Bestand

Nachlass Erich Maschke (1900-1982), Professor in Heidelberg (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Erich Maschke wurde am 2. März 1900 als Sohn eines Arztes in Berlin geboren. Nach dem Besuch des Askanischen Gymnasiums in Berlin studierte er von 1919 bis 1923. Damals engagierte er sich stark in der Jugendbewegung, er arbeitete an der Redaktion der Zeitschrift "Der weiße Ritter" mit. Die Erlebnisse in der bündischen Bewegung veranlassten ihn schließlich zum Wechsel des Studienfaches. Seit 1923 studierte er Geschichte und Geographie, zunächst in Berlin, ab 1925 in Königsberg. 1927 promovierte er mit einer Arbeit über den Deutschen Orden, 1929 erfolgte seine Habilitation mit einer Studie über den Peterspfennig in Polen und dem Deutschen Osten.
Nach einigen Jahren Dozentur in Königsberg wurde Maschke 1935 nach Jena berufen, wo er - 1937 - einen Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte erhielt. Während des Krieges war er beim Generalstab in Posen mit der Schulung von Wehrmachtsangehörigen betraut. Forschungsschwerpunkt blieb der Deutsche Orden, nach seiner Berufung - 1942 - nach Leipzig trat die thüringische Landesgeschichte sowie die allgemeine Reichsgeschichte als Interessenschwerpunkt hinzu. 1943 erschien seine wohl bekannteste Monographie über "Das Geschlecht der Staufer" als Summe seiner reichsgeschichtlichen Forschungen.
Die achtjährige Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion war für Leben und Schaffen Maschkes eine einschneidende Zäsur. 1953 kehrte er nach Deutschland zurück und fand seine Familie in Speyer vor.
1954 erhielt Erich Maschke einen Lehrauftrag an der Universität Heidelberg für Wirtschafts- und Handelsgeschichte des Mittelalters, und im Sommersemester 1956 erlangte er dort einen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Zusammen mit Werner Conze leitete er von 1959 bis zu seiner Emeritierung 1968 das neugegründete Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.
Aus den schon vor 1960 eingeleiteten Kontakten zu fanzösischen Fachkollegen aus dem Kreis der "Annales" entwickelte sich eine Gastprofessur Maschkes im Frühjahr 1963 an der École Pratique des Hautes Études der Sorbonne - eine der ersten Einladungen dieser Art an einen deutschen Professor nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1960 führten jährlich Vortragsreisen nach Frankreich. Maschke betrachtete Fernand Braudel (Tolouse) als seinen Lehrer für die strukturgeschichtlichen Ansätze und Forschungsmethoden.

1958 wurde Erich Maschke in die Heidelberger Akademie berufen, im folgenden Jahr auch in die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, deren stellvertretender Vorsitzender er zwischen 1964 und 1974 war. Mitglied der Historischen Kommission an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war er seit 1968.
Mit der Konstituierung des Arbeitskreises für südwestdeutsche Stadtgeschichtsforschung 1965 (seit 1974 in "Südwestdeutscher Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung" umbenannt) wurde Erich Maschke auch dort Vorsitzender und blieb es bis 1980. Sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen beeinflußten zunehmend die stadtgeschichtliche Forschung, auch bei Maschke. Er regte maßgeblich den Austausch mit anderen stadtgeschichtlichen Organisationen an. Er übte eine Mittlerfunktion im Spannungsfeld von akademischer und außeruniversitärer Geschichtsforschung aus. Maschke bestimmte das Niveau des Arbeitskreises entscheidend, jahrelange Unterstützung im Organisatorischen, vor allem bei der Herausgabe der Tagungsprotokolle, erhielt er durch Jürgen Sydow.
Die Zeit nach der Emeritierung (1968) bis 1974 schlägt sich nur wenig im Nachlass nieder. Sie war geprägt durch zwei längere Krankheitsphasen (1967/68 und zwischen 1972 und 1974). In diesen Jahren publizierte Maschke fünf Beiträge zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg. Als wissenschaftlicher Leiter der für die Dokumentation der Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen eingesetzten Kommission war er jetzt stärker beansprucht als während seiner aktiven Lehrtätigkeit.
An den 1975 einsetzenden Vorarbeiten für die Gestaltung der Stuttg arter Stauferausstellung von 1977 war Maschke maßgeblich beteiligt. 1978 hielt Maschke Vorträge zum Thema "Die Familie im Mittelalter", weitere sozialgeschichtliche Themen waren die sozialen Unruhen in der mittelalterlichen Stadt und die soziale Stellung der Handwerksgesellen. 1979 leitete er auf dem Hamburger Historikertag eine Arbeitsgruppe zum Thema "Stadt und Herrschaft". Damit war eine intensive Vor- und Nachbereitung verbunden, mit der Veröffentlichung der gehaltenen Vorträge war er noch 1981 beschäftigt.
Erich Maschke starb am 11. Februar 1982.
Inhalt und Bewertung
Der vorliegende Nachlas wurde dem Hauptstaatsarchiv am 15. November 1982 vom Sohn Erich Maschkes, Wolfram Maschke aus Ditzingen, übergeben. Die in sechs Kartons verpackten und beim Einpacken etwas durcheinandergeratenen Materialien zeigten bei näherer Prüfung einen unterschiedlichen Ordnungsstand. Die ältere Schicht des Nachlasses bis etwa 1957 war von Maschke geordnet und in Stehordner und Schnellheftstreifen verpackt worden. Die jüngeren Materialien waren nur sporadisch thematisch geordnet und auch nicht zu zusammenhängenden Einheiten komponiert: Prinzip war hier die rein chronologische Ablage (von Einzelblättern) der Korrespondenz und anderer Unterlagen gemäß Eingang oder Bearbeitung. Ansätze zur sachthematischen Ablage bestanden nur in kleineren sachthematischen Gruppenbildungen. Grundlage für die Gesamtordnung war die bei Nachlässen übliche Unterscheidung zwischen (1.) biographischem Material, (2. und 3.) aktenartigen Unterlagen aus der Tätigkeit des Nachlassers, (4.) Manuskripten von Vorträgen und Veröffentlichungen, (5.) Korrespondenz und (6.) Materialsammlungen. Die umfangreichen und schwierig erfassbaren jüngeren Unterlagen wurden nach Möglichkeit entsprechend der im älteren Material vorgefundenen Ordnung Maschkes zu Einheiten zusammengefaßt. Nach diesem Vorbild ist die Korrespondenz in Korrespondenz mit Wissenschaftlern und Korrespondenz zu einzelnen Arbeiten (stark mit dem Charakter der Materialsammlung) unterschieden worden; die eigene Gruppe "Korrespondenz mit Archiven und Arch-varen" geht ebenfalls darauf zurück. Nicht praktikabel war dieses Verfahren bei den Manuskripten, die Maschke nach geschäftstechnischem Prinzip, also nach Bearbeitungsstand oder weiteren Verwendbarkeit zugeordnet und zu Einheiten formiert hatte. Die Manuskripte wurden entsprechend der Chronologie (nach Entstehungsdatum, soweit ein Datierungsvermerk vorlag, sonst nach dem Datum der Veröffentlichung) umgeordnet.
Unterlagen rein familiären und privaten Inhalts - soweit sie noch im Nachlass vorgefunden wurden - sind entnommen und der Familie auf deren Wunsch hin zurückgegeben worden. Teile des Nachlasses Maschkes, vor allem die mit Betreff auf die Situation der deutschen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg, hat Wolfram Maschke an das Militärarchiv in Freiburg übergeben. Es ist davon auszugehen, daß der Großteil der Maschke überreichten Sonderdrucke zusammen mit der Bibliothek veräußert wurde, im Nachlass also nur ein geringer Bruchteil des ursprünglichen Materials vorliegt.

Die im Nachlass enthaltenen Unterlagen geben im wesentlichen Auskunft über die Zeit nach 1953, also nach der Kriegsgefangen-schaft. Der Nachlass enthält nur weniges über das Leben Erich Maschkes. Die Vorlesungs- und Seminartätigkeit ist ebenfalls nur sporadisch dokumentiert. Der Bestand spiegelt hingegen gut die vielseitigen Verbindungen Maschkes zu Fachorganisationen und
-gremien und zu seinen Kollegen wieder. Die Materialsammlungen sind - gemessen an der Themenvielfalt der Veröffentlichungen - als lückenhaft einzuschätzen. In der Hauptsache gehören hierzu die Karteien, die als wesentlichstes Arbeitsinstrument Maschkes einzuschätzen sind. Hierin sammelte er bibliographische Angaben, Exzerpte aus der Literatur und Quellenexzerpte. Die in den Karteien verwahrten Zettel sind häufig sachthematisch nach bestimmten Stichworten (in Umschlägen) gruppiert, innerhalb denen die Quellenbelege chronologisch geordnet sind. Häufig finden sich Bearbeitungsvermerke von Maschkes Hand auf den Umschlägen und Zetteln. An der Materialzusammenstellung haben Elsbeth Maschke und Jolande Rummer wesentlich mitgewirkt. Das umfangreiche Material zur Stadtgeschichte Speyers und zur Stadtgeschichte überhaupt steht im engen Bezug zur südwestdeutschen Landesgeschichte. Damit liegt der Quellenwert des Nachlasses, abgesehen von der Dokumentation des Lebens und Schaffens Erich Maschkes,hauptsächlich in der Dokumentation der südwestdeutschen Geschichtsforschung und in der Bereitstellu ng von Materialien zur Geschichte Südwestdeutschlands.

Gemäß § 6 (2) des Landesarchivgesetzes wurden einige Büschel (aus dem Bereich des "aktenmäßigen" Materials und aus der Korrespondenz) bis zum Ablauf der 30 Jahresfrist nach Entstehung für die Benutzung gesperrt. Die als Grundlage für Veröffentlichungen dienende Materialsammlungen und die Korrespondenz zu einzelnen Arbeiten Erich Maschkes (die den Charakter einer Materialsammlung hat) unterliegen keiner Benutzungssperre.

1. Zur Biographie Erich Maschkes: Erich Maschke wurde am 2. März 1900 als Sohn eines Arztes in Berlin geboren. Nach dem Besuch des Askanischen Gymnasiums in Berlin studierte er von 1919 bis 1923 entsprechend einer Tradition in seiner Familie Medizin an den Universitäten Berlin, Innsbruck und Freiburg. Damals engagierte er sich stark in der Jugendbewegung, er unternahm mehrwöchige Wanderungen mit Zelt und Lagerfeuer und arbeitete an der Redaktion der Zeitschrift "Der weiße Ritter" mit. Seiner Gruppe, dem "Volk von Eichhof", war er eng verbunden. Die Erlebnisse in der bündischen Bewegung veranlaßten ihn schließlich zum Wechsel des Studienfaches. Seit 1923 studierte er Geschichte und Geographie, zunächst in Berlin, ab 1925 in Königsberg. Sein akademischer Lehrer war der Mediävist Erich Caspar. 1927 promovierte er mit einer Arbeit über den Deutschen Orden, 1929 erfolgte seine Habilitation mit einer Studie über den Peterspfennig in Polen und dem Deutschen Osten. Maschke heiratete 1931 Elsbeth Horn, eine Geschichtsstudentin und Pfarrerstochter aus Ziegelhausen bei Heidelberg. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, Erich und Wolfram. Nach einigen Jahren Dozentur in Königsberg wurde Maschke 1935 nach Jena berufen, wo er - 1937 - einen Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte erhielt. Während des Krieges war er beim Generalstab in Posen mit der Schulung von Wehrmachtsangehörigen betraut. Forschungsschwerpunkt blieb der Deutsche Orden, nach seiner Berufung - 1942 - nach Leipzig trat die thüringische Landesgeschichte sowie die allgemeine Reichsgeschichte als Interessenschwerpunkt hinzu. 1943 erschien seine wohl bekannteste Monographie über "Das Geschlecht der Staufer" als Summe seiner reichsgeschichtlichen Forschungen. Die achtjährige Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion war für Leben und Schaffen Maschkes eine einschneidende Zäsur. 1953 kehrte er nach Deutschland zurück und fand seine Familie in Speyer vor. Vorträge und Gelegenheitsarbeiten ermöglichten ihm rasch Verbindungen zu unterschiedlichen Gruppen und Vereinen im Lande. 1954 schloss er mit der Stadt Speyer einen Vertrag über die Abfassung einer Stadtgeschichte Speyers. In den folgenden 15 Jahren veröffentlichte er mehrere Arbeiten zur Speyerer Stadtgeschichte, ohne aber das intendierte Gesamtwerk vorlegen zu können. 1969 löste er seinen Vertrag mit der Stadt Speyer. 1954 erhielt Erich Maschke einen Lehrauftrag an der Universität Heidelberg für Wirtschafts- und Handelsgeschichte des Mittelalters, und im Sommersemester 1956 erlangte er dort einen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Zusammen mit Werner Conze leitete er von 1959 bis zu seiner Emeritierung 1968 das neugegründete Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Die neuartigen Aufgaben in Heidelberg erforderten eine intensive Einarbeitung, die er in relativ kurzer Zeit bewältigte. Es entstand rasch durch die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ein neues Umfeld; Maschke entwickelte Kontakte zu Industrieunternehmen und Firmenarchiven und zog durch Vorträge zu wirtschaftsgeschichtlichen Themen einen neuen Hörerkreis an sich. Er nahm am Gesprächskreis Kammergeschichte des Deutschen Industrie- und Handelstages teil und verfolgte interessiert dessen Arbeit. In den sechziger Jahren verfasste er Arbeiten über deutsche Kartelle im 15. Jahrhundert, über die Grundzüge der deutschen Kartellgeschichte und Paul Reusch und die Gutehoffnungshütte und betreute zahlreiche Dissertationen seiner Schüler zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Aus den schon vor 1960 eingeleiteten Kontakten zu französischen Fachkollegen aus dem Kreis der "Annales" entwickelte sich eine Gastprofessur Maschkes im Frühjahr 1963 an der Ecole Pratique des Hautes Etudes der Sorbonne - eine der ersten Einladungen dieser Art an einen deutschen Professor nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1960 führten jährlich Vortragsreisen nach Frankreich. Maschke betrachtete Fernand Braudel (Toulouse) als seinen Lehrer für die strukturgeschichtlichen Ansätze und Forschungsmethoden. 1958 wurde Erich Maschke in die Heidelberger Akademie berufen, im folgenden Jahr auch in die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, deren stellvertretender Vorsitzender er zwischen 1964 und 1974 war. Mitglied der Historischen Kommission an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war er seit 1968. Mit der Konstituierung des Arbeitskreises für südwestdeutsche Stadtgeschichtsforschung 1965 (seit 1974 in "Südwestdeutscher Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung" umbenannt) wurde Erich Maschke auch dort Vorsitzender und blieb es bis 1980. Sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen beeinflussten zunehmend die stadtgeschichtliche Forschung, auch bei Maschke. Er regte maßgeblich den Austausch mit anderen stadtgeschichtlichen Organisationen an. Er übte eine Mittlerfunktion im Spannungsfeld von akademischer und außeruniversitärer Geschichtsforschung aus. Maschke bestimmte das Niveau des Arbeitskreises entscheidend, jahrelange Unterstützung im Organisatorischen, vor allem bei der Herausgabe der Tagungsprotokolle, erhielt er durch Jürgen Sydow. Von den zahlreichen weiteren geschichtswissenschaftlichen Organisationen, deren Aktivitäten Maschke verfolgte oder deren Mitglied er war, seien der Österreichische Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung in Linz, das Kuratorium für vergleichende Stadtgeschichte in Münster und der Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte hervorgehoben. Die Beziehungen aus der Zeit vor der Heidelberger Professur waren maßgeblich für die Berufung in den Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrat, mit dessen Mitgliedern er über viele Jahre hin intensive Kontakte unterhielt. Die vielen Arbeitstagungen der Arbeitskreise bedingten eine intensive Reise- und Vortragstätigkeit Maschkes, vor allem in der vorlesungsfreien Zeit und nach seiner Emeritierung. Die Zeit nach der Emeritierung (1968) bis 1974 schlägt sich nur wenig im Nachlass nieder. Sie war geprägt durch zwei längere Krankheitsphasen (1967/68 und zwischen 1972 und 1974). In diesen Jahren publizierte Maschke fünf Beiträge zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg. Als wissenschaftlicher Leiter der für die Dokumentation der Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen eingesetzten Kommission war er jetzt stärker beansprucht als während seiner aktiven Lehrtätigkeit. An den 1975 einsetzenden Vorarbeiten für die Gestaltung der Stuttgarter Stauferausstellung von 1977 war Maschke maßgeblich beteiligt. Die Stauferzeit, sein Forschungsschwerpunkt aus der Zeit vor 1945, trat wieder stärker in den Vordergrund, auch in der Vortragstätigkeit und in den von Maschke beeinflussten Vorhaben des Südwestdeutschen Arbeitskreises zur Stadtgeschichtsforschung. Zur gleichen Zeit fanden seine Vorträge zum Thema "Die Brücke im Mittelalter" großes Interesse. Im Zuge der Vorbereitung zur Stauferausstellung häuften sich die Bitten um Beiträge und Mitarbeit an verschiedenen Projekten, die Maschke jedoch unter Berufung auf sein Alter und auf eigene Arbeiten abblockte. Er plante, die Einzelergebnisse seiner stadtgeschichtlichen Forschungen zu einer Synthese zusammenzutragen. 1978 hielt Maschke Vorträge zum Thema "Die Familie im Mittelalter", weitere sozialgeschichtliche Themen waren die sozialen Unruhen in der mittelalterlichen Stadt und die soziale Stellung der Handwerksgesellen. 1979 leitete er auf dem Hamburger Historikertag eine Arbeitsgruppe zum Thema "Stadt und Herrschaft". Damit war eine intensive Vor- und Nachbereitung verbunden, mit der Veröffentlichung der gehaltenen Vorträge war er noch 1981 beschäftigt. Noch Ende 1980 hatte Maschke an einer Bielefelder Tagung teilgenommen, im Folgejahr musste er alle auswärtigen Vorhaben absagen. Während seiner letzten Lebensjahre war er zunehmend sehbehindert und konnte ohne Begleitung seiner Frau nicht mehr reisen. Elsbeth Maschke hatte seine Forschungen das ganze gemeinsame Leben hindurch begleitet, sie hatte bei der Erstellung von Materialsammlungen und bei der geschäftlichen Abwicklung der wissenschaftlichen Projekte geholfen. Durch ihre schwere Krankheit 1981 wurde Erich Maschke die Brücke zur wissenschaftlichen Außenwelt entzogen. Der Tod seiner Frau Anfang 1982 traf ihn schwer, er hat sie nur wenige Tage überlebt. Am 11. Februar 1982 starb auch er. Rosemarie Colberg/Peter Schiffer

2. Ordnung und Verzeichnung des Nachlasses: Der vorliegende Nachlass wurde dem Hauptstaatsarchiv am 15. November 1982 vom Sohn Erich Maschkes, Wolfram Maschke aus Ditzingen, übergeben. Die in sechs Kartons verpackten und beim Einpacken etwas durcheinandergeratenen Materialien zeigten bei näherer Prüfung einen unterschiedlichen Ordnungsstand. Die ältere Schicht des Nachlasses bis etwa 1957 war von Maschke geordnet und in Stehordner und Schnellheftstreifen verpackt worden. Die jüngeren Materialien waren nur sporadisch thematisch geordnet und auch nicht zu zusammenhängenden Einheiten komponiert: Prinzip war hier die rein chronologische Ablage (von Einzelblättern) der Korrespondenz und anderer Unterlagen gemäß Eingang oder Bearbeitung. Ansätze zur sachthematischen Ablage bestanden nur in kleineren sachthematischen Gruppenbildungen. Grundlage für die Gesamtordnung war die bei Nachlässen übliche Unterscheidung zwischen (1.) biographischem Material, (2. und 3.) aktenartigen Unterlagen aus der Tätigkeit des Nachlassers, (4.) Manuskripten von Vorträgen und Veröffentlichungen, (5.) Korrespondenz und (6.) Materialsammlungen. Die umfangreichen und schwierig erfassbaren jüngeren Unterlagen wurden nach Möglichkeit entsprechend der im älteren Material vorgefundenen Ordnung Maschkes zu Einheiten zusammengefasst. Nach diesem Vorbild ist die Korrespondenz in Korrespondenz mit Wissenschaftlern und Korrespondenz zu einzelnen Arbeiten (stark mit dem Charakter der Materialsammlung) unterschieden worden; die eigene Gruppe "Korrespondenz mit Archiven und Archivaren" geht ebenfalls darauf zurück. Nicht praktikabel war dieses Verfahren bei den Manuskripten, die Maschke nach geschäftstechnischem Prinzip, also nach Bearbeitungsstand oder weiteren Verwendbarkeit zugeordnet und zu Einheiten formiert hatte. Die Manuskripte wurden entsprechend der Chronologie (nach Entstehungsdatum, soweit ein Datierungsvermerk vorlag, sonst nach dem Datum der Veröffentlichung) umgeordnet. Diese auf äußeren Kriterien basierende Ordnung kann nur im geringen Maße thematische und inhaltliche Zusammenhänge berücksichtigen. Materialien zu einer bestimmten Forschungsthematik können demnach in den "Akten" (Vorlesungs- oder Seminarunterlagen), unter den Manuskripten, bei der Einzelarbeiten betreffenden Korrespondenz sowie in der Materialsammlung vorgefunden werden. Dieser Umstand macht einen besonders ausführlich gestalteten Index zur Rekonstruktion inhaltlicher Zusammenhänge unverzichtbar. Auf den Index ist daher bei einer rein inhaltlichen Auswertung des Nachlasses zurückzugreifen. Unterlagen rein familiären und privaten Inhalts - soweit sie noch im Nachlass vorgefunden wurden - sind entnommen und der Familie auf deren Wunsch hin zurückgegeben worden. Teile des Nachlasses Maschkes, vor allem die mit Betreff auf die Situation der deutschen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg, hat Wolfram Maschke an das Militärarchiv in Freiburg übergeben. Es ist davon auszugehen, dass der Großteil der Maschke überreichten Sonderdrucke zusammen mit der Bibliothek veräußert wurde, im Nachlass also nur ein geringer Bruchteil des ursprünglichen Materials vorliegt. Die im Nachlass enthaltenen Unterlagen geben im wesentlichen Auskunft über die Zeit nach 1953, also nach der Kriegsgefangenschaft. Der Nachlass enthält nur weniges über das Leben Erich Maschkes. Die Vorlesungs- und Seminartätigkeit ist ebenfalls nur sporadisch dokumentiert. Der Bestand spiegelt hingegen gut die vielseitigen Verbindungen Maschkes zu Fachorganisationen und -gremien und zu seinen Kollegen wieder. Die Materialsammlungen sind - gemessen an der Themenvielfalt der Veröffentlichungen - als lückenhaft einzuschätzen. In der Hauptsache gehören hierzu die Karteien, die als wesentlichstes Arbeitsinstrument Maschkes einzuschätzen sind. Hierin sammelte er bibliographische Angaben, Exzerpte aus der Literatur und Quellenexzerpte. Die in den Karteien verwahrten Zettel sind häufig sachthematisch nach bestimmten Stichworten (in Umschlägen) gruppiert, innerhalb denen die Quellenbelege chronologisch geordnet sind. Häufig finden sich Bearbeitungsvermerke von Maschkes Hand auf den Umschlägen und Zetteln. An der Materialzusammenstellung haben Elsbeth Maschke und Jolande Rummer wesentlich mitgewirkt. Das umfangreiche Material zur Stadtgeschichte Speyers und zur Stadtgeschichte überhaupt steht im engen Bezug zur südwestdeutschen Landesgeschichte. Damit liegt der Quellenwert des Nachlasses, abgesehen von der Dokumentation des Lebens und Schaffens Erich Maschkes, hauptsächlich in der Dokumentation der südwestdeutschen Geschichtsforschung und in der Bereitstellung von Materialien zur Geschichte Südwestdeutschlands. Gemäß § (2) des Landesarchivgesetzes wurden einige Büschel (aus dem Bereich des "aktenmäßigen" Materials und aus der Korrespondenz) bis zum Ablauf der 30 Jahresfrist nach Entstehung für die Benutzung gesperrt. Die als Grundlage für Veröffentlichungen dienende Materialsammlungen und die Korrespondenz zu einzelnen Arbeiten Erich Maschkes (die den Charakter einer Materialsammlung hat) unterliegen keiner Benutzungssperre. Die älteren, noch von Maschke weitgehend geordneten Teile wurden im November/Dezember 1987 vom Inspektoranwärter Knud Piening unter Anleitung des Unterzeichneten verzeichnet und verpackt, der überwiegende und kaum vorgeordnete Rest in den Monaten Juni bis Oktober 1988 von der Zeitangestellten Rosemarie Colberg. Die Endredaktion der Titelaufnahmen, die Klassifikation und die Indizierung nahm der Unterzeichnete zwischen November 1988 und Januar 1989 vor. Das Findbuch wurde mit Hilfe des Programmpaketes Midosa der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württembergs erstellt, die Eingabe in den Computer besorgten Herr Röpke und Frau Bürger. Der Bestand umfasst 167 Büschel in 7 lfd. m. Stuttgart, im Februar 1989 Peter Schiffer

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 40/10
Extent
167 Büschel (7,0 lfd. m)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Sammlungen >> Sammlungen zur Landesgeschichte und Landeskunde >> Wissenschaftliche Nachlässe von Archivaren und Historikern (20. Jh.)

Indexentry person

Date of creation of holding
1921-1982

Other object pages
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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1921-1982

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