Bestand

Militärischer Nachlass Erwin Oßwald (Osswald), General der Infanterie, *1882 +1947 (Bestand)

1. Zur Biografie Erwin Oßwalds: Erwin Oßwald (auch Osswald) wurde am 25. Juni 1882 als Sohn des späteren württembergischen Generalleutnants Hermann Oßwald und seiner Frau Elisa in Tübingen geboren. Er wuchs in Tübingen, Stuttgart und Magdeburg auf. Vom Gymnasium wechselte er 1897 zum Kadettenkorps in Potsdam und später in die Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde. Im März 1902 trat Oßwald als Leutnant in das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 ¿Großherzog Friedrich von Baden¿ ein, das in Straßburg stationiert war. Aus Straßburg wurde er von 1908 bis 1910 als Schüler sowie später als Hilfslehrer an die Militär-Turnanstalt nach Berlin geschickt. Ferner erweiterte er seine Kenntnisse des Französischen durch Besuch eines Sprachkurses in Genf. Am 1. Oktober 1910 wechselte Oßwald an die Kriegsakademie in der Reichshauptstadt. Dort wurde er 1911 zum Oberleutnant befördert. Nach Abschluss der Ausbildung zum Generalstabsoffizier blieb Oßwald 1914 in Berlin und arbeitete in der französischen Sektion der Nachrichtenabteilung des Generalstabs des Feldheeres. Am 8. Oktober 1914 erfolgte die Beförderung zum Hauptmann. Im November 1915 entsandte die Heeresleitung Oßwald als Nachrichtenoffizier nach Sofia. Hier wirkte er zunächst als Mitarbeiter des Militärattachés und dann als Verbindungsoffizier bei der Ersten Bulgarischen Armee. Auf Bitten der bulgarischen Regierung wurde Oßwald Ende Februar 1916 abberufen. Von April bis Oktober 1916 hatte er verschiedene Kommandostellen an der Westfront inne. Im Zuge des deutschen Eingreifens auf dem rumänischen Kriegsschauplatz erfolgte ein erneuter Einsatz als Verbindungsoffizier, diesmal bei k.u.k. Streitkräften. Nach der rumänischen Niederlage wechselte Oßwald am 1. Januar 1917 zur neu aufgestellten württembergischen 26. Landwehr-Division. Im Mai desselben Jahres wurde er zur 221. Infanterie-Division versetzt. Als Erster Generalstabsoffizier (¿Ia¿) der Division war er in der Folgezeit an den schweren Kämpfen in Flandern und in der Picardie beteiligt. Am 13. September 1918 wurde er nochmals versetzt und erlebte die deutsche Kapitulation als Erster Generalstabsoffizier des VIII. Reserve-Korps.

Oßwald verblieb nach Kriegsende bei den Streitkräften. Nach einem Einsatz bei der 37. Infanterie-Division in Allenstein diente er vom 1. Oktober 1919 bis zum 30. September 1922 als Referent bei der französischen Sektion der Heeresstatistischen Abteilung (T3) im Reichswehrministerium. Am 1. Oktober 1922 wurde er Kompaniechef in Marburg, wo man ihn 1923 zum Major beförderte. In dieser Funktion leitete Oßwald Kurse für ehemalige Offiziere, die als Fortbildungen für Reichswehrangehörige getarnt waren. Im Oktober 1924 ging er als Ausbilder für angehende Generalstabsoffiziere (¿Führergehilfenlehrgänge¿) zur 1. Division der Reichswehr nach Königsberg. Von dort wurde er im Oktober 1927 zum in Ulm stationierten III. Bataillon des 13. Infanterie-Regiments versetzt, dessen Führung er am 1. Januar 1928 übernahm. Als Bataillonskommandeur erlangte Oßwald 1929 die Beförderung zum Oberstleutnant. In der Folgezeit wurde er erneut im Reichswehrministerium eingesetzt: Vom 1. Februar 1930 bis zum 28. Februar 1933 leitete er die ¿Allgemeine Abteilung¿. In Berlin verfasste Oßwald u.a. auch einige Stellungnahmen für das vom Reichsarchiv herausgegebene Werk ¿Der Weltkrieg 1914¿1918¿. Am. 1. Oktober 1931 wurde er Oberst. Ab dem 1. März 1933 war Oßwald als Infanterieführer V für die taktische Führung der Infanterie-Regimenter der 5. Division zuständig. In dieser Funktion wurde er zum Generalmajor befördert. Vom 1. Oktober 1934 bis zum 8. März 1936 war Oßwald Wehrersatzinspekteur in Kassel. Mit der Ernennung zum Generalleutnant folgte dann die Versetzung nach Gießen, wo Oßwald bis November 1938 als Kommandeur der 9. Division arbeitete. Aus Hessen ging er im Dezember 1938 zum Generalkommando des V. Armeekorps in Stuttgart. Hier wurde Oßwald als stellvertretender kommandierender General mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Befehlshaber im Wehrkreis V. Am 1. Oktober 1940 erfolgte die Beförderung zum General der Infanterie. Seinen Abschied nahm Oßwald am 31. August 1943. Erwin Oßwald starb am 12. April 1947 in Stuttgart.

2. Zum Nachlass Erwin Oßwalds: Der Nachlass Erwin Oßwalds besteht zum größten Teil aus Handakten, die Oßwald während seiner Militärdienstzeit geführt hat. Der Gehalt dieser Akten ist recht unterschiedlich. Ein nicht unerheblicher Teil der während des Ersten Weltkriegs entstandenen Archivalien besteht aus militärischen Karten und Skizzen. Die überlieferten Akten aus der Zwischenkriegszeit enthalten viele Unterlagen zur Planung und Durchführung von Manövern und sonstigen militärischen Übungen. Aus den Jahren 1940 bis 1943 ist die umfangreiche Korrespondenz Oßwalds, v.a. mit anderen Generalen und Frontoffizieren, erhalten. Ergänzt werden die nahezu ausschließlich dienstlichen Dokumente durch Oßwalds Tagebücher (1914¿1943) sowie einen eigenhändig geschriebenen 24-seitigen Lebenslauf. Zwischen Mai und Oktober 1943 gab Oßwald seinen Nachlass an das Heeresarchiv Stuttgart ab. Eine erste Verzeichnung der Unterlagen erfolgte im Dezember 1943 durch Regierungsoberinspektor Wöhrle. Dieser sortierte die Archivalien in chronologischer Reihenfolge und ordnete sie den einzelnen Stationen in der militärischen Laufbahn Oßwalds zu, ohne umfangreiche Sammelmappen aufzulösen oder hinreichend zu erschließen. Zur Verzeichnung von Dokumenten, die Oßwald im Januar 1944 nachreichte, darunter seine Tagebücher und der Nachlass seines Vaters Hermann, kam Wöhrle nicht mehr. Diese später abgegebenen Unterlagen firmierten in der Folgezeit als ¿Notizen und sonstiger Schriftwechsel¿ aus den Jahren 1939 bis 1943. Die Neuerschließung des Bestandes erfolgte im September 2013 durch den Archivreferendar Gregor Patt unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle. Im Zuge der Neuverzeichnung erwies es sich als sinnvoll, an der chronologischen Gliederung festzuhalten; diese war jedoch in einigen Punkten zu präzisieren. Fehlerhafte Zuweisungen einzelner Archivalien konnten korrigiert werden. Die nachträglich abgelieferten Unterlagen und die bislang weitgehend ungeordneten Akten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs wurden Oßwalds Einsatzgebieten zugeordnet. Alle Titelaufnahmen wurden überarbeitet und um Enthält-Vermerke ergänzt. In einigen Fällen war es erforderlich, die umfangreichen Sammelmappen aufzulösen. Der Nachlass von Oßwalds Vater Hermann (1852¿1914) wurde abgetrennt. Er wird jetzt unter der Signatur M 660/333 aufbewahrt. Der Bestand M 660/291 umfasst nunmehr 138 Büschel (2,22 lfd.m).

3. Quellen- und Literaturhinweise: Quellen M 430/2 Bü 1573 Personalakte Erwin Oßwald (bis 1918) M 703 R189N12 Porträtaufnahme Erwin Oßwald (1939) Akten zu Dienststellen und Einheiten, in denen Oßwald zwischen 1914 und 1943 eingesetzt war, finden sich außer im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv. Von Interesse ist vor allem ein kurzer Abriss über die militärische Laufbahn Oßwalds, der hier als Teil der Sammlung 'Ottomar Krug' unter der Signatur MSG 109/1922 aufbewahrt wird. Die Personalakte Oßwalds aus seiner Zeit als Reichswehr- und Wehrmachtssoldat ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Literatur Keilig, Wolf: Die Generale des Heeres, Friedberg 1983, S. 248 Stuttgart, im November 2013 Dr. Wolfgang Mährle Gregor Patt

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/291
Umfang
138 Büschel (2,22 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1902-1944

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1902-1944

Ähnliche Objekte (12)