Bestand
Galerie Aachen (Bestand)
Inhalt: Der Bestand wurde am 20. Juni 1997 in Kerpen von Gerd Vorhoff an Winfried Dörstel übergeben. Am 3.4.2000 wurde mit der Erschließung begonnen, die im März 2013 abgeschlossen wurde. In enger Beziehung zu A 50 steht H 4 mit den Foto-Negativen von Henning Wolters.
Geschichte:
Andere Namen der Galerie:
Galerie Aachen, B. u. G. Vorhoff (Beatrice und Gerd Vorhoff)
Adressen:
- Wallstrasse 65, Aachen
- Wallstraße 58, Aachen
Die Galerie Aachen entstand durch die Eigeninitiative einer Gruppe von Architekturstudenten um den damaligen ASTA-Kulturreferenten der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Valdis Abolins (1939-84). Mitstreiter und Initiatoren waren Gerd Vorhoff sowie Stephan Goerner, Eberhard Spahr und Henning Wolters. Abolins, der besonders an Aktionskunst und Fluxus interessiert war, hatte bereits am 20. Juli 1964 im Audimax der Hochschule das legendäre "Festival der Neuen Kunst" organisiert, u.a. mit spektakulären Aktionen von Joseph Beuys und Wolf Vostell.
Angeregt durch diese Erfahrung suchten die Studenten abseits der Hochschule einen Ort zur Gründung eines eigenen privaten Aktionsraumes für experimentelle Kunstformen. Nach zwei Ausstellungen mit eigenen Arbeiten, die in der sog. „Zimmergalerie“ in der Wohnung von Eberhard Spahr in der Wallstrasse 65 organisiert wurden, kam es im Dezember 1965 zur Gründung der Galerie Aachen in einer alten Fabrikhalle mit Sheddach im Hinterhof der Wallstrasse 58. Valdis Abolins wurde künstlerischer Leiter. Ein Förderverein, gegründet von den Freunden der Galerie, sollte durch Spenden und Beiträge die finanzielle Basis garantieren. Die studentischen Betreiber organisierten die Ausstellungen allein durch ehrenamtliche Arbeit. Die Galerie Aachen wurde zum Anlaufpunkt für Künstler aus dem Umkreis der Düsseldorfer Kunstakademie. Bis zur Schließung im April 1967 gelang es ihnen, vorausschauende progressive und politisch motivierte Ausstellungen und ein engagiertes Veranstaltungsprogramm anzubieten.
Als erste Ausstellung wurden naive Bilder des kroatischen Malers Matija Skurjeni präsentiert, vermittelt durch den Kölner Galeristen Rudolf Zwirner. Es folgten die seriellen Montagen des früh verstorbenen Frankfurter Künstlers Peter Roehr. Mit der Gruppe X, einer anonymen Produktionsarbeitsgemeinschaft traten Künstler auf den Plan, die eine Sozialisierung der Kunst verfolgte. Die gesellschaftspolitische Funktion von Kunst sollte in den folgenden Ausstellungen immer stärker in den Vordergrund rücken. Im April 1966 präsentierte Abolins dem Publikum Jörg Immendorff mit seiner Aktion gegen den Vietnamkrieg. Mit Hans Peter Alvermann und Vagelis Tsakiridis wurde die politisch motivierte Aktionskunst weitergeführt. Abolins und Vorhoff ermöglichten Franz Erhard Walther mit der Ausstellung „Leihobjekte“ erstmalig die Darbietung seiner Handlungsstücke. Die Ausstellung „Juxtapositionen 1“, zeigte an einem Tag über viereinhalb Stunden lang simultan ablaufende Fluxusaktionen mit internationalen Künstlern wie Tomas Marco, Juan Hildago, José Castillejo, Walter Marchetti, Dick Higgins, Alison Knowles, Bernhard Höke, Vagelis Tsakiridis. Wolf Vostell führte z. B. seine Aktion „Miss Saigon“ auf. Nach Walter Verwoert und Dieter Hülsmanns folgte im Dezember 1966 ein provokantes Happening des britischen Künstlers John Latham.
Anschließend mussten die Aktionen in der Galerie Aachen eingeschränkt werden, vor allem aus Mangel an finanziellen Förderern und auch weil Abolins und Vorhoff ihr Studium wieder aufnehmen mussten. Die letzte große Vorstellung der Galerie waren die Deutsch-Dänischen Tage, bei denen Jörg Immendorff mit seinen Riesenbabys provozierte, Chris Reinecke ihre Alltagsgegenstände darbot, Per Kirkeby und Bjørn Nørgaard u.a mit Sperrmüllobjekten agierten.
Im April 1967 schloss die Galerie. „Die Ausstellungen und Aktionen stellen ein wichtiges Kapitel für die Entwicklung und Rezeption von Happening, Fluxus und Agit-Prop im Rheinland dar. In der Galerie Aachen formierte sich unter der Federführung der Initiatoren eine Pre-Protestbewegung gegen das herrschende Klima von politischer, gesellschaftlicher und kultureller Stagnation vor 1968“. (Myriam Kroll)
Lit.:
Eberhard Spahr: Zur entstehenung der Galerie Aachen in der Wallstraße 58. In: Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964. Ausst.-Kat. Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, Aachen 2011/12, S. 42-43
Myriam Kroll:“Aussichten: Nicht ganz störungsfrei!“ Die Galerie Aachen – Pionierarbeit gegen die artige Kunst. In: Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964. Ausst.-Kat. Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, Aachen 2011/12, S. 44-59
Zu zitieren als: Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels ZADIK, Köln, A 50, ...
Lagerort: ZADIK, Magazin
- Reference number of holding
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A050
- Extent
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1 Regalmeter
- Context
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Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e.V. ZADIK (Archivtektonik)
- Related materials
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Literatur:
- Provenance
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Gerd und Béatrice Vorhoff
- Former provenance
-
Gerd und Béatrice Vorhoff
- Other object pages
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- Last update
-
24.04.2025, 11:09 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Gerd und Béatrice Vorhoff