Bestand

Geschlossener Jugendwerkhof Torgau (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau war eine nachgeordnete Einrichtung des Ministeriums für Volksbildung (DR 2). Er unterstand als einziger Jugendwerkhof direkt der Zentralstelle für Spezialheime in der Abt. Jugendhilfe/Heimerziehung und ab 1986 der HA Jugendhilfe, Heimerziehung und Sonderschulen des Ministeriums. Die eingewiesenen Jugendlichen (gesetzlich vorgeschriebenes Mindestalter war 14 Jahre) kamen aus anderen Jugendwerkhöfen und Spezialkinderheimen. Im GJWHT wurden unverhältnismäßig harte "Erziehungsmaßnahmen" mit eindeutigem Charakter von Strafvollzug verwand. Nach der Auflösung des "geschlossenen" Jugendwerkhofs im November 1989 folgte am 31. August 1990 die endgültige Schließung.

Die beim Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau gebildeten Akten wurden nach dessen Auflösung im November 1989, soweit sie noch vorhanden und gesichert waren, beim Landratsamt Torgau - Kreisarchiv gelagert, die dann im Frühjahr 1993 zur Auswertung im Hinblick auf etwaige Straftaten zum Nachteil früherer Jugendlicher des Jugendwerkhofes Torgau durch die Staatsanwaltschaft Dresden sichergestellt und dem Landeskriminalamt Sachsen übergeben wurden. Den engagierten Bürgern Torgaus, die halfen diese Überlieferung zu sichern, soll an dieser Stelle ausdrücklich gedankt werden.

Die Übergabe der Akten an das Bundesarchiv durch das Landeskriminalamt Sachsen erfolgte in mehreren Etappen. Ein Teil der Akten, die für die strafrechtliche Untersuchung nicht von Bedeutung waren, wurden in einer ersten Übergabe im März 1994 dem Bundesarchiv übergeben. Es handelte sich dabei überwiegend um Haushalts-, Planungs- und Finanzschriftgut. Die zweite Übergabe erfolgte im Oktober 1998. Übergeben wurden v.a. Sonderakten Jugendlicher, Personalakten von Mitarbeitern und geringe Mengen Leitungsschriftgut. Im Januar 1999 wurden weitere Personalakten der Mitarbeiter und Sonderakten der Jugendlichen übergeben.

Diese personenenbezogenen Unterlagen sind aus aufgrund der schutzwürdigen Belange der Betroffenen nicht über das vorliegende Findbuch zu recherchieren. Anfragen zu diesen Akten sind schriftlich an das Bundesarchiv zu richten. Eine Benutzung dieser Unterlagen setzt im Regelfall das Einverständnis der Betroffenen voraus.

Hinsichtlich der schlechten Überlieferungslage wurde mit der Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V. - Erinnerungs- und Begegnungsstätte im ehemaligen Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau und mit dem Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau, Arbeitsstelle der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft Kontakte zur Bestandsergänzung aufgenommen In beiden Fällen konnten einige wenige Dokumente in den Jahren 1999 und 2000 vom Bundesarchiv übernommen werden.

Die Bearbeitung der Akten begann 1998 im Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, 1999/2000 wurden die Akten nach Berlin-Lichterfelde zur weiteren Bearbeitung gebracht. Die übergebenen Akten waren aus ihrem ursprünglichen Ordnungs- und Registraturzusammenhang herausgelöst und eine inhaltliche Zuordnung der Akten nach einem Aktenplan (sofern ein solcher überhaupt existiert hat) nicht mehr zu erkennen. Nur wenige Akten wiesen eine Signatur auf, die aber für die weitere Bearbeitung keine Erkenntnisse ergab. Ein Teil der vorgefundenen Akten war nach Bearbeitungsgesichtspunkten des Landeskriminalamtes umformiert worden. Von den insgesamt übernommenen ca. 48,55 lfm wurden ca. 14,50 lfm (überwiegend Haushalts- und Finanzschriftgut und Doppelstücke) kassiert.

Abgegeben wurden ca. 5,10 lfm Lohn- und Gehaltsunterlagen (der Mitarbeiter und der Jugendlichen) an das Sächsische Landesamt für Finanzen, Außenstelle Chemnitz, Entgeltstelle und 0,04 lfd. Meter Tonträger an das Bundesarchiv Koblenz, Referat B 6.

Der Bestand hat nach der Bearbeitung einen Umfang von ca. 35 lfm. Die Differenz ergibt sich aus der inzwischen erfolgten Kartonierung der Akten.

Inhaltliche Charakterisierung: Enthält v. a.:

Leitungs-, Planungs-, Haushalts- und Finanzschriftgut;

Personalakten;

Sonderakten der Jugendlichen.

Erschließungszustand: Online-Findbuch (Benutzungseinschränkungen nach § 5(2) und (5) BArchG)

Zitierweise: BArch DR 203/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch DR 203
Umfang
3696 Aufbewahrungseinheiten; 37,0 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Bildung, Kultur, Sport, Medien
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: nitiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V.

Literatur: Geschichte, Struktur und Funktionsweise der DDR - Volksbildung, hrsg. vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Bd. 4: Einweisung nach Torgau, Berlin 1997

Gerhard Jörns: Der Jugendwerkhof im Jugendhilfesystem der DDR. Cuvillier Verlag, Göttingen 1995

Provenienz
Jugendwerkhof Torgau (JWH Torgau), 1964-1990
Bestandslaufzeit
1964 - 1990

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Letzte Aktualisierung
16.01.2024, 08:43 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Jugendwerkhof Torgau (JWH Torgau), 1964-1990

Entstanden

  • 1964 - 1990

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