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II. Bauabschnitt Karl-Marx-Allee; Berlin, Mitte
Der II. Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz wurde 1959-1964 nach städtebaulichen Entwürfen der Kollektive Werner Dutschke und Edmund Collein als Rückgrat eines Wohnkomplexes mit 4674 Wohnungen für insgesamt 14500 Einwohner gebaut. Die Pläne für die Hochbauten stammten vom Kollektiv Josef Kaiser. Zehn-, acht- und fünfgeschossige Wohnzeilen der Serie QP wurden nach einem orthogonalen System innerhalb großzügiger, durchgrünter Freiflächen angeordnet. Wegen der strikt durchgeführten Funktionstrennung von Wohn- und Zweckbauten entstand an der Einmündung von Schilling- und Berolinastraße ein Zentrum mit Restaurant, Kino und Läden. Ursprünglich gehörte auch ein Hotel dazu, das aber 1996-98 durch einen in den Proportionen angepassten Neubau für das Rathaus Mitte ersetzt wurde. Mit der Grundsteinlegung am 6. Oktober 1959 begann in der Hauptstadt der DDR der Wohnungsbau in industrialisierter Bauweise.° Der 700 Meter lange, in der außergewöhnlichen Breite von 125 Metern angelegte Straßenzug der Karl-Marx-Allee im Bereich des II. Bauabschnitts setzte den I. Bauabschnitt der "Stalinallee" im Bezirk Friedrichshain fort. Die Wohnbauten an der "Stalinallee" waren ab 1950 nach sowjetischem Vorbild, jedoch in ornamentreichen "nationalen", an den deutschen Klassizismus angelehnten Formen errichtet worden - Arbeiterpaläste, die dem herrschenden "sozialistischen" Ideal der Stalinzeit entsprachen. Der Zusammenhang zwischen den beiden Abschnitten sollte trotz der architektonischen Unterschiede gewahrt werden. Der weiträumige, aber geschlossene Straßenraum wurde fortgeführt, die Höhe der Straßen begleitenden Bauten und die Fliesenverkleidung des II. Bauabschnitts an die der älteren Bauten angeglichen. Trotzdem manifestiert sich an dieser Stelle ein grundsätzlicher Wandel der Bauauffassung in der DDR. Der II. Abschnitt ist das herausragende Beispiel für die Entstalinisierung der Architektur in den sozialistischen Ländern, die in der DDR ab 1955 betrieben wurde. Der Stil der "Nationalen Tradition" wurde durch eine konsequente Hinwendung zu industrieller Bautechnik, zu Großplattenbauweise und Einrichtung von Taktstraßen für die fließende Montage ersetzt. Haupttriebkraft für den Wechsel war der Zwang zur Steigerung von Arbeitsproduktivität und Wirtschaftlichkeit. Die DDR fand Anschluss an die internationale moderne Architektur und wollte durch die konsequente Anwendung industrieller Baumethoden eine Vorreiterrolle erringen. Die zwei Abschnitte der ehemaligen "Stalinallee" dokumentieren durch den Wandel in Architektur und Stadtplanung auch einen politischen Wandel. Der zweite Abschnitt der Karl-Marx-Allee ist sichtbarer Ausdruck eines neuen Selbstbildes der DDR der 1960er Jahre als moderne, ökonomische, rationale und fortschrittliche Gesellschaft.
- Standort
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Karl-Marx-Allee 4 & 5 & 6 & 7 & 8 & 9 & 10 & 11 & 14 & 15 & 16 & 17 & 18 & 19 & 20 & 21 & 22 & 23 & 24 & 25 & 26 & 27 & 28 & 29 & 30 & 32 & 33 & 34 & 35 & 36 & 37 & 38 & 39 & 40 & 41 & 42 & 43 & 44 & 45 & 46 & 47 & 48 & 49 & 50 & 51 & 52 / Alexanderstraße 13 & 15 & 17 & 19 & 21 & 23 & 25 & 27 & 29 & 31 & 33 & 35 / Schillingstraße, Mitte, Berlin
- Klassifikation
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Ensemble
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Entwurf: Collein, Edmund
Entwurf: Dutschke, Werner
Entwurf: Kaiser, Josef
Bauherr: Rat des Stadtbezirks Mitte
- (wann)
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1959-1965
- Letzte Aktualisierung
-
04.06.2025, 11:55 MESZ
Datenpartner
Landesdenkmalamt Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Wohnanlage; Geschäftshaus; Laden
Beteiligte
- Entwurf: Collein, Edmund
- Entwurf: Dutschke, Werner
- Entwurf: Kaiser, Josef
- Bauherr: Rat des Stadtbezirks Mitte
Entstanden
- 1959-1965
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