzuheben ist der Nachlass des Lehrers und Heimatforschers Sebastian Locher, dessen Arbeiten für die Geschichte Hohenzollerns und Oberschwabens von großer Bedeutung sind. Er betrieb umfangreiche Quellen- und Literaturstudien, exzerpierte eine Vielzahl von gedruckten Regestenwerken und bereiste die Stadt- und Pfarrarchive in der näheren und weiteren Umgebung seiner jeweiligen Wirkungsstätten, deren Bestände er systematisch im Hinblick auf die Geschichte der Grafen und Fürsten von Hohenzollern sowie weiterer regional ansässiger Adelsgeschlechter durchsuchte und erfasste. Er stellte eine Vielzahl von Regesten zu Orten und Adelsfamilien zusammen, die prägend für die Geschichte der Region waren und viele Aspekte der Herrschaftsbildung und Territorialentwicklung im Südwesten des Reiches ab dem späten 12. Jahrhundert bis ins frühe 19. Jahrhundert beleuchten. Ein Großteil dieser Regesten ist bislang unveröffentlicht. Ein Kennzeichen der Locher'schen Aufzeichnungen sind die "ausgesonderten" Schulhefte, die er für seine Notizen benutzte. Nicht selten schrieb er seine Vermerke und Exzerpte auf die Rückseite oder über die Schreib- und Zeichenübungen seiner ehemaligen Schützlinge. Mit seinen Arbeiten ist damit auch ein Stück Schulgeschichte des 19. Jahrhunderts überliefert.
Sebastian Locher wurde am 19. Januar 1825 in Stetten unter Holstein geboren. Im Jahr 1839 zog die Familie nach Benzingen. Früh äußerte sich sein Interesse am Lehrerberuf. Seine Ausbildung erhielt Locher als "Incipient" in Benzingen und, ab 1842, im Lehrerseminar in Habsthal. Im Jahr 1844 übernahm er das Provisorat Kalkreuthe. Kurz aufeinander folgten Anstellungen in Benzingen, Veringendorf und Dettingen am Neckar. Während seiner Zeit als Lehrer der einklassigen Schule in Glatt seit 1848 nutzte Locher den Zugang zu den umliegenden Gemeindearchiven und leistete erste Vorarbeiten für die Regesten der Herren von Neuneck. Im Jahr 1849 übernahm er die Schule in Heiligenzimmern. Bereits ein halbes Jahr später erfolgte seine erneute Versetzung zurück nach Benzingen. Eine Erkrankung zwang Locher 1855 vorübergehend zur Aufgabe des Lehrerberufes. Er erwarb eine Mühle in Hermentingen und sorgte in den Jahren 1855 bis 1863 als Müller für den Unterhalt der Familie. Daneben widmete er sich der Bienenzucht und gründete eine Musikkapelle. Da sich sein gesundheitlicher Zustand besserte, kehrte Locher 1863 in das Lehramt zurück und wurde Provisor in Veringenstadt. In dieser Zeit führt er seine historischen Studien u.a. im Stadt- und Pfarrarchiv von Veringen fort und betätigte sich auch weiterhin als Bienenzüchter. Als anerkannter Lehrer und Forscher folgte er 1866 dem Ruf der Königlich Preußischen Regierung in Sigmaringen und nahm eine Stelle an der Stadtschule in Sigmaringen an. In Sigmaringen knüpfte Locher durch seine Forschungen auch Kontakte zu den Archivaren Schwarzmann, Schnell und Zingeler. Locher starb am 27. Juni 1889 und wurde in Sigmaringen beerdigt.
Nach Lochers Tod wurde sein Nachlass von dem Schulrat und Laizer Pfarrer Isidor Schellhammer erworben und bis 1897 in der Bücherei des Altertumsvereins aufbewahrt. Einzelne Manuskripte überließ Schellhammer verschiedenen Pfarrarchiven im Umkreis. Als er im Jahr 1897 verstarb, gelangten Lochers Schriften an seinen ehemaligen Lehrerkollegen Fridolin Gelle (1885-1921), der den Nachlass schließlich an den Archivar Gustav Hebeisen verkaufte. Ein Teil der Dokumente fand so seinen Weg in das Fürstliche Haus- und Domänenarchiv, während ein anderer Teil im Privatbesitz Hebeisens verblieb. Darüber hinaus befanden sich weitere Unterlagen Lochers in den Pfarrarchiven Veringenstadt und Glatt sowie im privaten Besitz des Dekans Saurer und Lochers Nachkommen. Das Staatsarchiv Sigmaringen verwahrt heute die schriftlichen Hinterlassenschaften Lochers, die neben den von Gustav Hebeisen erworbenen Unterlagen in späterer Zeit an das Archiv abgegeben wurden. Kleinere Nachlässe und Sammlungen
Die Manuskripte des Historikers Ludwig Karl Schmid (1811-1898)
Bei den Manuskripten des Historikers Ludwig Karl Schmid handelt es sich genau genommen um einen Kryptonachlass, der sich in den Unterlagen des Archivars Eugen Schnell verbarg. Der 1811 in Vaihingen an der Enz geborene Lehrer und Historiker Schmid hatte sich neben seinen Forschungen zur Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen auch intensiv mit der zollerischen Geschichte befasst und zu diesem Zweck Eugen Schnell mit der Anfertigung zahlreicher Quellenabschriften beauftragt. Mit seinen Werken erwarb er sich die Anerkennung des Hauses Hohenzollern, was in Auszeichnungen und Ordensverleihungen u.a. durch die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen seinen Ausdruck fand. Hervorgehoben wird sein Werk "Die älteste Geschichte des erlauchten Gesamthauses der königlichen und fürstlichen Hohenzollern" (Tübingen 1884-1888). Ludwig Karl Schmid, der zu Beginn seiner Laufbahn als Hofmeister bei dem württembergischen Kriegsminister Ernst Eugen von Hügel angestellt war, wirkte zuletzt als Lehrer und Titularprofessor an der Realschule in Tübingen.
Die Ortschroniken des Ringinger Pfarrers Johann Adam Kraus (1904-1992)
Von besonderem Stellenwert für die lokale Geschichte ist der Nachlass des Ringinger Pfarrers Johann Adam Kraus. In anschaulicher Weise, angereichert mit Bildern, topographischen Zeichnungen, Fotografien und Zeitungsausschnitten, dokumentierte Kraus die Geschichte des Ortes Ringingen und seiner Bewohner. Er fertigte zahlreiche Exzerpte aus Urkunden, Aktenstücken, Standesregistern und Seelbüchern an und erstellte Familien- und Häuserlisten. Die Bereiche Kultur, Kulturdenkmäler, Brauchtum, Umwelt, Wirtschaft und Industrie werden dabei ebenso berücksichtigt wie soziale und politische Aspekte. Ab den 30er Jahren führte Kraus regelmäßig Tagebuch. Seine chronikalischen Aufzeichnungen enthalten viele Einzelheiten zum Kriegsgeschehen und Kriegsalltag in und um Ringingen in der Zeit des Dritten Reiches. Nicht zuletzt berührt Kraus, der in den Jahren 1943 bis 1946 in Gefangenschaft geriet, auch das Verhältnis von Kirche und Klerus zum Dritten Reich. Die Ortschroniken führte Kraus z.T. bis zu seinem Tod im Jahr 1992 kontinuierlich weiter und schuf damit eine Quelle, die das Leben in einer Gemeinde während des Krieges, in der Nachkriegszeit und den Jahren des Wirtschaftswunders bis in die späten 80er und beginnenden 90er Jahre hinein beschreibt. Die Korrespondenz des Malers Andreas Müller (1811-1890)
Unter den kleineren Nachlässen befindet sich auch die Korrespondenz des Kunstmalers, Radierers und Restaurators Andreas Müller. Müller, als Maler der Stilrichtung der Nazarener zuzuordnen, wirkte in Düsseldorf, wo er auch seine Ausbildung an der Akademie erhalten hatte. In den 1860er Jahren war er von Karl Anton von Hohenzollern, der als Liebhaber und Förderer der Kunst nicht nur während seiner Zeit in Düsseldorf zahlreiche Kontakte zu Künstlern der Akademie pflegte, mit der künstlerischen Ausgestaltung des Fürstlich Hohenzollernschen Museums beauftragt worden.
Die Fotografien des Baurates Eduard Eulenstein (gest. 1905)
Erwähnung verdient der Fotonachlass des Baurates Eduard Eulenstein mit eindrücklichen Aufnahmen von Orten und Landschaften in Hohenzollern und Umgebung. Eulenstein wählte für seine Fotografien nicht nur Kulturdenkmäler wie das Sigmaringer Schloss oder die Ruine Hornstein aus, sondern z.B. auch Dorfszenen, italienische Gastarbeiter bei der Pause oder ein Romalager. Seine Glasplatten sind damit eine bedeutende Quelle auch für die Alltagsgeschichte an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Bekannt sind die Aufnahmen Eduard Eulensteins zum Bau der Donautalbahn, die ebenfalls im Staatsarchiv Sigmaringen verwahrt werden (Sammlung Botho Walldorf, Dep. 44 T 2 Nr. 72). Bei den Bildern im Bestand FAS Sa handelt es sich um Abzüge der in der Heimatbücherei Hechingen verwahrten Original-Glasplatten.
Die Unterlagen des Hofkammerpräsidenten Peter Heinrich Aengenheister (1877-1961)
Stellvertretend für die kleineren Nachlässe von ehemaligen Angestellten der Fürstlichen Verwaltung soll an dieser Stelle derjenige des Hofkammerpräsidenten Peter Heinrich Aengenheister genannt werden. Der thematische Schwerpunkt liegt bei Finanzangelegenheiten und der Entwicklung des Fürstlichen Grundbesitzes. In den Unterlagen finden sich viele Informationen zur Verwaltung der Fürstlich Hohenzollernschen Domänen. Zu den Handakten Aengenheisters lassen sich zahlreiche Querverbindungen zu weiteren Beständen des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchivs in Sigmaringen herstellen.
Zeitungssammlung (1790-1976)
Die Geschichte des Landes Hohenzollern und des Fürstlichen Hauses ebenso wie das Zeitgeschehen sind in dem Bestand FAS Sa daneben durch umfangreiche Zeitungssammlungen dokumentiert. Insbesondere im Nachlass von Eugen Schnell finden sich systematisch angelegte Materialsammlungen zu Biografien berühmter Persönlichkeiten mit lokaler und überregionaler Ausstrahlung.
Sammlung zum Ersten Weltkrieg (1914-1918)
Die überaus interessante Sammlung zum Ersten Weltkrieg geht vermutlich auf Gustav Hebeisen zurück, der eine reiche Palette von Unterlagen zur Heimatfront in Hohenzollern zusammentrug. Einen Hauptbestandteil der Sammlung bilden - neben Lebensmittel- und Kriegsspeisekarten, Werbeblättern für Kriegsanleihen oder Zeitungsausschnitten - Mitteilungen aus dem Kriegspresseamt mit Anweisungen für die Schriftleitungen der Tageszeitungen, die Aufschluss über die Pressezensur im Ersten Weltkrieg geben.
Inhalt und Bewertung
Anmerkungen zur Gliederung und Verzeichnung des Bestandes
Mit der Verzeichnung des Sammlungsbestandes war bereits in den 1950er Jahren begonnen worden. Aus dieser Zeit existiert ein provisorisches Findbuch, das eine grobe Auflistung der einzelnen Faszikel enthält. Die Verzeichnungseinheiten wurden keinen Provenienzen bzw. Nachlassgebern zugeordnet, sondern mit Numerus Currens versehen in das Repertorium aufgenommen. Die Liste wurde im Verlauf der Jahre weitergeführt und die eingehenden Stücke bzw. Ablieferungen nach Akzession verzeichnet.
Bei der Neuverzeichnung wurde die ursprüngliche Nummerierung der einzelnen Faszikel beibehalten, da der Bestand verschiedentlich bereits zitiert wurde und eine komplette Umsignierung Verwirrung stiften könnte. Die elektronische Datenbank ermöglichte jedoch die Strukturierung des Bestandes auf virtueller Ebene. Im Interesse einer einfacheren Benutzung wurde der Bestand in Einheiten unterteilt. Als Grundlage diente das Ordungsprinzip der Provenienz. Entsprechend wurde versucht, die Unterlagen ihrem Entstehungszusammenhang gemäß den jeweiligen Bestandsbildnern, d.h. den einzelnen Nachlassgebern, zuzuordnen. Hinweise zur Überlieferungsgeschichte einzelner Dokumente bzw. Angaben zu den Umständen und zum Zeitpunkt ihrer Abgabe an das Archiv wurden in der archivinternen Datenbank vermerkt. Sofern diese Informationen nicht aus den Unterlagen selbst hervorgehen, können sie mithilfe des alten Findbuches recherchiert werden.
Unter dem Gliederungspunkt "Nachlässe" finden sich die Handakten der oben bereits genannten ehemaligen Archivare des Fürstlichen Archivs. Die im zweiten Gliederungspunkt aufgeführten Nachlässe bzw. Manuskripte von Wissenschaftlern bzw. Heimatforschern zur Geschichte Hohenzollerns wären im engeren Sinn als Kryptonachlässe den Unterlagen der jeweiligen Archivare zuzuordnen, die sich vermutlich aktiv um den Erhalt der Nachlässe bemüht hatten. Nicht selten handelte es sich bei diesen um Nachlässe von Forschern, die im Zuge ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit Quellen des Archivs genutzt und die teils publizierten, teils unpublizierten Manuskripte dem Archiv überlassen hatten. Da sich nicht in allen Fällen zweifelsfrei klären ließ, in welcher Zeit bzw. zu wessen Amtszeit die einzelnen Werke entstanden bzw. ihren Weg ins Archiv fanden, wurden die Unterlagen nach Verfassern geordnet und zu einer separaten Rubrik der "Forschernachlässe" zusammengefasst. In ähnlicher Weise trifft dies auf die dritte Gruppe der Nachlässe bzw. Sammlungen insbesondere von Angestellten der Fürstlich Hohenzollernschen Verwaltung zu. Hier handelt es sich in den meisten Fällen um Handakten oder schriftliche Hinterlassenschaften von Fürstlichen Beamten oder im Schloss bzw. in Sigmaringen Beschäftigten. Ein Großteil dieser Kleinstnachlässe dürfte auf den Archivar Eugen Schnell zurückgehen, wie z.B. die Dokumente zu seinen (Namens-)Verwandten Fidelis von Schnell und Julius Schnell. Indem sich die Archivare des Fürstlichen Archivs für die Übernahme der Handakten einsetzten, kamen sie ihrer Aufgabe zur Bildung einer Ergänzungsüberlieferung (zur gegebenenfalls bereits vorhandenen behördlichen Überlieferung wie z.B. der Hofkammerakten) nach. Es erklärt sich somit, wie Unterlagen des Hofkammerrates Heinrich Lasser oder des Justizrates Fidel Bürkle in den Sammlungsbestand FAS Sa gelangen konnten. Der Begriff "Nachlass" ist im Zusammenhang dieser Sammlungen in mehrerlei Hinsicht problematisch. Einerseits handelt es sich um die handschriftlichen Zeugnisse der einzelnen Nachlassgeber. Andererseits umfassen insbesondere die Archivarsnachlässe nicht nur die Unterlagen aus privater und beruflicher Tätigkeit, sondern enthalten zusätzlich thematische Sammlungen, die je nach Forschungsthema, das die Archivare aus eigenem Antrieb oder auf Anfrage bearbeiteten, angelegt wurden oder aber der gezielten Dokumentation zeithistorischer Phänomene, berühmter Persönlichkeiten bzw. Lokalgrößen oder besonderer Ereignisse im Haus Hohenzollern dienen sollten. Aus diesem Grund finden sich unter den personengeschichtlichen Dokumenten nicht nur Schriftstücke oder Manuskripte von einer Person bzw. einem Nachlassgeber, sondern, in Form von Zeitungsartikeln, Buchbesprechungen oder Nachrufen, auch zu einer Person. Mitunter wurden diese Unterlagen in späterer Zeit von den nachfolgenden Archivaren durch weiteres Material ergänzt. Unter diesen Voraussetzungen wurde der Begriff der "Sammlung" in der Regel dem Begriff "Nachlass" vorgezogen. In den Fällen, in denen kaum bzw. keine eigenen schriftlichen Zeugnisse der betreffenden Person vorhanden sind, sondern lediglich zu ihnen geforscht wurde, wurden die Verzeichnungseinheiten nicht zu den "Nachlässen" genommen, sondern bei den Handakten der jeweiligen Archivare belassen und gegebenenfalls unter der Rubrik "Personengeschichtliche Forschungen oder Materialsammlungen" abgelegt.
Sammlungen
Eingang in die Rubrik "Sammlungen" erhielten alle Dokumente, die nicht eindeutig einem Nachlassgeber zugeordnet werden konnten. Zur besseren Handhabbarkeit wurden sachthematische Einheiten gebildet. In den Sammlungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern finden sich Stammtafeln, Dokumente von bzw. zu einzelnen Mitgliedern des Hauses Hohenzollern, Fotos und Abbildungen sowie Wappendarstellungen. Es verwundert nicht, wenn die Leiter des Fürstlichen Haus- und Domänenarchivs nicht nur Unterlagen zur Geschichte der Dynastie sammelten, sondern auch Dokumente zu den Domänen der Grafen und Fürsten von Hohenzollern. Diese wurden unter dem Punkt "Fürstlich Hohenzollernsche Domänen-, Forst- und Unternehmensverwaltung" zusammengefasst, der sich in die Unterpunkte Hofkammer, Domänenverwaltung, Rentämter, Forst- und Jagdwesen, böhmische Besitzungen, Hüttenverwaltung und schließlich die Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern mit dem Schloss Sigmaringen gliedert. Der Punkt "Archiv und Bibliothek" enthält Unterlagen zu Archiv- und Bibliotheksbeständen, Bestandsübersichten, Verzeichnisse und Informationen zum Archivgebäude und zur Geschichte des Archivs. Er wird durch den Folgepunkt "Archivalienverzeichnisse" ergänzt, der themenorientierte Quellenübersichten und Zusammenstellungen von Quellen anderer Archive beinhaltet. Im Bestand FAS Sa finden sich darüber hinaus auch Originalquellen sowie frühneuzeitliche Abschriften von Urkunden und Aktenstücken, die den damaligen Bearbeitern als Primärquellen dienten. Auf welche Weise sie ihren Weg in die Sammlungen nahmen, wird nicht in jedem Fall geklärt werden können. In der Regel gelangten sie durch die erworbenen Nachlässe, die "Sammelleidenschaft" der Heimatforscher und Archivare, durch Schenkungen oder Ankauf in das Fürstlich Hohenzollernsche Haus- und Domänenarchiv. Für Dokumente, die sich im weitesten Sinne dem Bereich der Politik-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte zuordnen lassen, wurde eine grobe Einteilung in die Themengruppen Geschichte, Politik und Militär, Wirtschaft und Industrie sowie Musik gewählt. Hinter "Personengeschichtlichen Dokumenten" verbergen sich Verzeichniseinheiten, die vornehmlich Informationen zur Geschichte einer oder mehrerer Personen oder Familien enthalten. Wenngleich sich die Grenzen zwischen den einzelnen thematischen Gruppen und Untergruppen nicht immer eindeutig ziehen lassen, so wird doch die systematisierte Durchsicht der in sich chronologisch geordneten Gliederungspunkte sehr erleichtert. Die Sammlung zum Ersten Weltkrieg wurde vermutlich von Gustav Hebeisen angelegt. Hinzugefügt wurden zeitgenössische Unterlagen bzw. Sammlungsgut, das in diesen Zusammenhang gehört und mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls Hebeisen bzw. seinem Vorgänger Karl Theodor Zingeler zugeordnet werden kann. Die Zeitungssammlung deckt den Zeitraum 1790 bis 1976 ab und beinhaltet die von den Archivaren, vornehmlich von Eugen Schnell, gesammelten Ausgaben verschiedener Zeitungen, meist mit Bezug zur Geschichte Hohenzollerns. Bei der Wasserzeichensammlung handelt es sich um eine Zusammenstellung von Einzelblättern überwiegend aus kassierten Renteirechnungen aus der Zeit um 1800 bis 1830.
Nachlässe
Bei den Unterlagen der Archivare handelt es sich im Wesentlichen um die Handakten, d.h. die schriftlichen Hinterlassenschaften aus ihrer Tätigkeit als Leiter des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchivs. Persönliche Dokumente wie Zeugnisse, Prüfungsunterlagen und Ehrenurkunden sind nur im Fall von Eugen Schnell überliefert. Briefentwürfe und Schriftwechsel der Archivare sind in reicher Zahl vorhanden. Insbesondere Eugen Schnell und Gustav Hebeisen legten empfangene Schreiben zu den Unterlagen, in deren Zusammenhang die Korrespondenz stand. Diese Ordnung wurde beibelassen, dadurch erklärt sich das weitgehende Fehlen einer gesonderten Rubrik "Korrespondenzen". Die Archivare standen mit Stellen der Fürstlichen Verwaltung in Kontakt sowie mit Zeitungsredaktionen und Verlagen, bei denen sie ihre Werke herausgaben. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit stellten sie Anfragen an Archive und Bibliotheken. Ihrerseits erhielten sie Schreiben von Wissenschaftlern, die zu hohenzollerischen Themen recherchierten und ihr Forschungsanliegen darlegten. Der Bestand erlaubt damit nicht nur einen Blick auf Aufgaben und Arbeitsweise der Archivare in früherer Zeit, sondern auch auf die Geschichte der Öffnung und Nutzung des Archivs für bzw. durch unterschiedliche Nutzergruppen und ermöglicht historiographische bzw. wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen. Die umfangreicheren Nachlässe von Eugen Schnell und Gustav Hebeisen wurden der Übersichtlichkeit halber in thematische Gruppen und Untergruppen gegliedert. Die Forschungsgegenstände, denen sich die Archivare im Verlauf ihrer Tätigkeit gewidmet hatten, wurden nach ihrer Ausrichtung in eher personengeschichtlich, ortsgeschichtlich oder eher landes- und kulturgeschichtlich orientierte Themengruppen unterteilt. Eigene Unterpunkte bilden, wo sich dies anbot, die Forschungen zur Geschichte des Sigmaringer Schlosses bzw. zur Sigmaringer Stadtgeschichte sowie genealogische Aufzeichnungen (Stammtafeln). Ebenso wurde mit umfangreicheren Nachforschungen, die auf Anfrage anderer Wissenschaftler durchgeführt wurden, verfahren. Als Beispiel seien die Arbeiten Eugen Schnells für den Historiker Ludwig Karl Schmid genannt. Die im Auftrag angefertigten Regesten und Quellenexzerpte bilden Teil des wissenschaftlichen Nachlasses von Ludwig Karl Schmid. Es wurde nicht als sinnvoll erachtet, Hohenzollern bzw. Themen zur Geschichte des Hauses und des Landes Hohenzollern als separaten Gliederungspunkt aufzuführen, da die Abgrenzung sowohl zur Kultur- und Landesgeschichte als auch zur Geschichte von Orten und Personen mit Bezug zu Hohenzollern sehr unscharf wäre. Die Fürstlichen Archivare waren im Wesentlichen der Geschichte der Grafen und Fürsten von Hohenzollern verpflichtet, sodass sowohl die Sammlungs- als auch Forschungstätigkeit thematisch und geographisch auf den Wirkungskreis der Hohenzollern begrenzt werden kann. Alle Untergruppen - zur Orts-, Personen- und Landesgeschichte - enthalten Informationen zu Mitgliedern des Hauses Hohenzollern und den hohenzollerischen Besitzungen bzw. der Territorialentwicklung Hohenzollerns sowie anderer Herrschaften in der näheren und weiteren Umgebung.
Als problematisch erwies sich neben der mitunter schwierigen Trennung zwischen Orts-, Personen- und Landesgeschichte die Zusammensetzung der einzelnen Faszikel. Diese ließen sich nicht immer ohne Weiteres unter einen aussagekräftigen Titel fassen, da sie Unterlagen zu ganz unterschiedlichen Sachbetreffen enthielten. Eine eindeutige Zuordnung zu einem Klassifikationspunkt wurde dadurch zusätzlich erschwert. Da die Ordnung der einzelnen Büschel nicht aufgebrochen werden sollte, erhielt die Verzeichnungseinheit in vielen Fällen einen Titel, der einen (Haupt-)Teil des Faszikels beschreibt und durch einen ausführlichen Enthält-Vermerk ergänzt wird, der Aufschluss über alle übrigen, in dem Büschel enthaltenen Unterlagen gibt. An der sachthematischen Gliederung wurde trotz dieser offenkundigen Schwierigkeiten festgehalten, um die Zahl der Verzeichnungseinheiten zu einem Unterpunkt übersichtlich zu gestalten. Unterhalb eines Gliederungspunktes zusammengefasste Verzeichnungseinheiten folgen einer chronologischen Ordnung. Da der Entstehungszeitraum und der Zeitpunkt der Materialzusammenstellung nicht notwendigerweise zusammenfallen, wurden statt eines konkreten Datums oftmals Zeiträume angegeben bzw. die entsprechenden Laufzeiten in Klammern gesetzt. Diese Lösung wurde auch gewählt, um deutlich zu machen, welcher historische Zeitraum z.B. bei größeren Regestensammlungen abgedeckt wird.
- Bestandssignatur
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Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, FAS Sa
- Umfang
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1144 Einheiten (14,0 lfd.m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv (Dep. 39) >> Sammlungen, Nachlässe, Karten und Pläne
- Verwandte Bestände und Literatur
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Literaturangaben (Auswahl)
Herberhold, Franz: Die Bildung der Sigmaringer Archive, in: Archivalische Zeitschrift 50/51 (1955), S. 71-90.
Keller, Franz: Sebastian Locher, 1825-1889, in: Hohenzollerische Jahreshefte 4 (1937), S. 218-258.
Krauß, R.: Schmid, Ludwig Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908), S. 85-86.
Natale, Herbert/Stemmler, Eugen/Seigel, Rudolf: Hundert Jahre Staatsarchiv und Fürstliches Archiv Sigmaringen, in: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 88 (1965), S. 241-253.
Zillenbiller, Erwin: Ein Lehrerleben im 19. Jahrhundert des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen. Sebastian Locher - Seine Lebensorte 1825-1889. Historienspiel. Sigmaringen o. J. (Manuskript).
Anmerkung zu den Kurzbiografien
Die Informationen zu den Kurzbiografien der ehemaligen Archivare des Fürstlichen Haus- und Domänenarchivs sowie einiger Angestellter der Fürstlichen Verwaltung wurden teilweise den im Staatsarchiv Sigmaringen befindlichen Personalakten (soweit vorhanden) sowie der angeführten Publikation von Natale/Stemmler/Seigel entnommen. Die Biogramme weiterer Personen wie Sebastian Locher, deren nachgelassenes Schriftgut sich in größerem Umfang in den Sammlungen wiederfindet, wurden unter Zuhilfenahme der in Auswahl zitierten Sekundärliteratur erstellt.
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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03.04.2025, 08:37 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand