Bestand

Nachlass Dr. Emil Belzer, Regierungspräsident (1860-1930) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Zur Biographie Emil Belzers
Emil Belzer wurde am 18. März 1860 als ältestes von vier Kindern des Baumeisters Bernhard Belzer und der Barbara Belzer geb. Zabler in Baden-Baden geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Baden-Baden legte er in Freiburg das Abitur ab und diente anschließend ein Jahr als Freiwilliger im Infanterieregiment Nr. 113. Ab Herbst 1880 begann Belzer ein Studium der Rechtswissenschaft, das er nach Stationen in München und Berlin 1883 in Jena mit der Promotion abschloss. 1884 folgte der Eintritt in den preußischen Justizdienst. Den größten Teil des Referendariats absolvierte er in Hessen. Ab 1889 folgten in Hessen zunächst Aushilfstätigkeiten als Richter, ehe Belzer 1892 als Amtsrichter nach Haigerloch versetzt wurde. 1894 folgte die dauerhafte Versetzung an das Amtsgericht Sigmaringen.
Im Januar 1898 heiratete der aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Emil Belzer die Sigmaringer Hotelierstochter Emilie Batsch, deren Familie das "Deutsche Haus" am Leopoldsplatz besaß. Die Familie Belzer ließ sich 1904 in einer neu erbauten Villa in der Josefinenstraße nieder, 1898, 1902 und 1905 kamen die Kinder Bernhard, Elisabeth und Berta zur Welt.
Neben seiner Tätigkeit als Richter gelang Emil Belzer eine erfolgreiche, zunächst nebenamtliche politische Laufbahn. Sie begann 1899 mit der Wahl in den Landesausschuss sowie ein Jahr später in den Hohenzollernschen Kommunallandtag. Ab 1902 und bis 1918 fungierte er als dessen stellvertretender Vorsitzender. Im Zuge der revolutionären Umbrüche am Ende des Ersten Weltkriegs übernahm Belzer am 18. November 1918 den kommissarischen Vorsitz des Landesausschusses und des Landeskommunalverbands. Ab Ende April 1919 fungierte er regulär als Vorsitzender des Kommunallandtags und des Landesausschusses. Mit der Ernennung zum Regierungspräsidenten in Sigmaringen Anfang Oktober desselben Jahres legte er diese beiden Ämter nieder und wechselte hauptamtlich in den Verwaltungsdienst. In seiner Funktion als Regierungspräsident wurde Belzer schließlich am 1. April 1926 pensioniert.
Bei der politischen Betätigung innerhalb Hohenzollerns blieb es nicht. Zwischen 1906 und 1913 vertrat Belzer Hohenzollern als Zentrumsabgeordneter im Abgeordnetenhaus, der zweiten Kammer des preußischen Landtags. Darüber hinaus hatte er (nach einem vergeblichen Anlauf 1903) zwischen 1906 und 1918 ein Reichstagsmandat inne. Neben der Tätigkeit als Abgeordneter der Zentrumspartei fungierte Belzer dort zeitweise als Vorsitzender des Petitionsausschusses sowie als Schriftführer. 1919 nahm Belzer in Berlin im Rahmen der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung an der Ausarbeitung der neuen preußischen Verfassung teil. Er sicherte dem kleinen und gering bevölkerten Hohenzollern einen Sitz im Staatsrat, den er selbst bis zu seinem Tod innehatte.
Emil Belzer verstarb am 18. September 1930. Sein Grabstein befindet sich auf dem Hedinger Friedhof in Sigmaringen.
Inhalt und Geschichte des Bestands
Der vorliegende Bestand wurde im Jahr 2009 von Emil Belzers Enkel Bernhard Weishaar in zwei Teilablieferungen an das Staatsarchiv Sigmaringen übergeben. Die Unterlagen ergänzen den unter der Signatur N 1/86 T 1 verzeichneten Teilnachlass Belzers, den Bernhard Weishaar dem Staatsarchiv bereits 2006 hat zukommen lassen. Der vorliegende Bestand besteht überwiegend aus Fotografien und gedrucktem Sammlungsschriftgut. Darüber hinaus sind in geringem Umfang Briefe und handschriftliche Unterlagen vorhanden.
Fotografien
Einen besonders wertvollen Teil des Nachlasses bilden die zahlreichen Fotografien. Es handelt sich um schwarz-weiß-Abzüge auf Papier in unterschiedlichen Formaten. Diese wurden bis auf wenige Ausnahmen auf Karton aufgezogen, auf welchem in vielen Fällen die beteiligten Fotoateliers angegeben sind. Mit Ausnahme der letzten Lebensphase decken die Fotografien alle Lebensabschnitte Belzers ab. Besonderen Umfang nehmen die im Verlauf seiner Zeit in Sigmaringen entstandenen Fotografien ein. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um Porträtaufnahmen, die auf den einzelnen Lebensstationen Belzers in verschiedenen Fotoateliers angefertigt wurden. Neben Einzelaufnahmen Emil Belzers sind zudem zahlreiche Fotografien seiner Gemahlin sowie Aufnahmen der Familie vorhanden. Einige Aufnahmen zeigen Emilie Belzer auch vor dem Haus der Familie in der Sigmaringer Josefinenstraße. Abgerundet wird der Bestand durch einige Gruppenbilder. Hervorzuheben sind hierbei Aufnahmen, welche die Sigmaringer Fasnacht dokumentieren.
Aus fotogeschichtlichem Blickwinkel bietet der Bestand vielfältige Beispiele für die in den Jahrzehnten um 1900 übliche Porträtfotografie. Dies betrifft das Arrangement der Personen und deren Kleidung bis hin zur Verwendung von Accessoires und Hintergrundkulissen. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang zudem auf die drei im Bestand enthaltenen Ferrotypien (Nrr. 34, 38, 52). Alle drei sind in teils aufwändigen Aufklappkarten überliefert, die einerseits dem Schutz der Metallplatten dienten, den Bildern aber andererseits auch eine repräsentative Aufmachung boten.
Sammlung
Den zweiten Hauptbestandteil des Teilnachlasses bilden die überwiegend gedruckten Sammlungsunterlagen. Sie stammen meist aus den Jahren nach 1890. Hierbei handelt es sich zum größeren Teil um Einladungs- und Menukarten. Belzers Einladung zu den jeweiligen Anlässen ergab sich vornehmlich aus seiner Funktion als Abgeordneter, im Sigmaringer Kontext aber auch als Mitglied der gesellschaftlichen Elite. Ein kleinerer Teil der Unterlagen bezieht sich zudem auf den privaten Bereich. Neben einigen Stücken über Verlobung und Hochzeit Belzers bietet der Bestand Schlaglichter auf persönliche Angelegenheiten des Amtsrichters und Politikers.
Bearbeiterbericht
Der vorliegende Bestand gelangte in einer einheitlichen Vorordnung an das Staatsarchiv Sigmaringen. Die Stücke waren allesamt in Fotoecken auf dünne Kartons aufgezogen. Zudem hat Bernhard Weishaar den größeren Teil der Unterlagen mit Einzelbeschriftungen beziehungsweise Kommentierungen versehen. Die direkt bei den jeweiligen Stücken aufgeklebten maschinenschriftlichen Texte ersetzten eine bereits zuvor angebrachte Bleistiftbetextung.
Die Verzeichnung der Unterlagen erfolgte im Oktober 2011 durch ein von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanziertes Erschließungsprojekt. Im Zuge der Verzeichnung des Teilbestands wurde die vorgefundene Ordnung der Unterlagen nicht beibehalten. In einem ersten Schritt erfolgte die Separierung der Fotos von den übrigen Unterlagen. Aus den Fotos wurde anschließend eine eigene Serie formiert. Alle anderen Stücke erhielten eine nach Sachbetreffen gegliederte Ordnung. Wo dies nicht möglich war, wurden die entsprechenden Unterlagen einzeln verzeichnet. Aufgrund der bereits deutlich erkennbaren Verbräunung der Kartons war die Auflösung der vorgefundenen Ordnung auch aus Gründen der Bestandserhaltung geboten. Da aber auch die ursprüngliche Betextung des Teilbestands und die Zusammenstellung der Unterlagen als archivwürdig anzusehen war, wurde der ursprüngliche Zustand durch Anfertigung von Kopien dokumentiert. Diese befinden sich unter der Bestellnummer 78 im vorliegenden Bestand.
Soweit ersichtlich, wurden bei der Verzeichnung der Fotos auch der jeweilige Fotograf beziehungsweise das Fotoatelier mit aufgenommen. Für die Identifizierung der abgebildeten Personen sowie die zeitliche Einordnung der Fotos konnte in einigen Fällen auf die vorhandenen zeitgenössischen Datierungen und Widmungen zurückgegriffen werden. Waren solche nicht vorhanden, boten sich meist aus der von Bern hard Weishaar erstellten Betextung Anhaltspunkte.
Der Bestand umfasst nun 79 Verzeichnungseinheiten mit 0,1 lfd.m. Die Unterlagen sind unter der Signatur N 1/86 T 2 Nr. ... zu bestellen.
Sigmaringen im Oktober 2011
Andreas Neuburger

Reference number of holding
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, N 1/86 T 2
Extent
80 Einheiten (0,2 lfd.m)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Nachlässe, Partei-, Vereins- und Verbandsarchive >> Nachlässe >> Nachlass Dr. Emil Belzer, Regierungspräsident (1860-1930)
Related materials
Korrespondierende Akten und Bestände
N 1/86 T 1: Nachlass Dr. Emil Belzer (1860-1930)
Ho 235: Preußische Regierung
Ho 235 T 3 Nrr. 611-617: Personalakten Emil Belzer
Wü 13 T 2 Nr. 1940/027: Spruchkammer Sigmaringen: Belzer Emilie
Wü 13 T 2 Nr. 1940/028: Spruchkammer Sigmaringen: Belzer, Emil
Wü 42 T 9 Nr. 41: Landesversorgung: Belzer, Emilie
Literatur
Kallenberg, Fritz: Die Staatsautorität der Republik. Der preußische Regierungspräsident, der Fürst von Hohenzollern und die Stadt Sigmaringen 1919-1933, in: Melville, Ralph (u.a.) (Hg.): Deutschland und Europa in der Neuzeit. Festschrift für Karl Otmar Freiherr von Aretin zum 65. Geburtstag, Stuttgart 1988, S. 751-779.
Mühlebach, Josef: Der Landeskommunalverband der Hohenzollerischen Lande. Geschichtliche Entwicklung, Rechtsgrundlagen und Aufgabengebiete, in: Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 10 (1972).
Ders.: Die preußischen Regierungspräsidenten in Hohenzollern, in: Hohenzollerische Heimat 27 (1977), S. 9-13.
Regierungspräsident i.R. Dr. Belzer +, in: Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 225 (1930).
Weishaar, Bernhard: Mein Großvater Emil Belzer. Sein Leben und seine Vorfahren, o.O. 2000.

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03.04.2025, 8:37 AM CEST

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