Archivbestand
Kirchengemeinde Dellwig (Bestand)
VorwortGemeindegeschichteBei der Kirchengemeinde Dellwig handelt es sich um eine Gemeinde, deren Ursprung weit in die Zeit vor der Reformation zurückreicht. Als Filiale der katholischen Kirchengemeinde Menden unterstand sie dieser in manchen Bereichen noch bis ins 19. Jahrhundert. Der Pfarrer von Menden hatte das Kollationsrecht für die Dellwiger Kirche inne, d.h. er ernannte die Pfarrer der Gemeinde bis zum Jahr 1805. Außerdem haben die Mendener Pfarrer bis ins 18. Jahrhundert die Sendgerichte in Dellwig abgehalten. Zu dem Kirchspiel, das laut Hömberg im Laufe des 13. Jahrhunderts selbständig wurde, zählen von Beginn an außer Dellwig selbst die Dörfer Billmerich, Altendorf, Langschede, Ardey und Strickherdicke. Über den Verlauf der Reformation in der Gemeinde Dellwig finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben. Sehr verbreitet ist die Auffassung, dass nach dem Tod des Vikars Johann Courling 1571 dessen Nachfolger Pöpinckhuiß als erster Geistlicher nach dem lutherischen Bekenntnis predigte. Die Gemeinde und auch der katholische Pfarrer Berthold Homberg stimmten diesen Lehren zu. Klaus Basner beruft sich auf die Darstellung des Pfarrers Johann Holzwickede im Lagerbuch der Kirchengemeinde, der berichtet, dass schon der Vikar Stephanus Busch (Buß) nach dem Augsburger Bekenntnis gelehrt habe. Während Basner davon ausgeht, dass Busch seit 1507 in der Kirchengemeinde Dellwig tätig war, datiert der oben genannte Pfarrer Holzwickede den Amtsbeginn auf das Jahr 1549. Diese Angabe Holzwickedes legt wahrscheinlich auch Pfarrer Neumann zugrunde, wenn er schreibt, dass Dellwig seit 1549 evangelisch sei. Mit Sicherheit kann man sagen, dass die Kirchengemeinde spätestens seit den 1570er Jahren dem lutherischen Bekenntnisstand angehörte. Daran konnten auch die wiederholten Versuche der Rekatholisierung des Pfarrers Stracke zu Menden durch die Einsetzung katholischer Pfarrer in den Jahren 1632 und 1636 nichts ändern. Die Pfarrer wurden von nun an von der Gemeinde gewählt, erhielten die Kollation des Mendener Pfarrers und die Bestätigung des Clevischen Regierung. Am 2. und 3. Oktober 1612 vertraten Pfarrer Franziskus Matthiae und Vikar Heinrich Pöppinghaus die Kirchengemeinde auf der konstituierenden Generalsynode der lutherischen Gemeinden der Grafschaft Mark, an der insgesamt fast 60 Gemeinden teilnahmen. Im Jahr 1750 wurde das Konsistorium (Presbyterium) der Kirchengemeinde eingerichtet, dass noch im selben Jahr die Parität der beiden Pfarrstellen ? die ehemalige Johannes-Vikarie war inzwischen zur 2. Pfarrstelle geworden ? beschloss. Das oben erwähnte Kollationsrecht führte im Jahr 1805 zu einer Auseinandersetzung zwischen Pfarrer Johann Krupp und dem katholischen Pfarrer zu Menden. Letzterer protestierte gegen die Ernennung Krupps und forderte, nachdem ihm Krupp das übliche Gold und Silber angeboten hatte, außerdem den seit der Reformation üblichen Revers. Als Krupp sich weigerte diesen zu geben, legte der Mendener Pfarrer eine Beschwerde bei der großherzoglich-hessischen Regierung in Arnsberg ein. Diese beschloss nach Rücksprache mit der preußischen Kriegs- und Domänenkammer zu Hamm, dass einem katholischen Pfarrer das Examen und die Investitur eines evangelischen Pfarrers nach Gesetz und KO nicht zustehe. Da der katholische Pfarrer es bei dieser Entscheidung beließ, wurden die Pfarrer der Kirchengemeinde Dellwig seither von der Gemeinde gewählt und von der Kriegs- und Domänenkammer bzw. dem Konsistorium bestätigt.Im Jahr 1813 genehmigt der Minister des Innern des Großherzogtums Berg den Vorschlag des Präfekten des Ruhrdepartements, die 2. Pfarrstelle einzuziehen. Das Einkommen aus der 2. Pfarrstelle wurde aufgeteilt und zum einen zur Erhöhung des Gehalts des 1. Pfarrers sowie zur Errichtung eines neuen Schulhauses genutzt. 1848 beschloss das Presbyterium anlässlich der Neubesetzung der 1. Pfarrstelle jedoch, dass die Gehaltszahlungen an den 1. Pfarrer eingestellt und dieses Geld stattdessen für die mögliche Wiedereinrichtung der 2. Pfarrstelle angelegt werden sollte. 15 Jahre wurde auf Beschluss des Königlichen Konsistoriums zu Münster die 2. Pfarrstelle wieder eingerichtet und Friedrich von Bodelschwingh vom Presbyterium zum 2. Pfarrer gewählt. Als beim Bekanntwerden des Wechsels von Pfarrer Schwarze zur Kirchengemeinde Uentrop 1931 der Beschluss gefasst wurde, die 1. Pfarrstelle nicht wieder zu besetzten, kam es zu einer Auseinandersetzung um die pfarramtliche Betreuung des Dorfes Billmerich. Während Pfarrer Schwarze und der Pfarrer der Kirchengemeinde Opherdicke eine Eingliederung Billmerichs in die Kirchengemeinde Opherdicke befürworteten, scheiterte dieser Vorschlag am massiven Widerstand des Dellwiger Presbyteriums. In der ?Ordnung des pfarramtlichen Dienstes in Billmerich? vom 8. Juni 1932 wurde schlussendlich festgelegt, dass in der Billmericher Schule bzw. seit 1933 im neuerbauten Gemeindehaus abwechselnd von dem Dellwiger und dem Opherdicker Pfarrer Gottesdienst, Abendmahl und kirchlicher Unterricht gehalten werden sollte. Obwohl Billmerich seit 1968 zur Stadt Unna gehört, während der Rest des Kirchspiels Teil der Stadt Fröndenberg ist, sind die kirchlichen Grenzen weiterhin bestehen geblieben. Neben der Kirche in Dellwig und dem Gemeindehaus in Billmerich wurde in Ardey 1975 ein drittes Gemeindezentrum errichtet. Geschichte und Bearbeitung des ArchivsIn den Jahren 1929/30 nahm der Archivar Dr. Georg von Rieder die erste Verzeichnung des Dellwiger Gemeindearchivs vor. Aus der früheren Zeit existieren einige Inventare der Archivalien und Kirchenbücher, die jedoch meistens einen sehr summarischen Charakter aufweisen. Da Dr. von Rieder einen sehr enge Definition des Begriffs Archivgut vertrat, blieb ein Teil der damals vorhandenen Unterlagen unverzeichnet. Schon Dr. Ludwig Koechling berichtete nach der Besichtigung des Kirchenarchivs am 21.1.1943, dass sich neben dem verzeichneten Archivbestand ?zahlreiche Akten, die meist Rechnungssachen von der Mitte des 18. Jahrhunderts an umfassen und einer näheren Durchsicht bedürften? auf dem Boden des Pfarrhauses lagern. Er schloss seinen Bericht mit der Feststellung, dass eine ?Neuordnung des Archivs [...] zur Förderung der heimischen Kirchengeschichte wünschenswert und sehr zu begrüßen? sei. Doch erst 1975 wandte sich der Leiter des Landeskirchlichen Archivs Dr. Steinberg erneut mit einem Rundschreiben u.a. auch an die Kirchengemeinde Dellwig. Er verwies darin auf die Synodalvisitation des Kirchenkreises, bei der festgestellt wurde, dass das Archiv nicht sicher genug untergebracht sei, und schlug der Gemeinde eine Verzeichnung durch das Landeskirchliche Archiv und leihweise Deponierung in Bielefeld vor. Die Kirchengemeinde nimmt dieses Angebot an und erhält am 20. Juni 1977 das neuerstellte Findbuch. In diesem Findbuch ist unter der Bestandsgruppe A die Verzeichnung von Dr. von Rieder aufgeführt, in den Gruppen B-D und HS sind die von Dr. von Rieder unberücksichtigten Akten sowie die im 20. Jahrhundert von den Pfarrern angelegten Handakten, die Akten des Rechnungswesens und die Handschriften verzeichnet. Im Juli 2003 wurde die Altregistratur der Kirchengemeinde bewertet und der archivwürdige Teil zur Verzeichnung ins Landeskirchliche Archiv gebracht. Die Akten wurden auf Werkvertragsbasis von Frau Simone Bresler bearbeitet. Es wurden 502 Verzeichnungseinheiten und 104 Fotos aus der Zeit von 1924-2001 aufgenommen. Da die früheren Verzeichnungen von 1930 und 1977 noch nicht in der EDV erfasst und die verschiedenen Bestandsgruppen doch sehr unübersichtlich waren, wurde der alte Archivbestand, der seit 1977 unter der Bestandsnummer 4.29 im Landeskirchenarchiv lagert, in das neue Findbuch mit eingearbeitet (Nr. 515-775). Dabei wurde auch die Verzeichnung selbst noch einmal stark überarbeitet. Die alten Signaturen, die sich aus Buchstaben, arabischen und römischen Ziffern zusammensetzten, mussten ersetzt werden, sind jedoch mit Hilfe einer Konkordanz, die ab Seite 118 dem Findbuch angehängt ist, leicht zu ermitteln.Die Nr. 502-514 sind nicht belegt, da an dieser Stelle die verzeichneten Fotos entnommen und mit einer mit F gekennzeichneten Signatur versehen wurden.Die verzeichneten Archivalien des gesamten Bestandes umfassen den Zeitraum von 1575-2001.Bei der Verzeichnung haben die Akten eine fortlaufende Nummer (Signatur) erhalten, die im Findbuch immer ganz links aufgeführt ist. Der Titel der Akte, der den Inhalt beschreibt, wird je nach Bedarf durch Enthält- und Darin-Vermerke erweitert oder näher erläutert. Ganz rechts im Findbuch ist jeweils die Laufzeit der Akte angegeben. Runde Klammern (...) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, eckige Klammern [...] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Karten, Pläne und Fotos die in den Akten vorgefunden wurden, wurden dort belassen und sind im Darin-Vermerk aufgeführt.Benutzung des ArchivsFür die Benutzung des Archivs gelten die archivrechtlichen Regelungen der EkvW, die im kirchlichen Amtsblatt veröffentlicht sind. Falls Unterlagen dieses Archivs als Quellen für Veröffentlichungen herangezogen werden sollten, ist folgende Zitierweise zu verwenden: LkA EKvW 4.29 Nr. ... .Quellen und LiteraturLkA EKvW 4.29, Nr. 516, 529, 596 und 632.Altregistratur des Landeskirchenamtes, A 11 ? 02 Unna, Bd. I.Sammlung Jesse, LkA EKvW, Az. A 6 ? 02.Vorwort des Findbuchs zum Bestand 4.29 von 1977.Klaus BASNER, Reformation und Gegenreformation im Raum Fröndenberg, Heft 5 der Reihe ?Stadt Fröndenberg. Beiträge zur Ortsgeschichte?, 1989.Der Kirchenkreis Unna, hrsg. vom Kirchenkreis Unna, o.D.Albert K. HÖMBERG, Kirchliche und weltliche Landesorganisation des südlichen Westfalen, Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens, Band 10, 1965.Erich LÜLFF, Langschede mit seinen Ortsteilen Dellwig und Ardey, 1967.G. NEUMANN, Die Kirche in Dellwig. Ein Gedenkblatt zur Feier der Erneuerung des alten Gotteshauses, 1912.Johann Diederich von STEINEN, Westphälische Geschichte mit vielen Kupfern, 2. Teil, 1755.Willy TIMM, Der Kirchenkreis Unna. Kreissynode und Superintendent 1818-1993, 1993.
- Reference number of holding
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4.29
- Context
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Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.25. Kirchenkreis Unna
- Date of creation of holding
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1575 - 2001
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
17.09.2025, 1:26 PM CEST
Data provider
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1575 - 2001