Bestand
Militärische Nachlässe Franz Bopp, Major, *1831 +1889 und Arthur Bopp, * 1860 +1928, Generalmajor (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Der Nachlass besteht aus militärischen Schriftstücken, diese behandeln besonders: Geschichtliches, Vorträge auf Kriegsakademien, Felddienstaufgaben, Kriegesspiele, Berichte über Ereignisse des 1. Weltkriegs.
1. Zu den Biografien: Franz Bopp wurde am 25. Juni 1831 in Stuttgart als Sohn eines katholischen Zahnarztes geboren und besuchte die dortige Realschule. 1847 trat er als etatmäßiger Zögling mit einer Präbende von 150 fl. in die königliche Offiziersbildungsanstalt ein. 1850 wurde er als Offiziersanwärter beim 3. Reiterregiment eingereiht. Im darauffolgenden Jahr wurde Bopp zum Leutnant befördert und zum 2. Reiterregiment (seit 1870: "Dragoner-Regiment Nr. 26 König ") kommandiert. 1857 folgte die Beförderung zum Oberleutnant, 1863 zum Rittmeister und Schwadronskommandeur. 1866 nahm er am Feldzug gegen Preußen teil. Am Krieg gegen Frankreich 1870/71 nahm er hingegen nicht mehr aktiv teil, da er kurz vor Kriegsausbruch zur Ersatzreiterei versetzt worden war. Am 4. März 1872 wurde er zum Major befördert und nahm seinen Abschied. Er war mit Marie geb. Kroll (+ 16.2.1881) verheiratet. Das Ehepaar lebte auf Schloß Mühlhausen a.d.E. Am 23. November 1889 starb Franz Bopp. Sein Sohn Arthur Bopp wurde am 12. Dezember 1860 in Stuttgart geboren und evangelisch getauft. Er besuchte die Elementarschule zu Stuttgart, das Gymnasium daselbst und in Ulm, wechselte anschließend auf die Lateinschule in Bad Cannstatt und trat schließlich in die Kadettenanstalt in Oranienstein ein. Von dort wechselte er auf die Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde. 1880 erfolgte die Ernennung zum Leutnant und der Eintritt in die 2. Eskadron des Ulanenregiments Nr. 20 König Wilhelm. 1886 heiratete Bopp Claire geb. de Haen in Hannover. Der Ehe entstammten die Söhne Ulrich (geb. 4.7.1887 in Hannover), Wilhelm (geb. 25.2.1890 in Ulm) und Eberhard (geb. 13.11.1893 in Hannover) sowie die Tochter Hildegard (geb. 5.12.1895 in Hannover). 1888 wechselte Bopp zum Dragonerregiment Nr. 25 Königin Olga. 1894 erfolgte die Beförderung zum Rittmeister, 1901 zum Major. Nach weiteren militärischen Dienstverhältnissen beim Dragonerregiment Nr. 25, beim Ulanenregiment Nr. 7 und beim Dragonerregiment Nr. 7 nahm Bopp am 27.1.1909 seinen Abschied im Range eines Oberstleutnants. Er trat noch im selben Jahr in osmanische Dienste, um bei der Neuorganisation der türkischen Kavallerie mitzuwirken. Bopp war in dieser Zeit in Erzincan im Osten der Türkei stationiert. Noch während seines Aufenthalts in der Türkeit wurde Bopp am 6.12.1913 zum Oberst befördert. 1914 kehrte er nach Deutschland zurück. Er wurde bald nach Kriegsausbruch wieder aktiviert. Bopp übernahm am 9.11.1914 das Kommando über das Landwehr IR Nr. 78. Nach einem Krankenurlaub Anfang 1915 folgte am 21.3.die Übernahme des Kommandos über das Landwehr IR Nr. 30; zusätzlich kommandierte er seit April 1915 den Abschnitt III der Kriegsbesetzung der Festung Metz. Am 9.10.1915 wurde Bopp als Stabschef der Armee des Generals Colmar v.d. Goltz in Mesopotamien zugeteilt. Dieser übertrug ihm am 29.12.1915 den Oberbefehl über alle deutsch-türkischen Truppen in Persien. Nach Abdrängung dieser Verbände durch russische Truppen in Richtung Irak wurde Bopps Kommando wieder aufgelöst. Er zog sich ohne militärische Verwendung auf sein Schloß in Mühlhausen zurück, wo er erst im März 1918 wieder reaktiviert wurde. Er wurde zuerst zum stellvertretenden Kommandeur der 52. Landwehrbrigade ernannt, im Mai dann zum Kommandeur. Mit diesem Verband stieß Bopp im Frühjahr 1918 von der Ukraine aus ans Asowsche Meer vor, wo im Mai/Juni Taganrog und Rostow erobert wurden. Im Sommer leitete er die sog. Schlacht am Miuss-See (zwischen dem 12. und 13. Juni) zur Abwehr eines bolschewistischen Landungskorps. Im Anschluss an die Vernichtung der gegnerischen Verbände ließ Bopp am 14. Juni nach eigenen Angaben 3.600 gefangene Bolschewiki hinrichten. Am 8.11.1918 erfolgte die Beförderung zum Generalmajor. Im Dezember 1918 kehrte Bopp über Odessa nach Deutschland zurück. Am 31.1.1919 wurde Bopp demobilisiert und zog sich ins Privatleben zurück. Am 30.10.1928 starb Arthur Bopp in Mühlhausen.
2. Bestandsgeschichte und Verzeichnung: Der Nachlass enthält militärische Schriftstücke mit den Schwerpunkten Militärgeschichte, Vorträge auf der Kriegsakademie, Felddienst- und Manöveraufgaben, Berichte über die Ereignisse während des Ersten Weltkriegs. Die Mehrzahl der Dokumente stammt von Arthur Bopp. Von besonderem Interesse sind seine Darstellungen der Ereignisse, die zum Zusammenbruch der deutsch-türkischen Militärmission in Persien im Frühjahr 1916 führten. Sie bilden eine wertvolle Ergänzung zu den Darstellungen des Generals Gerold von Gleich, mit dem er in eine heftige Auseinandersetzung über die Ursache für das Scheitern geraten war und die schließlich mit der Kommandoenthebung Bopps endete. Der Nachlass Gleichs befindet sich unter der Signatur M 660/010 ebenfalls im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Weiterhin sind von Interesse die Dokumente zur deutschen Besatzung im Don-Kuban-Gebiet im Jahr 1918. Der Bestand wurde am 9.2.1941 an das Heeresarchiv Stuttgart abgegeben. Die Erschließung erfolgte im Jahr 1944 durch den Sachbearbeiter Fischer. Im Jahr 2014 wurde der Bestand durch den Unterzeichnenden neu verzeichnet. Er umfasst 22 Archivalieneinheiten.
3. Quellen und Literatur: a) Quellen: M 46 Bü 20 (7. Landwehr-Division, Kriegstagebuch Korps Knoerzer) M 660/10 Bü 143 (Nachlass Gerold von Gleich) M 660/095_Bü 37 (Nachlass Friedrich von Grävenitz) M 660/131 Bü 2 (Nachlass Karl von Knoerzer-Suckow) M 430/2 Bü 197 (Personalakte) M 743/2 Bü 49 (Materialsammlung zu Biographien II) b) Literatur: COLMAR FREIHERR VON DER GOLTZ: Denkwürdigkeiten, bearbeitet und herausgegeben von Friedrich von der Goltz und Wolfgang Foerster, Berlin 1929, S. 418f. ULRICH GEHRKE: Persien in der deutschen Orientpolitik. W. Kohlhammer, 1960. REINHARD NACHTIGAL Krasnyj Desant: Das Gefecht an der Mius-Bucht. Ein unbeachtetes Kapitel der deutschen Besetzung Südrußlands 1918, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 53 (2005), 2, S. 221¿246 PETER LIEB, Aufstandsbekämpfung im strategischen Dilemma. Deutsche Besatzung in der Ukraine 1918. In: Wolfram Dornik und Stefan Karner (Hrsg.), Die Besatzung der Ukraine 1918. Historischer Kontext ¿ Forschungsstand ¿ wirtschaftliche und soziale Folgen, Graz 2008. Stuttgart, im August 2014 Dr. Thomas Fritz
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/005
- Umfang
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0,30
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
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1795, 1849-1921
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1795, 1849-1921