Bestand

A Pr.Br.Rep. 030-02 Polizeipräsidium Berlin - Kriminalpolizeileitstelle (Bestand)

Vorwort: A Pr.Br.Rep. 030-02 Polizeipräsidium Berlin - Kriminalpolizeileitstelle Berlin

1. Behördengeschichte

Bereits im Jahre 1922 hatte der Reichstag ein Gesetz über die Schaffung eines Reichskriminalpolizeiamtes beschlossen, das jedoch an föderalistischen Störmanövern Bayerns und Preußens scheiterte. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 begann eine grundlegende Umstrukturierung der Polizei und damit auch der Kriminalpolizei im Deutschen Reich.
Mit dem "Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung" vom 24. November 1933, dem sogenannten Gewohnheitsverbrechergesetz, wurde der Spielraum der Kriminalpolizei gegen angebliche Gewohnheits- oder Berufsverbrecher erweitert und die Arbeit mehr und mehr der NS-Ideologie untergeordnet. 1936 wurden Heinrich Himmler zum "Chef der Deutschen Polizei" und Reinhard Heydrich zum "Chef der Sicherheitspolizei" ernannt und fasste man die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und Kriminalpolizei (Kripo) unter dem Dach der Sicherheitspolizei zusammen. Im Rahmen dieses Zentralisierungsprozesses beauftragte Himmler mit seinem Erlass das preußische Landeskriminalpolizeiamt mit der Leitung der Kriminalpolizei aller deutschen Länder. Der Aufbau einer zentral gelenkten Reichskriminalpolizei wurde mit der Umwandlung des preußischen Landeskriminalpolizeiamtes in das Reichskriminalpolizeiamt am 16. Juli 1937 abgeschlossen. Mit dem "Grundlegenden Erlass über die Vorbeugende Verbrechensbekämpfung durch die Polizei" des Reichsinnenministeriums vom 14. Dezember 1937 verfolgte die Kriminalpolizei nun vermehrt angebliche "Berufsverbrecher", "Asoziale" und "Arbeitsscheue", Obdachlose, Wanderarbeiter, "Zigeuner", Prostituierte und Homosexuelle und war nach dem "Zigeuner-Grunderlass" vom 8. Dezember 1939 mit der Bereitstellung von Sammellagern beauftragt. Dazu wurden als zentrale Machtmittel die "Polizeiliche planmäßige Überwachung" und die "Polizeiliche Vorbeugehaft" für die betroffenen Personen angewendet.
Mit der Bildung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) am 27. September 1939 ging das Reichskriminalpolizeiamt als Amt V zum RSHA über und fungierte dort als Zentrale mit Weisungsrecht.

Die Kriminalpolizeileitstellen hatten die kriminalpolizeilichen Aufgaben in dem Ortsbezirk der staatlichen Polizeiverwaltung wahrzunehmen, dem sie angegliedert waren. Zu ihren Aufgaben gehörte u.a. die Unterhaltung einer Straftaten- und Verbrecherkartei. Der Kriminalpolizeileitstelle Berlin unterstanden die Kriminalpolizeistellen Berlin (Groß-Berlin- und die Provinz Brandenburg) und Schneidemühl (Provinz Posen-Westpreußen).

Die Akten der Kriminalpolizeileitstelle Berlin gelangten durch eine Abgabe des Präsidiums der Volkspolizei Berlin in den 1960er Jahren in das damalige Staatsarchiv Potsdam (heute Brandenburgisches Landeshauptarchiv) und trugen dort die Signatur Pr. Br. Rep. 30 Berlin C, Tit. 198 A (Kriminalpolizeileitstelle Berlin). Die gesamte Überlieferung des Polizeipräsidiums Berlin wurde 2001 vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam an das Landesarchiv Berlin übergeben.


2. Bestandsgeschichte und - beschreibung

Der Bestand umfasst 35 Akten (3,90 lfm) mit der Laufzeit 1900 - 1944. Er beinhaltet Organisatorisches (Teilaktenplan der Kriminalpolizei, technische Ausstattung der Mordkommissionen, Einrichtung der Reichskriminalpolizei), Untersuchungsberichte des Kriminaltechnischen Instituts der Sicherheitspolizei zu einzelnen Fällen und Verbrecheralben (1900-1904, 1925 - 1944). Als weitere Dokumentationsgruppe sind Namensverzeichnisse über ein- und ausgegangene Schriftstücke bei der Kriminalpolizeileitstelle Berlin (K-Index) vorhanden. Die Schriftstücke der jeweiligen Vorgänge selbst sind zum größten Teil nicht mehr vorhanden, da nur eine Auswahl der personenbezogenen Akten in den Teilbeständen der Kripoleitstellen überliefert ist. Eine Akte mit zwei Meldungen wichtiger kriminalpolizeilicher Ereignisse vom Januar 1944 rundet den Bestand der Kriminalpolizeileitstelle Berlin (A Pr.Br.Rep. 030-02) ab.

Die Akten der Kriminalpolizeileitstelle Berlin sind Teil des Bestandes A Pr.Br. Rep 030, Polizeipräsidium Berlin und gliedern sich in 6 Aktengruppen, die insgesamt aus 2701 Akteneinheiten gebildet werden.
Der Bestand wurde folgendermaßen in die Tektonik des Landesarchivs übernommen:
- A Pr.Br. Rep. 030-02 Kriminalpolizeileitstelle Berlin (35 Akten)

Folgende Aktengruppen enthalten nur personenbezogene Akten.
- A Pr.Br. Rep. 030-02-01 - Politische (543 Akten, 2,70 lfm)
- A Pr.Br. Rep. 030-02-02 - Juden (165 Akten, 1,05 lfm)
- A Pr.Br. Rep. 030-02-03 - Zigeuner (179 Akten, 0,90 lfm)
- A Pr.Br. Rep. 030-02-04 - Ausländer (732 Akten, 3,75 lfm)
- A Pr.Br. Rep. 030-02-05 - Allgemein (948 Akten, 6,90 lfm)
In unterschiedlichem Umfang dokumentieren sie den Weg einer polizeilich registrierten Person von der Anzeige über die erkennungsdienstliche Behandlung, Vernehmungen, Inhaftierung bis hin zur Entlassung. Einzelne Akten verzeichnen Zugänge bis in die 1950er Jahre, zu dieser Zeit wurde sie im Berliner Präsidium der Volkspolizei verwahrt. Innerhalb der alphabetischen Sortierung der Akten ist die Nummernfolge der Polizeiregistratur oftmals unterbrochen. Das lässt den Schluss auf Überlieferungslücken zu. Unter einigen Buchstaben sind wenige oder keine Akten überliefert, andere belegen relativ umfangreiche Aktenmengen.
Bei der archivarischen Erschließung im damaligen Staatsarchiv Potsdam entschied man sich zur Ordnung der Akten nach dem Hintergrund der polizeilichen Registrierung der jeweiligen Person bei der Kripo-Leitstelle. Subjektive Kriterien der Bearbeiter führten dazu, dass die Zuordnung nicht immer eindeutig ist: "Homosexualität" als Delikt findet sich sowohl unter "Politisch" als auch unter "Allgemein", das Delikt "Rassenschande" ist unter "Juden" aber auch unter "Politisch" eingeordnet.
Eine Ausnahme bilden hier die "Zigeunerakten". Sie wurden angelegt im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen "Zigeuner"politik. In den Kriminalpolizeileitstellen gab es spezielle Kommissariate für die "Zigeunerverfolgung", die systematisch die Sinti und Roma einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen. Zu diesen Akten wurden auch die "Gutachterlichen Äußerungen" der Rassenhygienischen Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes genommen. Die 173 überlieferten Akten der Kriminalpolizeileitstelle Berlin wurden dort geführt als "Personenakte der Zigeunerfamilie….." und erfassten diese nach einem eigens dafür entwickelten Schema.

Im Landesarchiv Berlin wurde der Bestand neu bearbeitet und eine Erfassung mit der Software Augias-Archiv vorgenommen, die die Grundlage für das Findbuch bilden.
Um aufwendige Umsignierungen zu vermeiden, wurde die vorgegebene Ordnung der Aktengruppen nicht verändert. Als Aktentitel wurden die Namen der jeweiligen Person aufgenommen und in den Enthält-Vermerken finden besondere Dokumente Erwähnung.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB A Pr.Br. Rep. 030-02-…., Nr. …


3. Korrespondierende Bestände

LAB A Pr.Br.Rep. 030-03 - Zentralkartei für Mordsachen und Lehrmittelsammlung
LAB A Pr.Br.Rep. 042 - Preußische Bau- und Finanzdirektion
LAB A Rep. 003-01-01 - Magistrat der Stadt Berlin, Städtisches Obdach
LAB A Rep. 003-02 - Magistrat der Stadt Berlin, Wohlfahrtsdeputation / Landeswohlfahrts- und Jugendamt
LAB A Rep. 003-04-04 - Wittenauer Heilstätten
LAB A Rep. 341-02 - Amtsgericht Berlin (Mitte) - Strafsachen
LAB A Rep. 358-02 - Generalstaatsanwaltschaft bei dem Landgericht - Verfahren 1933 - 1945
LAB A Rep. 227-02 - AEG - Apparatefabriken Treptow
LAB A Rep. 242 - Arbeitsamt Berlin-Mitte
LAB A Rep. 369 - Strafgefängnis Plötzensee
LAB A Rep. 370 - Strafgefängnis Tegel
LAB A Rep. 380 - Kriminalbiologische Forschungs- und Sammelstellen
LAB B Rep. 004 - Senatsverwaltung für Inneres
LAB B Rep. 020 - Der Polizeipräsident in Berlin
LAB B Rep. 057-01 - Generalstaatsanwaltschaft bei dem Kammergericht - Arbeitsgruppe RSHA
LAB B Rep. 058 - Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin
LAB B Rep. 080 - Landesverwaltungsamt Berlin
LAB C Rep. 375-01-08 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung - Teil Berlin: NSDAP, SA, SS
LAB C Rep. 375-01-11 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung - Teil Berlin: NSDAP, SA, SS, Wehrmacht
LAB C Rep. 375-01-12 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung - Teil Berlin: Polizei, Gendarmerie, Feldgendarmerie
LAB C Rep. 375-01-13 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung - Teil Berlin: Juristen, Forscher, NSDAP
LAB C Rep. 375-01-20 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung - Teil Berlin: Gestapo, SD, Kripo, V-Männer

BArch R58 Reichssicherheitshauptamt (RSHA)
GSTA Rep. 219 Preußisches Landeskriminalpolizeiamt
GSTA Rep. 90 Anex P Geheime Staatspolizei


4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Polizei

Dobler, Jens: Großstadtkriminalität : Berliner Kriminalpolizei und Verbrechensbekämpfung 1939 bis 1950 .- Berlin 2013. Signatur: 14/0250
Drews, Bill: Preußisches Polizeirecht ; 1 : allgemeiner Teil. Ein Leitfaden für Verwaltungsbeamte .- Berlin 1927. Signatur: 04/0021 (1)
Drews, Bill: Preußisches Polizeirecht ; 2 : Besonderer Teil. Ein Leitfaden für Verwaltungsbeamte .- Berlin 1933. Signatur: 04/0021(2)
Engelbrecht, Ernst: In den Spuren des Verbrechertums : ein Streifzug durch das großstädtische Verbrechertum und seine Schlupfwinkel .- Berlin 1930. Signatur: Soz 1778 (1).
Wagner, Patrick: Hitlers Kriminalisten. Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus zwischen 1920 und 1960 (= Beck'sche Reihe. Band 1498). Beck, München 2002.
Wagner, Patrick: Volksgemeinschaft ohne Verbrecher. Konzeptionen und Praxis der Kriminalpolizei in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Christians, Hamburg 1996, (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte 34).
Wilhelm, Friedrich: Die Polizei im NS-Staat: Die Geschichte ihrer Organisation im Überblick (Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart) Paderborn 1999.

Widerstand in Berlin

Berthold, Lothar; Fieber, Hans-Joachim: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933-1945 ; 1-8 : ein biographisches Lexikon Hrsg. von der Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (BV VdN) e.V. / Geschichtswerkstatt .- Berlin 2002-2005 Signatur: 04/1892(1-8)
Brammer, Karl: Berlin im Widerstand .- Berlin 1965. Signatur: Bio 1633 (1).
Pikarski, Margot: Jugend im Berliner Widerstand : Herbert Baum und Kampfgefährten.- Berlin : 1978 .- Signatur: 07395 (2).
Pikarski, Margot: Jugend im Berliner Widerstand : Herbert Baum und Kampfgefährten.- Berlin : 1984.- Signatur: 84/0555 (1).
Sandvoß, Hans-Rainer: Die "andere" Reichshauptstadt : Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945 .- Berlin 2007. Signatur: 07/0222 (1).
Wippermann, Wolfgang: Widerstand und Verfolgung in Berlin . In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins.- Berlin, 1980. Signatur: Zs 88(1980) (1).

Juden

Löhken, Wilfried; Vathke, Werner: Juden im Widerstand : drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion Berlin 1939 - 1945 ; Sonderausgabe für die Ausstellung vom 31.03. bis 12.06.1993.- Verlag: Berlin : Ed. Hentrich, 1993.- Signatur: 94/0119 (1).

"Zigeuner" / Sinti und Roma

Ausgegrenzt, verfolgt, ermordet - Sinti und Roma in Lichtenberg 1933-1945 : Ausstellung im Museum Lichtenberg vom 24. Juni bis 30. Dezember 2018. Hrsg. von Museum Lichtenberg im Stadthaus Berlin : Museum Lichtenberg. Berlin 2018 (Signatur: 18/0472)
Das war für uns das Aus : Deportation der Berliner Sinti und Roma in das Zwangslager Marzahn. Gedenkveranstaltung des Abgeordnetenhauses von Berlin und des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg zum 70. Jahrestag der Deportation der Berliner Sinti und Roma in das Zwangslager Berlin-Marzahn, Hrsg. von Präsident des Abgeordnetenhauses Berlin / Referat Öffentlichkeitsarbeit | Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg. Berlin 2007 (Signatur: 07/0448).
Enzensberger, Ulrich: Otto Rosenberg: Das Brennglas. Berlin 2012 (Signatur: 12/0478).
Franck, Norbert : "... dem Kaiser kein' Zins geben" : zur (Schul-)Geschichte der Sinti und Roma in Berlin/Preußen. Berlin 1987. In: Mitteilungen & Materialien der Arbeitsgruppe Pädagogisches Museum (Signatur: Zs 790(25)).
Luchterhandt, Martin: Der Weg nach Birkenau : Entstehung und Verlauf der nationalsozialistischen Verfolgung der "Zigeuner" Lübeck 2000 (Signatur: 03/0014).
Matras, Yaron; Winterberg, Hans; Zimmermann, Michael: Sinti, Roma, Gypsies : Sprache - Geschichte - Gegenwart. Berlin 2003 (Signatur: 18/0617)
Michalsky-Knak, Maria: Zigeuner - und was wir mit ihnen in Berlin erlebten. Berlin 1930 (Signatur: Soz 1389).
Pientka, Patricia: Das Zwangslager für Sinti und Roma in Berlin-Marzahn : Alltag, Verfolgung und Deportation. Berlin 2013 (Signatur: 14/0218).
Romani, Rose: Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma. Heidelberg 1995 (Signatur: 97/0242).
Toerne, Anne von: Wiedergutmachung von Sinti und Roma : Bundesrepublik Deutschland, Republik Österreich und Deutsche Demokratische Republik im Vergleich. Berlin 1992 (Signatur: 94/0415).
Wagner, Oscar: Berliner Zigeuner : eine wahre Erzählung aus dem Leben. Berlin 1903 (Signatur: 00984).
Widmann, Peter: An den Rändern der Städte : Sinti und Jenische in der deutschen Kommunalpolitik. Berlin 2001 (Signatur: 03/0220).
Wippermann, Wolfgang: Das "Zigeunerlager" Marzahn. In: Reihe Nationalsozialistische Zwangslager in Berlin 1987. (Signatur: Berlin-Forschungen 2 (1987) S.189-201.
Zimmermann, Michel: Zwischen Erziehung und Vernichtung : Zigeunerpolitik und Zigeunerforschung im Europa des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2007 (Signatur: 18/0616).

Ausländer

Betrogen, Verschleppt, Hingerichtet : Schicksale Französischer Zwangsarbeiter in Nazideutschland Berlin Hrsg. von Projektgruppe Geschichte der Georg-Weerth-Oberschule Berlin und Peter Albrecht.- Berlin 2006. Signatur: 09/0625 (1).
Herbert, Ulrich: Fremdarbeiter : Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches .- Bonn 1999. Signatur: 14/0619 (1).
Herbert, Ulrich: Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland : Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge .- München 2001. Signatur: 01/0279 (1).
Niederländer und Flamen in Berlin 1940-1945 : KZ-Häftlinge, Inhaftierte, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter . Hrsg. von Stichting Holländerei Utrecht, Freunde des Hendrik-Kraemer-Hauses und Niederländische Ökumenische Gemeinde.- Berlin 1996. Signatur: 97/0191 (2).
Scholze-Irrlitz, Leonore; Noack, Karoline: Arbeit für den Feind : Zwangsarbeiter-Alltag in Berlin und Brandenburg (1933 - 1945) .- Berlin 1998. Signatur: 18/0405 (1).

"Arbeitsscheue"

Ayass, Wolfgang: "Asoziale" im Nationalsozialismus .- Stuttgart 1995. Signatur: 97/0235 (1).

Homosexuelle

Dobler, Jens: Polizei und Homosexuelle in der Weimarer Republik : zur Konstruktion des Sündenbabels.- Berlin 2020. Signatur: 20/0276 (1).
Pretzel, Andreas; Roßbach, Gabriele: Wegen der zu erwartenden hohen Strafe ... : Homosexuellenverfolgung in Berlin 1933-1945 .- Berlin 2000. Signatur: 02/0234 (1).




Berlin, August 2021 / Oktober 2023 Gisela Erler / Kerstin Bötticher


Vorwort: A Pr.Br.Rep. 030-02 Polizeipräsidium Berlin-Kriminalpolizeileitstelle

1. Behördengeschichte

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 begann eine grundlegende Umstrukturierung der Polizei und damit auch der Kriminalpolizei im Deutschen Reich.
Bereits im Jahre 1922 hatte der Reichstag ein Gesetz über die Schaffung eines Reichskriminalpolizeiamtes beschlossen, das jedoch an föderalistischen Störmanövern Bayerns und Preußens scheiterte (Wagner, Hitlers Kriminalisten, München 2002, S. 19)
Am 17. Juni 1936 wurde Heinrich Himmler zum "Chef der Deutschen Polizei" ernannt und ernannte seinerseits am 26. Juni 1936 Reinhard Heydrich zum "Chef der Sicherheitspolizei". Unter dem Dach der Sicherheitspolizei wurden Gestapo (Geheime Staatspolizei) und Kripo (Kriminalpolizei) zusammengefasst.

Im Rahmen dieses Zentralisierungsprozesses wurde das preußische Landeskriminalpolizeiamt durch einen Erlass Himmlers mit der Leitung der Kriminalpolizei aller deutschen Länder beauftragt.
Es erfolgte der Aufbau einer zentral gelenkten Reichskriminalpolizei. Eine Zäsur setzte in dieser Entwicklung die Umwandlung des preußischen Landeskriminalpolizeiamtes in das Reichskriminalpolizeiamt am 16. Juli 1937. (A Pr.Br. Rep. 030, Nr. 34)
Mit der Bildung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) am 27. September 1939 ging das Reichskriminalpolizeiamt als Amt V zum RSHA über.
Das Amt V im RSHA fungierte als Zentrale mit Weisungsrecht.
Die Kriminalpolizeileitstellen hatten die kriminalpolizeilichen Aufgaben in dem Ortsbezirk der staatlichen Polizeiverwaltung wahrzunehmen, dem sie angegliedert waren. Zu ihren Aufgaben gehörte u.a. die Unterhaltung einer Straftaten- und Verbrecherkartei.
Der Kriminalpolizeileitstelle Berlin unterstanden die Kriminalpolizeistellen Berlin (Groß-Berlin- und die Provinz Brandenburg) und Schneidemühl (Provinz Posen-Westpreußen).

2. Bestandsgeschichte

Die Akten der Kriminalpolizeileitstelle Berlin sind Teil des Bestandes A Pr.Br. Rep 030, Polizeipräsidum Berlin und gliedert sich in 5 Aktengruppen, die insgesamt aus 2701 Akteneinheiten gebildet werden.
Die Akten gelangten durch eine Abgabe des Präsidiums der Volkspolizei Berlin in den 1960er Jahren in das damalige Staatsarchiv Potsdam (heute Brandenburgisches Landeshauptarchiv) und trugen dort die Signatur Pr. Br. Rep. 30 Berlin C, Tit. 198 A (Kriminalpolizeileitstelle Berlin). Die gesamte Überlieferung des Polizeipräsidiums Berlin wurde 2001 vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam an das Landesarchiv Berlin übergeben.
Der Bestand wurde folgendermassen in die Tektonik des Landesarchivs übernommen:

A Pr.Br. Rep. 030-02
Kriminalpolizeileitstelle Berlin (44 AE) - die Akten betreffen Organisatorisches, Untersuchungsberichte des Kriminaltechnischen Instituts der Sicherheitspolizei zu einzelnen Fällen und Verbrecheralben.

Die Aktengruppen

A Pr.Br. Rep. 030-02-01- Politische (543 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-02-Juden (165 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-03-Zigeuner (179 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-04-Ausländer (732 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-05-Allgemein (948 AE)

enthalten Personenakten. In unterschiedlichem Umfang dokumentieren sie den Weg einer polizeilich registrierten Person von der Anzeige über die erkennungsdienstliche Behandlung, Vernehmungen, Inhaftierung bis hin zur Entlassung. Einzelne Akten verzeichnen Zugänge bis in die 1950er Jahre, zu dieser Zeit wurde sie im Berliner Präsidium der Volkspolizei verwahrt.
Innerhalb der alphabetischen Sortierung der Akten ist die Nummernfolge der Polizeiregistatur oftmals unterbrochen. Das lässt den Schluss auf Überlieferungslücken zu. Unter einigen Buchstaben sind wenige oder keine Akten überliefert, andere belegen relativ umfangreiche Aktenmengen.

Bei der archivarischen Erschließung im damaligen Staatsarchiv Potsdam entschied man sich zur Ordnung der Akten nach dem Hintergrund der polizeilichen Registrierung der jeweiligen Person bei der Kripo-Leitstelle. Subjektive Kriterien der Bearbeiter führten dazu, dass die Zuordnung nicht immer eindeutig ist: "Homosexualität" als Delikt findet sich sowohl unter "Politisch" als auch unter "Allgemein", "Rassenschande" ist unter "Juden" aber auch unter "Politisch" eingeordnet.
Eine Ausnahme bilden hier die "Zigeunerakten". Sie wurden angelegt im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen "Zigeuner"politik. In den Kriminalpolizeileitstellen gab es spezielle Kommissariate für die "Zigeunerverfolgung", die systematisch die Sinti und Roma einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen. Zu diesen Akten wurden auch die "Gutachterlichen Äußerungen" der Rassenhygienischen Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes genommen. Die 173 überlieferten Akten der Kriminalpolizieleitstelle Berlin wurden dort geführt als "Personenakte der Zigeunerfamilie….." und erfassten diese nach einem eigens dafür entwicklten Schema.

Im Landesarchiv Berlin wurde der Bestand neu bearbeitet und Augiasdatenbanken erstellt, die die Grundlage für das Findbuch bilden.
Um aufwendige Umsignierungen zu vermeiden wurde die innere Ordnung der Aktengruppen nicht verändert.
Als Aktentitel wurden die Namen der jeweiligen Person aufgenommen und in den Enthält-Vermerken finden besondere Dokumente Erwähnung.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB A Pr.Br. Rep. 030-02-…., Nr. …

Einige Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen nach §8 Archivgesetz des Landes Berlin (ArchGb) von 29. November 1993 i.d.F. vom 15. Oktober 2001 für die Benutzung befristet gesperrt. Nach § 8 Abs. 4 ArchGb kann eine Verkürzung der Schutzfristen auf Antrag erfolgen. Dazu darf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

3. Korrespondierende Bestände

Bundesarchiv R58 Reichssicherheitshauptamt (RSHA)
GSTA Rep. 219 Preußisches Landeskriminalpolizeiamt
GSTA Rep. 90 Anex P Geheime Staatspolizei

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Wagner, Patrick: Hitlers Kriminalisten - Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus. München 2002




Berlin, August 2021 Gisela Erler / Kerstin Bötticher

Bestandssignatur
A Pr.Br.Rep. 030-02

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 4 Preußische und Reichsbehörden mit regionaler Zuständigkeit >> A 4.1 Preußische Behörden >> A Pr.Br.Rep. 030 ff. und A Rep. 401 ff. Polizeibehörden
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandte Verzeichnungseinheiten: Bundesarchiv R58 Reichssicherheitshauptamt (RSHA)
GSTA Rep. 219 Preußisches Landeskriminalpolizeiamt
GSTA Rep. 90 Anex P Geheime Staatspolizei

Bestandslaufzeit
1888 - 1944

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Zugangsbeschränkungen
Zugangsbestimmungen: Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesar
Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1888 - 1944

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