Bestand
Nachlass August Lamey (1816 - 1896), badischer Innenminister (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
1919 Geschenk von August Lamey.
Inhalt und Bewertung
Korrespondenz,
u.a. mit Angehörigen des großh. Hauses, Denkschriften (zur
Schulfrage, Verhältnis zur katholischen Kirche, zur Deutschen
Frage).
1. Vorwort: August Lamey gilt
als einer der exponiertesten Vertreter des badischen Liberalismus.
Der 1816 geborene Sohn des Mannheimer Zeitungsverlegers Ernst
Andreas Lamey studierte Rechtswissenschaften in Bonn, München und
Heidelberg, bevor er 1840 in den badischen Staatsdienst eintrat.
Nach Zwischenstationen in Mannheim und Karlsruhe ließ sich der
32-jährige 1848 in die Zweite Kammer des bad. Landtags wählen. Dort
gehörte er zur Fraktion der gemäßigten Liberalen, die zum einen die
freiheitlichen "Märzerrungenschaften" verteidigten und dabei
zugleich loyal zur Monarchie und Regierung standen. Als im
Nachklang der revolutionären Unruhen eine konservativere Politik
die politische Landschaft in Karlsruhe prägte, kandidierte Lamey
nicht erneut für das Abgeordnetenhaus und zog sich 1852 zunächst
aus der Politik zurück. Stattdessen schien er in Freiburg eine
wissenschaftliche Karriere anzustreben. So erlangte er dort nach
einer erfolgreichen Promotion 1856 eine ordentliche Professur. Erst
als das 1859 abgeschlossene Konkordat der katholischen Kirche in
Baden eine weitreichende Autonomie einräumte, zog es den Freiburger
Professor erneut in die Politik. In jenem Jahr ließ er sich erneut
in Zweite Kammer des bad. Landtags wählen und etablierte sich dort
schnell als dezidierter Kritiker der katholischen Kirche bzw. des
Konkordats. Dieser Einsatz sollte sich für Lamey auszahlen. Als das
Kabinett Stengel am Streit um das Konkordatsabkommen 1860 stürzte,
berief der neue Staatsminister Anton von Stabel den liberalen
Wortführer zum Präsidenten des Innenministeriums. An dieser
wichtigen Schaltstelle der Politik angekommen, bemühte sich Lamey
in den folgenden Jahren um weitreichende Reformen, die Badens Ruf
als liberaler Musterknabe unter den deutschen Staaten
konsolidierten. Neben der Ausdefinierung der rechtlichen
Gleichstellung aller Staatsbürger gehörte insbesondere die
Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche zu seinen zentralen
Handlungsfeldern. So geriet der Kampf um die Oberhoheit über der
Erziehung und das Schulwesen zu dem Thema, das die Amtszeit Lameys
stark bestimmte. Als sich 1866 im Elementarschulgesetz ein
Kompromiss zwischen den Geistlichen und der Regierung abzuzeichnen
begann, unterbrach der Ausbruch des Deutschen Krieges die
politische Karriere Lameys erneut. Da sich dieser klar zu einer
"großdeutschen" Lösung bekannte, erklärte er nach der Niederlage
Österreichs seinen sofortigen Rücktritt. Auch wenn er in den
kommenden Jahren als Abgeordneter im Reichstag (1871-1874) sowie im
badischen Abgeordnetenhaus (1875-1892) auch weiterhin am
politischen Geschehen des Landes teilnehmen sollte, konnte er den
früheren Einfluss nicht mehr wiedererlangen. Als langjähriger
Präsident der zweiten Kammer des badischen Abgeordnetenhauses nahm
er dennoch auch weiterhin eine exponierte Stellung unter den
Liberalen Südwestdeutschlands ein. Gesundheitsbedingt schied Lamey
1892 schließlich endgültig aus dem Parlament aus. Im Alter von 79
Jahren starb er wenige Jahre später am 14. Januar 1896.
2. Zur Gliederung: Der
Nachlass Lameys besteht nahezu ausschließlich aus Korrespondenzen.
Einige Faszikel sind dabei entweder nach Korrespondenzpartnern
geordnet in abgeschlossenen Akten enthalten (etwa Nr. 1 mit
Friedrich I. von Baden oder Nr. 31 mit Hermann von Vicari) oder
aber thematisch zusammengefasst (z. B. Nr. 33 über die "deutsche"
Frage). Die Akten Nr. 4- 29 bilden indes den Kern der Überlieferung
und beinhalten eine alphabetische Sammlung diverser
Korrespondenzpartner. Dazu gehören neben Pfarrern und
Lokalpolitkern auch angesehene Wissenschaftler wie Heinrich von
Treitschke und Wilhelm Wundt. Thematisch befassen sich die
Briefwechsel zumeist mit Bittgesuchen im Kontext um
Stellenausschreibungen sowie mit der Nationalliberalen Partei und
ihrer politischen Ausrichtung. Da Lamey zwischen 1871 und 1874 dem
Reichstag angehörte, besitzen diese Briefwechsel eine Relevanz, die
sich nicht auf Baden beschränken lässt. Die Akten Nr. 38-41
umfassen Presseberichte, die Lamey und Friedrich Kiefer für die
Badische Korrespondenz verfassten. Die Akte Nr. 43 hingegen
beinhaltet primär eine Sammlung aus Flugblättern und Denkschriften
der katholischen Bewegung aus den frühen 1860er Jahren. Der
Nachlass gelangte 1919 als Geschenk an das Generallandesarchiv und
umfasst 43 Faszikel. Geordnet und erschlossen wurde er in den
folgenden Jahren durch Albert Krieger. Die Tiefenerschließung und
die Übertragung des analogen Findmittels in ein Online-Findmittel
erfolgte 2017 durch Frank Bauer im Rahmen eines von der Stiftung
Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten Projektes. Zusätzlich
versah Bauer den Bestand mit Orts- und Personenindizes.
3. Benutzungshinweise: Der
Bestand ist vollständig digitalisiert. Benutzung nur über das
Online-Findmittel.
4. Quellen und Literatur:
Quellen - "Lamey, August", Dienerakte, GLA 76 Nr. 4612 [Laufzeit:
1845 - 1890] - "Lamey, August", Dienerakte, GLA 76 Nr. 4613
[Laufzeit: 1840 - 1850] Literatur - Lewald, Ferdinand: "August
Lamey", in: Badische Biographien, Bd. 5, Heidelberg 1904, S.
453¿505. - Gall, Lothar: "Lamey, August", in: Neue Deutsche
Biographie, Bd. 13, Berlin 1982, S. 446.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Lamey
- Extent
-
43 Akten
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Nachlässe >> Politische Nachlässe >> Lamey
- Indexentry person
- Date of creation of holding
-
1845-1891
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1845-1891