Fossil
Oberschenkel des Dinosauriers Iguanodon
Dies sind Oberschenkel-Knochen zweier Arten des Dinosauriers Iguanodon ("Leguanzahn") von unterschiedlioch alten Tieren. Der große stammt von ausgewachsenen Iguanodon bernissartensis BOULENGER (ca. 8 m), der kleine von einem jugendlichen Iguanodon atherfieldensis HOOLEY (knapp 3 m groß). Im Vergleich mit den Oberschenkeln der jüngeren Tiere von I. atherfieldensis erkennt man die starke Größenzunahme mit dem Alter.
Iguanodon war ein pflanzenfressender, ca. 10 m lang werdender Saurier, dessen bekanntestes Merkmal der spitze Daumendorn ist. Er gehört zu den Vogelbecken-Dinosauriern, d.h. die Stellung seiner Beckenknochen entspricht der der Vögel: Das Schambein (Pubis) ist nach hinten gerichtet. (Bei den Echsenbecken-Dinosauriern zeigt es nach vorn.) Dadurch wird die seitliche Beweglichkeit des Körpers verbessert. Viele Vogelbecken-Dinosaurier liefen zweibeinig, doch Iguanodon vermutlich nur vorübergehend.
In einem Kalksteinbruch nahe Nehden bei Brilon wurde in den späten 1970er Jahren eine der bedeutendsten Dinosaurierfundstellen Mitteleuropas entdeckt. Nach den mitüberlieferten Pflanzen konnte das Alter auf die höhere Unterkreide (Aptium, 115 Mio. Jahre) eingeengt werden. Etwa 1400 Knochen von zahlreichen Tieren, meist nicht im Skelettverband, wurden 1978-1982 vom damaligen Geologischen Museum geborgen, präpariert und bis zur Abgabe an das LWL-Naturkundemuseum 2009 dort aufbewahrt. Die Knochen wurden bei ihrer Versteinerung teilweise durch Markasit (Speerkies) ersetzt, ein Mineral, das an feuchter Luft zerfällt. Deshalb wurden alle Knochen mit Spezialwachs konserviert, das den eigenartigen Glanz bedingt.
Die Fundstelle lag in einer mit Ton verfüllten Spalte im Kalk, der durch saures Sickerwasser weggelöst worden war (Karst). Dies geschah auf dem Festland unterhalb eines Sees, in dem die Dinosaurier vermutlich beim Trinken umgekommen waren. Die Ablagerungen des Sees mitsamt den Skeletten sackten beim Durchbruch der Karstspalte in diese hinein. So zerbrachen die Skelette zwar, wurden aber vor der Erosion bis zur Freilegung durch den Kalkabbau geschützt.
Iguanodon ist wissenschaftsgeschichtlich besonders interessant: Auf diese Gattung gründete Owen 1844 die von ihm eingeführten Dinosauria. Sie war während der Unterkreide in weiten Teilen Europas verbreitet, doch vor allem aus reichen Knochenfunden in Belgien sind die Tiere gut bekannt.
Alter: ca. 115 Millionen Jahre; Aptium, Unterkreide
Fundort: Brilon-Nehden, Hochsauerlandkreis, Sauerland
- Location
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Geomuseum der WWU Münster
- Collection
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Fossilien Westfalens (Kreide)
- Inventory number
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C 156, D 351
- Measurements
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ca. 70 x 15 x 15 cm bzw. 27 x 7 x 7 cm
- Related object and literature
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Hölder, Helmut, 1986: Kreide-Dinosaurier im Sauerland. In: Naturwissenschaften 73: 109-116, Berlin
Norman, D. B., 1987: A mass-accumulation of vertebrates from the Lower Cretaceous of Nehden (Sauerland), West Germany, In: Proc. R. Soc. London, Ser. B 230: 215-255. London
Norman, D. B. und K. H. Hilpert, 1987: Die Wirbeltierfauna von Nehden (Sauerland) Westdeutschland, Geol. Paläont. Westf. 8: 1-77. Münster
Oekentorp, K., 1984: Die Saurierfundstelle Brilon-Nehden (Rheinisches Schiefergebirge) und das Alter der Verkarstung, Kölner Geogr. Arb. 45: 293-315; Köln
- Subject (what)
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Fossil
Dinosaurier
Reptil
- Subject (when)
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Unter Kreide (145,5-99,6 Mio Jahre vor heute)
- Event
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Fund
- (where)
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Nehden
- (when)
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1978-1980
- Event
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Unspezifiziertes Ereignis
- (where)
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Mitteleuropa
- (when)
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Aptium (125-112 Mio. Jahre vor heute)
- Rights
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Geomuseum der WWU Münster
- Last update
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13.02.2023, 4:34 PM CET
Data provider
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Object type
- Fossil
Time of origin
- 1978-1980
- Aptium (125-112 Mio. Jahre vor heute)