Archivbestand
Pfarrer Kurt Essen (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Pfarrer Kurt Essen Kurt Walter Eduard Essen (1) wurde am 17.05.1904 in Deutsch-Wartenberg (Kr. Grünberg/Schlesien) als Sohn des Pfarrers Adolf Essen geboren. Er verbrachte seine Jugend in Elberfeld. Nach dem Theologiestudium, Vikariat in Inden (KKr. Jülich) und dem Hilfsdienst in Mülheim/Ruhr-Dümpten und -Saarn wurde Kurt Essen 1933 in die Pfarrstelle Volpertshausen im KKr. Wetzlar gewählt. Hier war er in der Bekennenden Kirche aktiv (Vertrauensmann) und geriet daher in Konflikte (4) mit der NSDAP und Justiz (1939 war er einen Monat inhaftiert) und dem Konsistorium in Düsseldorf. 1939 bis 1945 war er zur Wehrmacht eingezogen. 1947 wurde Essen in die vierte Pfarrstelle der Evangelischen Gemeinde Duisburg gewählt, die dem Stadtteil Neuenkamp zugeordnet worden war. Dort amtierte er bis zu seiner Pensionierung 1969. Essen fungierte in der Synode Wetzlar und bis 1957 auch in Duisburg als Frauenhilfspfarrer. Er gehörte der Kirchlichen Bruderschaft im Rheinland an. In den Jahren ab 1963 war Essen Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft in Duisburg. Auf Grund einer Erklärung der EKD-Synode in Weißensee 1952 engagierte sich Essen in der Diskussion um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik für die Kriegsdienstverweigerung und wurde zu einem der führenden Vertreter der christlich motivierten Friedensbewegung. Er war 1952 zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Frieden und gegen deutsche Wiederaufrüstung, Kreisverband Duisburg. 1952-1954 war Essen Präsidiumsmitglied des Deutschen Jugendkongresses, der als Tarnorganisation der Freien Deutschen Jugend der DDR entlarvt wurde. 1959 stand er deswegen vor Gericht, wurde aber freigesprochen (5) . 1956 organisierte Essen das Zweite Friedenstreffen in der Bundesrepublik Deutschland in Duisburg (dazu ist kaum Material im Nachlass überliefert, während z.B. die ausländischen Konferenzen oft reich dokumentiert sind). Ferner war er Präsidiumsmitglied des Bundesfriedenskomitees und gehörte dem Internationalen Versöhnungsbund und der Deutschen Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienstgegner an. 1955/56 ist seine Funktion als Mitherausgeber der"Mitteilungen. Internationale Stimmen zur friedlichen Lösung der Deutschen Frage" belegt. 1952 nahm Essen anstelle Martin Niemöllers am Völkerkongress in Wien teil. Dort wurde Essen in den Welfriedensrat gewählt, dem er bis 1968 angehörte. In den Folgejahren nahm er an etlichen Friedenskonferenzen im Ausland, so in Budapest (1953), Stockholm (1954 und 1956), Helsinki (1955), Tokio (1957), Prag (1958) und in der DDR teil. Die evangelischen Kirchen in der Tschechoslowakei, Polen und der Sowjetunion besuchte er 1954-1956, ebenso die Christliche Friedenskonferenz in Prag (belegt 1959 und 1960). Nach einem sehr aktiven Ruhestand - Kurt Essen verfasste einige Manuskripte (2) , darunter seine Lebenserinnerungen (3), und machte zahlreiche Fernreisen, die im Nachlass nicht dokumentiert sind - starb er am 26.11.1993 in Duisburg. Der Nachlass des Pfarrers Kurt Essen gelangte 1993 und 2002 (im Rahmen der Forschungsarbeit über die Disziplinierung von Pfarrern durch das Konsistorium 1933-1945) in das Archiv. Die Lebenserinnerungen hatte Essen zusammen mit einigen Dokumenten bereits 1990 an das Archiv gesandt. Der Bestand wurde im Frühjahr 2005 geordnet und verzeichnet, dabei konnte auf eine in Grundzügen vorhandene thematische und chronologische Ordnung des lose in Mappen aufbewahrten Schriftgutes aufgebaut werden. Kassiert wurden lediglich doppelt vorhandene Schriftstücke. Der Bestand umfasst 87 Verzeichnungseinheiten mit der Gesamtlaufzeit 1928 bis 1992, davon macht die Serie der Pfarrerkalender 30 Nummern aus, 24 Einheiten belegen das Engagement in der Friedensbewegung. Gut dokumentiert ist die Zeit des Kirchenkampfes in der Pfarrstelle Volpertshausen, während zur Pfarrstelle in Duisburg-Neuenkamp nur wenig im Archivale über die Kirchengemeinde Duisburg überliefert ist. Eigene Predigten fehlen in diesem Nachlass fast völlig. Korrespondenz ist überwiegend in den thematischen Archivalien enthalten, nur ein "Rest" ist zu einer Einheit "Korrespondenz" geformt. Ulrich Dühr, 12.05.2005 (1) Personalakte im Bestand 1 OB 009 (Pfarrer-Personalakten) E 060, 1929-193 (2) Siehe unter Punkt 2.3 der Gliederung (3) Siehe Nr. 1 (4) Siehe Literaturhinweise: Rauthe (5) Der Prozess ist gut in der Personalakte dokumentiert Akzessionsdatum: 1993; 2002 Inhalt: Aufzeichnungen aus der Zeit des Kirchenkampfes (1937-38); Reisen nach Moskau und Tokio (1956/57); Korrespondenz mit Martin Niemöller; Christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft Duisburg; Kirchliche Bruderschaft; Teilnahme an Friedenskongressen; Antikriegstage; Aktion Rohrzucker (1971); Vortragsmanuskripte. Literatur: Kurt Essen: Zur Geschichte des Kirchenkampfes in Volpertshausen, in: MEKGR 28 (1979), S. 245-255. Ergänzende Archivbestände: Pers. 51 E 60.
- Bestandssignatur
- 
                7NL 012
 
- Kontext
- 
                Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 012 Pfarrer Kurt Essen
 
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
- 
                
                    
                        17.09.2025, 13:26 MESZ
Datenpartner
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
