Bestand
Oberpräsidium Münster (Bestand)
Dienststellenverwaltung,
Provinzialrat und Bezirksausschüsse: Organisation von Verwaltung
und Geschäftsgang (u.a. Tagebücher 1817-1925, Verwaltungs- und
Zeitungsberichte der Regierungen Arnsberg, Minden, Münster
1815-1918) (1667-) 1814-1946 (ca. 300); Personalangelegenheiten
(1775-) 1806-1949 (ca. 380); Kassen- und Rechnungswesen 1818-1950
(58); Hausverwaltung 1836-1948 (71); Provinzialrat und
Bezirksausschüsse (Wahlen, Sitzungen) 1887-1944 (13). Reichs-,
Staats-, Hoheits- und Kommunalangelegenheiten: Reichs-, Staats- und
Hoheitsangelegenheiten (u.a. Wahlen) (1445-) 1765-1942 (394);
Staatsangehörigkeit 1813-1946 (44); Standesamtsangelegenheiten
1831-1911 (42); Ehrungen, Orden, Titel, Wappen (1713) 1812-1946
(221); Enteignungen 1858-1935 (3); provinzialständische
Angelegenheiten (u.a. Provinziallandtagswahlen) (1774-1794)
1815-1940 (160); Kreise (1753, 1804) 1816-1945 (157); Städte,
Landgemeinden, Ämter (1332-) 1814-1946 (296). Polizei, Justiz und
Militär: Politische Polizei (u.a. Überwachung von Ausländern,
Parteien, Veranstaltungen, Presseorganen, Kirchen; Streiks;
Revolution 1848; Ausnahmezustand 1920) (1788-) 1814-1946 (295);
Kriminalpolizei (u.a. Fahndung, Zigeuner- und Vagabundenwesen,
Diebstahl, Sitte, Glücksspiel) 1811-1946 (36); Schutzpolizei (u.a.
Organisation, Personalia, Einsatz, Gendarmerie und besondere
Polizeigliederungen, Katastrophen- und Luftschutz) 1809-1945 (124);
Fliegerstaffel der Sicherheitspolizei / Luftpolizei (u.a.
Organisation, Ausbildung, Einsatz) 1919-1934 (197); ordentliche,
freiwillige und Verwaltungsgerichtsbarkeit, Rechtspflege und
Strafvollzug (1794-) 1814-1946 (82); Militärverwaltung,
Dienstpflicht, Friedensleistungen, Einsatz, Manöver, Militärvereine
1810-1949 (255); Chef der Zivilverwaltung (Organisation und
Geschäftsbetrieb, Maßnahmen im Bereich Polizei, Wirtschaft,
Versorgung) 1935-1940 (85); Reichsverteidigungskommissar (a.u.
Mobilmachung, Luftschutz, Einsatz von Arbeitskräften, auch
Zwangsarbeit, ”ASZ“-Maßnahmen, UK-Stellungen) 1933-1945 (210).
Land- Forst- und Wasserwirtschaft: Landwirtschaft (u.a. Verwaltung,
Finanzen und Meliorationsfonds, Statistik, Kredit-,
Genossenschafts- und Versicherungswesen, Schulen, Kammern und
Vereine, Acker-, Obst- und Gemüseanbau, Viehzucht, Naturschutz)
(1787) 1813-1950 (451); Forstwirtschaft und Jagd (1731) 1804-1950
(57); Fischerei 1854-1949 (41); Landeskultur (u.a. Organisation,
Gütervererbung, Ablösungen, Markenteilungen, Siedlungswesen) (1785)
1815-1950 (90); Landesplanungsgemeinschaft 1936-1945 (5);
Wasserwirtschaft (u.a. wasserwirtschaftliche Fonds, Meliorationen,
Wasserversorgung und Kanalisation, Wasserwirtschaftsverbände)
(1770-) 1816-1948 (338). Wirtschaft: Industrie und Arbeiter
(-organisationen) (1707-) 1813-1946 (107); Gewerbe (1785-)
1814-1945 (134); Handwerk 1810-1942 (94); Gewerbeaufsicht 1811-1943
(98); Bergbau und -organisationen (1555-) 1814-1940 (177); Handel
(1761-) 1814-1945 (93); Banken und Sparkassen (1802-) 1813-1945
(186); Versicherungen (1718) 1807-1944 (67); Zwangswirtschaft im
Ersten Weltkrieg (u.a. Bevölkerungsversorgung, Handel, Preisbildung
und -überwachung) 1914-1928 (288). Verkehr und Post; Bau; Steuern
und Zölle; Statistik und Eichwesen: Straßenverkehr und -bau (1775)
1814-1946 (110); Eisenbahnen 1820-1937 (224); Flüsse, Kanäle,
Schifffahrt (1299-) 1805-1946 (212); Flugverkehr, Flugüberwachung
1918-1937 (214); Post, Telegrafen- und Fernsprechwesen 1814-1932
(14); Bauverwaltung und -aufsicht, Wohnbauförderung (1794-)
1813-1945 (55); Wiederaufbau 1945-1948 (3); Steuern und Zölle
1811-1945 (41); Finanzstatistik 1805-1945 (41); Münzen, Maße und
Gewichte 1805-1946 (26). Medizinalwesen, Fürsorge und Wohlfahrt,
Arbeitsvermittlung: Medizinalwesen (Behörden und Personal,
Sanitäts- und Rettungswesen, medizinische Aufgaben, sanitäre und
Lebensmittelkontrolle, medizinische Einrichtungen, Apotheken
1809-1946 (513); Jugendfürsorge und Zwangserziehung (u.a.
Kindergärten, Waisenhäuser, Sport, Landjahr) 1819-1943 (135);
Armenfürsorge, Asyle 1814-1945 (70); Arbeitsvermittlung (u.a.
Organisation, Beschaffung, Arbeitsbücher) 1855-1946 (62);
Hilfsmaßnahmen (u.a. Kollekten, Lotterien, Stiftungen) (1581-)
1813-1946 (168). Kirchen, Schulen, Juden: Kirchenverfassung und
-organisation (1721-) 1813-1946 (80); kirchliches Wirken (u.a.
Kulturkampf 1873-1904) (1629-) 1813-1940 (177); Geistliche und
Kirchenbedienstete (1606-) 1785-1942 (172); kirchliche
Einrichtungen, Kirchenbücher 1817-1926 (21); Finanzen (1623)
1816-1943 (98); Besetzung evangelischer Pfarrstellen (1707)
1814-1920 (7); desgleichen katholischer Pfarrstellen (1275) 1666,
1791-1928 (696); Höhere Schulen (1706-) 1818-1946 (57); Volks- und
Mittelschulen (1783-) 1815-1946 (82); Lehrer (1606) 1816-1946
(105); Juden (1708-) 1814-1937 (15). Wissenschaft und Kunst:
Universitäten (insbes. Universität Münster bzw. Königliche Akademie
Münster), Studienfonds, Publikationen, Vereine für Wissenschaft und
Kunst (1778-) 1807-1946 (198); Archive, Bibliotheken, Museen
1803-1945 (79); Kunst (u.a. Akademien und Ausstellungen, Künstler)
1821-1946 (31); Kulturpflege (u.a. Theater, Film und Funk,
Gesangs-, Schützen-, Geselligkeitsvereine) (1667) 1827-1946 (93);
Denkmalpflege (1313, 1770) 1815-1946 (141); Naturschutz 1874-1940
(14).
Bestandsgeschichte: 1815
eingerichtet, am 1. August 1816 Tätigkeit aufgenommen. Vertretung
der obersten Staatsbehörden und allgemeine Oberaufsicht über die
Provinzialbehörden; unmittelbare Verwaltung der die gesamte Provinz
betreffenden Angelegenheiten sowie der ständischen und
Provinziallandtagssachen. In der Folge erhebliche Erweiterung der
Zuständigkeiten als Zwischeninstanz zwischen Ministerien und
Bezirksregierungen. Leitung bzw. Oberaufsicht über: Regierungen,
Provinzialschulkollegium, Konsistorium, Landeskulturamt (bis 1919
Generalkommission), Provinzialverband, Rentenbanken, Eichdirektion,
Wasserstraßendirektion, Wasserbeirat, Medizinalkollegium (nach 1921
gerichtsärztlicher Ausschuss), öffentliche Lebens- und
Feuerversicherungsanstalten und berufsständische
Provinzialverbände, Landwirtschafts-, Ärzte-, Apotheker-,
Tierärzte-, Handwerks-, Industrie- und Handelskammer(n). Dazu eine
Reihe von Angelegenheiten besonders überwiesen; zum Beispiel:
Genehmigung von Apotheken, gemeinnützigen Anstalten, öffentlichen
Kollekten, Sparkassen- und Synagogensatzungen, Ernennung der
Amtmänner, Wahrnehmung der Rechte des Staates gegenüber den
Kirchen, gesundheitspolizeiliche und zum Teil Schulaufsicht über
die Provinzialanstalten; weiter durch das ”Oberpräsidentengesetz“
vom 15.12.1933: Aufgaben und Zuständigkeiten des
Provinzialausschusses, des Landeshauptmanns, der
Provinzialkommissionen und -kommissare. Chef der Zivilverwaltung:
eingerichtet 1936 in Personalunion mit dem Oberpräsidenten; als
Dienststelle des Armee-Oberkommandos (A.O.K. 5) im Kriegsfall
zuständig für die Leitung der gesamten Zivilverwaltung eines
zugewiesenen Operationsgebietes (besonders Sicherheit der
Bevölkerung, Sicherstellung der Versorgung).
Reichsverteidigungskommissar: am 1. September 1939 Einrichtung von
Reichsverteidigungsbezirken auf Grundlage der Wehrkreise und
Ernennung von Gauleitern zu Reichsverteidigungkommissaren (RVK) für
die zivile Reichsverteidigung. Im Wehrkreis VI Einsatz des
rheinischen Oberpräsidenten und Gauleiters Josef Terboven mit
Oberpräsidium Münster als geschäftsführender Behörde, 1942
geographische Angleichung der Reichsverteidigungsbezirke an die
Grenzen der Gaue und Ernennung des jeweiligen Gauleiters zum
Reichsverteidigungskommissar. Auf Anordnung des britischen
Militärgouverneurs vom 30. Mai 1945 Wiederauf- und Umbau des
Oberpräsidiums. Durch den am 19. September 1945 von der
Militärregierung genehmigten Organisationsplan Einrichtung einer
Provinzialregierung mit neun Generalreferaten (Inneres, Wirtschaft,
Arbeit, Kultus, Wohlfahrt, Verkehr, Finanzen, Ernährung,
Wiederaufbau); nach Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen am 17.
Juli 1946 und Konstituierung von Landtag und Landesregierung
Auflösung der Provinzialregierung durch Verordnung vom 20. Oktober
1946.
Form und Inhalt:
Behördengeschichte
Nachdem als Ergebnis des
Wiener Kongresses die rheinischen und westfälischen Gebiete 1815
fest an Preußen übergegangen waren, führte der neue Landesherr die
Oberpräsidien als oberstes Verwaltungsorgan der preußischen
Provinzen ein. (Die zwischenzeitliche Einführung des
Oberpräsidentenamtes in etwas anderer Form zwischen 1808-1810 im
Zuge der preußischen Reformen sei hier vernachlässigt.) Formell
wurde das Amt durch die ”Verordnung wegen verbesserter Einrichtung
der Provinzialbehörden“ von 1815 geschaffen und in der Folge durch
weitere Rechtsverordnungen in seinen Aufgaben beschrieben und
erweitert. Für die Provinz Westfalen lag der Sitz des
Oberpräsidiums und damit auch des Oberpräsidenten in Münster.
Der Oberpräsident sollte als ständiger Kommissar
der Berliner Regierung in der Provinz koordinierenden Einfluss auf
die Verwaltung ausüben. Er war insbesondere für die unmittelbare
Verwaltung der die gesamte Provinz betreffenden Angelegenheiten
zuständig und wirkte als Vertretung der obersten Staatsbehörden in
Westfalen. Durch die Verordnung von 1815 wurden dem Oberpräsidenten
die Leitung der Angelegenheiten des Kultus, des öffentlichen
Unterrichts und des Medizinalwesens übertragen. Außerdem führte der
Oberpräsident die Oberaufsicht über die Regierungen, wobei er
formell nicht in die Detailverwaltung der Regierungspräsidenten
eingreifen durfte. In Personalunion war der Oberpräsident ebenfalls
Regierungspräsident seines Amtssitzes, also der Regierung Münster
und wurde vom König ernannt. Zu seinen Kompetenzen gehörte das
Erlassen von notwendigen Militär- und Sicherheitsmaßregeln in
seiner Provinz. Zudem hatte er für die Einheitlichkeit der
Verwaltungsführung zu sorgen. Gegenüber den Ministerien vertrat der
Oberpräsident die Interessen seiner Provinz und war außerdem
Mitglied im Staatsrat und damit beratend an der Gesetzgebung
beteiligt.
In den Jahren 1817 und 1825
wurden die Aufgaben des Oberpräsidenten in zwei Dienstinstruktionen
verfeinert und präzisiert. So übernahm er unter anderem die Leitung
des Konsistoriums, des Provinzialschulkollegiums und des
Medizinalkollegiums (nach 1921: gerichtsärztlicher Ausschuss). Die
Funktion der Leitung und Oberaufsicht hatte der Oberpräsident zudem
bezüglich folgender Behörden und Einrichtungen inne:
··Landeskulturamt (bis 1919: Generalkommission)
·Provinzialverband
·Rentenbanken
·Eichdirektion
·Wasserstraßendirektion
·Wasserbeirat
·Öffentliche Lebens- und
Feuerversicherungsanstalten
·Berufsständische
Provinzialverbände
·Landwirtschafts-, Ärzte-,
Apotheker-, Tierärzte-, Handwerks-, Industrie- und
Handelskammern
Zudem war der Oberpräsident
in einer Reihe von Angelegenheiten für verschiedene staatliche
Handlungen zuständig wie z.B. der Genehmigung von Apotheken,
gemeinnützigen Anstalten oder Sparkassen- und Synagogensatzungen,
der Ernennung der Amtmänner sowie der Wahrnehmung der Rechte des
Staates gegenüber den Kirchen. Nach Einrichtung der
Provinzialstände bzw. des Provinziallandtags übernahm der
Oberpräsident außerdem das Amt des Landtagskommissars und vertrat
dort die obersten Staatsbehörden. Das Oberpräsidium fungierte
ebenfalls als Beschwerdeinstanz gegen Maßnahmen der
Regierungen.
Die Personalunion zwischen dem
Oberpräsidenten und dem Regierungspräsidenten wurde aufgrund der
Fülle der Aufgaben 1883 aufgehoben, so dass das Oberpräsidium sich
zu einer echten Mittelinstanz zwischen den Ministerien und den
Regierungspräsidien entwickelte. Ebenfalls 1883 wurde der
Provinzialrat als unterstützendes Gremium der allgemeinen
Landesverwaltung gegründet, dessen Vorsitz der Oberpräsident
führte.
Im Sinne der Gleichschaltung und des
Führerprinzips wurde dem Oberpräsidenten durch Auflösung des
Provinziallandtags ab 1933 die oberste Leitung der provinziellen
Selbstverwaltung übertragen. Konkret hatte der Oberpräsident seit
dem sogenannten ”Oberpräsidentengesetz“ vom 15. Dezember 1933 die
Aufgaben und Kompetenzen des Provinzialausschusses, des
Landeshauptmanns, der Provinzialkommissionen und -kommissare inne.
Ein Jahr später machte man den Oberpräsidenten zum ständigen
Vertreter der Reichsregierung in der Provinz.
Nach Ende
des Krieges ordnete der britische Militärgouverneur am 30. Mai 1945
zunächst den Wiederaufbau und teils den Umbau des Oberpräsidiums
an. Erst nachdem die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen am 17.
Juli 1946 sowie die Konstituierung des Landtags und der
Landesregierung erfolgt war, wurde das Amt des Oberpräsidenten
durch Verordnung vom 20. Oktober 1946 beseitigt.
Das Amt
des Oberpräsidenten in der Provinz Westfalen hatten folgende
Personen inne:
··1816-1844: Ludwig von Vincke
·1845-1846: Eduard von Schaper
·1846-1850: Eduard
von Flottwell
·1850-1871: Franz von Duesberg
·1871-1882: Friedrich von Kühlwetter
·1883-1889:
Robert Eduard von Hagemeister
·1889-1899: Conrad von
Studt
·1899-1911: Eberhard von der Recke von der
Horst
·1911-1919: Karl Prinz von Ratibor und
Corvey
·1919-1922: Bernhard Wuermeling (Zentrum)
·1922-1933: Johannes Gronowski (Zentrum)
·1933-1938: Ferdinand von Lüninck (DNVP)
·1938-1945: Alfred Meyer (NSDAP)
·1945-1946: Rudolf
Amelunxen (Zentrum)
Bestandsgeschichte
Formale Angaben zum Bestand
Der Umfang
des Bestandes, der formal aus Sachakten besteht, beläuft sich auf
insgesamt 3122 Archivkartons bzw. auf 9676 Verzeichnungseinheiten.
Die Laufzeit des Bestandes erfasst mit Vorlaufzeiten ungefähr die
Zeiträume (1275-1666) und 1765-1950, wobei die Überlieferung des
Oberpräsidiums als Behörde im eigentlichen Sinne erst mit der
Gründung 1815/16 beginnt.
Alle Akten des Oberpräsidiums
sind voll erschlossen, wobei die Verzeichnung zu verschiedenen
Zeiten (demnach auch in unterschiedlichem Stil) erfolgt ist und im
Laufe der Zeit erweitert, überarbeitet und ergänzt worden ist.
Viele Verzeichnungseinheiten sind allerdings noch im älteren Stil
und inhaltlich sehr flach erschlossen. Einzelne Akten, vornehmlich
die NS-Zeit abbildend, wurden und werden inhaltlich tiefer
erschlossen und den modernen Verzeichnungsstandards angepasst. Die
letzte Neuverzeichnung von ca. 70 Akten erfolgte im April 2017 und
bestand aus einem Konvolut ehemals von Schimmel befallener Akten
des Oberpräsidenten als Universitätskurator, die durch das
technische Zentrum des Landesarchivs restauriert wurden und damit
die Benutzbarkeit wiederhergestellt wurde. Ein weiterer Zuwachs
ist, bis auf versprengte Einzelstücke, nicht zu erwarten.
Die Erschließung des Bestandes fand zunächst in mehreren
analogen bzw. später retrokonvertierten Findbüchern statt, die nach
inhaltlichen Verwaltungsbereichen des Oberpräsidenten abgegrenzt
waren. Folgende Einzelfindbücher wurden im Laufe der Zeit zum
Bestand Oberpräsidium Münster angelegt:
··Dienststellenverwaltung, Provinzialrat,
Bezirksausschüsse
·Reichs-, Staats-, Hoheits-,
Kommunalangelegenheiten
·Polizei, Justiz, Militär
·”Chef der Zivilverwaltung“,
”Reichsverteidigungskommissar“
·Land-, Forst-,
Wasserwirtschaft
·Wirtschaft
·Verkehr und
Post, Bau, Steuern und Zölle, Statistik und Eichwesen
·Medizinalwesen, Fürsorge und Wohlfahrt,
Arbeitsvermittlung
·Kirchen, Schulen, Juden
·Wissenschaft und Kunst
Diese
Einzelfindbücher wurden 2016 zu einem Gesamtfindbuch
zusammengeführt. Dies trug zunächst die Findbuchnummer ”B 120“, bis
im Zuge der Beständebereinigung 2017 als neue Bestands- und
Findbuchsignatur ”K 001“ festgelegt wurde.
Die Benutzung
der Akten richtet sich nach dem Archivgesetz NRW und der
Archivnutzungs- und Gebührenordnung NRW. Lediglich folgende zwei
Akten unterliegen noch personenbezogenen Schutzfristen und sind
daher zurzeit nur mit Sondergenehmigung einsehbar:
··K
001/Oberpräsidium Münster, Nr. 7720 (bis 2029)
·K
001/Oberpräsidium Münster, Nr. 8040 (bis 2021)
Die restlichen Schutzfristen sind bereits abgelaufen, so dass
eine reguläre Benutzung möglich ist. Ungeachtet dessen sind stets
die Rechte Dritter zu beachten.
Inhaltliche Angaben zum
Bestand
Inhaltlich decken die Akten des Bestandes die
oben beschriebenen Aufgabenfelder des Oberpräsidenten ab; zuzüglich
Akten zur Dienststellen- und Personalverwaltung des
Oberpräsidiums.
Darüber hinaus befinden sich Akten im
Bestand, die der westfälische Oberpräsident als Inhaber eines
anderen Amtes in Personalunion angelegt hat und die damit über das
klassische Aufgabenspektrum eines Oberpräsidenten hinausgehen.
Dasselbe trifft auf Akten zu, die im Oberpräsidium als
geschäftsführende Behörde eines gesonderten Amtes verwaltet wurden.
Diese Sonderfälle sollen im Folgenden kurz dargestellt
werden.
Im Klassifikationspunkt ”2“ des Findbuchs sind
die Akten des ”Chefs der Zivilverwaltung“ erschlossen, die einen
Teil des Bestandes ausmachen. Dieses Amt wurde 1936 als
Dienststelle des Armee-Oberkommandos (A.O.K.) geschaffen und war im
Kriegsfall für die Leitung der gesamten Zivilverwaltung in dem ihm
zugewiesenen Operationsgebiet verantwortlich. Konkret kümmerte sich
der Chef der Zivilverwaltung um die Sicherheit der Bevölkerung und
die Sicherstellung der Versorgung. Der Oberpräsident von Westfalen
wurde 1936 zum ”Chef der Zivilverwaltung Ruhrgebiet“ oder auch in
Kurzform ”Chef der Zivilverwaltung Ruhr“ bestimmt, so dass im
Oberpräsidium Münster die Akten, die im Zuge der Aufgabenerledigung
des Chefs der Zivilverwaltung entstanden waren, verwahrt wurden und
schließlich an das damalige Staatsarchiv abgegeben wurden.
Grundsätzlich handelt es sich beim Chef der Zivilverwaltung und dem
Oberpräsidium aber um zwei getrennte Behörden, die nur durch die
Personalunion des Oberpräsidenten miteinander verbunden waren (s. K
001/Oberpräsidium Münster, Nr. 5235, Bl. 54). Da die Zuständigkeit
des Chefs der Zivilverwaltung Ruhr sich auch auf das Rheinland
erstreckte, lassen sich in diesen Akten auch außerwestfälische
Betreffe aus dem Themenbereich der Zivilverwaltung
recherchieren.
Ähnlich verhält es sich mit den Akten des
”Reichsverteidigungskommissars“ (Klassifikationspunkt ”3“). Das Amt
des Reichsverteidigungskommissars wurde von Adolf Hitler zum
Ausbruch des Krieges per Verordnung vom 01. September 1939
geschaffen. Ebenso wurden auf Grundlage der Wehrkreise
Reichsverteidigungsbezirke eingerichtet und die Gauleiter zu
Reichsverteidigungskommissare ernannt, um die zivile
Reichsverteidigung zu organisieren. Im Wehrkreis VI (Münster)
füllte der rheinische Oberpräsident und Gauleiter Josef Terboven
dieses Amt aus, wobei das Oberpräsidium Münster die
geschäftsführende Behörde darstellte und die Akten auf diesem Wege
in den hier beschriebenen Bestand gelangten. Auch hier ist der
Sprengel des Reichsverteidigungskommissars nicht deckungsgleich mit
dem des westfälischen Oberpräsidenten, sondern erstreckt sich auf
den Wehrkreis VI und bezieht damit ebenfalls das Rheinland mit
ein.
Eine weitere Sonderaufgabe des westfälischen
Oberpräsidenten, die sich als Aktenüberlieferung in diesem Bestand
niederschlägt, ist die des Universitätskurators der Universität
Münster. Der Kurator war die Behörde der staatlichen
Universitätsverwaltung und übte als Vertreter des
Wissenschaftsministers vor Ort die Aufsicht über die Universität
aus. Zu den Aufgaben des Kurators gehörte insbesondere die Finanz-,
Personal- und Vermögensverwaltung der Universität sowie ihre
Vertretung bei Rechtsgeschäften und Rechtsstreitigkeiten. Seit der
Einrichtung der preußischen Provinzen übernahm der Oberpräsident
der Provinz Westfalen das Amt des Universitätskurators. Hier
bestand demnach eine Personalunion, die bis einschließlich 1922
ausgeübt wurde (s. auch Beständeübersicht des Universitätsarchivs
Münster, Stand: Juni 2017, S. 13). Unter den im Bestand enthaltenen
Akten des Universitätskurators der Universität Münster befindet
sich auch ein Konvolut von 73 Akten, die nach Schimmelbefall
restauriert werden mussten (wie bereits oben erwähnt). Die
Lesbarkeit der Akten ist daher teils sehr eingeschränkt.
Im Falle der Schul- und der
Medizinalangelegenheiten ist noch zu bedenken, dass zur Verwaltung
dieser Angelegenheiten eigene Behörden gegründet wurden, dessen
Vorsitz der Oberpräsident innehatte. Aus diesem Grund ist die
spezielle Überlieferung für den Schul- und Medizinalbereich auf
Ebene des Oberpräsidiums in den folgenden beiden Beständen zu
suchen:
··K 056/Medizinalkollegium Münster
··P 101/Provinzialschulkollegium Münster
Münster, September 2020
Cordula Rehr
- Bestandssignatur
-
K 001
- Umfang
-
9.685 Akten.; 9680 Akten (3104 Kartons), Findbuch K 001, Bde. 1-9 mit Konkordanz.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 3. Behörden und Einrichtungen des Staates und der Selbstverwaltung nach 1816 >> 3.1. Innere Verwaltung (K) >> 3.1.1. Oberpräsidium >> 3.1.1.1. Oberpräsidium Münster
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Robert Hue de Grais, Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reiche. Seit 1881 in mehreren Auflagen erschienen; Fritz Hartung, Der Oberpräsident, in: Staatsbildende Kräfte der Neuzeit, 1961; Dietrich Wegmann, Die leitenden staatlichen Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen, Münster 1969; Karl Teppe, Provinz - Partei - Staat. Zur provinziellen Selbstverwaltung im dritten Reich untersucht am Beispiel Westfalens, Münster 1977; Walther Hubatsch (Bearb.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Bd. 8: Westfalen, Marburg 1980; Karl Teppe, Der Reichsverteidigungskommissar. Organisation und Praxis in Westfalen, in: Dieter Rebentisch u. Karl Teppe (Hgg.), Verwaltung contra Menschenführung im Staate Hitlers, Göttingen 1986, S. 278-301; Manfred Wolf, Oberpräsidium der Provinz Westfalen [Findbuch]. Polizei, Justiz, Militär, Chef der Zivilverwaltung, Reichsverteidigungskommissar, Münster 1991; Dietrich Schedensack, Chronik der Wasserwirtschaftsverwaltung 1859-1952. Von der meliorationstechnischen Planstelle beim Oberpräsidium Münster zum Wasserwirtschaftsamt Münster, hg. v. Staatlichen Umweltamt Münster, o.O. [Münster] 1995.
··Hartung, Fritz: Der Oberpräsident, in: Ders. (Hrsg.): Staatsbildende Kräfte der Neuzeit, 1961, S. 275-344 (Studien zur Geschichte der preußischen Verwaltung. Dritter Teil).
·Hubatsch, Walther (Bearb.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Bd. 8: Westfalen, 1980.
·Hue de Grais, Robert: Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reiche (seit 1881 in mehreren Auflagen erschienen).
·Leesch, Wolfgang: Die Verwaltung der Provinz Westfalen 1815-1945. Struktur und Organisation, 1993 (= Beiträge zur Geschichte der preußischen Provinz Westfalen, Bd. 4).
·Teppe, Karl: Provinz - Partei - Staat. Zur provinziellen Selbstverwaltung im dritten Reich untersucht am Beispiel Westfalens, 1977.
·Teppe, Karl: Der Reichsverteidigungskommissar. Organisation und Praxis in Westfalen, in: Dieter Rebentisch und Karl Teppe (Hrsgg.): Verwaltung contra Menschenführung im Staate Hitlers, 1986, S. 278-301.
·Wegmann, Dietrich: Die leitenden staatlichen Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen, 1969.
·Weisser, Ansgar: Der Oberpräsident, in: Internet-Portal ”Westfälische Geschichte“ des LWL, [Zugriff: 10.07.2017].
·Wolf, Manfred: Oberpräsidium der Provinz Westfalen. Polizei, Justiz, Militär [Findbuch], 1991.
- Bestandslaufzeit
-
(1275-) 1666, 1765-1950
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1275-) 1666, 1765-1950