Amtsbücher, Register und Grundbücher | Bestand

Kloster St. Nikola Passau Amtsbücher und Akten (Bestand)

Vorwort: I. Zum Bestand
1. Bearbeitungszeitraum
Die Amtsbuch- und Aktenüberlieferung des Klosters St. Nikola-Passau umfasst 1.929 Archivalieneinheiten. Etwa die Hälfte davon, darunter die Mehrheit der Amtsbücher, haben die elf Referendarinnen und Referendare des Ausbildungskurses 2010/12 im Rahmen eines ihrer Praktika verzeichnet (Sarah Hadry, Johannes Haslauer, Hannah Hien, Christine Kofer, Irmgard Lackner, Katrin Marth, Johannes Moosdiele-Hitzler, Andreas Nestl, Markus Schmalzl, Daniel Schönwald, Johannes Staudenmaier). Auch wurden im Zuge dieses Praktikums wichtige Vorarbeiten zur Beständegeschichte geleistet.
Die Ordnung und Erschließung der anderen Hälfte, die Thesaurusstrukturierung, die Vereinheitlichung und Nachbearbeitung des Orts- und Personenindexes sowie die Findbuchredaktion fanden 2015 ihren Abschluss. Insgesamt wurden hierbei noch ca. 80 Urkunden entnommen, regestiert und dem Urkundenbestand zugewiesen.

2. Zur Beständegeschichte
Das Augustinerchorherrenstift St. Nikola wurde 1803 säkularisiert. Diejenigen klösterlichen Amtsbücher und Akten, denen die bayerischen Beamten einen besonderen Wert (v.a. in fiskalischer Hinsicht, aber auch als "Zimelien") beimaßen, wurden in der Folge nach München geschafft. Im königlich bayerischen Allgemeinen Reichsarchiv, einer Vorgängereinrichtung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, teilte man sie auf verschiedene damals formierten Pertinenzbestände auf: Klosterliteralien (KL Passau-St. Nikola), Hochstiftsliteralien (HL Passau) und Generalregistratur Faszikel (GR Fasz.). Hingegen landeten solche nikolaische Archivalien, die als weniger wichtig angesehen wurden, im 1812 eingerichteten Archivkonservatorium Landshut (z.B. Rechnungsbände, Briefprotokolle sowie die Mehrheit der Akten). Aus dem Archivkonservatorium entwickelte sich das spätere Staatsarchiv Landshut. 1977/78 fiel die Entscheidung, alle altbayerischen Klosterbestände im Hauptstaatsarchiv zu zentralisieren. Daher gab das Staatsarchiv Landshut 1979 und 1982 alle nikolaischen Amtsbücher und Akten nach München ab (vgl. die Altsignaturen "Landshuter Abgabe 1979 [bzw. 1982], St. Nikola Nr." und "StA Landshut, Briefsprotokolle Passau).
Auch von der Vorgängerbehörde des Staatsarchivs München, nämlich dem Kreisarchiv München, kamen einige Stücke nikolaischer Provenienz an das Reicharchiv. Das Kreisarchiv seinerseits war über Behördenabgaben an die Unterlagen gelangt. Und schließlich stammt auch von Seiten der Bayerischen Staatsbibliothek mindestens eine Abgabe, nämlich das älteste Kopialbuch des Kloster St. Nikola (Bestellnr. 2; vgl. Altsignaturen).

3. Ergänzende Bestände
Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv kommen folgende Bestände in Frage: Der Urkundenbestand des Klosters St. Nikola umfasst ca. 5.600 Exemplare. Sie sind in Form einer Aussteller-Siegler-Liste bis zum Entstehungsjahr 1400 (auch über FAUST recherchierbar) und für die Zeit danach in einer Datumskartei, teils mit Kurzregesten, erschlossen. Die Urkunden sind größtenteils auf der Internetseite des Projekts www.monasterium.net bereitgestellt.
Einige kurbayerische Zentralbehörden waren mit der Wahrnehmung der landesherrlichen Rechte hinsichtlich geistlicher Institutionen betraut. Der schriftliche Niederschlag hierzu findet sich, soweit erhalten, in folgenden Beständen: Kurbayern Geistlicher Rat, Aufsicht über die Klöster (im Aufbau, Datenbankrecherche möglich) und Kurbayern HK Archivalien (Repertorium Nr. 205). Akten über die Klosteraufhebung, die Versorgung der Klosterinsassen, die weitere Verwaltung bzw. Verwertung des Klosterbesitzes sowie die Verwaltung der inkorporierten Klosterpfarreien ab 1803 enthält der Bestand Kurbayern Landesdirektion von Baiern in Klostersachen. Archivgut, das noch nicht der Provenienzanalyse unterzogen worden ist, verbirgt sich weiterhin in den Mischbeständen des 19. Jahrhunderts. Für Klosterangelegenheiten empfehlen sich generell Recherchen im Pertinenzbestand GR Faszikel (v.a. Abschnitt "Geistliche Sachen"). Zum Teil wurden hieraus im Zuge der Ordnungsarbeiten bereits Akten entnommen; ihre neuen, provenienzgemäßen Verwahrorte können mittels Verweiszetteln sowie Entnahmekonkordanzen nachvollzogen werden.
Außerdem sei auf den Bestand Plansammlung hingewiesen. Dort finden sich etwa Grundrissdarstellungen des Klosterkomplexes (909, 6451, 7033, 18621f, 21239). Auch Pläne der Stadt Passau mit Umgebung (1707, 5067-5069) oder des Inns bei Passau (354, 1275, 1308a, 1663) berücksichtigen das Kloster vor den Toren der Stadt.
Weiterhin dürften auch die im Staatsarchiv Landshut verwahrten Beständen der bayerischen Mittel- und Unterbehörden Material mit Bezug zum Kloster St. Nikola enthalten.

Für die außerbayerischen Besitzungen des Klosters wären die entsprechenden österreichischen Landesarchive aufzusuchen (insbesondere das für Oberösterreich zuständige Haus in Linz).
Relevantes könnten außerdem die Gemeinde- und Pfarrarchive der ehemaligen Klosterpfarreien verwahren. Ins Diözesanarchiv Passau sind nämlich so gut wie keine Klosterpfarreiakten aus der Zeit vor 1803 gelangt. Jedoch werden dort einschlägige Matrikelbände verwahrt, so etwa aus der vormals nikolaischen Pfarrei Pocking (Lkr. Passau); die Bände sind online bereitgestellt unter www.matricula-online.eu

4. Zum Quellenwert
a) Die Amtsbuchüberlieferung
Die Amtsbücher des Klosters St. Nikola bei Passau sind mit rund 500 Bänden vergleichsweise umfangreich überliefert. Sie bieten insbesondere für Forschungen zum Bereich der Grundherrschaft bzw. der Güter- und Zehntverwaltung eine solide Grundlage. Quantitativ hervorstechend sind 108 Register über die Einnahmen aus dem Amt ("officio") Alburg (heute ein Stadtteil von Straubing) und 44 Einnahmenregister aus der oö. Pfarrei Wimsbach (PB Wels-Land). Die pfarreilichen und grundherrlichen Sphären sind allerdings oftmals kaum zu trennen: gemeinsame Register für Gült- und Zehnteinnahmen sind gerade vor 1500 eher die Regel als die Ausnahme.
In größerer Anzahl erhalten haben sich auch Urbare. Die beiden ältesten stammen noch aus dem 13. Jahrhundert, wobei sich eines dem Gesamtbesitz und eines den niederösterreichischen klösterlichen Titeln widmet. Aus dem ganzen altbayerischen Raum sind für das 13. Jahrhundert insgesamt nur gut 30 Urbare überliefert. Die Anlage eines Gesamturbars zu diesem frühen Zeitpunkt bedeutet also eine beachtliche Leistung der klösterlichen Kanzlei - zumal angesichts der geographisch weit gestreuten Besitzlandschaft mit einer Ost-West-Erstreckung von annähernd 300 km zwischen Passau und Krems bzw. Wien. Das älteste überlieferte Amtsbuch ist das ins sehr frühe 12. Jahrhundert (mit Einträgen bis ins 13. Jahrhundert) datierende Traditionsbuch (Bestellnr. 1). Es dokumentiert viele Zuwendungen von Wohltätern und somit die materiellen Grundlagen des Klosters.
Interessante Einblicke in die Belange von Hauswirtschaft und Küche erlauben die 14 erhaltenen Geschäftsbücher aus dem Zuständigkeitsbereich des klösterlichen Prokurators (Schaffner), die mehrheitlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen.

b) Zur Aktenüberlieferung
Besonders hervorzuheben sind die in unterschiedlich großer Zahl erhaltenen Pfarreiakten. Die Berichte der Pfarrvikare an die Klosterleitung, aber auch Beschwerden und Eingaben von Pfarrkindern ermöglichen viele Einblicke in das Leben und Sterben in den bayerischen, ober- und niederösterreichischen Pfarrdörfern. Auch zur Geschichte der österreichischen Stadt Enns finden sich interessante Quellen, denn die dortige Wallfahrtskirche Maria auf dem Anger (1792 abgetragen) gehörte zur Gründungsausstattung des Klosters St. Nikola.
Ebenso wie bei den Amtsbüchern spielen auch bei den Akten vielfach Themen aus dem Bereich der Grundherrschaft eine Rolle, etwa, wenn es um die Vererbrechtlichung von Bauerngütern oder um deren Neubesetzung ging. Die Akten zeigen auch recht gut, wie das Kloster die Administration seiner weit entfernten Güter in Ober- und Niederösterreich bewerkstelligte (s. hierzu unten, Punkt II. 6).
Recht umfangreich überliefert sind auch Erbschaftsangelegenheiten der nikolaischen Chorherren. Beim Tod seiner Konventualen war das Kloster automatisch mit erbberechtigt. Deshalb versuchten viele Familien bereits zu Lebzeiten ihres in St. Nikola lebenden Mitglieds vertraglich sicherzustellen, dass die Erbansprüche des Klosters die übrigen Erben nicht zu sehr belasten würden - was entsprechend zu Aktenanfall führte.
Häufiger Gegenstand sind auch Zehntstreitigkeiten. Die dabei entstandenen Dokumente geben meistens Auskunft über die Besitzrechte anderer Herrschaftsträger vor Ort, was wiederum hilfreich sein kann, um Rückschlüsse zur Herkunft der lokal vorliegenden nikolaischen Rechte zu ziehen. Wenn zum Beispiel im selben Ort auch Zehntrechte von Bischof Altmanns österreichischer Stiftung Göttweig vorliegen, darf vermutet werden, dass die entsprechenden Titel aus der Gründungsausstattung stammen.
Weiterhin werfen die Akten natürlich immer wieder Schlaglichter auf menschliche Probleme, Dramen und Abgründe (Schwierigkeiten bei der Hofübergabe, Erbstreitigkeiten, Altersarmut, Missernten, Insolvenzen, Suizide etc.)

c) Überlieferungsschwächen
Briefprotokolle sind nur in geringer Anzahl vorhanden. Dies erklärt sich zum guten Teil aus der Brandkatastrophe in der Burg Trausnitz 1961, dem Standort des Staatsarchivs Landshut. Dort lagerten nämlich, wie erwähnt, bis 1979/82 diejenigen Segmente der nikolaischen Überlieferung, die nach der Säkularisation des Klosters (1803) für weniger bedeutsam erachtet worden waren (u.a. die Briefprotokolle).
Auch zum inneren und geistlichen Leben des Konvents hat sich recht wenig Material erhalten, und dieses bezieht sich vor allem auf Materien der Wirtschaftsführung (z.B. Rechnungen und Register der Prokuratoren und Obleier). Ebenfalls nur spärlich vorhanden sind Unterlagen zum Spital St. Maria sowie zum Siechenhaus St. Elisabeth. Dies könnte mit den Auswahlkriterien des bayerischen Staates zusammenhängen, der sich im frühen 19. Jahrhundert der Archive der säkularisierten Klöster bemächtigte. Die damit befassten Beamten interessierten sich naturgemäß vor allem für solches Schriftgut, das wirtschaftlich und fiskalisch sowie für die Verwaltung und Verwertung der abgewickelten Klöster von Belang waren. In diesem Sinne wertlos erscheinende Unterlagen könnten in diesem Zusammenhang als Altpapier verkauft oder vernichtet worden sein. Die erhaltenen nikolaischen Archivrepertorien (s. unten, Punkt II.11) zeigen überdies: Unterlagen mit geistlichen Inhalten waren nie in das - offensichtlich nur für die Unterlagen zu Verwaltungs- und Herrschaftsangelegenheiten angelegte - "Klosterarchiv" mit eingeordnet worden. Solches Schriftgut dürfte sich zum guten Teil in der Bibliothek, vielleicht mitunter auch im ungebrochenen Gebrauch beim Konvent oder in den Klosterpfarreien befunden haben.

II. Zur Geschichte des Klosters St. Nikola bei Passau
Weiterführende Informationen zur Territorial- und Verwaltungsgeschichte des 1073 erstmals belegten, seit Mitte des 13. Jahrhunderts unter bayerischer Landeshoheit stehenden, 1803 säkularisierten Klosters St. Nikola finden sich in der Einleitung des gedruckten Findmittels (einsehbar im Repertorienzimmer des Bayerischen Hauptstaatsarchivs).

München, im November 2015
Dr. Sarah Hadry

Reference number of holding
Kloster St. Nikola Passau Amtsbücher und Akten
Extent
1929
Language of the material
deutsch; lateinisch

Context
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 1 Abteilung I: Ältere Bestände >> 1.7 Klöster >> Kloster St. Nikola Passau
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  • 1100-1813

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