Feldpostbrief

Reinhold Lückemann an seine Ehefrau am 24.11.1915 (3.2002.9021)

Halle/ a Saale. 24./11.15. Liebe Meta! Indem ich Dir den Schein zurücksende, will ich Dir gleich erzählen was ich erlebt habe. Also um ½ 9 war ich auf dem Hofe des Bezirkskommandos, wo man uns sozusagen sortierte. Reklamationen nutzen nichts. Punkt ½ 12 Abmarsch nach dem Anhalter Güterbahnhof. Dort stand ein Zug mit 4 Kl. Wagen bereit. Er war gut geheizt. Nachdem wir noch 1 Std. sitzten blieben ging es los. Richtung Teltow – Trebin - Jüterbock – Wittenberg dort legten wir 1 Std. an. Als sich der Zug in Bewegung setzte gründeten wir einen Gesangverein ich machte den Dirigenten. Noch Bitterfeld kam endlich Halle. 7 Uhr. Dort aussteigen in Reih und Glied abmarschieren daß klappte alles gut. Ich war in der ersten Reihe. Auf der Straße erwartete uns die Reg. Musik. Nun gings loß quer durch d. Stadt zur Kaserne welche ungefähr ½ Std entlegen war. Viele Hallenser begleiteten den Zug ca 150 Mann oder kiekten aus dem Fenster. Als die Musieke schwieg, gab Ich das Zeichen und der Gesangverein fing los, die Anderen sangen dann auch mit. Als wir den Schlußrefrain, „Wer weiß, ob wir uns wiedersehn, am grünen Strand der Spree, aus kräftigen Kehlen erschallen ließen da staunten die Hallenser aber doch. Tonnerwätter Ihr fährt euch aber gut ein, riefen Verschiedene Herrschaften. Schon spielten och die Musiker wieder. Endlich langten wir in der Kaserne an, und wurden auf verschiedene Sääle verteilt. Ich kaufte mir einen Freßnapf und Löffel. Dann gab es 4 Rollmöpse u. Pellkartoffeln. Nachdem dienen[?] große Permemachen[?] Strohsack u. Pferdedecke Nachdem wir die Nacht durchgefroren hatten legten wir die Decken zusammen und empfingen Bliemchengaffee weiter nischt Brod hatte ich noch. Alsdann machte ich einen Spaziergang durch die Stadt früh 7 Uhr viel war nicht zu sehen, um halb zehn wurden wir sortiert ich kam bei die Handwerkerkollonne. Auf die Frage wer ist musikalisch sage ich „hier“ aus Jux natürlich. Der Kerl hatte mich aber entdeckt und ich antwortete prommt „ick schlag die Pauke“ Der Kerl lernt Signal blasen, sagt der Feldwebel. Schreibt mir auf und haut ab. [Brief unvollständig]

Urheber*in: Lückemann, Reinhold / Rechtewahrnehmung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation | Digitalisierung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation

In copyright

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Location
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Inventory number
3.2002.9021
Material/Technique
Papier

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Online-Präsentation zum Schreiben in Kriegsgefangenschaft
Teil von Collection ID3.2002.9021: Reinhold Lückemann - 6 Briefe - November 1915 bis März 1917 - 3.2002.9021

Subject (what)
FELDPOST

Event
Herstellung
(who)
Reinhold Lückemann
(where)
Halle
(when)
24.11.1915

Rights
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Last update
15.04.2025, 1:55 PM CEST

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  • Feldpostbrief

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  • Reinhold Lückemann

Time of origin

  • 24.11.1915

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