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Norwegische 'Wehrmachtskinder': Psychosoziale Aspekte, Identitätsentwicklung und Stigmatisierung

Am 09. April 1940 überfielen deutsche Truppen Norwegen. Neun Monate später kamen die ersten 'Wehrmachtskinder' zur Welt. Im Laufe des Krieges wurden 72 Heime des 'Lebensborn' (ein von der SS getragener Verein zur Erhöhung der Geburtenrate 'arischer' Kinder) in Norwegen gegründet, so viele wie in keinem anderen durch das NS-Regime besetzten Land; darunter befand sich das erste außerhalb des damaligen Deutschen Reiches gelegene. In den Archiven des Lebensborn wurden knapp 8000 Kinder registriert. Schätzungen gehen davon aus, dass während der deutschen Okkupationszeit in Norwegen 10000 bis 12 000 Kinder geboren wurden, deren Väter den deutschen Truppen angehörten und deren Mütter norwegische Staatsbürgerinnen waren. Die 'Wehrmachtskinder' trugen ein doppeltes Stigma: Sie waren häufig unehelich geboren und waren durch die Beziehung mit dem Feind entstanden. Aus Zeitzeugnissen geht hervor, dass ihr soziales Umfeld sie diskriminierte und ausgrenzte; sie wurden verhöhnt und zum Teil körperlich und seelisch misshandelt. Auch von staatlicher Seite widerfuhren Ihnen unterschiedliche Repressalien. Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer haben die Umstände und Bedingungen der norwegischen 'Wehrmachtskinder' bereits Ende des letzten Jahrhunderts als Forschungsgegenstand aufgegriffen. Die psychosozialen Fächer haben dieses Thema jedoch erst kürzlich begonnen zu bearbeiten. Im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsvorhabens werden erstmalig mittels eines umfangreichen Fragebogens die psychosozialen Konsequenzen des Aufwachsens als 'Wehrmachtskind' im Nachkriegsnorwegen erfasst. Das Projekt ist in eine bereits etablierte internationale und interdisziplinäre Forschungsstruktur zu den 'Kinder[n] des Krieges' eingebunden (www.childrenbornofwar.org), wobei an den Universitäten Leipzig und Greifswald die psychosoziale Belastung von Besatzungskindern in Deutschland parallel untersucht wird. Eine Besonderheit der norwegischen Situation sind die umfangreichen Aktivitäten des 'Lebensborn', der während des Krieges für viele Wehrmachtskinder und deren Mütter eine wichtige Rolle spielte.

Norwegische 'Wehrmachtskinder': Psychosoziale Aspekte, Identitätsentwicklung und Stigmatisierung

Urheber*in: Miertsch, Martin; Glaesmer, Heide; Mochmann, Ingvill C.; Kaiser, Marie; Freyberger, Harald J.; Terock, Jan; Ødegaard, Ketil J.; Kuwert, Philipp

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Norwegian 'Wehrmacht Children' - Psychosocial aspects, identity development, stigmatization
ISSN
2510-4225
Umfang
Seite(n): 304-313
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Postprint; begutachtet (peer reviewed)

Erschienen in
Trauma & Gewalt : Forschung und Praxisfelder, 9(4)

Thema
Geschichte
Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
psychosoziale Entwicklung
Identitätsbildung
Diskriminierung
Kindheit
Entwicklung
Kind
Zweiter Weltkrieg
Norwegen
nichteheliches Kind
Besatzungsmacht
psychosomatische Faktoren
Militär
Drittes Reich
Stigmatisierung
Nachkriegszeit

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Miertsch, Martin
Glaesmer, Heide
Mochmann, Ingvill C.
Kaiser, Marie
Freyberger, Harald J.
Terock, Jan
Ødegaard, Ketil J.
Kuwert, Philipp
Ereignis
Veröffentlichung
(wo)
Deutschland
(wann)
2015

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-61500-4
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

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Objekttyp

  • Zeitschriftenartikel

Beteiligte

  • Miertsch, Martin
  • Glaesmer, Heide
  • Mochmann, Ingvill C.
  • Kaiser, Marie
  • Freyberger, Harald J.
  • Terock, Jan
  • Ødegaard, Ketil J.
  • Kuwert, Philipp

Entstanden

  • 2015

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