Bestand
Militärakademie "Friedrich Engels" (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Funktionsvorgänger
KVP-Hochschule Kochstedt (1949-1952), Hochschule der KVP
Dresden (1952-1956), Hochschule für Offiziere Dresden
(1956-1959).
Gründung
Die Militärakademie wurde lt. Befehl Nr. 52/58 des
Ministers für Nationale Verteidigung im Standort Dresden
aufgestellt. Eröffnet wurde sie am 5. Januar 1959, zeitgleich
erhielt sie den Namen "Friedrich Engels" und die Truppenfahne.
Ihre Aufgabe war, Offiziere der Ebene Truppenteil für höhere
Dienststellungen auszubilden. Durch den Beschlus des Präsidiums
des Ministerrates vom 28.11.1958 sollte sie als erste
militärische Lehreinrichtung das Recht erhalten, den
akademischen Grad "Diplommilitärwissenschaftler" bzw.
"Diplomingenieur" zu verleihen. Die Militörakademie war außerdem
den zivilen DDR-Hochschulen gleichgestellt.
Von Beginn an stand die Militärakademie in einem sehr engen
Verhältnis zur SED - Walter Ulbricht, das damalige Partei- und
Staatsoberhaupt, hielt die Eröffnungsvorlesung. Dementsprechend
wurde sowohl von Offiziershörern als auch vom Lehrpersonal ein
deutliches Bekenntnis zur SED und zum Marxismus-Leninismus
erwartet bzw. verlangt.
Beim Aufbau der
Militärakademie orientierte man sich stark an den Erfahrungen
sowjetischer Streitkräfte. So waren mehrere Absolventen
sowjetischer Militärakademien Teil der Vorbereitungsgruppe,
zusätzlich verstärkt durch eine von der sowjetischen Armee nach
Dresden abkommandierte Spezialistentruppe. Die sowjetische
Militärwissenschaft galt als direktes Vorbild, welches alle
Fragen der militärischen Theorie und Praxis beantworte.
Hochschulentwicklung
Anfangs konzentrierte sich die Ausbildung auf den Bedarf
der Landstreitkräfte an Kommandeuren, Polit- und Staabsoffiziere
und hochqualifiziertes ingenieur-technisches Personal. Dieser
Fokus verschwand allerdings im Zuge umfasender
Umstrukturierungen zu Beginn des Jahre 1960. Die bisherigen
Fakultäten Allgemeine Truppenführung, Artillerie und Rückwärtige
Dienste der Landstreitkräfte wurden zur Fakultät
Landstreitkräfte zusammengefasst. Neu gegründet wurden die
Fakultäten Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/LV),
Truppenluftabwehr und Panzer-Ingenieur-Dienst. Lt. Bef. 70/61
MfNV folgte 1961 die Bildung der Fakultät für
Gesellschaftswissenschaften, welche für die akademische
Ausbildung von Politoffizieren für alle Bereiche der NVA und
darüber hinaus für das marxistisch-leninistische Grundstudium
aller Fakultäten zuständig war.
1963
wurde die Fakultät Seestreitkräfte geschaffen, sodass den
Offizieren aller Teilstreitkräfte der NVA die Möglichkeit zur
Weiterbildung gegeben war. Nach der dritten Hochschulreform und
der damit verbundenen Umwandlung der Fakultäten in Sektionen
stellte sich der Aufbau der Militärakademie folgendrmaßen
dar:
- Gesellschaftswissenschaften (1.
Sektion)
- Landstreitkräfte (2.
Sektion)
-
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (3. Sektion)
- Seestreitkräfte (4. Sektion)
Die
fünfte Sektion Rückwärtige Dienste der Landstreitkräfte (ab 1986
Sektion Technik und Bewaffnung der Rückwärtigen Dienste) wurde
1978 eingeführt.
Kommandeure/Chefs:
GM Dollwetzel (1959)
GM
Johne (1959-1963)
GM Heitsch
!963-1964)
GL Wiesner (1964-1986)
GL Gehmert (1986-1990)
GL Süß (1990)
O Kolitsch
(1990)
Standortveränderungen lt. Bef.
122/68 MfNV. Lt. Befehl 25/79 MfNV vom 28.3.1979 und Bef. 30/80
MfNV vom 15.4.1980 wurde die zentrale Prüfungskomission der
Militärakademie gegründet.
Bef. 107/84
MfNV vom 14.10.1984 über die Vorbereitung und Würdigung des 25.
Jahrestages der Militärakademie "Friedrich Engels"
Bef. 37/88 MfNV vom 4.5.1988 über die
Vorbereitung und Würdigung des 30. Jahrestages der
Militärakademie "Friedrich Engels"
Aus-
und Weiterbildung
Zentrum der Ausbildung
war das Direktstudium von Offiziershörern mit Abschluss als
"Diplommilitärwissenschaftler",
"Diplomgesellschaftswissenschaftler" oder "Diplomingenieur". Die
Studienzeit belief sich auf drei Jahre (lediglich die Ausbildung
zum Offizier des Panzer- und Kfz.-Dienstes dauerte vier Jahre).
Bei der Ausbildung an der Militärakademie handelte es sich um
die Ausbildung "politisch bewährter" (=linientreuer),
diensterfahrener Offiziere, die größtenteils bereits ein
Hochschustudium (zivil oder militärisch) absolviert hatten.
Inhalt des Studiums war die Befähigung zur Wahrnehmung der
Aufgaben als Truppkommandeur, Polit- und Fachoffizier in höheren
Stäben für Aufgaben der politischen Bildung und Erziehung, der
Gefechtsausbildung und der Führung von Truppenteilen und
Verbänden, als Stellvertreter des Kommandeurs für Technik und
Bewaffnung sowie als Offizier des Kfz-Dienstes.
Neben des marxistisch-leninistischen
Grundlagenstudiums (ca. 15-18% der Ausbildungsstunden) wurde zu
Beginn der 70er Jahre die Fremdsprachenausbildung (Russisch,
Sprachkundigennachweis IIa) verstärkt.
Führungsoffiziere ohne den für das Studium erforderlichen
Hochschulabschluss wurde angeboten, diesen in einem auf zwei
Jahre verkützten Diplomstudiums nachzuholen. Für das Studium
zugelassen waren Offiziere der Altersgruppe 35-50 Jahre mit
mindestens zehnjähriger Berufserfahrung, Abschluss der zehnten
Klasse und zusätzliches Kenntnissen auf den Gebieten
Marxismus-Leninismus und Mílitärtechnik.
Neben dem regulären Studium wurden diverse
Weiterbildungslehrgänge unterschiedlicher Dauer angeboten.
Außerdem bildete die Militärakademie seit 1974 auch Offiziere
"sozialistischer Bruderarmeen" aus, die ersten von ihnen wurden
1977/78 verabschiedet.
Die
Militärakademie hatte das Recht, Promotionen durchzuführen und
wissenschaftliche Grade zu verleihen. Sie war
Forschungseinrichtung und gab eigene Publikationen heraus.
Selbstverständnis der Militärakademie
lt. Bef. 52/58 MfNV vom 1.8.1958
"Die Militärakademie erzieht und bildet einen
für die Lösung großer militärischer Aufgaben politisch reifen
Offizier aus, der der Partei der Arbeiterklasse treu ergeben und
unter modernen Kampfbedingungen zur Verwirklichung der Einheit
von politischer und militärischer Führung der Truppe sowie zu
deren politischer und militärischer Erziehung befähigt sein
muss. Der Absolvent der Militärakademie muss auf Grund der dort
erfahrenen Erziehung sowie der erhaltenen höheren militärischen
bzw. militär-ingenieurtechnischen Ausbildung geeignet sein zur
Verwendung in Kommandeurs-, Stabs- und ingenieurtechnischen
Planstellen in Mot.-Schützen- und Panzertruppenteilen und
-verbänden sowie als Stabsoffizier in den Stäben der
Militärbezirke und Verwaltungen des Ministeriums, als Kommandeur
bzw. Stabsoffizier in den Truppenteilen, der Dienste und
Spezialtruppen..."
Auflösung
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am
3.10.1990 wurde die Militörakademie als NVA-Einrichtung der
Bundeswehr unterstellt. Das "Bundeswehrkommando-Ost" verfügte
die Auflösung im Dezember 1990.
Inhaltliche
Charakterisierung: Der Bestand enthält die archivalische
Überlieferung des Kommandeurs bzw. Chefs, seiner Stellvertreter
und der nachgeordneten Sektionen und Abteilungen. Die Akten von
1959 bis 1976 befinden sich bereits bewertet und verzeichnet im
Endarchiv. Für die Jahre ab 1977 bis 1990 sind nur die
Findmittel des Verwaltungsarchivs vorhanden. Zusätzlich zu den
Geschäftsakten sind überliefert: Promotionsakten.
Dissertationen, Studienbücher und Diplomarbeiten
(Mikrofiches).
Erschließungszustand:
Karteien
Vorarchivische Ordnung:
Für die Aktenordnung war der Einheitsaktenplan K010/0/001
verbindlich vorgeschrieben; er wurde je nach Kenntnis in den
VS-Registraturen besser, in den offenen Registraturen nur zum
Teil angewendet. Die Ablieferung der Akten erfolgte aus den
Bereichen und Fakultäten jährlich an das Verwaltungsarchiv der
Militärakademie. Vom Verwaltungsarchiv erfolgte die Übergabe
nach Bewertung an das Militärarchiv Potsdam.
Vom Verwaltungsarchiv erfolgte die Übergabe nach Bewertung
an das Militärarchiv Potsdam. Nach der Wiedervereinigung
Deutschlands wurden die Unterlagen der Militärakademie an das
Bundesarchiv-Militärarchiv abgegeben. 2010 wurden die
Findkarteien zu den Verwaltungsakten der Militärakademie für die
Retrokonversion vorgeschlagen und die Karteien sowie die Akten
in diesem Zuge umsigniert. Ein Teil des Bestandes trägt noch die
Potsdam-Signaturen VA-08/..., bzw. für den Zeitraum von 1976 bis
1990 die Signaturen des Verwaltungsarchivs.
Zitierweise: BArch DVW
2-2/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DVW 2-2
- Umfang
-
10807 Aufbewahrungseinheiten; 226,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Verteidigung >> Ministerium für Nationale Verteidigung und Nationale Volksarmee >> Ministerium für Nationale Verteidigung >> Lehr- und Forschungseinrichtungen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Militärakademie "Friedrich Engels" Berlin (Ost) 1988
Anke Burkhardt: Militär- und Polizeihochschulen in der DDR. Wissenschaftliche Dokumentaion (Arbeitsberichte 2´00). Hrsg. von HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Wittenberg 2000, S. 75-87.
- Provenienz
-
Militärakademie "Friedrich Engels" (MAFE), 1958-1990
- Bestandslaufzeit
-
1958-1990
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Militärakademie "Friedrich Engels" (MAFE), 1958-1990
Entstanden
- 1958-1990