Handschriften
P. Meyer an Karl Weltzien
Enthält: (1r) Meyer möchte seinem Lehrer Nachricht über seine Verhältnisse geben. Er arbeitet in einem Eisenwerk fünfzehn Meilen von Newcastle-on-Thyne, in dem sich achtzehn Hochöfen "mit zugehörigen Koksöfen befinden". Es stehen siebenmal je zwei und einmal vier Hochöfen beieinander. (1r-1v) Die vier letzteren stehen wegen des niedrigen Eisenpreises still. (1v) Der Roheisenausstoß beläuft sich gegenwärtig auf 1.700 Tonnen, bei vollem Betrieb auf 2.700 bis 3.000 Tonnen in der Woche. Das Roheisen wird größtenteils vor Ort zu "Stabeisen und Eisenbahnschienen" in 88 "Puddlingsöfen mit entsprechenden Hammer- und Walzwerken" verarbeitet. Das verarbeitete Erz besteht vor allem in "Thoneisenstein und "Sphärosiderith", daneben aus "Rotheisenstein (Hämatith)". Die Hütte hat eine eigene Kohlengrube, aus der die Kohle mit einer Eisenbahn herangebracht wird. Im Kohlenflöz kommt anders als in Wales oder an der Ruhr nur wenig "Eisenstein (Spath)" vor. (1v-2r) Mit dem Sinken des Eisenpreises stellt sich für Meyer die Aufgabe, in Abweichung von dem bisher konstanten Mischungsverhältnis für "Eisenstein, Zuschlag und Kohlen" durch Versuche das Mischungsverhältnis zu optimieren und dadurch Material einzusparen. (2r) In England herrscht starke Konkurrenz. Der Herstellungsprozess ist zwar der gleiche wie in Deutschland und Frankreich, doch sind die Anlagen einfacher und größer. (2r-2v) Meyer wird von seinen Vorgesetzten "als gleichstehend betrachtet". (2v) Es gibt zwei Direktoren. Einer ist alt, war früher in einer Bank tätig und "thut nicht viel mehr". Der andere, "auch ein Bankmann", besaß früher eine Gerberei und versteht von den technischen Dingen "nicht viel". Die eigentliche Leitung liegt bei einem "General Manager, welcher sehr viel technische Kenntnisse hat, jedoch ohne theoretische". "Herr Allhusen als nicht hier wohnender Generaldirektor kommt alle paar Wochen auf die Hütte." Meyer beklagt die Abgelegenheit seines Lebens ohne Eisenbahnanschluss. Da sein Labor noch nicht fertiggestellt ist, hat er nicht viel zu tun. (2v-3r) Das Labor soll "aus zwei grossen, dreifenstrigen Zimmern bestehen" und (3r) alles Nötige enthalten: "Sandbad, Abdampfheerd et cetera et cetera sowie Schmelzöfen." Gegenwärtig arbeitet Meyer "in einer Art Küche" und macht dort "Titrationen". Im Übrigen lernt er mit Erfolg Englisch, unternimmt weitere Studien und geht spazieren. Nachdem er viel Gesellschaft gewohnt war, muss er sich nun den ganzen Tag mit sich selbst beschäftigen, was "zuweilen etwas langweilig" ist. P.S. Auf Wunsch Weltziens gibt Meyer die Reisekosten an: Karlsruhe bis Darmstadt 3 fl, 9 Kreuzer; Darmstadt bis Mainz 1 fl; Mainz bis Köln 6 fl, 25 Kreuzer; Köln bis Rotterdam 11 fl, 19 Kreuzer; Rotterdam bis Newcastle 18 fl, zuzüglich 12 fl für ca. 150 Pfund Gepäck.
- Archivaliensignatur
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27072/300
- Umfang
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3 Blatt
- Kontext
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27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.102 Meyer, P.
- Bestand
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27072 Nachlass Karl Weltzien
- Indexbegriff Person
- Indexbegriff Ort
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Consett/GB
- Laufzeit
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1860 April 12, Consett ("Dervent & Consett Iron Works")
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
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07.03.2025, 09:23 MEZ
Datenpartner
Karlsruher Institut für Technologie, KIT-Archiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Handschriften
Entstanden
- 1860 April 12, Consett ("Dervent & Consett Iron Works")