Bestand
Badische Volkspartei (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Badische Volkspartei (BVP) wurde am 5. Juni
1959 in Karlsruhe gegründet. Sie sollte mit
politisch-parlamentarischen Mitteln die Auflösung des seit 1952
bestehenden Landes Baden-Württemberg und die Wiederherstellung
eines selbständigen Landes Baden betreiben. Als christlich soziale
Volkspartei stand sie unter dem Schutz der Badischen
Zentrumspartei. Ihre Ziele deckten sich mit denen des Heimatbundes
Badenerland, mit dem sie auch zum Teil personell verquickt war.
Nach dem Volksentscheid für den Fortbestand des Landes
Baden-Württemberg im Jahr 1970 lösten sich beide Vereine auf.
In den Jahren 1997/98 übergaben Robert Albiez,
Gründungsvorsitzender der BVP, und Landesgeschäftsführer Heinz Dörr
dem Generallandesarchiv Schriftgut der BVP.
Weitere
Stücke gelangten 2021 und 2023 als Geschenk von Heinz Dörr bzw.
Frau Monika Dörr, Überlingen, in das Generallandesarchiv; der
Zugang 2014-50 wurde 2022 von Dr. Peter Exner in den Bestand
integriert (Nummern 203-212).
Inhalt und
Bewertung
Gründung und Sitzungen.-
Finanzen.- Korrespondenz mit Mitgliedern, anderen Vereinen und
Parteien zu Wahlen, Volksabstimmungen, Parteitagen,
Veröffentlichungen.- Interne und öffentliche Informationen.-
Heimatbund Badenerland.- Robert Albiez.- Leo Wohleb.-
Zeitungsausschnitte zur Badenfrage.- Überlieferung zur BVP in
anderen Archiven
Geschichte der Badischen
Volkspartei: Die Badische Volkspartei (BVP) wurde am 5. Juni 1959
in Karlsruhe gegründet, um auf politisch-parlamentarischem Weg die
Auflösung des seit 1952 bestehenden Südwest-Staates und die
Wiederherstellung des Landes Baden zu betreiben. Sowohl personell
als auch inhaltlich ergaben sich dadurch Überschneidungen zum
Heimatbund Badenerland (gegründet 1952; Bestand des
Generallandesarchivs Karlsruhe: 69 Heimatbund Badenerland), der
sich für die gleichen Ziele vorrangig beim Volksbegehren 1956 und
beim Volksentscheid 1970 engagierte. Die Gründung der BVP, die sich
überwiegend aus dem CDU-nahen Lager rekrutierte, verursachte beim
Ordinariat in Freiburg und der badischen CDU erhebliche Irritation.
Mitglieder der BVP traten bei den Gemeinderatswahlen 1959 mit nur
geringem Erfolg an. Für die Landtagswahl 1960 wurde am 6. Mai ein
Bündnis mit der Deutschen Partei (DP) geschlossen. Bei dieser Wahl
am 15. Mai 1960, bei der u.a. die Witwe des ehemaligen (süd-)
badischen Ministerpräsidenten Leo Wohleb für die BVP kandidierte,
erreichte die DP (BVP) in Südbaden 4,3% (Freiburg-Stadt 9,2%) und
in Nordbaden 1,8%. Nach der Durchführung des zweiten
Volksentscheids 1970, in dem die Bürger für das Fortbestehen
Baden-Württembergs votiert hatten, löste sich die BVP ebenso wie
der Heimatbund Badenerland auf. Der erste Vorsitzende der BVP war
Robert Albiez, dem 1960 bis zur Auflösung Dr. Karl Glunk folgte.
Landesgeschäftsführer der Partei war von 1959 bis 1970 Heinz
Dörr.
Bestandsgeschichte: Die hier
erschlossenen Unterlagen wurden 1997 und 1998 dem
Generallandesarchiv Karlsruhe von Robert Albiez in mehreren
Lieferungen übergeben. Er hatte seinerseits einen Teil des
Materials von Heinz Dörr, dem Landesgeschäftsführer der BVP
erhalten, um seine Darstellung der Geschichte der BVP erarbeiten zu
können, die dann in Albiez / Glunk / Grund (Hg.), Der überspielte
Volkswille - vgl. unten Literatur - erschienen ist. Weiteres
Material mit ergänzenden Unterlagen aus Nachlässen ehemaliger
BVP-Führungskräfte ist bekannt. Die Übergabe dieser Unterlagen an
das Archiv wurde angekündigt, ist aber noch nicht absehbar. Sie
werden künftig an diesen Bestand angefügt. Herausgelöst aus dem
Bestand wurde der ebenfalls von Robert Albiez übergebene Splitter
des alten Archivs der badischen Zentrumspartei (69 Badische
Zentrumspartei; 0,1 lfd.m). Der Bestand umfasst 145 Nummern mit 4,3
lfd. m. Er wurde mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg
anlässlich des Landesjubiläums 2002 als Online-Findmittel nach
Vorarbeiten von Frau Eva Gabriel von Frau Ulrike Gradmann
erschlossen.
Inhalt: Der Bestand kam in
teilweise geordneter Form in das Generallandesarchiv Karlsruhe.
Ansätze einer Sachregistratur waren vor allem bei den Unterlagen
zur Organisation der Partei erkennbar. Die Korrespondenz war
allerdings teilweise sachthematisch, überwiegend chronologisch und
in geringen Teilen auch nach Korrespondenzpartnern sortiert. Bei
der Verzeichnung wurde die Struktur des Materials weitgehend
beibehalten oder, wenn Zusammenhänge erkennbar waren,
wiederhergestellt. Vor allem die Sachfaszikel zur Gründung,
Organisation, Leitung, Verwaltung der BVP, das Material zur
Badenfrage vor Gründung der BVP, die "Dreier-Kommission" und die
Unterlagen zum Volksbegehren sind mit der entsprechenden
Korrespondenz vorhanden. Den Kern des Bestandes bildet die übrige,
chronologisch geordnete Korrespondenz 1959-1992. Abgeschichtet
wurden unter formalen Aspekten das gedruckte bzw. schon bisher
öffentlich zugängliche Material Werbematerial zur Volksbefragung
von 1950 bis zum Volksentscheid 1970 sowie die zugehörigen Umfragen
des Instituts für Demoskopie in Allensbach 1950 und 1959
Zeitungsausschnittsammlung, chronologisch 1950-1970, 1986-1992;
Zeitung "Badenerland" ab 1953; Presseinformationen Getrennt wurde
ferner das Material, das aus anderen Archiven sachthematisch
zusammengeführt wurde: Archiv für Christlich-Demokratische Politik,
Staatsarchiv Freiburg. Unter dem in dem Bestand integrierten, kaum
vom Parteimaterial trennbaren Privatnachlass Robert Albiez' zur
Badenfrage - darunter das Schriftgut zum Heimatbund Badenerland -
ist das Material zum Gedenken an Leo Wohleb
herauszuheben.
Literatur: Robert Albiez:
Sachwalter des Mehrheitswillens. Der Heimatbund Badenerland von
1952-61 und der politische Lösungsversuch durch die Badische
Volkspartei bei der Landtagswahl 1960, in: Der überspielte
Volkswille. Die Badener im südwestdeutschen Neugliederungsgeschehen
(1945-1970). Fakten und Dokumente, hrsg. von Robert Albiez/Karl
Glunk/Paul-Ludwig Weinacht, Baden-Baden 1992², S. 98-183. Manfred
Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern,
Analysen, Karlsruhe 1992, S. 319 (= Veröffentlichungen des
Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14).
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Badische Volkspartei
- Umfang
-
212 Archivalieneinheiten (Nr. 1-212)
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Archive von Anstalten, Körperschaften und Stiftungen >> Parteien >> Badische Volkspartei
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Weitere Archivalien zur Badenfrage siehe Nichtstaatliches Archivgut Archive von Vereinen, Verbänden, Parteien, Stiftungen und Wirtschaftsunternehmen Heimatbund Badenerland
Literatur:
Robert Albiez: Sachwalter des Mehrheitswillens. Der Heimatbund Badenerland von 1952-61 und der politische Lösungsversuch durch die Badische Volkspartei bei der Landtagswahl 1960, in: Der überspielte Volkswille. Die Badener im südwestdeutschen Neugliederungsgeschehen (1945-1970). Fakten und Dokumente, hrsg. von Robert Albiez/Karl Glunk/Paul-Ludwig Weinacht, Baden-Baden 1992², S. 98-183
Manfred Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern, Analysen, Karlsruhe 1992 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14), S. 319.
- Bestandslaufzeit
-
1945-2013
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1945-2013