Bestand
Regierung Aachen Plankammer BR 0092 (Bestand)
Plankammer: Topographie, Übersichtskarten 1816-1946; Gebäude: Regierungspräsidium Aachen 1816-1964, Kranken-, Heilanstalten, Bäder 1908-1940, Behörden, private Gebäude, Firmen 1823-1846, 1885-1954; Schienenverkehr: Rheinische Eisenbahn 1838-1860, Aachen-Maastrichter und Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn 1846-1852, 1906-1908, Eisenbahnstrecken 1850-1921, Klein- und Privatbahnen 1894-1914, Kreisbahnen 1897-1912, Gleisanschlüsse von Firmen, Hüttengleise 1899-1926, Bahnhöfe 1902-1919; Kultivierungsmaßnahmen 1886-1970, Gewässerkarten 1954-1966, Wasserrechte 1905-1929, Talsperren 1899-1961, Ausbau der Rur 1950-1974; Probezeichnungen (vor allem von Gebäuden und Gebäudeteilen) 1832-1853, 1909-1928; Friedhöfe, Ehrenmale 1913-1928.
Form und Inhalt: Einleitung
Die Regierung in Aachen wurde am 22.4.1816 eröffnet. Sitz der Behörde war zunächst das alte Gouvernementskommissariatsgebäude. 1831 zog die Regierung in das Regierungsgebäude am Theaterplatz um.
Zum Dienstbereich gehörten am 22.4.1816: Stadtkreis Aachen, Landkreise Aachen, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Jülich, Düren, Eupen, Monschau, Gemünd, Blankenheim, Malmedy, St. Vith. Der Kreis St. Vith wurde 1821 mit dem Kreis Malmedy vereinigt, während Gemünd als Kreisstadt 1829 durch Schleiden abgelöst wurde. Der Kreis Blankenheim wurde bereits 1818 mit Gemünd/Schleiden vereinigt. Im Jahre 1932 wurden die Kreise Geilenkirchen und Heinsberg zum Selfkantkreis (siehe Geilenkirchen) zusammengelegt.
Die Regierung gliederte sich zunächst in die I. (Abteilung des Innern) und die II. Abteilung (Steuern, Domänen, Forsten). Angegliedert waren die Kirchen-, Schul- und Sanitätskommission. Die Geschäfte der drei Kommissionen wurden durch Kabinettsordre vom 31.12.1825 betr. "Abänderung der Provinzialverwaltungsbehörden" der I. Abteilung der Regierung übertragen. 1888 wurde eine Kirchen- und Schulabteilung eingerichtet und zur Erledigung der Verwaltungsstreit und Beschlussverfahren ein Bezirksausschuss angegliedert, sodass die Regierung seitdem aus der I. Abt. (Inneres) II. Abt. (Kirchen- und Schulwesen) III. Abt. (direkte Steuern, Domänen und Porsten), sowie dem Bezirksausschuss bestand. Die indirekten Steuern gehörten seit 1824 zum Ressort der Provinzialsteuerdirektionen. Seit 1912 ist der Regierung das neu errichtete Oberversicherungsamt für den Regierungsbezirk Aachen angeschlossen.
Der Dienstbereich der Regierung erfuhr nach dem Ersten Weltkrieg eine Änderung, da die Kreise Eupen und Malmedy an Belgien abgetreten wurden. In etwas erweitertem Umfang waren beide Kreise von 1940 bis 1944 wieder dem Deutschen Reiche einverleibt und der Regierung Aachen zugeordnet. 1972 wurde die Regierung Aachen aufgelöst und ihr Bezirk den Regierungen Köln und Düsseldorf zugeschlagen.
Zum Bestand
Als Plankammer wurde bei den preußischen Regierungen die Abteilung bezeichnet, in der die für den Dienstgebrauch benötigten Karten aufbewahrt und verwaltet wurden. Heute gibt es solche Plankammern bei den Regierungspräsidenten nicht mehr, die Dezernate verwalten die für ihren Dienstgebrauch notwendigen Pläne und Karten selbst.
Die Plankammer der Regierung Aachen ist bereits 1820 eingerichtet worden, wie es Akten im Bestand Regierung Aachen Nr. 7641-7646 (1818-1883) belegen. In den Jahren 1816-1819 existierten nach Auskunft dieser Akten Kartenablagen bei den Abteilungen der Regierung z.B. bei der Hochbauabteilung. Schon im Jahr 1819 unternahm die Regierung Münster den Versuch, eine Plankammer für die gesamte Behörde einzurichten (Amtsblatt der Reg. Münster No 6, Bekanntmachung vom 18.1.1819 No 13495 Die Errichtung einer Plankammer betr.) Damit war die Münsteraner Regierung in eine Vorreiterrolle geschlüpft. Das vom Oberpräsidenten von Vincke in Berlin eingereichte Promemoria wird am 28.3.1820 in Form eines Zirkulars an alle königlichen Regierungen in den preußischen Provinzen geschickt und zwar mit der Bitte um Berichterstattung über die gegenwärtige Situation der Kartenverwaltung, zurückzusenden an das Ministerium des Handels in Berlin.
Dieses Zirkular enthält das genaue Ordnungsschema der Münsteraner Plankammer sozusagen als "Prototyp":
1. Sammlung für Karten
I Topographie
II Grenzen
III Gemeinheiten
IV Städteanlagen
V Domänen, Forsten
VI Kunststraßen, Wege
VII Wasserbau
VIII Entwässerung
IX gemischt
2. Sammlung der Zeichnungen für "gemeinnützige oder merkwürdige technische Constructionen"
1. Schloß, öffentliches landesherrliches Gebiet
2. Brücken
3. Mühlen, Freiarchen
4. Schiffsschleusen
5. Militärgebäude
6. Kirchen, Schulen
7. Maschinen, Feuerspritzen etc.
8. gemischt
3. Sammlung der Modelle oder Muster neuer Erfindungen
4. Mathematische- und Zeichen-Instrumente
5. Stufensammlung der Steinbrüche, merkwürdiger Naturprodukte und altertümlicher Gegenstände
6. Normale für Maße und Gewichte
7. Alles, was für Gewerbe und Bauwesen bedeutend ist wie eine besondere Büchersammlung und die von Ministerien erlassenen Instruktionen, Vorschriften und sonstigen Reglements.
Beamte der Regierung Aachen haben beim Durcharbeiten dieses Zirkulars teilweise Bemerkungen am Rand notiert: So findet sich z.B. der Hinweis, dass die Regierung selbst Modelle von Erfindungen besitzt und dass einige der Erfindungen für die Baugewerkschule angeschafft und dort im Inventar eingetragen wurden. Außerdem findet sich auch die die Randbemerkung, dass die bisherige Organisation der Kartenverwaltung nach dem vorgelegten Modell abzuändern sei. Der Baurat war ab jetzt auch für die Plankammer zuständig (laut Staatshandbuch von 1820 Baurat von Heinz). Unter seiner Anleitung geschah das Eintragen und Ausgeben von Karten und die Ergänzung des Repertoriums durch den Registrator. (Mehr Personalien lassen sich nicht ermitteln, da die Plankammern in Staatshandbüchern nicht erwähnt werden).
Ein Band eines solchen Repertoriums, der als Behördenfindmittel diente, ist unter Regierung Aachen (BR 0005) Nr. 24476 im Landesarchiv NRW überliefert. Leider umfasst er nur die Abteilungen II (Flüsse und Brücken), III (Pläne zu Konzessionsgesuchen von Firmen) und IV (Staats-, Bezirks-, Actien- und Communalstraßen, Forstwege, Allignementspläne und Eisenbahnstrecken).
Bestandsgeschichte:
Der Bestand "Regierung Aachen, Plankammer (BR 0092)" umfasst 1361 Nummern aus der Zeit 1816-1974; man kann nicht Karten sagen, weil Kartensätze und -werke (bestehend aus einer Anzahl Karten) nur mit einer Nummer belegt wurden.
Wann und auf welche Weise die Pläne ins damalige HStA Düsseldorf gelangten, ist nicht mehr zu eruieren. Recherchen haben ergeben, dass ein nicht geringer Teil Karten der Plankammer Reg. Aachen bereits früher in den Bestand "Karten" der Abt. 1 des HStA integriert wurden (Findbücher 180.01ff). Daher ergänzt ein Bestand den anderen und ist bei einer Benutzung gleichfalls hinzuzuziehen.
Vor der Bearbeitung waren die Karten völlig durcheinander geraten, Die Verzeichnung konnte nur so vor sich gehen, dass der Reihe nach verzeichnet und im Nachhinein strukturiert wurde.
Die Nr. 19-1005 bearbeitete Herr Wahl von September bis Dezember 1990, die Karten Nr. 1-18, 1006-1361 verzeichnete Regina Hönerlage im Juni/Juli 1991. Sie legte auch die Klassifikation und das Findbuch an. Das Findbuch schrieb Frau Wehling.
Aus der Aufteilung der Erschließungsarbeit resultieren die unterschiedlichen Verfahren bei der Titelaufnahme. Die Titelaufnahme für die Nr. 1-18, 1006-1361 wurde in Anlehnung an die "Kartentitelaufnahme im Archiv" von Joh. Papritz, unter Berücksichtigung des Bearbeitungsschemas für die Karten der damaligen Abt. 1 des HStA und unter Verwendung der "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatl. Archive der DDR" erarbeitet. Um einen Einstieg in die Aufgaben und die Arbeit bzw. die Themenvielfalt der Plankammer einer preußischen Regierung zu erhalten, lohnt ein Blick in "Die Plankammer der Regierung Marienwerder, Spezialinventar 1670-1919" bearb. von Winfried Bliss (s. Hilfsmittel-Literatur).
Das endgültige angewendete Modell für die Titelaufnahme sieht folgendermaßen aus:
Signatur
Titel (wörtlich von der Karte, Ergänzungen in I I)
Format (Breite x Höhe) in cm
Maßstab (Bruchform, evt. umrechnen)
Ausführungsart ("Kommentarzeile")
nur Endprovenienz mit Altsignatur
Verzahnung mit Akten
Jahresangabe
Die Klassifikation erfolgte anhand der alten Registraturordnung, soweit sie mit Hilfe des alten Repertoriums der Plankammer nachvollziehbar war. In anderen Fällen halfen die Altsignaturen, die sich auf den Plänen fanden.
Den größten Teil der Überlieferung machen die Karten zum Eisenbahnwesen aus (z.B. Pläne zu Streckenläufen). Einen anderen Komplex bilden Gebäudepläne, wobei die Zeichnungen zum Regierungsgebäude in Aachen und die Pläne zur "Alten Anatomie" der Universität Bonn von 1824 besonders hervorzuheben sind (Nr. 1307).
Die Laufzeiten reichen von 1816 bis 1974. Zur Orientierung sind Namen von Zeichnern, Firmen und Orten unterstrichen. Die Karten sind zu zitieren und zu bestellen: BR 0092 Nr. ...
Hilfsmittel bei der Verzeichnung:
Quellen:
- ein Band des Inventars der Plankammer Reg. Aachen unter Reg. Aachen (BR 0005) Nr. 24476 archiviert; weitere Bände sind nicht vorhanden
- Akten zur Errichtung einer Plankammer, die auch Verzeichnisse der Plankammer enthalten unter: Reg. Aachen (BR 0005 Nr. 7641ff, 1818-1883 für die nachträgliche Verzahnung mit Akten
- Findbuch 211.10.00 Reg. Aachen, Eisenbahn, Verkehr, Post
- Findbuch 211.13.02 Reg. Aachen, Bauwesen
Für einen groben geographischen Überblick der Eisenbahnlinien; Blätter 4901, 5002, 5102-5104 der DTK 1:25000 NRW
- Bestandssignatur
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BR 0092 211.20.01
- Umfang
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1.361 Karten, Kartenwerke, Kartensätze
- Sprache der Unterlagen
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German
- Kontext
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Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Archivtektonik) >> 2. Verwaltungsbehörden Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln >> 2.2. Bezirksregierungen/staatliche Aufsichtsbehörden >> 2.2.1. Regierung Aachen
- Verwandte Bestände und Literatur
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Literatur: - von Alberti, Hans-Joachim: Maß und Gewicht. Geschichtliche und tabellarische Darstellungen von den Anfängen bis zur Gegenwart, Berlin 1957, zur Umrechnung alter Maßstäbe
- Auswertung und Erschließung historischer Landkarten, Archivberatungsstelle Rheinland Archivheft 18, 1988 S. 57f
- Bliss, Winfried:Die Plankammer der Regierung Marienwerder, Spezialinventar 1670-1919, Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz Bd. 19, 1982
- Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR, Ergänzung 2, Karten und Pläne, Potsdam 1970
- Papritz, Johannes: Die Kartentitelaufnahme im Archiv, Veröff. der Archivschule- Marburg., 1984
- Wolff, Fritz: Karten im Archiv, Veröff. der Archivschule Marburg, 1987
Literatur zu den Eisenbahnkarten:
- Copson, Ronald: Dürener Eisenbahn AG, Kleinbahn- Bücher, Gifhorn 1976
-Das Damproß kommt: Die Eifeler Eisenbahnen 1864-1914 in zeitgenössischen Fotographien, Publikationen des Kreismuseums Blankenheim, 1986
-Klee, W.:Preußische Eisenbahngeschichte, Mainz 1982
-Kobschätzky, H.: Streckenatlas der deutschen Eisenbahnen Bd. 1 Düsseldorf 1971
-Lennartz, Josef: Schienenwege im Rheinischen Grenzland, Museumsschriften des Kreises Heinsberg 6, Heinsberg 1985
-Meyer, Lutz-Henning: 150Jahre Eisenbahnen im Rheinland, Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Köln 1989
-Reuter, Hans: 125 Jahre Eisenbahnlinie Köln-Düren-Aachen in:Eifeljahrbuch 1966 S. 41ff
-Schletzbaum, Ludwig: Eisenbahn, Technikgeschichte im Deutschen Museum, München, 1990
-Wolff, Gerd: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 3 Nordrhein-Westfalen, Kleinbahn-Bücher, Gifhorn 1974
-Wolff, Gerd: Geilenkirchener Kreisbahnen, Kleinbahn-Hefte 11, Gifhorn 1977
-Zimmer, Gerhart: Die Entstehungsgeschichte der Eisenbahnstrecken in der Eifel, in:Eifeljahrbuch 1973 S. 68ff
-Zug der Zeit-Zeit der Züge Deutsche Eisenbahn 1835-1985 hg. v. Eisenbahnjahr Ausstellungsgesellschaft mbH, 2 Bde., Berlin 1985
- Bestandslaufzeit
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1816-1972
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
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23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1816-1972