Bestand
Befehlshaber rückwärtiger Heeresgebiete (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Die
ersten Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete, die das
unter militärischer Administration stehende Gebiet einer
Heeresgruppe hinter der Front und hinter den einzelnen
Armeegebieten für die besetzten Gebiete während des Krieges
gegen die Sowjetunion zu verwalten und zu sichern hatten, wurden
bereits im März 1941 bestellt (Stäbe der rückwärtigen
Heeresgebiete 101, 102 und 103), also schon vor Beginn des
Krieges gegen die UdSSR am 22. Juni 1941. Diese Stäbe wurden
Anfang Juli 1941 in "Befehlshaber des rückwärtigen
Heeresgebietes Nord" (101), "Mitte" (102) und "Süd" (103),
jeweils den drei Heeresgruppen Nord, Mitte und Süd zugeordnet,
umbenannt. Sie erhielten am 1. April 1942 die Bezeichnung
"Kommandierender General der Sicherungstruppen und Befehlshaber
im (jeweiligen) Heeresgebiet". Im Juli 1942 wurde das
Heeresgebiet Süd parallel zur Aufteilung der Heeresgruppe Süd in
die Heeresgebiete A und B geteilt. Der Stab des Befehlshabers im
Heeresgebiet A wurde im Dezember 1943 aufgelöst, der Stab des
Befehlshabers im Heeresgebiet B im Februar 1943 zu anderer
Verwendung herausgezogen. An seine Stelle trat als neuer Stab
der bisherige Stab des Befehlshabers im Heeresgebiet Don. Er
wurde in "Befehlshaber im Heeresgebiet Süd" umbenannt. Am 5.
Oktober 1943 wurde er herausgelöst und übergab seinen
Befehlsbereich dem Wehrmachtbefehlshaber Ukraine.
Die Befehlshaber/Kommandierenden Generale
hatten als Hauptaufgabe, die Sicherung und Ordnung in den
Landstrichen zwischen dem Operationsgebiet und den unter
Zivilverwaltung gestellten Gebieten zu gewährleisten, ferner für
den Schutz der Transportwege, die Bekämpfung und Maßnahmen gegen
Partisanen, die Überwachung der einheimischen
Gemeindeverwaltungen und die Ausbildung zu sorgen.
Gegliedert waren die Stäbe der
Befehlshaber/Kommandierenden Generäle in die üblichen
Abteilungen (I a, I c mit den Geheimen Feldpolizeigruppen-, II
a, III, IV, Qu) und die zusätzlich eingerichtete Abteilung VII
(Militär- bzw. Kriegsverwaltung). Diese hatte eine geordnete
landeseigene Gemeindeverwaltung aufzubauen und zu kontrollieren
sowie die von den Wirtschaftsdienststellen beabsichtigten
wirtschaftliche Maßnahmen zu unterstützen. Die Kontrolle und
Lenkung der Gemeindeverwaltung sollten aber vor allem die Feld-
und Ortskommandanturen übernehmen (dort waren entsprechende
Abteilungen VII eingerichtet).
Den
Befehlshabern wurden zur Aufgabenerledigung neben einzelnen
Kommandanturen (in der Regel drei) mehrere Sicherungs-Divisionen
(hauptsächlich: 52., 201., 202., 203., 207., 213., 221., 281.,
285., 286., 325., 403., 444., 454. Sicherungs-Division) als
Truppenverbände für die Aufrechthaltung der militärischen
Ordnung, die Sicherung der Nachschubwege sowie auch für die
Versorgung und den Transport der Kriegsgefangenen zugeteilt.
Häufig operierten sie in ihrem Zuständigkeitsbereich zusammen
mit den dem jeweiligen Höheren SS- und Polizeiführer
unterstehenden Ordnungspolizei-Verbänden und SS- bzw.
SD-Einheiten, die faktisch auch die durch die Befehlshaber
geschaffenen organisatorischen Strukturen (schließlich bildeten
die Kommandanturen das Netzwerk der Militärverwaltung auf
Verwaltungsbezirksebene) als Voraussetzung für die
systematischen Massenmorde an der jüdischen und slawischen
Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten darstellten.
Die Sicherungstruppen setzten sich in der Regel
aus Reservisten zusammen, die als bedingt einsatzfähig gemustert
worden waren oder als zu alt für den Dienst in einer
Frontdivision galten. Dies bedeutete, dass die Kampfkraft einer
Sicherungsdivision von vornherein schwächer angelegt war, als
die einer Frontdivision, da man im rückwärtigen Heeresgebiet mit
geringerem Widerstand rechnete, der allerdings auch vorzugsweise
durch präventive Maßnahmen gebrochen werden sollte. Siehe auch
Anlage/Link: Gliederung der militärischen Dienststellen in den
besetzten Gebieten (Quelle: Röhr, Okkupationspolitik, S.
79)
Inhaltliche
Charakterisierung: Überliefert ist vor allem Schriftgut der
Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete Nord (35 AE), Mitte
(31 AE), Süd (79 AE und 74 AE), A (6 AE), B (57 AE) und Don (7
AE). Es dokumentiert überwiegend Sicherungsmaßnahmen gegen
Partisanenüberfälle mit Berichten über Kämpfe von Truppen und
Polizei (u.a. Gliederung der Einsatzkräfte, einzelne
Unternehmen). Über die Sicherheitslage in den Heeresgebieten
liegt eine größere Anzahl von Berichten unterstellter
Kommandanturen und anderer Dienststellen vor. Auch sind Akten
über die Aufstellung von Freiwilligenverbänden und Osttruppen
vorhanden. Von der Tätigkeit der Militärverwaltung unterrichten
Unterlagen über die Aufgabenverteilung sowie Sammlungen von
Anordnungen und Lage- und Tätigkeitsberichten.
Im einzelnen liegen folgende Provenienzen vor
(Aufschlüsselung nach Abteilung, einschließlich Zeit und
Aktenanzahl):
-Befehlshaber des
rückwärtigen Heeresgebietes 103 / Befehlshaber des rückwärtigen
-Heeresgebietes Süd /Kommandierender General der
Sicherungstruppen und Befehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet
Süd / Kommandierender General der Sicherungstruppen und
Befehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet B:
Stammtafeln (1 Band);
Abteilung I a:
TB und KTB (mit Anlagen u. Karten), März 1941 bis Juli 1942
(54);
Abteilung I c: TB, April 1941 bis
Juli 1942 (6);
Quartiermeister: TB und
KTB, März 1941 bis August 1942 (10);
Mil.
Verwaltung: Monatsberichte unterstellter Kommandanturen und
Truppenverbände, Befehle, Juli 1941 bis Jan. 1943 (8);
- Befehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet
A:
Stammtafeln (1 Band);
Abteilung I a: KTB Nr. 1 (mit Anlagen), Aug.
bis Dez. 1942 (3);
Quartiermeister: KTB
Nr. 1 (mit Anlagen), Aug. bis Dez. 1942 (2);
- Kommandierender General der Sicherungstruppen und
Befehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet B:
Abteilung I a: KTB (mit Anlagen), Berichte über diverse
Unternehmen zur Bandenbekämpfung , Tagesmeldungen,
Organisations-, Personal- und Ausbildungsangelegenheiten,
Gliederungen, April 1941 bis Febr. 1943 (48);
Abteilung I c: nur Anlagenbände zu TB und KTB, Sept. 1942
bis Anf. 1943 (6);
Quartiermeister: nur
Anlagen zum KTB, August 1942 bis Dez. 1942 (3);
- Befehlshaber im Heeresgebiet Don:
Stammtafeln (1 Band);
Abteilung I a: KTB (mit Anlagen), Okt. 1942 bis April 1943
(4);
Kriegstagebuch mit Anlagen, Dez.
1942 bis Februar 1943 (2);
-Befehlshaber
im Heeresgebiet Süd:
Abteilung Ia: KTB
mit Anlagen, Juli 1943 bis Oktober 1943 (67);
Abteilung I c: nur Anlagen zum KTB, Okt. 1942 bis August
1943 (2);
Abteilung III (Gericht):
(2);
Quartiermeister: Anlagen zum KTB,
Jan. bis März 1943 (1);
Leitender
Geheimer Feldpolizeidirektor: TB unterstellter G.F.P.-Gruppen,
1942 (2);
- Befehlshaber des rückwärtigen
Heeresgebietes 102 / Befehlshaber des rückwärtigen
-Heeresgebietes Mitte /Kommandierender General der
Sicherungstruppen und Befehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet
Mitte:
Stammtafeln (1 Band);
Abteilung I a: KTB mit Anlagen, April 1941 bis
Mitte 1943 (19);
Abteilung I c: TB, Jan.
1942 bis Jan. 1943 (2);
Abteilung II a:
TB mit Kriegsrangliste, 1942 (2);
Quartiermeister: KTB mit Anlagen, Mai 1941 bis Dez. 1942
(3);
Leitender
Kriegsgefangenen-Bezirkskommandant: KTB, Juni 1941 bis März 1942
(2);
Militärverwaltung: Abschlussberichte
(2);
-Befehlshaber des rückwärtigen
Heeresgebietes 101 / Befehlshaber des rückwärtigen
-Heeresgebietes Nord /Kommandierender General der
Sicherungstruppen und Befehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet
Nord:
Stammtafeln (1 Band);
Abteilung I a: KTB mit Anlagen, Juni 1941 bis
1944 (18);
Abteilung I c: Geheimsachen,
1941 bis 1942 (3);
Abteilung II a:
Kriegsranglisten, 1941 du 1942 (2);
Quartiermeister: KTB mit Anlagen, TB der Abteilungen, 1941
bis 1942 (21);
- Befehlshaber
rückwärtiges Heeresgebiet E:
Abteilung I
a: Sammelakte, 1943 bis 1945 (1);
Erschließungszustand:
Findbuch
Zitierweise: BArch RH
22/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch RH 22
- Extent
-
408 Aufbewahrungseinheiten; 8,2 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Reichsheer und Heer >> Befehlshaber und Kommandanturen
- Related materials
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: RH 2 Generalstab des Heeres
RH 3 Generalquartiermeister
RH 23 Kommandanten der rückwärtigen Armeegebiete (Korück)
RH 26 (insbesondere 52., 201., 202., 203., 207., 213., 221., 281., 285., 286., 325., 403., 444., 445. Sicherungs-Divisionen)
RH 34 Kommandanturen
RH 36 Kommandanturen
RW 31 Wehrwirtschaftsstab Ost
RW 41 Territoriale Befehlshaber in der Sowjetunion
N 152 Nachlass Roques, Karl v. (Befehlshaber rückw. Heeresgebiet Nord)
N 153 Nachlass Roques, Franz v. (Befehlshaber rückw. Heeresgebiet Süd)
R 6 Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (Bundesarchiv, Abteilung R)
R 58 Reichssicherheitshauptamt, hier insb. Ereignismeldungen UdSSR (Bundesarchiv, Abteilung R)
Amtliche Druckschriften: RHD 72 (nur 2 AE)
Literatur: Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va., Washington 1958ff., Bde. 38 u. 57
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Friedrich, Jörg: Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heere in Rußland 1941-1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht. München 1993
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Struve, Kai: Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt. Der Sommer 1941 in der Westukraine. Berlin 2015.
- Provenance
-
Befehlshaber rückwärtiger Heeresgebiete, 1941-1945
- Date of creation of holding
-
1941-1945
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Befehlshaber rückwärtiger Heeresgebiete, 1941-1945
Time of origin
- 1941-1945