Forschungsbericht | Research report
Die Tschetschenische Republik Itschkeria 1998
Nach Beendigung des Krieges mit Rußland stellte sich für Tschetschenien die Frage, ob der militärisch erfolgreiche Sezessionskampf eine tschetschenische Nation geschaffen habe. Der Kriegsbeginn hatte mit dem Gegenteil zu tun gehabt: Moskauhatte seit September 1994 mit geheimdienstlich-militärischen Mitteln in Machtkämpfe eingegriffen, in denen sich Dudaev - seit 1991 die Verkörperung der 'tschetschenischen Revolution' - mit innenpolitischer Opposition auseinanderzusetzen hatte. Erst Moskaus Krieg gegen die Zivilbevölkerung in Tschetschenien ließ eine Widerstandsnation entstehen, die ihre Kräfte gegen einen materiell überlegenen Gegner mobilisierte und diesen schließlich zum Rückzug zwang. Der Krieg ließ gleichwohl eine zerrissene Gesellschaft zurück, in der die Führer der 'boeviki', die Feldkommandanten, zu innenpolitischen Akteuren und wirtschaftlichen Unternehmern wurden. Die Nachkriegsentwicklung zeigte, daß Sezessionsbewegungen einen Krieg leichter gewinnen als den Frieden. Mit der Konsolidierung ihrer inneren Souveränität tat sich die faktisch unabhängig gewordene, international freilich nicht anerkannte 'Tschetschenische Republik Itschkeria' unter ihrem Präsidenten Maschadov schwer. Besonders im zweiten Halbjahr 1998 erinnerten Machtkämpfe an die Verhältnisse vom Herbst 1994, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Erhob sich damals Opposition gegen den radikalen Sezessionskurs Dudaevs, stellte sich nun eine Koalition von 'Feldkommandanten' gegen die als 'rußlandfreundlich' denunzierte Regierungspolitik Maschadovs. Was nachfolgend über Desintegrationserscheinungen in Tschetschenien gesagt wird, muß vor dem Hintergrund der enormen Probleme gesehen werden, die der Krieg dem kleinen Land aufgebürdet hat. Die vereinbarte Finanzhilfe Rußlands für die Überwindung der Kriegsschäden wurde Tschetschenien bislang vorenthalten. (BIOst-Dok)
- Umfang
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Seite(n): 6
- Sprache
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Deutsch
- Anmerkungen
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Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet
- Erschienen in
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Aktuelle Analysen / BIOst (49/1998)
- Thema
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Staatsformen und Regierungssysteme
Internationale Beziehungen
Politikwissenschaft
Staat, staatliche Organisationsformen
internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
politische Macht
Staatsoberhaupt
Machtkampf
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Halbach, Uwe
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien
- (wann)
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1998
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-47759
- Rechteinformation
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Letzte Aktualisierung
-
21.06.2024, 16:26 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Forschungsbericht
Beteiligte
- Halbach, Uwe
- Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien
Entstanden
- 1998