Bestand
Forschungsstelle "Westfälischer Frieden" (Bestand)
Porträts (299); historische
Ereignisse (101); Schlachten, Belagerungen, Festungen und Städte (67);
weitere Reproduktionen (38), Kopien von Zeitungsberichten und
Schriftwechsel zur Reichsausstellung (2).
Bestandsgeschichte:
Forschungsstelle zur 300-Jahrfeier des Westfälischen Friedensschlusses
1940 in Münster unter Leitung von Stadtarchivdirektor Dr. Eduard
Schulte eingerichtet; Sammlung von Material für eine (nie eröffnete)
Reichsausstellung über Ursachen, Verlauf und Beendigung des
Dreißigjährigen Krieges.
Form und Inhalt: Auf Anregung
des damaligen Stadtarchivars Dr. Eduard Schulte und unter seiner
Leitung wurde 1937 in Münster mit den Vorbereitungen für
Veranstaltungen zur 300-Jahrfeier des Westfälischen Friedens
begonnen.
Zu diesem Anlass sollte, wie es in einer
Denkschrift Schultes heißt, "die gesamte Auswertung" des
Dreißigjährigen Krieges "neu gerichtet" und das Ergebnis durch Buch,
Zeitung, Vortrag, Film und Rundfunk, vor allem aber durch eine große
"Reichsausstellung" der Allgemeinheit bekannt gemacht werden. Das
Schwergewicht der Forschung und Propaganda sollte bei den
konfessionellen Kriegsursachen, den Leiden des einfachen Volkes und
den "Auswirkungen für Nation und Reich" liegen, wobei natürlich
insbesondere die "geopolitische Schwierigkeit des deutschen
Volksraumes und die daraus sich ergebende Bedrohung der deutschen
Grenzen" hervorzuheben waren.
Nachdem sich
Goebbels´Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda der
Sache angenommen hatte und die Ausstellung durch Ministerialrat Dr.
Wilhelm Ziegler, Leiter des Referats II,2 Durchführung einer
einheitlichen Propaganda des Reiches auf dem Gebiet der Außenpolitik,
Wehrpolitik, Judenpolitik, förderte, wurde am 16. Januar 1940 in
Münster eine "Forschungsstelle Westfälischer Frieden" eingerichtet.
Schulte als ihr Leiter war fortan von allen rein städtischen Aufgaben
abkommandiert, um sich entsprechenden Publikationen und der
Reichsausstellung zu widmen, welche die gegen Deutschland gerichtete
Politik Frankreichs in ihrer Kontinuität seit dem Mittelalter deutlich
machen sollte. Die mit erheblichen Sondermitteln, unter Mitwirkung von
50 Künstlern und Kunsthandwerkern in der Stadthalle an der
Apostelstraße zusammengestellte Reichsausstellung war als
Wanderausstellung gedacht. Für die Dauer der Vorbereitung hatte das
Ministerium Goebbels jede Erwähnung in der Presse untersagt. Die
Ausstellung wurde niemals eröffnet. Sie war fertig, als sie am 3.
Dezember wegen Veränderung der außenpolitischen Lage wieder abgebaut
wurde. Nach der Niederlage Frankreichs wollte man die Franzosen für
eine Front gegen England gewinnen, und die Tendenz der Ausstellung war
der Förderung eines besseren Einvernehmens nicht zuträglich.
Die "Forschungsstelle" beschäftigte sich weiterhin mit historisch
begründeter Propagierung nationalsozialistischen Gedankenguts. Im
Herbst 1940 erschien als Gemeinschaftsarbeit Schultes mit Friedrich
Kopp, wissenschaftlichem Referenten beim Amt Rosenberg, ein Buch "Der
Westfälische Friede". Zum Geburtstag Hitlers am 20.4.1941 stellte die
Forschungsstelle als Geschenk der NSDAP-Gau Westfalen-Nord einen
Faksimilia-Band mit "Dokumenten zur Geschichte des
Spanisch-Niederländischen Friedens Münster 1648" zusammen (vgl. Nr.
IV,38).
Im Frühjahr 1942 wurden Stadtarchiv und
"Forschungsstelle" nach Schloß Wöbbel verlegt, wo Schulte weitere
Dokumentenwerke vorbereitete. Noch im August 1944 wurde bei einem
Besuch des Reichsorganisationsleiters Ley die "Schloßbibliothek
Wöbbel" als kriegswichtiger Betrieb eingestuft.
Die
Registratur der Forschungsstelle ist von E. Schulte im Mai 1945
vollständig vernichtet worden. Erhalten sind einige wenige
Korrespondenzabschriften und Fotografien der Reichsausstellung im
Nachlaß Eduard Schulte im Stadtarchiv Münster und die "Sammlung
Westfälischer Frieden". Sie enthält im wesentlichen Entwürfe für
Schaubilder der Reichsausstellung, Originalstiche, die für die
Ausstellung und Dokumentenmappen erworben wurden, sowie Faksimilia für
solche Mappen.
Der Bestand wurde Ende 1981 vom NW
Staatsarchiv Detmold an das zuständige NW Staatsarchiv Münster
abgegeben und verzeichnet von Dr. M. Sagebiel, Dr. H. Müller, Dr. L.
Schütte, Dr. P. Veddeler, Dr. W. Knackstedt, Dr. J. Kloosterhuis, Dr.
H. Franz, E. Heese, U. Schnorbus, G. Kießling, C. Booms, G.
Schaa.
Die römische Zahl der Signatur entspricht der
jeweiligen Hauptgruppe in der Gliederung. Innerhalb der einzelnen
Hauptgruppen wurden arabische Nummern vergeben. Buchstaben von A-Z
ergänzen die arabischen Nummern in der Hauptgruppe I.; Portraits bei
Darstellung der selben Person.
Beim vorgefundenen Sammelgut
handelt es sich hauptsächlich um Originale mit alten
Blattbezeichnungen, die Rückschlüsse auf Erscheinungsort und -datum
zuließen oder um Nachdrucke, auch aus Publikationen. Die Archivalien
tragen oft mehrere Nummern aus unterschiedlichen
Verzeichnungsschichten. Sie wurden als Doubletten getauscht oder
käuflich erworben. Vereinzelt findet sich noch eine Kaufpreisangabe,
öfter dagegen kommen auf der Rückseite Anweisungen für
Ausstellungszwecke vor. Die folgende Aufzählung der noch nachweisbaren
über ganz Deutschland verstreuten Herkunftsstellen für das Sammelgut
der "Forschungsstelle" gibt Aufschluß über die intensive Sucharbeit
der Mitarbeiter. Zu nennen sind neben der Forschungsstelle
Westfälischer Friede Münster (Stempel), Archiv der Stadt Münster
(Stempel) und Schloß Wöbbel das Königlich Sächsische
Kupferstich-Cabinett (Stempel), Portraitlager E.H. Schroeder Berlin
(Stempel), Germanisches Museum Nürnberg, Kupferstichsammlung
Strassburg (Stempel), Portraitsammlung Wien, Reichsdruckerei Berlin
(Stempel), Staatliche graphische Sammlung München (Stempel),
Kupferstichkabinett Berlin (Stempel), Stadtbibliothek Hamburg,
Kunsthistorisches Museum Wien, Historische Kommission Münster
(Stempel), Sammlung Curt Benedict (Stempel) und Alfred Misch
(Stempel), Sammlung Vatikan und Reich oder Sammlung Reich und Kurie,
Merian, Theatrum Europaeum und schließlich auch die
Zigaretten-Bildbeilage "Waldorf-Astoria" (Reihe: Ruhmesblätter
Deutscher Geschichte, Grp.4: Der 30jährige Krieg), die
Margarine-Beilage der Firma Homann in Dissen (Reihe: 1000 Jahre
Deutscher Geschichte) und kolorierte Albumbilder des Sammelwerkes Nr.
7: Gestalten der Weltgeschichte. Außerdem lieferten die Firmen
Schünemann Bremen, Rudolf Lichtenberg Osnabrück (Stempel), Theissing
Münster, Stenderhoff [Münster] und Schöningh Osnabrück Exemplare für
die Sammlung. Geheimnisvoll bleibt ein roter Stempel in Form eine
gleichseitigen Dreiecks, gefüllt mit zwei CC als Großbuchstaben.
Die Nummern I 60, I 73a, I 117a, II 61 und IV 15 erhielt das
Stadtarchiv Münster zurück (Stempelprovenienz).
Die
Abkürzungen bedeuten:
FWF = Forschungsstelle Westfälischer
Friede Münster
SWF = Sammlung Westfälischer Frieden
Die Bezeichnung SWF wurde für die Stücke gewählt, die keinen
Stempel FWF auf der Rückseite trugen aber mit Nummern versehen
waren.
Münster, 1982
gez. Dr.
Franz
- Reference number of holding
-
V 601
- Extent
-
685 Ausstellungsobjekte (Schaubildentwürfe, Stiche, Faksimiles), 1 Akte.; 684 Ausstellungsobjekte (Schaubildentwürfe, Stiche, Faksimiles), 1 Akte, Findbuch V 601.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.4. Nachlässe und Sammlungen (V) >> 4.4.2. Sammlungen von Vereinen, Institutionen und Firmen
- Related materials
-
Hans-Joachim Behr, ”Reichsausstellung“ und ”Forschungsstelle Westfälischer Frieden“. Zwei nationalsozialistische Kulturvorhaben in Münster, in: Westfalen 61 (1983), S. 9-23.
H.J. Behr, "Reichsausstellung" und "Forschungsstelle Westfälischer Frieden". Zwei nationalsozialistische Kulturvorhaben in Münster. In: Zeitschrift Westfalen 1983, Bd. 61/II, S. 9-23
- Date of creation of holding
-
1448-1948
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1448-1948