Bestand
Vollzugsanstalt Ulm: Gefangenenbücher (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält Gefangenenbücher, die in der Vollzugsanstalt Ulm (Hauptanstalt mit Außenstelle) zwischen 1947 und 1968 geführt wurden.
Behördengeschichte: Die Justizvollzugsanstalt Ulm besteht aus einer im Osten Ulms gelegenen Hauptanstalt sowie der Außenstelle Frauengraben 4/6. Das 1896 als Gerichtsgefängnis fertiggestellte Gebäude Frauengraben 4 wurde zwischen 1893-1895 erbaut und die Hauptanstalt in der Talfingerstraße 30 wurde zwischen 1904-1906 als Militärgefängnis errichtet. (Zur Vorgeschichte der 1808 ins Leben gerufenen Strafanstalt Ulm siehe das Findbuch zum Bestand E 356g.) Die Justizverwaltung übernahm das bereits zu diesem Zeitpunkt als Strafanstalt bezeichnete Gefängnis am 27. Januar 1921. Bis in die 1920er Jahre hinein wurde die Außenstelle als Gerichtsgefängnis genutzt, um dann jedoch in eine Untersuchungshaftanstalt umgewandelt zu werden, die unter der Leitung eines Strafanstaltsdirektors zu einem Bestandteil der Ulmer Gefängnisse wurde. Die Bezeichnung "Gefängnisse Ulm" wurde am 13. Februar 1941 in "Strafgefängnis" sowie "Untersuchungshaftanstalt Ulm (Donau)" umgeändert. Eine erneute Umbenennung erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg: nun wurde die Hauptanstalt als "Landesstrafanstalt" und die Außenstelle als "Haftanstalt" bezeichnet. Im April 1946 wurde in Absprache mit dem Direktor für das Gefängniswesen in Ludwigsburg durch die Besatzungsbehörden bestimmt, dass das Landesgefängnis nunmehr als Jugendgefängnis fungieren sollte. Die Außenstelle blieb derweil bis zum heutigen Tage weiterhin eine Untersuchungshaftanstalt, in der nach dem Kriegsende auch Nationalsozialisten inhaftiert wurden. Die Belegung des neu eingerichteten Jugendgefängnisses wies starke Schwankungen auf. Anfang 1947 konnten die vielen Zugänge nicht mehr untergebracht werden, so dass das frühere Garnisons-Arresthaus in der Frauenstraße in Ulm mit 104 Einzelzellen von den Amerikanern übernommen und als "Jugendgefängnis II" umfunktioniert werden musste. Doch durch die 1948 gewährten Amnestien gingen die Gefangenenzahlen rasch stark zurück, weshalb das "Jugendgefängnis II" schon Mitte 1949 wieder geschlossen werden konnte. Das seit 1946 in Ulm betriebene Jugendgefängnis wurde schließlich im Jahr 1952 aufgelöst; die zu diesem Zeitpunkt noch inhaftierten Jugendlichen wurden nach Schwäbisch Hall verlegt. Die somit frei gewordene Hauptanstalt, welche fortan für rückfällige Strafgefangene zuständig war, wurde in "Landesgefängnis" umbenannt. Ab 1956/57 stieg die Zahl der Inhaftierten wiederum erheblich an, was mitunter durch die Aufnahme von kurzstrafigen Gefangenen (v.a. Verkehrssünder) erklärt werden kann. Nachdem die Verkehrssünder ab 1960-1962 nur noch zu Geldstrafen verurteilt wurden, normalisierte sich die Lage wieder. Seit 1. April 1970 ist das Landesgefängnis Ulm eine offene Vollzugsanstalt; ab dem 1. Oktober 1970 konnten die ersten Freigänger die Anstalt verlassen.
Inhalt, Bewertungskriterien: Der vorliegende Bestand umfasst die Gefangenenbücher der Justizvollzugsbehörde in Ulm, in welchen die Stammdaten aller in diesem Zeitraum inhaftierten Personen erfasst sind.
Bestands- und Bearbeitungsgeschichte: Die Gefangenenbücher kamen am 23.06.1992 mit Zugang 1992/042 im Staatsarchiv Ludwigsburg ein und wurden zunächst unter den Signaturen EL 336 Bü 2741-2784 geführt. 2009 wurden sie dem vorliegenden, neu gebildeten Bestand EL 336 III zugewiesen und von Regina Schneider verzeichnet und klassifiziert. Eine Überarbeitung erfolgte im August 2020 durch Dr. Sarah Bongermino.
Benutzungshinweise, Nutzungsbeschränkungen: Die Gefangenenbücher enthalten personenbezogene Daten, weshalb die Sperrfristen des Landesarchivgesetzes beachtet werden müssen. Als Titelaufnahmen wurden die Stempel erfasst, welche auf der ersten Seite der Gefangenenbücher angeben, von welcher Stelle die Bücher geführt werden. In jenen Fällen, in denen keine Stempel angebracht wurden, erhielten die jeweiligen Bände lediglich die Bezeichnung "Gefangenenbuch".
Zugangsnummern, belegte Bestellsignaturen: Der Bestand umfasst Bü 1-44.
Literatur, sonstige Hinweise: Die Behördengeschichte wurde dem Staatsarchiv Ludwigsburg vom Leiter der JVA Ulm, Ulrich Schiefelbein, am 13. August 2020 zur Verfügung gestellt, da keine Literatur über die neuere Geschichte der Strafvollzugsanstalten in Baden-Württemberg existiert.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 336 III
- Umfang
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44 Bände (1,4 lfd. m.)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Ober- und Mittelbehörden seit um 1945 >> Geschäftsbereich Justizministerium
- Bestandslaufzeit
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1947-1968
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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18.04.2024, 10:40 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1947-1968