Architektur

Stadtbefestigung-Turm an Stettener Straße-Ansicht von Westen mit Bossierung und Schießscharten

Gelegen an einem wichtigen Handelsweg (Oberschwaben-Konstanz-Rätien) reicht die Gründung einer ersten, befestigten Niederlassung wohl in die merowingische Zeit zurück. Belegt ist seit dem 11. Jahrhundert eine Burg in Königlichen Besitz, die als Lehen ausgegeben wurde. Bald erlangten die Bischöfe von Konstanz die Herrschaft und „ver-lehnten“ ihrerseits Burg und Siedlung. Mehrere Urkunden aus dem 12. Jahrhundert belegen dies. Nach dem Aussterben der Lehensträger, der Grafen von Rohrdorf, verwalteten die Konstanzer Bischöfe selbst (von 1211 bis 1802). Einen glücklosen gast hatten Burg und Stadt im 13. Jahrhundert: Der letzte Stauferkönig Konradin, in Neapel schließlich 1268 hingerichtet, verbrachte vorher einige Jahre in der Burg Meersburg seines Onkels, des Bischofs von Konstanz. Im 13. Jahrhundert kamen Marktrecht, Befestigung und schließlich 1299 unter Bischof Heinrich von Klingenberg auch Stadtrechte hinzu. Interessant ist das Jahr 1344, und zwar in der Hinsicht, dass bei der Wahl eines neuen Bischofs in Konstanz das Domkapitel und der Kaiser (er hatte Mitspracherecht) diesmal unterschiedlicher Ansicht waren. Diese Episode geht als Bischofsfehde in die Geschichte ein Der Kaiser, Ludwig der Bayer, „mobilisierte“ ein Reichsheer, welches auch Meersburg zwecks Einnahme belagerte, um „Druck“ auf das Domkapitel zu machen. Obwohl die Kaiserliche Meersburg auch mit Geschützen beschossen, konnten sie die Stadt nicht einnehmen! Die Streitigkeiten zwischen der Bürgerschaft von Meersburg und ihrem Herrn, dem Konstanzer Bischof, gipfelten 1458 mit einem bewaffneten Aufstand der Bürger, welche auch die Meersburg einnahmen. Der Gegenschlag des Bischofes folgte umgehend und er konnte Stadt und Burg rückerobern. Den „Rädelsführer“ der Bürger, den Bürgermeister Simon Weinzürn, ließ der Bischof ohne Prozess, 1461 im Bodensee ertränken! Das Amt des Bürgermeisters wurde daraufhin abgeschafft, der auf der Meersburg regierende Bischöfliche Vogt kontrollierte nun auch die Bürgerschaft direkt. AB dem frühen 16. Jh. wurde die Unterstadt am See ausgebaut; mit erweitertem Hafen und Speichergebäuden. Indes kam eine „Retourkutsche“ für den Bischof in Konstanz bald in der Form, dass dieser samt seinem „Hof“ 1526 nach Meersburg übersiedelte, da sich Konstanz der Reformation angeschlossen hatte. Die Bürger der freien Reichsstadt behaupteten sich gegen ihren Bischof – zunächst – aber 1527 gewann der Bischof erneut die Oberhand und trieb den Protestantismus bis 1546 schließlich ganz aus – residierte aber weiterhin in Meersburg, da er diese Stadt fest in der Hand hatte. Die Pest suchte Meersburg im 16./17. Jh. ebenfalls heim, und im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) wurde Meersburg von den Schweden wie auch den Württembergern „heimgesucht“. 1750 wurde das „Neue Schloß“ als Residenz des Konstanzer Bischofs fertiggestellt und diente ihm bis zur Auflösung des Hochstifts im Jahre 1803 als Residenz. Dank anhaltender und liebevoller Restaurierung bietet Meersburg heute einen sehr sehenswerten Prospekt dar, die Häuser der Unter- und Oberstadt bilden zusammen mit Resten der Stadtbefestigung und der beherrschenden „Meersburg“ den Charakter der Stadt.

Dieter-Robert Pietschmann | Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Meersburg
Sammlung
Städte und Dörfer

Ereignis
Herstellung
(wann)
16 Jh
(Beschreibung)
Renaissance (auf frühgotischer Grundlage 13 Jh)

Letzte Aktualisierung
05.03.2025, 16:25 MEZ

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Objekttyp

  • Architektur

Entstanden

  • 16 Jh

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