Bestand
Einzelakten der Fürstbischöfe bis 1808 (Bestand)
Mit dem im 8. Jahrhundert gegründeten Bistum Würzburg war seit dem 11. Jahrhundert auch eine Landesherrschaft, das Hochstift, verbunden und dessen Bischöfe waren zugleich Fürsten des Heiligen Römischen Reichs. Durch die so genannte Säkularisation von 1802/03 hörte das Hochstift Würzburg auf zu existieren und wurde dem Kurfürstentum Bayern als Entschädigung für seine durch Frankreich annektierten linksrheinischen Gebiete zugeschlagen. Die Überlieferung des Hochstifts mit allen seinen Behörden und Institutionen sowie die des Domkapitels, der Stifte und Klöster ging im Zuge der Säkularisation in das Eigentum des Kurfürstentums über und wird heute, soweit erhalten, im Staatsarchiv Würzburg verwahrt. Die Überlieferung der geistlichen Verwaltung des alten Bistums und des bischöflichen Archivs verblieb hingegen weitgehend in kirchlichem Eigentum und wird heute in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg aufbewahrt.
1. Behördengeschichte
Bei dem vorliegenden Bestand handelt es sich um keinen durch die fürstliche Kanzlei bzw. geistliche Verwaltung des alten Hochstifts und Bistums Würzburg oder die Verwaltung der nachfolgenden Sedisvakanzzeit des Bistums (1808–1821) kontinuierlich gebildeten und überlieferten Urkunden- und Aktenbestand. Wie unterschiedlichste Ablage- und Registratursignaturen belegen, wurde der Bestand vielmehr entweder im Laufe des 19. Jahrhunderts oder nach 1945 als Sammlung von Einzelschriftstücken zu den jeweiligen Fürstbischöfen, nach dem Pertinenzprinzip also, zusammengestellt.
2. Überlieferung
Die im vorliegenden Bestand verwahrte Überlieferung umfasst insgesamt 116 Verzeichnungseinheiten in zwei Archivkartons (0,3 lfd. Meter). Das älteste Schriftstück ist ein Notariatsinstrument zur Wahl des Konrad von Thüngen zum Bischof von Würzburg (reg. 1519–1540) (Nr. 1) aus dem Jahr 1519. Das jüngste Dokument stammt von 1808 und ist eine Ordnung der Trauerfeier für den in diesem Jahr verstorbenen letzten Würzburger Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach (reg. 1795–1802/08) (Nr. 116). Die Überlieferung beinhaltet inhaltlich zum überwiegenden Teil kirchliche Angelegenheiten, die das geistliche Amt der Fürstbischöfe betreffen. Hier sind beispielhaft folgende Betreffe zu nennen: Anordnungen zu Andachten und Prozessionen, Korrespondenzen mit Gelehrten und Theologen, Anordnungen für den Bistumsklerus, eine Geschäftsordnung für die Geistliche Regierung, Vollmachten des Generalvikars und Übertragung der Gebeine des heiligen Bruno. Zu bedenken bleibt allerdings, dass viele Unterlagen zu geistlichen Angelegenheiten und gerade solche zur Zeit der katholischen Reform und Rekatholisierung auch weltliche Themen berühren und somit die Funktion der Fürstbischöfe als weltliche Herrscher betreffen. Hier sind etwa Unterlagen im Zusammenhang der Ausweisung von Protestanten, des Heimfalls der Würzburger Lehen/Pfarreien der Grafschaft Wertheim oder der Restituierung lutherischer Pfarreien aufzuführen. Die Überlieferung beinhaltet aber auch rein profane Betreffe.
3. Bestandsbearbeitung
Im Jahr 1988 wurde ein erstes Bestandsrepertorium mit dem Titel „Bischöfe von Würzburg“ angelegt, das bis zur Fertigstellung des vorliegenden Findbuchs in Gebrauch blieb. Der Bestand reichte bis zu seiner jetzigen Neuverzeichnung über die in der heutigen Tektonik des Diözesanarchivs festgelegten „Epochengrenze“ der Neuorganisation des Bistums im Jahr 1821 hinaus und umfasste in insgesamt vier Archivkartons auch die einschlägige Überlieferung des 19. und 20. Jahrhunderts bis Bischof Matthias Ehrenfried (reg. 1924–1948). Die 1988 angelegte Bestandsklassifikation orientierte sich an der damals vorgefundenen Form nach den Regierungszeiten der jeweiligen Fürstbischöfe (bis 1802/08) bzw. Bischöfe (bis 1948).
Von Mai bis Oktober 2019 erfolgte im Zuge des Projekts zur digitalen Bereitstellung archivischer Findmittel im Archivportal-D die Neuerschließung, die nur die Überlieferung des Hochstifts und alten Bistums bis Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach (reg. 1795–1802/08) berücksichtigt. Die Unterlagen zum 19. und 20. Jahrhundert wurden in die Bestände „Bischöfliche Manualakten 1821–1898“, „Bischöfliche Manualakten Ferdinand von Schlör" sowie „Bischöfliche Manualakten Matthias Ehrenfried“ ausgegliedert.
Bei der Neuverzeichnung wurde die chronologische Ordnung nach den jeweiligen Fürstbischöfen zwar beibehalten, die in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts dem Bestand nachträglich hinzugefügten, inhaltlich einschlägigen Dokumente und Druckschriften unterschiedlicher Provenienz wurden jedoch entnommen. Zu nennen sind hier beispielsweise handschriftliche Notizen zur Verehrung des Bischofs Bruno aus dem „Nachlass Theodor Kramer“, zum Pallium der Bischöfe von Würzburg aus dem Bestand „Bischöfliche Manualakten Matthias Ehrenfried“, durch Kanzleivermerk nachweislich aus der Registratur der Geistlichen Regierung bzw. des Domkapitels stammende Unterlagen sowie gedruckte Leichenpredigten und Gedenkschriften für verstorbene Würzburger Fürstbischöfe. Für die genannten Druckschriften wurde ein eigener Bestand „Leichenpredigten der Fürstbischöfe bis 1808“ gebildet (Findbuch Bischöfe von Würzburg, Alt-Signaturen 3.1, 4.2, 4.3, 7.2, 8.5.9, 8.6.17, 10.8, 11.5, 12.5, 15.3, 16.10, 17.9, 18.4, 19.12, 20.1, 20.17, 21.3, 22,4, 23.10). Gleichzeitig wurden die Einzelarchivalien bei der Neuverzeichnung nun als fortlaufende Verzeichnungseinheiten durchnummeriert und in neue Archivmappen verpackt.
4. Benutzung
Der Bestand ist uneingeschränkt zugänglich.
5. Sachverwandte Bestände
- Leichenpredigten der Fürstbischöfe bis 1808
- Protokolle der Geistlichen Regierung 1778–1803
- Sammlung Mandate und amtliche Rundschreiben
6. Zitierempfehlung
Diözesanarchiv Würzburg (DAW), Einzelakten der Fürstbischöfe bis 1808, Nr. ...
7. Literatur (in Auswahl)
- Winfried Romberg, Die Würzburger Bischöfe von 1617 bis 1684 (Germania Sacra, 3. Folge 4: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Das Bistum Würzburg 7), Berlin, New York 2011.
- Winfried Romberg, Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746 (Germania Sacra, 3. Folge 8: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Das Bistum Würzburg 8), Berlin, New York 2014.
- Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Teil 3: Die Bischofsreihe von 1455 bis 1617 (Germania Sacra, Neue Folge 13: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz), Berlin, New York 1978.
Stand: Dezember 2021
- Bestandssignatur
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Diözesanarchiv Würzburg, Einzelakten der Fürstbischöfe bis 1808
- Kontext
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Diözesanarchiv Würzburg (Archivtektonik) >> 01. Bistum Würzburg bis 1821 >> 01.01 Bischöfe, Weihbischöfe
- Bestandslaufzeit
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1519–1808
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
28.09.2023, 11:31 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1519–1808