Evaluation des Screening-Verfahrens auf infektiologische Erkrankungen bei unbegleiteten Minderjährigen in Freiburg

Abstract: Hintergrund: Bei steigenden Flüchtlingszahlen seit 2015 soll diese Arbeit einen Überblick über relevante Infektionserkrankungen bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in der Region Freiburg geben. Die angewandte Screening-Methode soll auf ihre klinische Anwendbarkeit und Effektivität geprüft werden.
Methodik: Zwischen Januar 2016 und Dezember 2017 wurden 890 unbegleitete Minderjährige kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland in einer pädiatrischen Praxis in Freiburg im Breisgau entsprechend fachgesellschaftlicher Vorgaben gescreent. Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung wurden ein Differentialblutbild sowie ein Tuberkulose-, HIV-, Hepatitis B- und Parasitose-Screening durchgeführt.
Ergebnisse: Bei der großen Mehrheit handelte es sich um afrikanische Jungen (93,6%) mit einem Durchschnittsalter von 16,2 Jahren. Nur 7,8% durchliefen das Screening ohne Diagnose oder auffälligen Befund. Die häufigsten gesundheitlichen Probleme wurden im Bereich der Zähne (65,9%), der Haut (27,9%) und der Psyche (24,6%) diagnostiziert. Eine Anämie konnte bei 9,5% festgestellt werden, mit gehäuftem Vorkommen bei Mädchen und Schwangeren. Unter den Infektionskrankheiten war die Skabies mit 14,2% der Betroffenen am häufigsten. Eine aktive Tuberkulose-Infektion wurde bei 1,6% festgestellt, in 20% war diese offen und damit infektiös. Nur bei einem Patienten konnte eine Isoniazid-Resistenz diagnostiziert werden. Latente Tuberkulose-Infektionen waren mit 30,9% häufig. 7,8% der Gescreenten waren Hepatitis B positiv, wobei insbesondere westafrikanische Jungen (80,0%) betroffen waren. Bei einem Fünftel der Erkrankten ergab sich eine sehr hohe Infektiosität bei extremen Viruslasten. HIV-Infektionen waren mit 0,4% selten. Bei 2,8% konnte außerdem eine endoparasitäre Erkrankung, darunter vor allem Schistosomiasis und Giardiasis, diagnostiziert werden.
Diskussion: Insgesamt konnte die Annahme bestätigt werden, dass Geflüchtete häufig unter Infektionserkrankungen leiden. Der weitaus größte Teil entfiel dabei aber auf Krankheiten, die auch bei der einheimischen Bevölkerung häufig sind. Ein größeres Problem scheint die hohe Rate an psychischen Problemen zu sein. Die angewandte Screening-Methode erweist sich im Nachhinein als sinnvoll und wirksam, sollte jedoch in der Erkennung von parasitären Darmerkrankungen und psychischen Erkrankungen reevaluiert werden

Standort
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Umfang
Online-Ressource
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Universität Freiburg, Dissertation, 2021

Schlagwort
Hepatitis B
Flüchtling
Tuberkulose
Screening
HIV
Krankheit
Flüchtling
Infektionskrankheit
Tuberkulose
Bilharziose
Krätze
Hepatitis B
HIV

Ereignis
Veröffentlichung
(wo)
Freiburg
(wer)
Universität
(wann)
2021
Urheber
Beteiligte Personen und Organisationen

DOI
10.6094/UNIFR/219916
URN
urn:nbn:de:bsz:25-freidok-2199160
Rechteinformation
Kein Open Access; Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
Letzte Aktualisierung
14.08.2025, 10:53 MESZ

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Entstanden

  • 2021

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