Bestand
A Rep. 243-01 Reichsmusikkammer, Landesleitung Berlin (Bestand)
Vorwort: A Rep. 243-01 Reichsmusikkammer, Landesleitung Berlin
1. Behördengeschichte
Kurz nach der Schaffung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda wurde durch ein Gesetz am 22. September 1933 eine "Reichskulturkammer" eingerichtet. Diese Abteilung des Ministeriums erhielt sieben Einzelkammern; als für alle Bereiche des Musikgeschäfts zuständige Fachkammer wurde eine „Reichsmusikkammer“ eingerichtet.
Die Mitgliedschaft in einem Fachverband oder einer Fachschaft war für sämtliche Kulturschaffende Voraussetzung für die Berufsausübung; die Verweigerung derselben bedeutete das Berufsverbot. Die Reichskulturkammer war durch Ermächtigung des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels ermächtigt, „die Angehörigen der Tätigkeitszweige, die seinen Aufgabenkreis betreffen, in Körperschaften des öffentlichen Rechts zusammenzufassen“.
Die Gliederung der neuen NS-Behörde folgte den in der NSDAP eingeführten "Gauen". In diesen gab es jeweils einen "Landeskulturwalter", dessen Behörde zugleich Landesstelle des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda war und die die Landesleitung für die einzelnen Kammern ausübte. Zugleich waren sie auch Leiter der Gaupropagandaleitungen der NSDAP.
Entsprechend gab es für den Gau Berlin eine Landesleitung der Reichsmusikkammer.
Am 22. November 1943 wurde der Sitz der Landesleitung Berlin der Reichsmusikkammer, der sich damals in der Bernburger Straße 11 befand, bei einem Bombenangriff zerstört und vorerst zum Blumeshof 5, ab 1944 zum Kurfürstendamm 214, verlegt.
2. Bestandsgeschichte
Nach Kriegsende waren die Akten des Landeskulturwalters Gau Groß-Berlin, zusammen mit den übrigen Unterlagen der Reichskulturkammer, in amerikanische Hände gelangt. Sie wurden im "Berlin Document Center (BDC)" in Berlin-Zehlendorf für Zwecke der Entnazifizierung eingelagert und bearbeitet.
Von dort wurden 1969 im Zuge von Bestandsbereinigungen Teile der Überlieferung an das Bundesarchiv abgegeben und von diesem an das regional zuständige Landesarchiv Berlin weitergeleitet. Hier wurden diese Akten seinerzeit in dem eigens gebildeten Bestand "Rep. 243 Landeskulturwalter Gau Berlin - Berliner Körperschaften aus dem Geschäftsbereich des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda" formiert. Die Überlieferung enthielt auch 14 Akteneinheiten der Landesleitung Berlin der Reichsmusikkammer.
Im Rahmen der tektonischen Neuordnung der Bestände des Landesarchivs ab 1999 wurde auch die Überlieferung der Rep. 243 geprüft. Nach Provenienzbestimmungen wurden drei Akten ausgegliedert und anderen Beständen hinzugefügt (Deutsche Oper; Gestapoleitstelle Berlin; NSDAP Gau Groß-Berlin). Die von der Oberfinanzdirektion Berlin abgegebene Aktenserie wurde hinzugenommen.
Für die Kammersparten wurden Teilbestände gebildet:
- A Rep. 243-01 Reichsmusikkammer – Landesleitung Berlin
- A Rep. 243-02 Reichsschrifttumskammer – Landesleitung Berlin
- A Rep. 243-03 Reichspressekammer – Landesleitung Berlin
- A Rep. 243-04 Reichskammer der bildenden Künste – Landesleitung Berlin.
Im Jahre 2003 wurde die Überlieferung sicherungsverfilmt.
Das Bundesarchiv übergab im Jahre 2004 aus den inzwischen direkt in seiner Obhut verwahrten Beständen des Berlin Document Center (BDC) insgesamt 11.240 Akten an das Landesarchiv Berlin, die sämtlich der Provenienz "Reichskulturkammer - Landeskulturwalter Gau Groß-Berlin" entstammten.
Davon konnten zunächst 609 Einheiten der „A Rep. 243-01 Reichsmusikkammer – Landesleitung Berlin“ zugeordnet werden. Im Rahmen einer technischen Bearbeitung der Archivalien im Landesarchiv Berlin sind sie aus einer losen Ablage in Mappen jeweils in einen festen Verbund gebracht worden. Dabei wurde auch die Einheitenbildung verändert, indem sachlich verwandte Vorgänge zusammengefasst wurden; manche Vorgänge wurden auch kassiert.
Die nunmehr 304 Akten wurden neu signiert und z. T. auch über die bisherige Erfassung der Korrespondenzpartner hinaus neu erschlossen. Dadurch wurde deutlich, dass die Überlieferung inhaltlich sehr ergiebig ist. Insbesondere die Unterlagen der Rechtsabteilung der Reichsmusikkammer liefern ein umfassendes Bild von der Beschäftigungssituation und latenten Konflikten von Musikern, besonders in der Kriegszeit. Dazu zeigen sie viele Details über die Vergnügungs- und Unterhaltungsszene in der Reichshauptstadt Berlin, bis hin zu den Namen der verschiedenen Etablissements.
Ein Sonderfall in dieser Überlieferung stellen die als "BDC-Dossiers" bezeichneten 19 Archivalieneinheiten dar. Diese Unterlagen stammen nicht aus der Reichsmusikkammer, sondern sind vom BDC aus Unterlagen verschiedener Provenienzstellen zusammengestellt worden, darunter Personenakten von Behörden, Entnazifizierungsunterlagen oder private Unterlagen der Betroffenen. Fachlich hätte eine Aufteilung dieser Einheiten auf die feststellbaren Registraturbildner nahe gelegen, aber damit wären die im BDC gebildeten - und dort oft benutzten - Zusammenhänge zerstört worden, und die Nutzung dieser wichtigen Überlieferung (sie betrifft u. a. Wilhelm Furtwängler und Hans Pfitzner) wäre erschwert worden. Daher wurde entschieden, diese stets unter "Reichskulturkammer" firmierenden Dossiers auch in diesem Beständezusammenhang zu belassen.
Die bereits 2003 durchgeführte Sicherungsverfilmung wurde 2006 um die neu dazugekommenen Akten ergänzt.
Die Überlieferung des Bestandes „A Rep. 243-01 Reichsmusikkammer – Landesleitung Berlin" umfasst insgesamt 318 AE.
3. Korrespondierende Bestände
Bundesarchiv R 56 Reichskulturkammer
4. Literatur- und Quellenverzeichnis
Dahm, Volker: Anfänge und Ideologie der Reichskulturkammer. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 34 (1986), S. 53-84.
5. Hinweis zur Benutzung
Konkordanzen zu den BDC-Nummern befinden sich am Ende des Findbuches.
Eine übergreifende Gesamtkonkordanz der über 13.000 BDC-Nummern kann über das Archivpersonal mit der Erschließungsdatenbank des Landesarchivs geprüft werden.
Berlin, im April 2007 Dr. Martin Luchterhandt und Dr. Heike Schroll
- Reference number of holding
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A Rep. 243-01
- Context
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 7 Kammern und Körperschaften, Organisationen und Vereine >> A 7.1 Kammern und Körperschaften des öffentlichen Rechts
- Date of creation of holding
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1934 - 1943
- Other object pages
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- Rights
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28.02.2025, 2:13 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1934 - 1943