Bestand
Kirchliche Hilfsstelle München (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
1. Gründung und Aufgaben
„Die Kirchliche
Hilfsstelle war bereits im Jahre 1943 als Nebenorganisation des
Reichsverbandes für das katholische Deutschtum im Ausland und
Sekretariat des Bistums Osnabrück gegründet und mit der Betreuung des
katholischen Klerus in den besetzten Ostgebieten beauftragt
worden.
Um den veränderten
Nachkriegsverhältnissen Rechnung zu tragen, wurde durch den Auftrag
der Fuldaer Bischofskonferenz 1945 am 6.10.1945 die Kirchliche
Hilfsstelle München als Zweigstelle der Zentrale der Kirchlichen
Hilfsstelle in Frankfurt/Main unter dem Protektorat dese Erzbischofs
von Osnabrück, Berning, eingerichtet.
Die
Kirchliche Hilfsstelle München stand unter der Leitung von Dr. Richard
Mai, Pater Dr. Paulus Sladek und des jetzigen Bundestagsabgeordneten
Hans Schütz (CSU). Die Tätigkeit der Münchener Stelle - die auch eine
enge Zusammenarbeit mit der Evgl. Kirche in Deutschland einbezog - war
erheblich umfangreicher als die der Zentrale in Frankfurt/Main und lag
auf folgenden Gebieten:
1. Organisierung,
Erfassung und Betreuung des Flüchtlings- und Ostklerus, Aufbau der
Flüchtlingsseelsorge und des Laienpostolats, Durchführung von Tagungen
und Kursen;
2. Volkssoziale Arbeit zur Lösung
des Flüchtlingsproblems, Hilfe und Beratung in allen Fragen,
Durchsetzung der Gleichberechtigung der Vertriebenen, Einglieder in
den Arbeitsprozeß der Aufnahmeländer;
3.
Volksgruppenarbeit auf landsmannschaftlicher Basis mit sachkundiger
Beratung, Aufbau eines Suchdienstes;
4.
Literarische Produktion zur kulturellen und seelsorgerischen Betreuung
der Flüchtlinge (Theologen und Laien).
Im Jahre
1950 wurde die Kirchliche Hilfsstelle aufgelöst. Die Registratur der
Frankfurter Zentrale ging an das Katholische Auslandssekretariat in
Bonn-Beuel über. Dagegen verblieb von den Einrichtungen der
Kirchlichen Hilfsstelle in München als Rechtsnachfolger der Verlag
„Christ unterwegs" bestehen. Inhaber desselben wurde Dr. Richard Mai,
der auch die Abwicklung und die Registratur der Münchener Dienststelle
übernahm".
(aus: Vorbemerkung des 1960
vorgelegten Findbuches).
Bestandsbeschreibung: „Unter
Berücksichtigung der Qualität des Papiers und der Bürohilfsmittel der
Zeit vor der Währungsreform wurden die Akten in einem relativ guten,
wenn auch sehr ungeordneten Zustand befunden. Die Ordnungsarbeiten
gestalteten sich dementsprechend schwierig, zumal ein Aktenplan nicht
mehr vorhanden war. Die frühere Registraturordnung konnte jedoch an
Hand der auf einzelnen Aktenbündeln festgestellten Signaturen in
zeitraubender Kleinarbeit rekonstruiert werden. Bei der Herstellung
der endgültigen Aktenordnung wurde - soweit irgend möglich bzw.
erkennbar - der ehemalige Registraturaufbau berücksichtigt und das
Schriftgut in diesem Sinne wieder zusammen gefügt" (aus: Vorbemerkung
des 1960 vorgelegten Findbuches).
Die erste
archivische Bearbeitung der Unterlagen erfolgte Ende der 1950er Jahre
bis 1960. Das Findbuch wurde im Dezember 1960 vorgelegt. Die
Aktenbände waren darin nach nummerus currens aufgeführt und nicht
klassifiziert. In den Jahren 2013/2014 sind die
Erschließungsinformationen in die Datenbank BASYS-S übertragen und
dabei den geltenden Richtlinien für die archivarische Erschließung
angepasst worden. Der Bestand ist inzwischen klassifiziert
worden.
Inhaltliche Charakterisierung:
„Der Wert des Bestandes (umfassend die Zeit von Ende 1945 bis Mitte
1950) besteht darin, daß er in jeder Hinsicht die allgemeine Situation
Deutschlands während der ersten Nachkriegsjahre treffend
widerspiegelt. Die Akten enthalten insbesondere Berichte aus den
Vertreibungsgebieten und über die Vertreibungen selbst, weiter
Nachrichten über Ankunft und Aufnahme der Vertriebenen in
Westdeutschland und in der sowjetischen Besatzungszone, sowie erste
Eingliederungsfragen. Einen breiten Raum nimmt der Schriftwechsel mit
den hilfesuchenden Heimatvertriebenen aller Stände ein, der reiches
unmittelbares Quellenmaterial über die ungeheueren sozialen Probleme
der Nachkriegszeit bietet.
Daneben machen sich
auch die ersten politischen Regungen unter den Heimatvertriebenen
bemerkbar. Nach der kirchlichen Seite hin sind die Bemühungen um die
Erfassung und Zusammenführung heimatvertriebener Priester und die
Behandlung der Frage des Zusammenlebens von Einheimischen und
Vertriebenen, sowie einschlägige Predigttexte erwähnenswert. Dazu
kommen vervielfältigte Rundbriefe verschiedener Art an Theologen und
Laien, zumeist apokryphes Schrifttum ohne Lizenz der
Besatzungsmächte.
Den Akten angegliedert ist
eine Sammlung von Rundschreiben heimatvertriebener Geistlicher an ihre
verstreuten früheren Gemeindemitglieder in Westdeutschland, ebenfalls
aus der Zeit von 1945-1950. Diese Veröffentlichungen sind deshalb
bemerkenswert, weil allen Vertriebenen bis zur Errichtung der
Bundesrepublik die Koalitions- und Pressefreiheit vorenthalten war und
daher die Kirche für den Zusammenschluß und die publizistischen
Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe gewisse Ersatzfunktion ausübte.
In diesen Pfarr-Rundbriefen findet die große seelische und materielle
Notlage der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen gleichfalls einen
deutlichen Niederschlag" (aus: Vorbemerkung des 1960 vorgelegten
Findbuches).
Im Einzelnen handelt es sich um:
Verwaltung (10); Schriftwechsel mit Einzelpersonen und Bearbeitung von
Bittgesuchen (65); Schriftwechsel mit ostdeutschen Theologen (27);
Rundbriefe heimatvertriebener Seelsorger (13); Rundschreiben,
Mitteilungen, Zeitungsbeiträge (16); Flüchtlingsbetreuung (31); Lage
Im Osten (9); Tagungen (5); Tätigkeit des Suchdienstes (10);
Zusammenarbeit und Schriftwechsel mit anderen Organisationen
(39).
Erschließungszustand: Findbuch
1960, Datenbankerfassung 2014
Umfang, Erläuterung: 225
AE
Zitierweise: BArch Z
18/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch Z 18
- Extent
-
224 Aufbewahrungseinheiten; 4,3 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Organisationen und Verbände >> Soziales, Gesundheit, Sport
- Related materials
-
Amtliche Druckschriften: Christ unterwegs, 1946 ff.
- Provenance
-
Kirchliche Hilfsstelle München, 1945-1950
- Date of creation of holding
-
1945-1950
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Kirchliche Hilfsstelle München, 1945-1950
Time of origin
- 1945-1950