Bestand
ASA Interna L (Bestand)
Erschließungszustand, Umfang: Findbuch (1925-1939), Datenbank (2009)
Literaturhinweis: Friedrich Bruns, Der Lübecker Rat. Zusammensetzung, Ergänzung und Geschäftsführung von den Anfängen bis ins 19. Jh., in: ZVLGA 32, 1951, S. 1-69.
Vorwort Altes Senatsarchiv Interna (ASA)
(Neuverzeichnung gefördert durch die Jürgen Wessel Stiftung Lübeck)
Das vorliegende Findbuch umfasst den Zentralbestand des Archivs der Hansestadt Lübeck (AHL) mit einem Gesamtumfang von ca. 573 laufenden Metern. Als Kernbestand der Lübecker Verwaltung spiegelt er umfassend und in großer Dichte die Geschichte der Hansestadt Lübeck vom Spätmittelalter bis in die Zeit der Industrialisierung (ca. 1450 - ca. 1870). In ihm findet sich der Niederschlag der Tätigkeit des Lübecker Rats auf politischer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene; auch wird die Funktion des Rates in Gesetzgebung und Rechtspflege dokumentiert.
1201 wird der Rat (seit dem 18. Jahrhundert zunehmend als "Senat" bezeichnet) als das zentrale Organ der politischen Leitung und Verwaltung sowie der Gesetzgebung und Rechtspflege genannt; diese Bereiche wurden erst schrittweise im Zuge der Gewaltenteilung um die Mitte des 19. Jh. voneinander getrennt.
Die oligarchisch-konservativ strukturierte Oberschicht, die den Rat stellte, konnte zwar über die Unruhen von 1380/84, 1408-1416 und 1599/1601 hinaus, die Handwerker und junge Kaufleute mit der Forderung nach Mitsprache entfacht hatten, die politische Macht noch behaupten, musste aber in den Auseinandersetzungen um die Mitte des 17. Jh. die Teilhabe der Bürgerschaft an der Finanzverwaltung (Kassarezeß 1665) zugestehen. Im Bürgerrezeß 1669 wurde sodann das Selbstergänzungsrecht des Rats zwar eingeschränkt, aber erhalten, wogegen aber das uneingeschränkte "Ratsregiment" beseitigt wurde. Denn außer in auswärtigen Angelegenheiten, Polizeisachen und der Rechtsprechung musste die Beteiligung der bürgerschaftlichen Kollegien zugestanden werden. Bis zur Verfassungsänderung von 1848 blieben diese Bestimmungen in Kraft.
Zum Bestand
Das Alte Senatsarchiv (ASA) umfasst den Gesamtbestand aller Akten aus der Registratur des Rates seit Ende des 15. bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1753-1763 führte Domprobst Johann Carl Heinrich Dreyer (1723-1802) eine grundlegende Sichtung, Ordnung und Verzeichnung sowohl der Urkunden in der Trese als auch der Akten im Kanzleigebäude und im Rathaus durch. Er teilte die Akten des Rates in die drei großen Gruppen der Ecclesiastica, Interna und Externa, die heute Grundlage des Aufbaus des alten Ratsarchivs im AHL sind. Die Senatsakten ordnete er zum allergrößten Teil bis an seine Gegenwart heran in umfänglichen Folianten. Ratssekretär Dr. Eduard Balthasar Winckler (1800 - 1871) suchte die seit Mitte des 18. Jahrhunderts stark angewachsenen Bestände in das von Dreyer entworfene System einzuordnen, in dem er das Verzeichnis in sog. Supplementbänden bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts fortsetzte. Von 1833 bis 1855 hat Winckler fast das ganze Archiv durchgeordnet.
1854 setzte man Carl Friedrich Wehrmann (1809-1898) als ersten Staatsarchivar ein. Bei der Ordnung der Akten huldigte Wehrmann, der sich bei der Edition der Lübecker Urkunden bleibende Verdienste erwarb, unsachgemäß dem Pertinenzprinzip, in dem er die Senatsakten durch das Schriftgut anderer einzelner "Behörden"/Deputationen (= Kommissionen, Unterbehörden) der Hansestadt ergänzte und fast alles, was er dabei als Doppelüberlieferung zu erkennen glaubte, vernichtete. Er vermengte dabei die Senatsüberlieferung mit denen der zahlreichen (60-80) vom Senat eingesetzten Deputationen. Nur die größeren von diesen besaßen eigenständige Registraturen (Kämmerei, Finanzdepartement, Baudeputation, Wette, Stadt- und Landamt, Gerichte). Offenbar inspirierte ihn die Unübersichtlichkeit und der komplizierte Aufbau der städtischen Verwaltung, vor allem die unklare Zuständigkeits- und Aufgabenabgrenzung zwischen Senat und Deputationen, zu diesem unarchivischen Vorgehen. (1)
Archivdirektor Georg Fink (1884-1966) konnte in den Jahren 1925-1939 die Neuverzeichnung der Abteilung Interna inklusive der Abteilung Handwerksämter nach Provenienzprinzip durchführen. Fink trennte die von Wehrmann nach Pertinenzen zusammengestellten Aktenabteilungen (Kämmerei-, Stadtkassen- und Marstallakten) wieder nach Provenienz. Allerdings war es ihm nicht möglich, die von ihm wegen ihrer falschen Zuordnung herausgezogenen Teile zu eigenen Beständen zusammenzuziehen, daher listete er die herausgelösten Teile in seinem Verzeichnis der Senatsakten auf. Das folgende Verzeichnis hat, um Verwirrung zu vermeiden, auf eine Nennung dieser hier provenienzmäßig nicht hingehörenden Akten verzichtet. Für ihr Auffinden ist das Finksche Verzeichnis weiterhin assistierend heranzuziehen.
Der Bestand der ASA Interna ist erst seit etwa Ende der 1980er Jahre wieder im Archiv der Hansestadt Lübeck verfügbar, da er wie große Teil des Lübecker Archivs von der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg und von der Überführung in Archive der UdSSR bzw. DDR betroffen war. Nach seiner Rückführung 1987 wurde der ASA Interna-Bestand nach dem genannten Findbuch wieder aufgestellt und auf Vollständigkeit geprüft.
Für die vorhergehende Zeit des Mittelalters sind die Urkundenbestände des Archivs (Innere Angelegenheiten) der Hansestadt heranzuziehen. Ergänzt und gespiegelt werden die Informationen des ASA durch die Akten der Bürgerschaft und natürlich sind auch zu Einzelfragen die jeweiligen Behördenbestände heranzuziehen.
Zur Verzeichnung
Die vorliegende Erschließung stellt das Ergebnis einer Verzeichnungsarbeit dar, die dank der großzügigen Förderung der Jürgen Wessel Stiftung geleistet werden konnte. Frau Carmen Rave und Herr Jonas Arntzen haben sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren der Aufgabe gewidmet, die zehn Bände des handschriftlichen Findbuchs von Georg Fink (s.o.) in die digitale Form zu überführen. Dabei wurden die Aktentitel dieses älteren Findbuchs in die Archivdatenbank von AUGIAS unter Prüfung der Laufzeitangaben und Stimmigkeit des Findbucheintrags mit dem tatsächlichen Inhalt der Akte eingegeben. Eine tiefergehender inhaltlicher Abgleich der vorgefundenen Aktentitel mit den tatsächlichen Akteninhalten konnte dabei aus arbeitsökonomischen Gründen nicht geleistet werden. Wichtigstes Ziel war die Herstellung der digitalen Verfügbarkeit des ASA-Interna-Bestands.
Statt der komplizierten Signatur wurde eine einfache numerus-currens-Zählung eingeführt. Da auch die alte Archivsignatur erfasst wurde, ist ein Auffinden bereits benutzter Akten leicht möglich. Eventuelle leicht erkennbare Unstimmigkeiten zwischen Aktentitel und Akteninhalt wurden korrigiert, sporadisch wichtige Akteninhalte im Enthält-Vermerk ergänzt. Ein umfangreicher Index (Orts-, Personen-, Sachindex) rundet die Neu-Erfassung ab.
Die alte Systematik des handschriftlichen Findbuches, die zugleich als Signatur diente, wurde weitgehend unverändert in die hier angewandte Dezimalklassifikation überführt. Zwar ist die alte Systematik an einigen Stellen unlogisch oder inkonsequent oder weist Doppelungen in den Überschriften der Untergruppen auf, im Großen und Ganzen war und ist die alte Gliederung jedoch brauchbar und zielführend. Bis auf offensichtliche Fehler, die getilgt wurden, findet sich die bisherige Gliederung daher in dezimaler Abbildung wieder. Dies soll auch die Zuordnung alter Archivsignaturen zu den neuen laufenden Signaturen erleichtern.
Aus Gründen der Arbeitsökonomie und besseren Handhabbarkeit der großen Datenmengen des Gesamtbestandes Altes Senatsarchiv Interna wurde dieser in mehrere Einzelbestände nach Sachgebietsgruppen (Akzise bis Zoll) untergliedert.
Einzelne Stücke sind wegen Restaurierungsbedürftigkeit nicht benutzbar.
Anmerkung:
(1) "Häufig befand sich von den kleineren Behörden nur ein Protokollband auf der Kanzlei, die auch den Schriftverkehr dieser Einrichtung mitbewältigte. Die Unübersichtlichkeit wurde noch durch die vielfache Identität von Inhabern eines Senatorenamts mit den Leitern der verschiedenen Deputationen befördert." (Graßmann)
Literatur:
Asch, Jürgen, Rat und Bürgerschaft in Lübeck 1598-1669. Lübeck 1961 (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Bd. 17).
Bruns, Friedrich, Der Lübecker Rat. Zusammensetzung, Ergänzung und Geschäftsführung von den Anfängen bis ins 19. Jh., in: ZVLGA 32, 1951, S. 1-69.
Graßmann, Antjekathrin, Archive in Lübeck. Zum 60. Deutschen Archivtag und 16. Tag der Landesgeschichte, in: Der Archivar, 42. Jg., Heft 3, S. 310-336. (Sonderdruck)
Krabbenhöft, Günter, Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck. Ein Überblick. Lübeck 1969.
Dr. Jan Lokers
Lübeck, Dezember 2011
Eingrenzung und Inhalt: Landgüter (Lübeckische Enklaven in den umliegenden Territorien); Landwehren (Gebiete innerhalb der Lübecker Landwehr); Lastadie (Schiffbau); Legationen (Gesandtschafts-, Dienstreisen); Leihhaus; Leinsaathandel; Lotterien
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: In diesem Teilbestand sind die Akten mit den Signaturen 19307-21811 und 35487 verzeichnet.
- Bestandssignatur
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01.1-01 (4)
- Kontext
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Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 01 Regierung und Volksvertretung bis 1937 >> 01.1 Altes Senatsarchiv (ASA) >> 01.1-01 ASA Interna
- Bestandslaufzeit
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1227-1933
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
30.06.2025, 10:12 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1227-1933