Arbeitspapier

Die Psychologie irrationaler Wirtschaftspolitik am Beispiel des Reformstaus

Psychologische Studien belegen vielfältige Abweichungen menschlicher Denk- und Verhaltensweisen von den üblichen Rationalitätsannahmen ökonomischer Modelle. Die traditionelle Ökonomie begegnet diesen Hinweisen begrenzter Rationalität mit Zurückhaltung, auch wenn derartige Ansätze inzwischen auf einzelnen Gebieten, wie etwa der Finanzmarktanalyse im Rahmen der Behavioural Finance Akzeptanz gewinnen. Um so mehr erstaunt es, dass psychologische Einsichten noch kaum Eingang in die Analyse der Wirtschaftspolitik gefunden haben, wo ja nicht einmal das Korrektiv der Märkte zur Rationalität zwingt. Der Wähler hat kaum Anreize zu einer rationalen Beurteilung wirtschaftspolitischer Programme, da seine individuelle Wahlentscheidung praktisch keinen Einfluss auf die Qualität der Wirtschaftspolitik hat. In der politökonomischen Analyse hat dies Kalkül unter dem Terminus der ?rationalen Ignoranz? einen festen Platz. Mit der gleichen Begründung, mit der ein geringer Informationsstand des Wählers für rational erklärt wird, kann nun aber auch die ?rationale Irrationalität? begründet werden: Kein Wähler wird individuell dafür bestraft, wenn er die Beurteilung wirtschaftspolitischer Optionen auf Basis angeborener Instinkte und nicht auf der Grundlage eines Rationalitätskalküls vornimmt. Wenn derartige Irrationalitäten schon eine hilfreiche Rolle zur Erklärung von Verhaltensweisen unter Marktbedingungen etwa im Rahmen der Behavioural Finance spielen, dann ist auch ein Erkenntnisbeitrag bei der Analyse wirtschaftspolitischer Verhaltensweisen zu erwarten.

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Series: ZEW Discussion Papers ; No. 00-12

Klassifikation
Wirtschaft
Positive Analysis of Policy Formulation and Implementation
Relation of Economics to Other Disciplines
Thema
Reformstau
Irrationalität
Verlust-Aversion
Besitzeffekt
Status quo Präferenz
Wirtschaftspolitik
Wirtschaftsreform
Beschränkte Rationalität
Public Choice
Wirtschaftspsychologie
Wirtschaftspolitische Beratung
Theorie

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Heinemann, Friedrich
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
(wo)
Mannheim
(wann)
2000

Handle
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:43 MEZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Arbeitspapier

Beteiligte

  • Heinemann, Friedrich
  • Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)

Entstanden

  • 2000

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