Forschungsbericht | Research report
Montenegro - 'Modell balkanischen Lebens'? Zur jüngsten Eskalation des Konflikts Belgrad - Podgorica
'Montenegro hat seine 1992 vollzogene Anbindung an Serbien längst bereut, und dazu haben die NATO-Bomben, die von März bis Juni 1999 auch auf montenegrinisches Territorium fielen, nicht einmal den Ausschlag gegeben. Die junge Führung des Landes um Präsident Milo Dukanovic erkannte Jahre früher, daß die Föderation mit Serbien eine 'Fassade' ist, die den Umstand verdeckte, daß Montenegro nicht den geringsten Einfluß auf Wirtschafts-, Außen-, Fiskal-, Militärpolitik etc. hatte, die von der Milosevic-Führung konzipiert wurde und von Montenegro mit allen Konsequenzen mitgetragen werden mußte. Montenegros Bemühungen, einen gleichwertigen Status im Bundesstaat zu erlangen, fanden keine Reaktion in Belgrad. Darum hat Podgorica immer wieder und im Sommer 2000 vermehrt mit einem Referendum gedroht, das über eine etwaige Unabhängigkeitserklärung der kleinen Adria-Republik entscheiden sollte. Dem widersetzte sich bislang die Internationale Gemeinschaft, die inzwischen den Wert Montenegros als systemare Alternative zu Milosevics Serbien erkannt hatte und darum ein Interesse zeigte, Montenegro bei Serbien zu lassen - als Störfaktor, als europäischen 'Brückenkopf', als attraktives Gegenbeispiel zur Belgrader Politik, als Modell für eine friedliche Zukunft der Region (oder anderes, ein eindeutige westliche Konzeption scheint nicht vorzuliegen). Soweit diese Rolle Sicherheit und wirtschaftliche Hilfe verheißt, wird sie von Montenegro nicht ungern gespielt; da jedoch der zukünftige Status des Landes dabei unerwähnt bleibt, hat Montenegro seit Jahresbeginn 2000 die multilaterale Initiative ergriffen, sein Verhältnis zu Serbien einer wie auch immer gearteten Klärung zuzutreiben und gleichzeitig von der Internationalen Gemeinschaft Unterstützung und Garantien zu verlangen, die ihm für die absehbare Zukunft eine Sonderrolle im zentralen Balkan gewährleisteten. Die innen-, außen- und kirchenpolitischen Aspekte dieser neuen montenegrinischen Linie untersucht die vorliegende Darstellung, die auf der Basis allgemein zugänglicher Quellen erstellt wurde und an frühere Arbeiten des Autors anknüpft.' (Textauszug)
- Alternative title
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Montenegro - a Balkan model? On the latest escalation in the Belgrade-Podgorica conflict
- Extent
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Seite(n): 27
- Language
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Deutsch
- Notes
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Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet
- Bibliographic citation
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Berichte / BIOst (18-2000)
- Subject
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Politikwissenschaft
Friedens- und Konfliktforschung, Sicherheitspolitik
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Serbien
orthodoxe Kirche
politische Unabhängigkeit
Innenpolitik
postsozialistisches Land
politische Strategie
Separatismus
Kirchenpolitik
Entwicklungsland
Außenpolitik
nationale Identität
Bundesrepublik Jugoslawien
politischer Konflikt
deskriptive Studie
- Event
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Geistige Schöpfung
- (who)
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Oschlies, Wolf
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
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Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien
- (where)
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Deutschland, Köln
- (when)
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2000
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-41586
- Rights
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Last update
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21.06.2024, 4:26 PM CEST
Data provider
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Forschungsbericht
Associated
- Oschlies, Wolf
- Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien
Time of origin
- 2000