Handschriften
Johann Georg Mosmann an Karl Weltzien
Enthält: (1r) Weltzien hat Mosmann eine Uhr geschenkt und dessen Braut grüßen lassen. (1v) Mosmann stellt fest, dass sein gesellschaftliches Leben ohne Weltziens Briefe veröden würde. Durch diese fühlt er sich in Weltziens Haus versetzt, und seine Gedanken kreisen wochenlang um Weltziens Angelegenheiten und Probleme. Mosmann deprimiert das Bewusstsein der Mangelhaftigkeit seines Wissens mehr als die Masse seiner Arbeit. Niemand vor Ort bietet ihm einen (2r) Ausgleich zur verlangten Arbeit. Von eigener Ideenproduktion kann keine Rede sein. Vielmehr kombiniert oder verallgemeinert er für Unterrichtszwecke die Erkenntnisse anderer. Mosmann wünscht sich für ein Jahr nach Karlsruhe, einerseits um die chemische Dynamik der organischen Verbindungen zu studieren und andererseits um (Ferdinand) Redtenbachers zweiten Maschinenbaukurs zu hören. Gerne würde er eine Nachschrift von erhalten. Mosmann bearbeitet gegenwärtig den "Leitfaden für die allgemeine Chemie". (2v) Dieses Werk kann als Hand- oder Lehrbuch benutzt werden. Es behandelt die wesentlichen Punkte des chemischen Studiums und dient zur schnellen Repetition, geeignet für Studierende, ob Theoretiker oder Techniker. Das Buch erhält Taschenformat. Zwei Bögen sind bereits gedruckt. Mosmann will einige Bögen zur Ansicht und mit der Bitte um Kritik vorab an Weltzien senden. Die guten Resultate, die er in den letzten Jahren mit seinem Skript bei seinen Schülern erzielte, ermutigten Mosmann zum Druck. Das letzte Kapitel soll von der Theorie der chemischen Erscheinungen handeln und dabei die mechanischen Begriffe und die Typentheorie von (Jean Baptiste) Dumas zugrundelegen. (3r) Diese Theorie scheint die einfachste und nützlichste für den Unterricht zu sein und hält die Mitte zwischen den Extremen der elektrischen und der Laurent'schen Kerntheorie. Mosmann hält dieses Gebiet der theoretischen Chemie noch für ein "wahres Labyrint". Er beschreibt seine seit eineinhalb Jahren betriebene intensive Beschäftigung mit diesem Thema, legt dar, mit welchen Theorien er sich auseinandergesetzt hat und dass er trotzdem keinen befriedigenden Wissensstand erlangte. Vor allem mit (Hermann) Kopps Volumentheorie ist er unzufrieden und hält sie aufgrund des Vorgehens bei der Berechnung des relativen Atomvolumens für unbrauchbar. (3v) Diese Auffassung legt er detailliert dar, (4r) schlägt einen besseren Rechnungsweg vor, bemerkt aber zugleich, dass die Werte für die Theorie der chemischen Verbindungen keine besondere Bedeutung haben. Mosmann bewundert die Arbeiten von (Thomas) Graham, kritisiert aber (Friedrich Julius) Otto für dessen Bearbeitung von Grahams Arbeit, weil sie die Aufnahme der Erkenntnisse erschwert. Mosmann bevorzugt die elektrochemische Theorie, da alle anderen theoretischen Strömungen der Chemie keine befriedigende Erklärung für die chemischen Verbindungen liefern. Allerdings widersprechen der Isomorphismus und die neueren Resultate der organischen Chemie der elektrochemischen Theorie. (4v) So kann man keine generell gültigen Angaben zu den chemischen Erscheinungen machen. Mosmann schließt sich der Auffassung (Ferdinand) Redtenbachers an, dass die Lehre vom chemischen Stoffwechsel auf die allgemeinen Grundlagen der Mechanik zurückgeführt werden müsse, und legt seine Theorie zur chemischen Anziehung basierend auf Masse und Bewegung der Atome dar. (5r) Er erläutert, welche Werte bei welchen Vorgängen wie übereinstimmen müssen, wie die einzelnen Werte zu bestimmen sind (5v) und welche Probleme dabei auftreten. Mosmann bittet Weltzien, seine Ansichten zu diesem Thema darzulegen. (6r) Ebenfalls bittet er um einen Rat, ob er dieses Thema in seinem Leitfaden weglassen und sich auf die charakteristischen Tatsachen des Verbindungs- und Zersetzungsvorgangs beschränken soll. Mosmann bittet um Ausleihe von (Carl Friedrich) Naumanns Werk (Elemente der Mineralogie, 1846 und weitere Auflagen). Ebenso bittet er Weltzien, eine Rechnung des Mechanikers (Caspar) Vietz zu begleichen. Die Summe soll mit den Kosten der von Weltzien bestellten Presse (6v) verrechnet werden. Mosmann berichtet über den Stand der Arbeiten an der Presse. Mosmann bedankt sich für den Bericht über den Betrieb und die Neugestaltung der Polytechnischen Schule Karlsruhe und ist auf weitere Berichte gespannt.
- Reference number
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27072/319
- Extent
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6 Blatt (blaues Papier)
- Context
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27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.106 Mosmann, Johann Georg
- Holding
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27072 Nachlass Karl Weltzien
- Indexentry person
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Weltzien, Karl (*1813, +1870)
Mosmann, Johann Georg
Kopp, Hermann (*1817, +1892)
Dumas, Jean-Baptiste André (*1800, +1884)
Laurent, Auguste (*1807, +1853)
Graham, Thomas (*1805, +1869)
Otto, Friedrich Julius (*1809, +1870)
Vietz, Caspar
Redtenbacher, Ferdinand (*1809, +1863)
Naumann, Carl Friedrich (*1797, +1873)
- Indexentry place
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Chur/CH
- Date of creation
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1850 März 20, Chur
- Other object pages
- Last update
-
07.03.2025, 9:23 AM CET
Data provider
Karlsruher Institut für Technologie, KIT-Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Handschriften
Time of origin
- 1850 März 20, Chur